spot_img

Atomkraft dreht sich im Wesentlichen um Atomwaffen

Datum:

Die Stromproduktion bei der Atomkraft war immer nur ein Nebeneffekt; hauptsächlich ging es um die Infrastruktur für existierende und anvisierte Atomwaffenprogramme: Anlagen und Experten, die über Jahrzehnte hinweg gepflegt wurden. Die gesamte Sicherheitsebene wird aus der öffentlichen Diskussion weitestgehend herausgehalten.

Minister Habeck stellt sich aktuell gegen zwei Drittel der deutschen Bevölkerung mit dem Beharren auf dem Atomausstieg; und er kann dafür allerhand ökologische und wirtschaftliche Argumente bemühen. Letztendlich bedeutet dies aber, dass Deutschland in den kommenden Jahrzehnten abgeschnitten wird von der Option, sich selbst zu verteidigen bzw. Abschreckung zu bieten mit eigenen Atomwaffen.

Befürworter der Atomkraft sind häufig Konservative und Marktliberale, aber traditionelle wurde die Atomkraft in vielen Ländern vom Staat geschützt vor Marktrisiken.

Diejenigen Länder, die mit Abstand am meisten Atomkraft nutzen, sind die wichtigsten Militärmächte; inklusive Atomwaffen: USA, China, Russland, Frankreich. Südkorea liegt auf Platz fünf in der Liste und möchte unbedingt mithalten können mit dem Atomwaffenprogramm von Nordkorea.

Im Mittelfeld liegen aktuell die Ukraine, Deutschland, Japan und Kanada, also pro-NATO-Mächte.

Deutschland wurde im Kalten Krieg die sogenannte „nukleare Teilhabe“ gewährt, was bedeutet dass hier amerikanische Freifall-Atombomben gelagert werden, die man im Ernstfall erst zu den Zielen hinfliegen müsste. Die Distanz ist zu weit, um die Luftabwehr der Russen (damals die noch größere UdSSR) zu überwinden und die Sprengköpfe sind zu groß, als dass die USA deren Einsatz in den allermeisten Fällen erlauben würde.

Polen wird auch nukleare Teilhabe; aber am liebsten natürlich eigene Atomwaffen und prompt baut man nun dort die ersten Atomkraftwerke. Der US-Konzern Westinghouse bekam den Zuschlag für die Anlage an der Ostsee. Die Baukosten sollen umgerechnet 18,6 Milliarden Euro betragen, also ungefähr das Zehnfache eines Gaskraftwerks.

China hat angekündigt, innerhalb von Jahren in der Oberliga spielen zu wollen, was Atomwaffen anbetrifft. Die Atomkraftwerks-Industrie Japans und Südkoreas ist wie eine Androhung, dass man das chinesische Potenzial kontern kann.

Südkorea verfügt über 25 betriebsbereite Kernreaktoren mit einer Gesamtnettokapazität von 24,4 GWe. Im Jahr 2021 erzeugte die Kernenergie 28,0 % des Stroms des Landes. Die USA verfügen über 92 betriebsbereite Kernreaktoren mit einer Gesamtnettokapazität von 94,7 GWe. Im Jahr 2021 erzeugte die Kernenergie 19,6 % des Stroms des Landes.

Frankreich bezieht etwa 70% seines Stroms aus Kernenergie, während die Ukraine, die Slowakei, Belgien und Ungarn etwa die Hälfte aus Kernenergie beziehen. Japan war daran gewöhnt, für mehr als ein Viertel seines Stroms auf Atomkraft angewiesen zu sein.

Viele Jahre lang hat die Industrie eine „nukleare Renaissance“ vorangetrieben, mit einer neuen Generation fortschrittlicher Reaktoren, kleiner, billiger und sicherer. Diese taugen aber nicht fü die Infrastruktur für Atomwaffen. Energiefirmen haben bislang kein Interesse an solchen neuartigen Kraftwerken, weil es dort anscheinend keine wirtschaftlichen Subventionen und wirtschaftlichen Absicherungen gibt.

Im US-Bundesstaat Georgia erweitert die Southern Company ihr Werk Vogtle um zwei weitere altmodische Reaktoren. Die ursprünglichen Kosten wurden auf 6,1 Milliarden US-Dollar geschätzt, aber das Projekt liegt drei Jahre hinter dem Zeitplan und 50 Prozent über dem Budget. In South Carolina wird eine Anlage von South Carolina Electric & Gas und Santee Cooper, einem staatlichen Versorgungsunternehmen, gebaut. Diese Anlage mit zwei Reaktoren wurde auf 9,8 Milliarden Dollar geschätzt, aber die Kosten sind auf mindestens 12 Milliarden Dollar gestiegen. Beide Projekte stützen sich auf CWIP, Kreditbürgschaften des Bundes und Steuergutschriften des Bundes.

In den letzten Jahren wurden acht Werke wegen schlechter Wirtschaftlichkeit geschlossen oder sollen geschlossen werden. Andere Werke wie San Onofre und Crystal River wurden angesichts massiver Reparaturrechnungen geschlossen.

Eine Analyse von PWC ergab, dass weltweit nur 26 Prozent der Führungskräfte von Versorgungsunternehmen glaubten, dass die Kernenergie bis 2030 einen „großen Einfluss“ auf ihren Markt haben würde. Wenn Investoren das Investitionsrisiko tragen müssen, haben sie kein Interesse an der Kernkraft.

Der Aufbau

In ihrem Artikel über das finanzielle Fiasko des Kernkraftwerks Hinkley C erwähnt Holly Watt die innovativen Erkenntnisse der Akademiker der Sussex University, Prof. Andy Stirling und Dr. Phil Johnstone, die die zentrale Bedeutung der Erweiterung dieser Fähigkeit erkannt haben. Es drehte sich nicht wirklich um Strom, sondern das militärische nukleare Erneuerungsprogramm für die Trident-Atomwaffen. Watt erwähnt auch das erste Kernkraftwerk, das am selben Standort gebaut wurde, Hinkley A. Was an diesem Reaktor kaum anerkannt wird, ist, dass er sowohl gebaut als auch betrieben wurde, um Plutonium für britische Atomsprengköpfe herzustellen, und wahrscheinlich wurde ein Teil des von ihm hergestellten Plutoniums in die USA geschickt.

Der erste öffentliche Hinweis kam am 17. Juni 1958 mit einer Ankündigung des Verteidigungsministeriums über „die Herstellung von waffenfähigem Plutonium im neuen [Kern-] Kraftwerksprogramm als Versicherung für einen zukünftigen Verteidigungsbedarf“.

Die zivile Atomkraft fällt im Vereinigten Königreich unter den Official Secrets Act. Die Sellafield-Anlage wird „privat verwaltet“, ist aber in öffentlichem Besitz.

Unter dem irreführenden Slogan „Atoms for Peace“ eröffnete die Königin Elizabeth 1956 in Calder Hall in Cumbria feierlich das, was offiziell als Großbritanniens erstes Kernkraftwerk bezeichnet wurde. Der Wochenschaukommentar beschrieb, wie es billige und saubere Kernenergie produzieren würde Energie für alle.

Calder Hall war aber kein ziviles Kraftwerk. Es wurde hauptsächlich gebaut, um Plutonium für Atomwaffen zu produzieren. Der erzeugte Strom war ein Nebenprodukt, um den Rest des Standorts mit Strom zu versorgen. 1957 ereignete sich am Nuklearstandort Windscale (heute bekannt als Sellafield) ein Großbrand. Die Auswirkungen des Windscale-Feuers wurden damals totgeschwiegen, aber es gilt heute als einer der schlimmsten Atomunfälle der Welt. Die Wahrheit, die über dreißig Jahre lang verborgen gehalten wurde, war, dass eine große Menge gefährlicher Radioaktivität nach Osten und Südosten geblasen wurde.

Als Greenpeace-Taucher 1983 bei Sellafield hochradioaktiven Müll entdeckten, der durch eine Pipeline ins Meer geleitet wurde, und versuchten, ihn zu blockieren, verklagte British Nuclear Fuels Ltd (BNFL), der damalige Betreiber der Anlage, Greenpeace wiederholt vor dem High Court.

Die erste Generation der britischen Magnox-Atomkraftwerke wurde im Geheimen für den doppelten Zweck der Plutonium- und Stromerzeugung konzipiert. Die britische Fabrik in Capenhurst, die Kernbrennstoff für Reaktoren herstellt, stellt auch Kernbrennstoff für Atom-U-Boote (Trident und Hunter-Killer) her.

Als Teil einer parlamentarischen Untersuchung des Hinkley-Projekts stellte sich heraus, dass Trident ohne die Milliarden von Pfund, die für den Bau dieses neuen Kraftwerks in Somerset vorgesehen waren, „nicht tragbar“ wäre. Professor Andy Stirling und Dr. Phil Johnstone argumentierten, dass das Kernkraftwerk „eine groß angelegte nationale Basis nuklearspezifischer Fähigkeiten aufrechterhalten wird“, die für die militärische Nuklearkapazität Großbritanniens unerlässlich ist.

Dies könnte erklären, warum Premierministerin Theresa May weiterhin die Subventionierung eines Projekts unterstützte, das den Steuerzahler Milliarden kostete. Subventionen, die an eine Branche gehen, die sich sechzig Jahre nach ihrer Gründung immer noch nicht selbst ernähren kann.

Neue Sprengköpfe durch Fusion

Die Ankündigung des „Lawrence Livermore National Laboratory“, einen Durchbruch bei der fusions-Energie erreicht zu haben, wurde in der Presse als Meilenstein gefeiert für CO2-neutrale Energiegewinnung. Das Labor war jedoch immerzu in seiner Geschichte mit Waffenforschung und Sicherheit beauftragt.

Im „Bulletin of the Atomic Scientists“ meinte dazu Bob Rosner, Physiker an der University of Chicago und ehemaliger Direktor des Argonne National Laboratory:

Die Werbemaschinerie des DoE [Department of Energy] wollte wirklich vom Waffen-Aspekt der Geschichte wegsteuern und sich auf die Energiezukunft konzentrieren.

Die Leute, denen es am 5. Dezember gelungen ist, die Zündung und die sich selbst erhaltende Fusion zu erreichen, waren nicht Teil des DoE-Fusionsenergieprogramms; sie arbeiten stattdessen für die National Nuclear Security Administration (NNSA), die die Atomwaffenbestände des Landes verwaltet.

Mit der Fusionstechnologie lassen sich laut Rosner stichprobenartig Atomwaffen überprüfen, ob diese noch funktionsfähig sind und die korrekte Explosionskraft besitzen, ohne dabei eine komplette Test-Explosion durchführen zu müssen. Darüber hinaus kann man ohne Test-Sprengungen Experimente durchführen über verschiedenartige neue Materialien bei Atomwaffen.

Mini-Kraftwerke

Ganz aufgeben wird man die Pläne für neue, kompakte Mini-Atomkraftwerke nicht. Bricht das gewöhnliche Stromnetz zusammen, wegen Cyberattacken oder ähnlichen Gründen, ließen sich die Anlagen schnell an den Zielort transportieren und in Betrieb nehmen.

Die modularen Geräte von Seaborg können zwischen 200 MW und 800 MW Strom erzeugen – genug, um bis zu 1,6 Millionen Haushalte mit Strom zu versorgen.

Die Hersteller dieser kleineren Reaktoren behaupten auch, dass sie nicht nur sicherer, sondern auch viel billiger sein werden als ihre größeren Verwandten. Der Bau großer Kernkraftwerke besteht traditionell darin, Komponenten auf eine riesige Baustelle zu bringen und dort den Reaktor zusammenzubauen. Aber diese neuen sogenannten modularen Konstruktionen lassen sich wie Puzzles zusammenfügen und größtenteils in Fabriken zusammenbauen.

Das ist sicherlich die Hoffnung bei Rolls-Royce, das gerade einen Zuschuss von 210 Millionen Pfund von der britischen Regierung und eine Finanzspritze von 195 Millionen Pfund von einem Investorenkonsortium erhalten hat, um seinen eigenen kleinen modularen Reaktor (SMR) zu entwickeln.

Bei erwarteten Kosten von jeweils etwa 2 Mrd. £ würde der Rolls Royce SMR ein Zehntel der 23 Mrd. £ kosten, die für das neueste Kernkraftwerk Großbritanniens in Hinkley Point in Somerset in Rechnung gestellt werden.

Jeder Rolls-Royce SMR wird eine Kapazität von 470 MW haben – genug Strom also, um eine Million Haushalte mit Strom zu versorgen. Bis zu 16 SMRs könnten in ganz Großbritannien verstreut gebaut werden, wobei das erste in 10 Jahren online gehen soll: Acht Standorte wurden identifiziert.

AlexBenesch
AlexBenesch
Senden Sie uns finanzielle Unterstützung an: IBAN: DE47 7605 0101 0011 7082 52 SWIFT-BIC: SSKNDE77 Spenden mit Paypal an folgende Email-Adresse: [email protected]
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img

Related articles

Recentr LIVE (02.05.24) ab 19 Uhr: Operation Trust

Die Kommunisten setzten alles auf ein doppeltes, groß angelegtes Täuschungsmanöver; die Vorbereitung einer breiteren ideologischen Aufstellung samt weitgehender...

Auch im Kalten Krieg bandelte Deutschlands extreme Rechte mit den Chinesen an

Maximilian Krah oder Alice Weidel von der AfD sind beileibe nicht die ersten aus dem rechten Lager, die...

Dugin bewirbt im Tucker-Interview seinen National-Bolschewismus

Kommentar Tucker Carlson macht falsch, was man falsch machen kann. In seinem Interview mit Putin verstand er nicht einmal,...

Krah (AfD) liefert dünne Ausreden und setzt auf das China-Konzept von Henry Kissinger

Kommentar Maximilian Krah (AfD) hat noch etwas Rückhalt bei seinem Zielklientel und natürlich bei dem Compact-Magazin. In einem neuen...