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Die Geheimnisse des Islam

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Der Islam und das ursprüngliche Kalifat waren über lange Zeiträume hinweg den abendländischen Reichen griechisch-römischer Tradition frappierend ähnlich und nutzten allerhand römische Einflüsse. Deshalb kann der Islam uns in der Zukunft durchaus auch wieder ähnlicher werden. Genauso müssen wir uns daran erinnern, dass das griechische und das römische Imperium den älteren östlichen Zivilisationen von Mesopotamien viel zu verdanken haben. Die Supermächte wissen das sehr genau und setzen alles daran, um eine starre, künstliche Trennung und Spannungen aufrechtzuerhalten zwischen den Menschen der abendländischen Kultur und den Muslimen aus dem Raum des ehemaligen Mesopotamiens.

Es gibt zwar seit dem Untergang des türkisch-ottomanischen Kalifats zu Beginn des 20. Jahrhunderts zwar keine unabhängige muslimische Supermacht mehr, aber es gibt rund 1,7 Milliarden Muslime auf der Welt und es ist zudem eine der am schnellsten wachsenden Religionen. In seiner typischen Form ist er zu starr und zu fixiert auf den Propheten Mohammed und die gängigen Erzählungen zu seinem Leben (insbesondere der mysteriöse Wandel von Toleranz zum Absolutismus), um eine neue Supermacht hervorzubringen und diese modern und konkurrenzfähig genug zu gestalten.

Eine wissenschaftliche Erforschung des Islam, inklusive der so wichtigen geheimdienstlichen Ebene vor und während seiner Entstehungs- und Ausbreitungsphase, muss konstruktiv und nicht destruktiv vorgenommen werden. Den Islam einfach zu attackieren, vor allem auf die üblichen Arten und Weisen, bestätigt in den Augen der Muslime den klassischen Islam in der traditionellen Form, und nützt letztendlich den islamischen Fanatikern und den Supermächten, die den Islam genauso infiltriert haben wie auch andere Religionen.  

Das britische Imperium analysierte exakt die Verwundbarkeiten des ottomanischen Kalifats, insbesondere die altmodische Verwaltung und die Weigerung von lokalen Autoritäten, den Islam und die Gesellschaft zu modernisieren. Mit Hilfe von Freimaurerlogen, die die alten Mysterien aufbereiteten und auf das türkisch-muslimische Zielpublikum ausrichteten, schufen die Briten die Geheimstruktur für die sogenannte Jungtürken-Bewegung, um das Kalifat zu infiltrieren und zu stürzen. Gleichzeitig hatten die Briten bestimmte arabische Stämme aufgebaut um jene als neue Führung über den Islam zu präsentieren. Britannien und Russland taten ihr Äußerstes, um möglichst viel geheimdienstliche Kontrolle über die verschiedenen neuen islamischen Länder zu wahren und den traditionellen Islam möglichst intakt zu halten, damit keine unabhängige und moderne islamische Supermacht (i.e. ein neues Kalifat) entstehen kann.

Die Islam-Kritik, die sich verbreitet hat in der westlichen Bevölkerung, aber auch teilweise im Militär, bei der Polizei und den Geheimdiensten, ist immer auf die gleiche, ganz bestimmte Art und Weise konstruiert, die den Dauerkonflikt mit dem Islam verlängert und intensiviert, und zudem keinen Raum lässt für eine Weiterentwicklung der islamischen Welt. Die strikte Trennung, die dabei zwischen der abendländischen, griechisch-römischen Tradition einerseits und der orientalischen Welt mesopotamischer Tradition andererseits vorgenommen wird, ergibt keinen Sinn. Das oströmische Byzanz war ein gewichtiger Einfluss auf das islamische Kalifat und sowohl die Griechen als auch die Römer verdanken umgekehrt einiges den antiken mesopotamischen Staaten.   

Die Quellen des Islam

Das islamische Kalifat, das sich zunächst auf die arabische Halbinsel ausdehnte und dann weit darüber hinaus, war ein hochkomplexes Unterfangen und Imperium, das alle möglichen Techniken und Technologien aus unterschiedlichsten Quellen in sich aufnahm; ähnlich wie es die Makedonier getan hatten unter Alexander dem Großen oder die Römer in ihrer Frühphase. Auch wenn die islamische Welt in den letzten Jahrhunderten stagnierte und insbesondere Länder wie Afghanistan sehr rückständig sind und der „Islamische Staat“ im irakisch-syrischen Raum wütete, ist es völlig verkehrt, das Aufkommen des Islams und das Kalifat im 7. Jahrhundert als primitive Barbarenhorde zu betrachten. Alle möglichen Länder und Reiche wurden in der Geschichte schon propagandistisch als barbarisch und primitiv bezeichnet; beispielsweise beschrieben die Griechen ihren Erzfeind, die Perser, auf diese Weise, obwohl neuere Forschung ein völlig anderes Bild von Persien zeichnet.

Der Islam in seiner gemeinhin überlieferten und praktizierten Form fußt auf dem relativ kurz gefassten Koran, auf den weitaus ausführlicheren Erzählungen über das Leben und Handeln des Propheten Mohammed (die sogenannten Hadithe) sowie auf Kommentaren und Rechtsgutachten von Gelehrten, die auf der Grundlage der alten Texte beurteilen müssen, was heute erlaubt ist und was nicht. Der Koran gilt als absolut göttlichen Ursprungs, als unveränderbar durch den Menschen und soll in seiner Urform bereits vor der Schöpfung der Welt im Himmel existiert haben. Der Prophet Mohammed habe ihn lediglich empfangen.  

Diese Begrenzung und der Dogmatismus mögen zeitweise gewisse Vorteile mit sich gebracht haben, aber eben auch gravierende Nachteile. Nimmt man eine wissenschaftliche-kritische Untersuchung des Islams vor und bezieht das Umfeld und die geheimdienstliche Sphäre mit ein, ergibt sich eine wesentlich breitere Basis und ein wesentlich breiteres Spektrum.

Der Islam beinhaltet eine Reihe an älteren Strömungen und Ideen; ein Sachverhalt, der in ähnlicher Form beim Judentum zu beobachten ist, beim Christentum und einer Bandbreite an weiteren Religionen. So zirkulierten vorher schon verschiedene Varianten des Begriffs Allah für den „einen Gott“ der über allen anderen steht. Die Kaaba von Mekka existierte bereits vor dem Islam neben mehreren anderen Kaabas in anderen Städten und es wurden hunderte verschiedene Götzenstatuen darin bewahrt in der Phase des Polytheismus.

Mohammeds Mutter hatte Verbindungen zu dem Stamm der Kindah, deren Monarchie bereits versucht hatte, die zentralarabischen Stämme zu vereinen. Der arabische Dichter Imru‘ al-Qais aus dem 6. Jahrhundert, ein großer Einfluss auf die vorislamische und spätere islamische Sprache und Kultur, war Prinz aus der Kindah-Monarchie. Auch die Familie Osama bin Ladens führt ihre Herkunft auf die Kindah zurück, die Mitte des 7. Jahrhunderts zum Islam konvertierten und eine entscheidende Rolle spielten bei den militärischen Eroberungen und Ausbreitungen. Die Kindah waren dem byzantinischen Reich (der Nachfolger von Ost-Rom) spätestens Mitte des sechsten Jahrhunderts bekannt und werden vom byzantinischen Botschafter Nonnosos erwähnt. Später verloren die Byzantiner eine Menge an Territorien und auch relevantes Wissen an die Muslime. Die Umayyaden, die eine ganze Kalifen-Dynastie bildeten im islamischen Kalifat, waren ursprünglich sehr stark von Byzanz beeinflusst gewesen. Die Quraisch unterhielten strategische Beziehungen zu Byzanz und laut islamischen Quellen habe sowohl Mohammeds Großvater als auch ein Cousin von Mohammeds erster Frau ein Abkommen geschlossen mit dem byzantinischen Kaiser. Arabische Christen, die zeitweise mit Byzanz kooperierten (sogenannte confoederati), verbündeten sich mit muslimischen arabischen Stämmen.

Als das persische Sassaniden-Reich unter Kontrolle der Muslime geriet, konvertierte der sassanidische Adel zum Islam, brachte seine Kenntnisse ein und übernahm wichtige Funktionen. Die gewöhnliche Forschung kann oder will nicht vollständig beantworten, wie arabische Stämme es fertigbrachten, ein Kalifat aufzubauen, das letztendlich auf rund 13 Millionen Quadratkilometer anwuchs. Es wird immer wieder erwähnt, dass der Islam als Einheitsreligion geeigneter war für Imperialismus als der alte Polytheismus, und dass Byzanz und das Sassaniden-Reich sich gegenseitig in langwierigen Kriegen zu sehr geschwächt hatten und der neue Islam dieses Machtvakuum anscheinend geschickt ausnutzte. Diese Antworten sind aber viel zu dünn und ignorieren die geheimdienstliche Ebene, das Vorhandensein von Experten und Beratern, die ihre Dienste und ihr Wissen verkauften, sowie die Rolle der Mysterien-Kulte. Es ist bekannt, dass sowohl die Byzantiner als auch die Sassaniden vor der Ära des Islams rege Beziehungen unterhielten zu den arabischen Stämmen.

Es ist nicht vorstellbar, dass die Araber, Byzantiner und Sassaniden darauf verzichteten, im großen Stil geheimdienstlichen Techniken zum Einsatz zu bringen gegeneinander. Das Anwerben von Informanten und das Etablieren von Spionageringen konnte die Schwachpunkte des Gegners enthüllen, diente aber auch der Beschaffung von relevantem (und geheimem) Wissen über militärische und anderweitige Themen. Man konnte auch gezielt Experten des Gegners abwerben als Überläufer, es bestand die Möglichkeit, dass Selbstanbieter auftauchten, man konnte Desinformation verbreiten usw. In Großreichen wie Byzanz oder den Sassaniden gab es zwangsläufig unzufriedene Experten, die zu kurz kamen, Intrigen zum Opfer fielen und vielleicht auch Rachegelüste hegten. Solche Männer konnten die Araber gut gebrauchen.

Anstatt die Geschichte dahingehend geheimdienstlich zu betrachten und zu erforschen, sprechen Historiker lieber darüber, dass Byzanz und die Sassaniden zusätzlich geschwächt waren durch die „Justinianische Pest“, ein Ausbruch der viele Tote verursachte, wobei aber die gängigen Quellen das Ausmaß gewaltig übertreiben und auch Araber teilweise von der Seuche betroffen waren.

Nach Mohammeds Tod folgte dessen Schwiegervater Abu Bakr als Kalif, der die Ridda-Kriege führte und zurückgreifen konnte auf Technik und Techniken aus der römischen Sphäre, der persischen Sphäre, der christlich-arabischen Sphäre, der syrischen, jemenitischen und insbesondere der türkisch-khazarischen Sphäre. Die erste richtige muslimische Seeflotte, die sogar mit der ost-römischen mithalten konnte, wurde von Jemeniten, Irakern und Iranern gebaut; die meisten Seemänner waren Jemeniten. Es drängt sich der Vergleich geradezu auf mit dem Aufstieg Makedoniens unter Alexander dem Großen und dessen Vater, von einem wenig beachteten Hinterland zur Führungsmacht über den ganzen griechischen Raum und dann zu einer Supermacht, sowie der Vergleich zu den Römern, die von den Griechen lernten und schließlich die Griechen überflügelten. Je mehr Territorien die Muslime eroberten, umso mehr nahmen sie zusätzliches Wissen auf. Gleichzeitig stieg damit die Gefahr, von Agenten unterschiedlicher Mächte infiltriert zu werden. Zudem fand nicht über Nacht eine massenhafte Islamisierung der unterworfenen Völker und auch keine sofortige Umwälzung der Verwaltung statt, sondern geschah schrittweise. In der Frühzeit gab sich das islamische Kalifat sogar auffällig tolerant gegenüber Nicht-Muslimen und es gab vielfältige Kooperationen. Erst als das Kalifat nennenswerte Niederlagen erlitt und interne Bürgerkriege erlebte, kam es zu neuen Regulierungen, die Nicht-Muslime mehr benachteiligten und die auch anderweitig, etwa durch Kleidungsregeln, die Unterscheidung zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen stärker betonten. Für diese neuen Regeln hatte das Kalifat sich inspirieren lassen von älteren Gesetzeswerken, die die Byzantiner und die Sassaniden verwendet hatten. Man muss fast davon ausgehen, dass das Kalifat sich mit den neuen Regeln auch vermehrt gegen die Infiltration von feindlichen Geheimdiensten schützen wollte.

Vor dem Kalifen Abd al-Malik ibn Marwan, der von 685 bis 705 herrschte, also rund 50 bis 70 Jahre nach dem Tod von Mohammed, gab es keine (!) öffentliche Verwendung von islamischen Symbolen oder Erwähnungen von Mohammed. Archäologen erwarteten, überall im arabischen Raum Münzen und Schriftstücke und Gravuren zu finden mit Mohammeds Namen und mit Koranversen aus der Lebenszeit von Mohammed, aber nichts dergleichen tauchte auf.  

Unter den Kalifen wurden unterschiedliche Versionen des Korans erstellt und zusätzlich enorm viele sogenannte Hadithe aufgeschrieben, Erzählungen, die von damaligen Gefährten Mohammeds zu dessen Lebzeit stammen sollen und islamisches Recht viel umfangreicher bestimmen als der Koran. Unter dem Kalif Abu Bakr, der der Schwiegervater von Mohammed gewesen war, wurden tausende Hadithe präsentiert. Eine Hauptquelle war Bakrs Tochter Aischa, die die dritte und jüngste der zehn Frauen Mohammeds war und angeblich über 2200 solcher Berichte lieferte. Dem Bettler Abu Huraira werden über 5300 Hadithe zugerechnet. Der zweite Kalif Omar nannte seinen Sohn Abdullah als Quelle für 2630 Hadithe. In den gängigen geschichtlichen Überlieferungen, vor allem aus islamischen Quellen, wird berichtet über allerhand Streit und sogar Bürgerkriege. Islam-Kritiker verweisen immerzu darauf, dass die Kalifen je nach Situation und Bedarf einen passenden Hadith präsentierten, der auf Hörensagen von wenigen Personen basiert, und einen viel zu großen Einfluss hatte auf die Entwicklung der islamischen Religion. Die ersten offiziellen Mohammed-Biografien entstanden unter den Kalifen und bezogen sich sehr stark auf die Hadithe. Es ist dementsprechend schwierig, den eigentlichen Mohammed und den Kern der Religion herauszuschälen.

Die gängige Islam-Kritik verweist zwar auf die schwierige Quellenlage und das Fehlen von archäologischen Spuren zu Mohammed, versteift sich dann aber doch krampfhaft auf den Standard-Koran und die gängigen muslimischen Interpretationen von Mohammed, mit deutlichem Fokus auf diejenigen Aspekte und Erzählungen, die Mohammed in ein möglichst negatives Licht rücken.  Gerade die negativen Geschichten werden als besonders glaubwürdig bezeichnet, sodass Mohammed wirkt wie ein Narzisst, Psychopath und Epileptiker, der als Guru und Feldherr barbarische Horden befehligte, um die eigene Geltungssucht zu befriedigen. Diese Methodik, die man in identischer Form bei verschiedensten Autoren der Islamkritik findet, ist nicht schlüssig. Der größere Kontext des hochkomplexen Kalifats mit all den wichtigen beteiligten Personen und Einflüssen sowie die Notwendigkeit, sich gegen Byzanz und die persischen Sassaniden zu behaupten, wird dabei auch noch vernachlässigt. Es geht nur darum, Mohammed (und in einem Aufwasch auch die arabischen Stämme) so exzessiv wie möglich zu beleidigen, wodurch Muslime sich als Folge immer stärker an die gewöhnlichen Mohammed-Überlieferungen mitsamt dem altmodischen islamischen Recht klammern. Genauso wie Muslime zu starr auf Mohammed fixiert sind, so sind auch Islamgegner zu starr auf Mohammed fixiert. Im Rechtsextremismus wird zusätzlich noch eine rassistische Dimension angefügt und das Dogma gepredigt, Menschen aus dem orientalischen Raum seien prinzipiell bzw. auffällig häufig bösartig, primitiv und ewig auf diese Eigenschaften festgelegt. Das berüchtigte „Handbuch der Judenfrage“ aus der Nazi-Zeit, sowie einige weitere ähnliche, auch ältere Werke, zogen bereits einen unsinnigen Trennungsstrich zwischen Abendland und Orient.

Als die ersten Kreuzzüge begannen, war Europa wissenschaftlich und kulturell sogar der muslimischen Welt in manchen Bereichen unterlegen. Wer zu engstirnig ist und wessen Realitätswahrnehmung zu sehr getrübt ist durch Gruppennarzissmus und Psychopathie, der macht Fehler, verpasst den Anschluss und läuft Gefahr, unterzugehen. Auch die Makedonier galten vor ihrer Führungsrolle im griechischen Imperium als rückständig und vernachlässigbar, genauso wie die Römer zu Beginn belächelt wurden. Die Germanen galten in der römischen Propaganda als Barbaren, bis irgendwann beide Seiten verschmolzen und römisch-germanische Reiche Rom beerbten.

Die Einflüsse auf den Koran

Es ist völlig normal, dass Religionen ältere Einflüsse haben und so überrascht es nicht, dass manche Elemente des Korans und das islamischen Rechts bereits vorher existierten. Bücher wie Clair Tisdalls “The Sources of Islam” und “The Original Sources Of The Qur’an’s Origin In Pagan Legends and Mythology” sind recht feindselig formuliert und unterstellen, dass Mohammed einfach alles Mögliche zusammengeklaut und dreist als Überlieferung tituliert hätte. Muslimische Autoren wie Muhammad Shukri al-Alusi erklären das Thema erwartungsgemäß deutlich freundlicher.

Die Sabäer, ein antikes semitisches Volk im Südwesten der Arabischen Halbinsel im Gebiet des heutigen Jemen, kannten bereits einen Fastenmonat, die verschiedenen Bet-Zeiten über den Tag verteilt, angelehnt an die Sonne, es gab eine starke Betonung von Mondsymbolik, es gab die ritualisierte Hadsch-Pilgerreise und die Umra-Pilgerreise zur Kaaba, es gab Strafen wie das Handabschlagen für Diebe und das Steinigen von Ehebrechern. Es gab auch zu einem gewissen Grad jüdische, (koptisch-)christliche, ägyptische, zoroastrische, persische und weitere Einflüsse auf den Islam.

Ähnlichkeiten zu jüdischen Texten

Im Koran finden sich einige Parallelen zu alten jüdischen Figuren und Geschichten wie etwa Abraham (daher nennt man den Islam auch eine abrahamitische Religion) und Salomon, allerdings finden sich umgekehrt in den jüdischen Texten zu Abraham nichts von den alten vor-islamischen und islamischen Inhalten wie die Kaaba. Die muslimischen Theologen erklären dazu einfach, der Islam sei viel älter als Judentum und Christentum. Manche Texte im Koran sind fast identisch mit jüdischen Vorlagen und handeln von Figuren wie Abraham und Salomon, aber auch von obskureren Figuren wie der Königin von Saba, die König Salomon besucht haben soll.  Die Engel Harut und Marut finen sich bereits in der jüdischen Midrasch Abkir. Manche von diesen jüdischen Geschichten, die ihren Weg in den Koran fanden, haben ihren Ursprung bei den älteren babylonischen Sagen, die wiederum auf das noch ältere Akkad zurückgehen. Im Koran liest man, wie Abraham ins Feuer geworfen und durch den Schutz Allahs gerettet wird. Man findet in der Bibel keine vergleichbare Erzählung, sondern stattdessen in den Legenden aus der jüdischen Midrasch.  

Ähnlichkeiten zu apokryphen christlichen Texten

Im alten Arabien gab es auch diverse christliche Gruppen, die aus dem Römischen Reich vertrieben worden waren und unter den Christen Roms als Ketzer galten, weil sie nicht die dominierende Form des Christentums praktizierten. Jesus wird im Koran erwähnt als letzter Prophet vor Mohammed, nicht als Teilgestalt Gottes, und spielt nur eine untergeordnete Support-Rolle für den Islam und starb in der koranischen Erzählung nicht am Kreuz, so wie Christen es lehren.

Die „Legende von den Sieben Schläfern“ findet sich beispielsweise sowohl bei Christen (allerdings nicht in der Bibel und den apokryphen Schriften) als auch im Koran. Sieben junge Christen verstecken sich in der Erzählung vor dem römischen Kaiser in einer Höhle, weil sie sich geweigert hatten, den römischen Göttern zu opfern nach römischem Ritual. Sie werden aufgespürt von den Männern des Kaisers, die den Höhleneingang versperren. Nach 200 Jahren wird die Höhle geöffnet und die Jungen wachen wieder auf, ohne zunächst zu verstehen, wieviel Zeit vergangen ist und dass inzwischen das Christentum sich verbreitet hat. Es existieren einige verschiedene Versionen von der Legende mit Unterschieden wie etwa die Anzahl der Jungen und die Dauer des Schlafs. In der 18. Koran-Sure „Die Höhle“ wird erzählt von den „Gefährten der Höhle“, Jünglinge, die in einer Höhle Zuflucht suchten, in jahrelangen Dauerschlaf fallen und erweckt wurden. In den Korankommentaren wird die Geschichte noch detailreicher geschildert.  

Das sogenannte „Kindheitsevangelium nach Thomas“, nicht zu verwechseln mit dem Thomasevangelium, ist eine apokryphe christliche Schrift eines unbekannten Autors, die nicht in die offizielle Bibel aufgenommen wurde und im römischen Christentum als unzuverlässig bzw. ketzerischer Unfug galt. Darin wird erzählt von Wundern, die Jesus in seiner frühen Kindheit vollbracht haben soll und die entweder nutzlos waren oder sogar recht bösartig. Einen Jungen, der ihn beim Spielen störte, soll er verdorren haben lassen, er konnte angeblich Wasser in seiner Kleidung transportieren und er formte fünf Spatzen aus Lehm und erweckte sie zum Leben. Laut offizieller Bibel begannen Jesus‘ Wunder erst, als er über 30 Jahre alt war. In der Koran-Sure 5 wird eine Anekdote aus dem Leben von Jesus erzählt:

„(Damals) als Gott sagte: Jesus, Sohn der Maria! Gedenke meiner Gnade, die ich dir und deiner Mutter erwiesen habe, […] und (damals) als du mit meiner Erlaubnis aus Lehm etwas schufst, was so aussah wie Vögel, und in sie hineinbliesest, so daß sie mit meiner Erlaubnis (schließlich wirkliche) Vögel waren.“

Das „arabische Kindheitsevangelium“ bedient sich beim „Protoevangelium des Jakobus“ und dem „Kindheitsevangelium nach Thomas“, wurde ins Arabische übersetzt und war anscheinend in der Zeit und Region Mohammeds bekannt. Teile daraus finden sich im Koran wieder, insbesondere die Erzählung, laut der Jesus als Baby spricht und theologische Weisheiten von sich gibt. Es gab anscheinend keine offizielle, anerkannte arabische Version bzw. Übersetzung des Neuen Testaments zu Mohammeds Zeiten, deshalb überrascht es nicht, dass sich im Koran fast nichts findet vom anerkannten christlichen Gospel, sondern stattdessen apokryphe Inhalte aus christlichen Sekten, die wegen zahlreichen Abweichungen nicht willkommen waren bei regulären Christen römischer Tradition. Die Schilderungen zur Jungfrau Maria bzw. Maryam im Koran ähneln apokryphen christlichen Texten wie dem „Pseudo-Matthäus-Evangelium“ das eine Kombination darstellt aus dem Protevangelium des Jakobus, aus einem Bericht über die Flucht nach Ägypten und aus einer bearbeiteten Wiedergabe des Kindheitsevangeliums nach Thomas. In der Koran-Sure 19, die nach ihr benannt ist, bringt sie ihren Sohn Jesus unter einer Palme zur Welt und in Sure 21 wird klargestellt, dass sie eine Jungfrau war. Sie gilt im Islam aber nicht als Mutter Gottes und ihr Sohn Jesus nur als letzter Prophet vor Mohammed. Im Koran ist öfters die Rede von der „Waage“ mit der die guten und schlechten Taten der Menschen abgewogen werden, um über sie zu richten.  Diese Idee einer Waagschale findet sich in dem „Testament Abrahams“ aus Ägypten: Engel schreiben die Sünden und die guten Taten auf und die Wage zeigt dann an, welche Seite überwiegt. Abraham sieht sogar eine Seele, die genau zwischen gut und böse liegt. Im Koran schickt Gott die heilige Lehre mit Wahrheit zur Erde, sowie die Waage, die entscheidet zwischen einem wohlgerechten Leben und einer Verdammung in die Hölle. Auch im ägyptischen Totenbuch, voll mit Zaubersprüchen, die Verstorbenen helfen sollen, geht es um das Totengericht das über die Seelen urteilt. Das Totengericht bestand aus einem von Osiris geleiteten Tribunal aus 42 Totenrichtern und ließ das Herz des Toten auf einer Waage vergleichen mit einem Götzen, der die Wahrheit repräsentiert.

Ähnlichkeiten zu zoroastrischen Texten

Persische bzw. zoroastrische Inhalte wie die Geschichten von Rostem, Isfandiyar und Ahriman fanden ihren Weg in den Koran, was wenig überrascht, da das persische Reich mit dem arabischen Reich deutlich in Berührung kam. Zarathustra war die zentrale Figur im Zoroastrismus, Ahura Mazda der Gott und Avesta das heilige Buch. Das Sassanidenreich, auch als Neupersisches Reich bezeichnet, war eine Großmacht gewesen, die mit Rom konkurrierte. Sassanidische Traditionen hatten zudem großen Einfluss auf die Umayyaden, Samaniden und vor allem die Abbasiden. Heere der muslimischen Araber drangen schließlich in das Sassanidenreich ein und konnten es mühevoll und schrittweise unter Kontrolle bringen und islamisieren. Mehrere große Adelsgeschlechter der Sassaniden durften überwechseln auf die Seite des muslimisch-arabischen Reichs. Die Heldenfigur Rostem aus der persischen Mythologie verfügt bereits als Kind über gewaltige Fähigkeiten und im Laufe seines Lebens besteht er sieben große Abenteuer oder Prüfungen. Der deutsche Komponist Richard Wagner wollte sogar eine Oper aus der Geschichte machen.

Die „Himmelfahrt Mohammeds“ und die „Nachtreise Mohammeds“ liegt im Islam in verschiedenen Versionen vor. Die Engel Gabriel und Michael begleiten Mohammed im Kaaba-Heiligtum zu einem Platz zwischen Zamzam-Brunnen und dem Maqām Ibrāhīm. Dort stiegen Mohammed und Gabriel in den Himmel mit Hilfe einer Leiter, wo Mohammed dann die früheren Propheten sieht.

Eine ähnliche Geschichte findet sich im zoroastrischen „Buch von Arta Viraf“, wo die der Geist der gleichnamigen Person durch halluzinogene Drogen in den Himmel aufsteigt in Begleitung eines Engels, auf den Gott Ahura Mazda trifft, der die Anweisung erteilt, dass die Gläubigen fünfmal pro Tag beten sollen. Auch im Islam findet sich die Vorschrift der fünf Gebete. In beiden Religionen müssen die Gläubigen ihr Gesicht und ihre Extremitäten waschen.

Zoroastrische Schilderungen über das Paradies ähneln den Beschreibungen im Koran mit den wunderschönen Jungfrauen. Die Brücke As-Sirāt, die „dünn wie ein Haar“ ist, muss in der islamischen Lehre von den Verstorbenen überquert werden, um ins Paradies zu gelangen. Diejenigen, die nicht ausreichendes Vertrauen in Allah haben, beginnen zu wanken und fallen hinab in die Hölle. Die Schilderung finde man nicht im Koran, sondern in einer Sammlung an Überlieferungen. Im zoroastrischen Glauben existiert die Chinvat-Brücke, die die Welt der Lebenden und der Toten verbindet, und von den Seelen der Toten überquert werden muss. Nur für den, der anständig genug war, ist die Brücke breit genug, ansonsten ist sie zu eng und der Dämon Vizaresh schleift die Seele in die Hölle.

Die Namen der Engel Harut und Marut, die über die sündhaften Bewohner Babylons lästern, aber selbst auf der Erde den Versuchungen erliegen, finden sich bereits im Zoroastrismus.

Das Enigma Mohammed

Der gängigen Erzählung zufolge, basierend auf den umstrittenen Mohammed-Biografien die wiederum auf den umstrittenen Hadithe fußen, heiratete Mohammed eine wohlhabende Frau aus einer (wahrscheinlich ebionitisch-christlichen) Händler-Familie, war lange Zeit als Händler tätig und predigte dann in Mekka über 10 Jahre lang eine tolerante religiöse Sichtweise, die verschiedenste Menschen vereinigen sollte. Die gängige Islamkritik unterstellt, dass Mohammed von Anfang an krankhaft süchtig gewesen sei nach Aufmerksamkeit und seine Toleranz quasi nur vorgetäuscht gewesen sei, weil er sich dadurch Erfolg erhoffte oder weil er sich völlig überschätzte. Dies ergibt aber keinen Sinn. Mohammed war durch seine Heirat wirtschaftlich abgesichert und die naheliegendsten Wege, um seine Macht zu vergrößern, wären darin gelegen, mit den existierenden bessergestellten Kreisen schamlos zu kooperieren und die Ellbogen auszufahren, auf ausgetretenen Pfaden zu wandeln, militärische Erfahrungen zu sammeln, möglichst viele Kinder zu zeugen und diese zu verheiraten mit anderen bessergestellten Familien. Als ehrlicher Händler zu arbeiten und dann über 10 Jahre lang zu predigen, dass Leute friedlich miteinander auskommen sollen, und vor allem mit den sozial schwächer gestellten Schichten zu sympathisieren, anstatt sich den höheren Kreisen anzubiedern, passt nicht zu jemandem, der mit allen Mitteln zu Macht gelangen will. Es wird von Islamgelehrten wie auch von Islamkritikern darauf herumgehackt, dass es Zweifel gegeben hat an der Herkunft Mohammeds und das Mohammed darüber erbost gewesen sei.

So erklärt man im Islam die Spannungen zwischen Mohammed und diversen Stämmen und später die ersten Eroberungen von Mohammed, während die gängigen Islamkritiker daraus das Argument basteln, Mohammed sei wegen seiner umstrittenen Herkunft von den höheren sozialen Schichten boykottiert worden und hätte als Folge dieser Ausgrenzung eine immer narzisstischere Persönlichkeit und Aggressionen entwickelt. Gleichzeitig finden sich aber in den Mohammed-Biografien explizite Hinweise darauf, dass Mohammed in Mekka als ehrlich und vertrauenswürdig galt und oft eine Vermittler-Rolle einnahm, um Spannungen zwischen den Stämmen zu reduzieren. Auf Handelsreisen nach Syrien konnte er seinen Horizont noch mehr erweitern. Ungefähr im Alter von 40 Jahren soll er sich vermehrt in einer Höhle zum Meditieren aufgehalten und Visionen erlebt haben. Die islamischen Quellen betrachten dies einfach als den Beginn der Prophetie und des Korans, während die Kritiker mutmaßen, er habe epileptische Anfälle erlebt und sei in einer Midlife-Crisis irre geworden, weil er es noch nicht zum großen Guru und Feldherren gebracht hätte. Denkbar ist auch, dass er auf seinen Reisen in Kontakt kam mit den typischen Rauschdrogen, die in den Mysterien aber auch abseits davon gebraucht wurden für spirituelle Zwecke. Menschen beschreiben solche Erlebnisse oft als befreiend und werden sich stärker bewusst darüber, wie alles miteinander zusammenhängt. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass Mohammed durch diese Experimente darin bestätigt wurde, Prediger zu werden und den Fokus zu legen auf Verständnis und Zusammenhalt. Es ist schwer zu klären, wie stark er Respekt dafür erntete und von wem, und wie stark er bei wem damit aneckte. In den Hadithe-Sammlungen, dem schriftlich niedergelegten Koran und in den offiziellen Biografien, die erst deutlich nach seinem Tod entstanden sind, entsteht der Eindruck, dass Mohammed sich plötzlich in der Erbfolge Abrahams sah, keinen Widerspruch mehr duldete zu seiner neu entdeckten Wichtigkeit und zunehmend mit seiner Umgebung auf Konfrontationskurs ging. Aber diese Darstellungen erinnern an ältere, christliche und jüdische Texte und wirken, als wären sie nachträglich von den Kalifen dazugedichtet worden. Die Erzählung von einem Mann, der Mohammed in der Höhle gepackt und zum Lesen aufgefordert haben soll, und dann noch die erste Sure des Korans äußerte, erinnert an die Bekehrungserlebnisse des Augustinus und des Antonius, die den syrischen Christen zu Mohammeds Zeit bekannt waren.

Mohammed wurde nach gewöhnlicher Lesart für seine Predigten verspottet und misstrauisch beäugt, worauf er Mekka verließ und nach Yathrib und dann nach Medina zog. Die Islam-Kritik sieht ihn in dieser Phase als beleidigte Leberwurst, die auf Rache sann und endlich begriff, dass er mit seinen friedlichen Predigten kein großer Führer werden konnte. Es erschließt sich aber nicht, nach einer Karriere als ehrlicher, weltoffener Händler über zehn Jahre zu predigen, und sich dann auf einmal in einen größenwahnsinnigen Tyrannen zu verwandeln. Mohammed hätte sich von Anfang an einlassen können auf bewaffnete Stämme und kriminelle Gruppen, tat es aber nicht. Er hätte von Anfang an militärische Erfahrung sammeln und sich an Beutezügen beteiligen können, tat es aber nicht.

Abu Bakr soll Mohammed spät in dessen Leben ein paar Kontakte vermittelt haben. Selbst die Islamkritiker können aber nicht wirklich erklären, warum er nach den ersten paar Absagen schließlich in Yathrib im Chefsessel landete. Nach einer chronologischen Sortierung gab es zu dem Zeitpunkt noch keine Koran-Suren, die auf imperialistische Zwecke zugeschnitten waren. Wieso soll Mohammed verschiedene Stämme abgeklappert haben mit dem Vorschlag, die Quraisch anzugreifen? Weil er eine beleidigte Leberwurst war, wie die Kritiker meinen? Wurde diese Darstellung einfach später unter den Kalifen hinzugedichtet oder wurden die realen Begebenheiten zumindest stark abgeändert? Die Geschichte mag nach heutiger Betrachtung für einen Nichtmuslim narzisstisch klingen, aber aus Sicht der Kalifen war es vielleicht eher der Versuch, das Epos zu schreiben über einen Mann, der aus seinem normalen und beschaulichen Leben herausgerissen wurde durch die Berufung Allahs und die Erkenntnis, von Abraham abzustammen und der mit Hilfe Allahs das Unmögliche möglich machte. Erinnern wir uns daran, dass arabische Stämme bereits vor Mohammed mit dem Gedanken einer Vereinigung spielten, dass kaum jemand Interesse daran gehabt hätte, mit einem schlechten und unkoordinierten Versuch einer erzwungenen Vereinigung Arabien zu schwächen und dass Byzanz und die Sassaniden geschwächt waren und die Aussicht für die Araber bestand, über die arabischen Grenzen hinaus den Byzantinern und Sassaniden Gebiete abzujagen. Nochmal: Das Kalifat war ein riesiges, komplexes Unterfangen mit vielen beteiligten Personen und nicht irgendwie das Endergebnis der Laune eines einzelnen Mannes, der mit ein paar simplen Beutezügen startete. Manche Forscher vermuten, dass es zwei oder mehr Mohammeds gab und dass diese unterschiedlichen Personen hinterher zu einer zusammengefügt wurden.

Mohammed, der Islam und das Kalifat gehören natürlich zusammen, müssen aber auch getrennt voneinander betrachtet werden und im viel breiteten Kontext. Wäre Mohammed exakt so gewesen, wie ihn Islamgelehrte und Islamkritiker beschreiben, dann hätte er Arabien mit seinem Namen zugekleistert, mit seinen Koransuren, mit Statuen und Schriften und Gravuren. Aber wie wir wissen, gibt es keine solche Mohammed-Ikonographie aus seiner Lebzeit.  Es mag auf den ersten Blick überzeugend wirken, wenn man auf den heutigen „Islamischen Staat“ im Irak und Syrien verweist, der Koran und Hadithe wörtlich nimmt, um damit den gesamten Islam vom Beginn der arabischen Vereinigung und des Kalifats an zu charakterisieren. Für viele ist damit der Fall erledigt. Aber diese Argumentation funktioniert genauso wenig wie der Versuch, die Nazi-Zeit als typische Ausprägung des Deutschtums zu bezeichnen und auf germanische Feldzüge und düstere mittelalterliche Kapitel zu verweisen.

Die früheste Mohammed-Biografie, von der keine Original-Kopien überliefert ist, soll ungefähr ein Jahrhundert nach dem allgemein anerkannten Todesjahr Mohammeds, ca. 632 n.Chr. geschrieben worden sein und wird lediglich in viel späteren Texten zitiert. Muhammad Ibn Ishaq Ibn Yasar schrieb diese erste Biografie Mohammeds, die von Ibn Hisham in verkürzter Form zusammengetragen wurde, der dazu erwähnt, dass sie nachbearbeitet wurde. Johannes Jansen stellt fest:

„Nichts von Ibn Ishaqs Werk kann durch Inschriften oder anderes archäologisches Material verifiziert werden. Zeugenberichte nicht-muslimischer Zeitgenossen gibt es keine. Griechische, armenische, syrische und andere Quellen über die Anfänge des Islam sind sehr schwierig zu datieren; von keiner kann jedoch angenommen werden, daß sie in der Zeit des Propheten des Islam entstanden war.“

Ein paar wenige Forscher wie Karl-Heinz Ohlig zweifeln sogar die Existenz Mohammeds komplett an, aber genauso wenig haben wir einen hundertprozentigen Beleg dafür, dass Karl der Große gelebt hat.

Sprach- und Übersetzungsprobleme

Der Koranforscher Christoph Luxenberg betont, dass syro-aramäisch die vorherrschende Sprache war zur Zeit der mündlich abgelaufenen Koranentstehung und dass das Arabische noch keine Schriftsprache war. Dann entwickelte sich eine arabische Schrift, die aber zunächst nur 15 Buchstaben ohne Vokalisierung und ohne Punkte hatte und zudem keine Grammatik-Regeln. Ergänzende Punkte oder andere Symbole wurden an die Schriftzeichen angefügt. Ein einziger falscher Punkt führt zu einer anderen Wortbedeutung oder ganz anderem Wort und entstellt den Sinnzusammenhang.

Der Satz im Koran „Und wir werden sie mit huris (Frauen im Paradies) vermählen“ soll wahrscheinlich eher heißen „Wir lassen die Gläubigen unter Weintrauben ausruhen“, was auch eher zu den Beschreibungen des Paradieses als Garten mit Früchten passt.

Eine Rückübersetzung des Korans vom Arabischen ins Aramäische ergibt viele drastische Abweichungen: Aus den 72 Jungfrauen für Märtyrer werden dann Weintrauben bzw. einfach das Paradies. Weite Teile des Korans müssen neu übersetzt und rekonstruiert werden.

Das Sammeln der Suren gestaltete sich schwierig, wie in einem Hadith gewarnt wird:

Niemand von euch soll sagen, dass „er den ganzen Koran erhalten habe.“ Wie kann er denn wissen, was der ganze Koran beinhaltet, wenn viele Teile davon verschwunden sind? Lass uns vielmehr sagen: „Wir haben erhalten, was überlebt hat.“

Karl-Heinz Ohlig erklärt, dass die ältesten Handschriften von Koransuren mehrdeutig festgehalten sind. Ein bis drei Punkte über einem mehrdeutigen Buchstabenzeichen entscheidet normalerweise, um welchen Konsonanten es sich handelt. Um den Text lesbar zu machen, wurde er im Laufe der Zeit voll ausgeschrieben, wobei Fehler passierten, was uns stark an die Fehler in den gängigen Bibelübersetzungen erinnert.

Die meisten heutigen Koranexemplare basieren auf einer Edition der al-Azhar-Universität aus dem Jahr 1923/24. Das gerade diese Version mit dieser Lesart als Standard gilt, ist seltsam, da bei den Muslimen eigentlich seit langen Zeiten eine lebhafte Fachdiskussion geführt wird über andere Lesarten. Wir erfahren auch nicht, welche Handschriften diesem „Standard-Koran“ zugrunde liegen.

Liest man den Koran in seiner gängigen Fassung, wirkt er zunächst ohne erkennbare Ordnung; alle möglichen Themen werden durcheinander behandelt und es ergeben sich teilweise erhebliche Widersprüche. Ordnet man die Suren zeitlich an, kommen die friedfertigen Mekka-Suren zuerst und dann die kriegerischen Medina-Suren. Islamkritiker interpretieren das, wie bereits erklärt, als das Durchbrechen des wahren Charakters von Mohammed, obwohl dies nicht viel Sinn ergibt. Mohammed hätte frühzeitig Erfahrungen mit militärischen Feldzügen und Raubzügen sammeln und auf diese Weise seine Macht vergrößern und eine Geltungssucht befriedigen können. Stattdessen arbeitete er lange als vertrauenswürdiger Händler und als diplomatische Säule der Gesellschaft, bis er spiritueller wurde und über 10 Jahre hinweg friedfertig predigte.

Vertreter des heutigen Islams picken sich gerne alte, mekkanische Suren heraus, um Werbung zu machen für ihren Glauben, während Islamkritiker auf die Medina-Suren fokussieren. Oft wird dabei sogar noch aus dem Kontext zitiert. Die oft genannte Vorgabe, einen Unschuldigen zu töten sei so, wie die ganze Menschheit zu töten, ist ein Rückgriff auf ein jüdisches Gebot und es folgt im Koran die Drohung, dass Ungläubige und Kritiker vertrieben, getötet oder verstümmelt werden. Wegen den zahlreichen Flüchen und Drohungen im Koran und wegen den Parallelen zum heutigen „Islamischen Staat“ entsteht schnell der Eindruck, der Islam und das ursprüngliche Kalifat sei eine komplett barbarische Angelegenheit gewesen, aber, wie bereits erklärt, war das Kalifat ein hochkomplexes Unterfangen mit vielen verschiedenen, hochgebildeten Führungsfiguren, die sich Wertvolles abguckten oder einkauften aus Byzanz (Ost-Rom) und anderen Quellen. Die Islamisierung im sich ausdehnenden Kalifat geschah nicht über Nacht mit der Brechstange und das Maß an Gewalt unterscheidet sich nicht von den Expansionen und Feldzügen Roms oder des antiken Griechenlands. In den gallischen Kriegen ermordete und versklavte Rom Millionen Menschen, aber man betrachtet seltsamerweise Europa heute immer noch in der römischen Tradition.  

Die vergessenen Covenants

Melik Kaylan berichtetet im Forbes Magazine über die sogenannte Covenants; Verträge aus der frühesten Zeit des Islams und Kalifats, die einen konstruktiven Umgang mit anderen Religionen vorschreiben. Im ottomanischen Archiv und an zwei weiteren Orten befinden sich diese Texte, von denen die allermeisten Muslime noch nie etwas gehört haben. Auch die Massenmedien, abseits von Forbes, sind auffällig schweigsam dazu, obwohl die Covenants erheblich dazu beitragen könnten, den Islam zu transformieren und mehr Frieden und Stabilität zu schaffen.

Die Texte passen zu einigen historischen Forschungen, laut denen das Kalifat im Zuge seiner Expansion strategisch vorging und Toleranz benutzte. Es handelte sich eben nicht einfach um eine plumpe Barbarenhorde, wie es in der Islamkritik immerzu dargestellt wird.

Die Mysterien im Islam, die Spionage und der moderne Radikalismus

Mysterienkulte waren wegen der strikten Geheimhaltung und den vielfältigen, regional maßgeschneiderten Ausprägungen schwer zu greifen und einzudämmen. Auf dem Gebiet des islamischen Kalifats befanden sich die Überreste des alten Ägyptens und diverser mesopotamischer und auch persischer Reiche, die der Ursprung waren für die Mysterienkulte. Die Forscher wissen, dass einige von den Völkern und Eliten, die vom islamischen Kalifat erobert worden waren, keine Leidenschaft entwickelten für den Islam und die Wahrscheinlichkeit liegt bei annähernd 100%, dass alte Religionen und Kulte innerhalb des Kalifats weiterpraktiziert wurden. Leider haben Forscher noch keine geheimdienstlichen Untersuchungen vorgenommen zu der Frage, wer wen in welchem Umfang infiltrieren konnte. Es muss sich um einen Spionagethriller enormen Ausmaßes gehandelt haben, denn ohne erhebliche geheimdienstliche Kapazitäten hätten die Araber kein Kalifat erschaffen können und die Eliten, die sich widerstrebend dem Kalifat unterwarfen, hatten allerhand Möglichkeiten um verdeckten Widerstand zu leisten und möglichst viele Agenten in die Führungsebene des Kalifats zu entsenden. Historiker, Theologen und Ideologen versteifen sich auf die militärischen Auseinandersetzungen und die islamische Religion, ohne angemessen die geheimdienstlichen Vorgänge und Dynamiken zu beleuchten.

Besonders dann, als das Kalifat und die europäischen, christlichen Reiche aufeinanderprallten, wurde die Spionage im Zusammenhang mit den Mysterien sogar noch wichtiger, weil die europäischen Eliten die römischen und vorrömischen Mysterienkulte weiterbetrieben und sich Gelegenheiten boten, Mysterien-Netzwerke im Kalifat zu finden und mit diesen zu kooperieren. Muslimen wird es heute nicht gelingen, Spionagenetzwerke aufzudecken, wenn sie radikal jede Form von antiken Traditionen als satanische Verschwörung betrachten und wenn sie in den irreführenden Bahnen einer vermeintlich jüdisch-zionistischen Weltverschwörung denken. Der europäische Welfen-Adel baute gezielt jüdische Strohmänner und Oligarchen wie die Rothschilds auf und integrierte salomonische Symbolik ins Freimaurertum, um u.a. auch Muslime in die Irre zu führen. Manly P. Hall, ein bedeutsamer kanadischer Mystiker und Freimaurer des 33. Grades im schottischen Ritus (General Inspektor) , der 1928 sein Werk „An Encyclopedic Outline of Masonic, Hermetic, Qabbalistic and Rosicrucian Symbolical Philosophy: Being an Interpretation of the Secret Teachings concealed within the Rituals, Allegories and Mysteries of all Ages“ veröffentlichte, widmete dem Islam ein eigenes Kapitel, in dem er die gängige Islam- und Mohammed-Kritik anführt und dann zu dem entscheidenden Punkt kommt:

„Für die wenigen Scharfsichtigen ist klar, dass Mohammed die geheime Doktrin kannte.“

Da Mohammed schwierig zu erforschen ist, darf man nicht zu viel hineininterpretieren. Der mekkanische, friedfertige Mohammed wird auf seinen Handels-Reisen nach Syrien und anderswo wahrscheinlich in irgendeinen Kontakt mit den Mysterien gekommen sein. Hall erwähnt in seinem Buch nicht, dass Mohammeds ungewöhnliche Zustände und das Offenbarungserlebnis möglicherweise mit bewusstseinserweiternden Substanzen zu tun hatten, die in den Mysterien verwendet wurden. Hall betrachtete als Mitglied von Geheimgesellschaften eine Thematisierung von berauschenden Substanzen wohl als Geheimnisbruch. Der Koran behandelt nur das Thema Alkohol. Muslime popularisierten früh Kaffee und Haschisch.

Hall meint, erhebliche Anspielungen in der islamischen Ikonografie und Lehre auf Venus zu erkennen. Auch die kulturelle und wissenschaftliche Hochphase des islamischen Kalifats schreibt er dem Einfluss der Mysterien zu. 2014 erschien im Iran (geografisch ehemals das zoroastrische persische Sassanidenreich) ein Rechtsgutachten, welches psychedelische Substanzen für Muslime erlaubt, solange der Konsum von einem Experten überwacht wird. Mohammed soll die Pflanze „Steppenraute“ gekannt und konsumiert haben, die bereits vor dem Islam im persischen Raum beliebt war und sogenannte Harman-Alkaloide in den Samen enthält, die halluzinogene Wirkungen haben. Nicht alle Muslime teilen diese Sichtweise.

Betrachtet man islamische Kunst und Architektur, erkennt man deutliche psychedelische Eigenschaften: Die geometrischen Formen, Arabesken und vielen bunten Farben passen zu den Erlebnissen unter Rauschdrogen. Insbesondere das Design der Decken in berühmten Moscheen und die Kuppeln ist auffällig.

Der „Islamische Staat“, der auf irakischem und syrischem Gebiet wütete, setzte weniger auf psychedelische Substanzen, sondern verabreichte seinen Kämpfern chemische Aufputschmittel, die auch schon massenhaft im Zweiten Weltkrieg von mehreren Armeen verwendet wurden, sehr problematische Nebenwirkungen haben und die Euphorie steigern, während Mitgefühl unterdrückt wird. Bei all den krummen Vergleichen, die gezogen werden zwischen dem IS und dem ursprünglichen Kalifat, muss man auch diesen gewaltigen Unterschied berücksichtigen.

Rauschdrogen und Mysterien bedeuten nicht sofort und automatisch und in jedem Fall eine düstere Verschwörung, wie manche Enthüllungsautoren aus den Verschwörungsmedien es darstellen. Wenn dem so wäre, könnten wir wesentlich einfacher rekonstruieren, welche Spionagenetzwerke existierten und Operationen durchführten und wie stark uns das heutzutage berührt.

Der Sufi-Mystizismus ist in der islamischen Welt deutlicher sichtbar, aber größtenteils harmlos. Anders sieht es da schon aus mit dem islamischen Freimaurertum der Jungtürken-Bewegung, die vom britischen Imperium benutzt worden war, um das Kalifat, das ottomanisch-türkische Reich, zu zerstören. In Verbindung mit der gängigen Propaganda aus dem 20. Jahrhundert über eine jüdisch-freimaurerische Weltverschwörung führte dies zu einer breiten Ablehnung der Freimaurerei in der muslimischen Welt und zahlreichen Verboten. Die offizielle, dominierende Sichtweise der islamischen Rechtsgelehrten lautet, dass das Freimaurertum primär eine jüdische Spionageorganisation ist, die ältere Kultelemente wie etwa aus Ägypten reinterpretiert. Diese Einschätzung ist falsch, denn das moderne Freimaurertum ist eine Organisation des Welfen-Hochadels und die freimaurerische Symbolik, die sich auf König Salomon und dessen Tempel bezieht, wurde auch schon vorher vom Tempelritterorden und anderen Gruppen verwurstet und soll den Eindruck erwecken, das Freimaurertum sei kompatibel mit dem Christentum. Alttestamentarische Mythen im Freimaurertum sind für einen Prozentsatz der Freimaurer nur eine Einstiegstür für eine ganze Reihe an antiken Mysterien aus viel älteren und größeren Reichen wie etwa Ägypten.

Freimaurerlogen nehmen durchaus Muslime auf, die Mitglieder werden wollen, und lassen sie statt auf die Bibel auf ein Exemplar des Korans die freimaurerischen Eide schwören. Die Freimaurer verweisen öffentlich darauf, dass die Logen einfach nur universal und tolerant wären und nur Atheisten keinen Zutritt hätten. Inoffiziell gilt bei den höheren Freimaurern die Sichtweise, dass man alle wichtigen Mysterien (und auch den Ursprung aller Religionen) repräsentiere; die eigene Tradition tausende Jahre in die Antike zurückreiche. Es gibt sogar die Spielart “Ancient Arabic Nobles of the Mystic Shrine”, auch bekannt unter dem kürzeren Namen Shriner-Masons oder einfach Shriners.

Die Shriner-Logen verwenden viel islamische Ikonografie und Architektur, setzten aber bis in das Jahr 2000 voraus, dass nur solche Freimaurer beitreten können, die zuerst das System des schottischen Ritus oder des York-Ritus durchlaufen haben. Einfach nur den gewöhnlichen dritten Meister-Grad zu haben, reichte nicht. Die Shriners waren weniger am gewöhnlichen Islam interessiert, sondern benutzten die islamischen Inhalte als Vorwand, um sich mit älteren Sufi-Inhalten und persischen Zoroastrismus zu beschäftigen

Es gibt auch zwei Frauenorganisation im Umfeld der Shriners: Der Ladies‘ Oriental Shrine und die Daughters of the Nile. Beispielsweise war die Ehefrau des US-Präsidenten Warren Harding eine solche „Tochter des Nils“. Die Grabstätte der Hardings (Harding Tomb) ist einem griechischen Tempel nachempfunden.

Früher galt das Freimaurertum auch als Vehikel für Diplomatie mit fernen Ländern. Askeri-Khan, der Botschafter des persischen Schahs, wurde in Paris 1808 in eine Loge aufgenommen und zwei Jahre später kam der persische Minister Mirza Abul Hassan Khan zu einer Londoner Loge. Die Franzosen nutzten das Freimaurertum für ihre Ambitionen in Algerien und anderen Ländern Noerdafrikas; trafen dabei natürlich auch auf die Netzwerke der Briten. Sayyid Jamal ad-Din al-Afghani wurde Freimaurer in der Loge „Stern des Ostens“ in Ägypten, die zur britischen Großloge gehörte, gründete später eine eigene Loge, die er an den französischen freimaurerischen Groß-Orient anschloss, und spielte eine bedeutende, aber schizophrene Rolle für den Islam. Er gilt als Gründer der islamischen Moderne und war aktiv im Iran, in Afghanistan, Ägypten, Indien und im Osmanischen Reich des 19. Jahrhunderts.

Er gilt u. a. als Vordenker des Panislamismus und Antikolonialismus (vor allem gegen die Briten), als liberaler Reformtheologe und Modernist, aber auch als einer der geistigen Begründer des Politischen Islams und der Salafismus-Bewegung des späten 19. und 20. Jahrhunderts. Ob er für irgendeine Seite spioniert hat, ist eine interessante Frage. Er startete seine eigene Geheimgesellschaft in der iranischen Stadt Teheran, von denen zwei Mitglieder wegen umstürzlerischer Umtriebe im Gefängnis landeten. Einer der beiden, Mirza Riza Kirmani, ermordete den persischen Schah Nasir al-Din am 30. April 1896. Ein weiterer Bekannter von al-Afghani, Mirza Malkam Khan, schuf mit der Faramushkhana in Tehran 1858 eine weitere, freimaurer-ähnliche Geheimgesellschaft und war ein Freimaurer der Grand Orient Loge „Sincere Amitie“ in Paris. Der Großmufti von Ägypten, Muhammad Abduh, war auch Freimaurer, war ebenfalls für eine pan-islamische Bewegung und Modernisierung

und galt bizarrerweise auch als Wegbereiter für den radikalen Salafismus. Er kam früh in Kontakt mit dem Sufi-Mystizismus und mit al-Afghani und schien die Unterstützung der Franzosen zu haben bei den Plänen, die Briten aus Ägypten zu vertreiben. Waren er und sein Mentor die ganze Zeit über Radikale? Spielten sie wirklich auf der Seite der Franzosen oder doch auf der Seite der Briten? Die Briten hatten kein Interesse daran, dass sich die muslimische Welt in wesentlichen Aspekten modernisiert, sondern eher ein Interesse an der Entwicklung des Salafismus.

Der Freimaurer und wahrscheinliche Spion William Henry Quilliam, später bekannt als Abdullah Quilliam, konvertierte im 19. Jahrhundert zum Islam, tat so als würde er sich für die Rechte von Muslimen einsetzen, die in britischen Kolonien lebten, und gründete die erste Moschee Englands sowie das erste islamische Zentrum. Er bekam vom Kalifen des ottomanischen Kalifats Abdülhamid II. den Titel „Schaich al-Islam“ für die Britischen Inseln zugeteilt, was wohl eine krasse Fehlkalkulation war, denn Quilliam steht unter Spionageverdacht und das ottomanische Kalifat wurde durch die britische Spionage und Jungtürken-Freimaurerlogen zu Fall gebracht. Die Briten wollten unbedingt vermeiden, dass das Kalifat sich wirklich modernisiert. Die Briten bauten rechtzeitig bestimmte arabische Stämme auf der arabischen Halbinsel auf, die künftig die neue Führungsrolle im Islam spielten und sich besonders traditionell gaben und von Rückbesinnung sprachen. Allerdings würde eine echte Rückbesinnung bedeuten, dass man das ursprüngliche Kalifat in seiner Komplexität begreift und zudem die schwierige Quellenlage ausreichend berücksichtigt. Der moderne radikale salafistische und wahabitische Kult ist genau so beschaffen, wie die Briten es wollten. Und so war es dann auch sehr einfach für die Briten, die moderne Islamkritik zu konstruieren und zu etablieren, die sich in den letzten 100 und mehr Jahren kaum verändert hat. Egal ob man die ehemalige CIA-Agentin Claire Lopez liest, oder Hamed Abdel-Samad (im Großverlag Droemer) oder ob man endlos Youtube-Videos sieht von amerikanischen oder britischen oder deutschen Neurechten; die Islamkritik hat sich über einen sehr langen Zeitraum praktisch nicht weiterentwickelt und ist so konstruiert, dass der schwelende Dauerkonflikt zwischen christlicher und islamischer Welt weiter befeuert wird. Britannien förderte das Problem des islamischen Radikalismus durch Spionage und Kolonialpolitik, und bot dann auch gleich noch die Schein-Lösung auf das Problem an.

Nach dem Freimaurer und wahrscheinlichen Spion Quilliam ist der ominöse Think Tank Quilliam Foundation in London benannt, der den Kampf gegen den radikalen Islam führen möchte. Der Gründer Ed Husain ging 2011 zum elitären Council on Foreign Relations nach New York, ein wichtiges Gremium des angloamerikanischen Imperiums. Quilliam spielte eine nebulöse Rolle bei der Transformation von Tommy Robinson, der die Organisation „English Defence League“ (EDL) verließ und zum Star der Neuen Rechten wurde. Die EDL hatte trotz der rechtsradikalen Wurzeln einen bizarren pro-zionistischen Wandel vollzogen und Robinson präsentiert sich heute offen als Zionist und behauptet, er sei Jude. Seine Karriere bekam dramatisch Aufwind durch die Finanzierung durch Rebel Media von dem Zionisten Ezra Levant, der wiederum gefördert wird von zionistischen Milliardären.

Abd el-Kader, ein algerischer Freiheitskämpfer, war bereits im Sufi-Orden der Rahmaniyya, kämpfte erbittert gegen die Franzosen, geriet in Gefangenschaft und trat später überraschenderweise der Pariser Freimaurerloge Pyramides im Grand Orient de France bei, die ihn aber enttäuschte und nur Frankreichs politischen Zielen zu dienen schien.  

1872 gründete Kenneth MacKenzie den Order of Ishmael und hatte dabei wohl die Hilfe von dem esoterischen Hochgrad-Freimaurer, Ehrenmitglied der Societas Rosicruciana in Anglia und Mitglied der englischen Forschungsloge Quatuor Coronati, John Yarker, der auch mit dem bereits erwähnten Quilliam zu tun hatte. Yarker war involviert im freimaurerischen Memphis-Misraïm-Ritus, der aus zwei Vorläufern zusammengeführt wurde wegen dem Bestreben des italienischen Freiheitskämpfers Giuseppe Garibaldi, der zum internationalen Großmeister wurde und zugunsten des italienischen Königs, der Welfen-Verbindungen hatte, gegen die Bourbonen kämpfte. Helena Petrovna Blavatsky veröffentlichte am 29. September 1877 mit Isis Unveiled ihr erstes größeres Werk, darin zitierte sie mehrmals aus Werken Yarkers.

AlexBenesch
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