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Russlands Optionen: Go big, Kiew in Geiselhaft, Blackout, nukleare False Flag, Koordination mit China

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Bild: Lipskiy/Shutterstock.com

Kommentar

Russland hat seit ewigen Zeiten keinen richtigen großen Krieg mehr geführt gegen ein flächenmäßig großes Land. Dementsprechend geriet die Offensive in der Ukraine ins Stocken. Für Feierstimmung ist es noch viel zu früh, denn es gibt eine Reihe von Optionen, die einen nicht überraschen sollten.

Wladimir Putin sei bereit, bei der Invasion in der Ukraine 50.000 Soldaten zu verlieren, wie ein durchgesickertes Dokument des russischen Gesundheitsministeriums enthüllt, dass Moskau sich auf einen „medizinischen Notfall“ vorbereitet. Geheimdienstchefs sollen gesagt haben, Russland sei bereit, bis zu 50.000 Soldaten zu verlieren, während die Zahl der russischen Todesopfer bisher bereits bei etwa 3.000 liegen könnte. Es wird befürchtet, dass Putin Militärchefs befehlen wird, „chemische Waffen“ einzusetzen und „Krankenhäuser anzugreifen“, um den Sieg zu beschleunigen. Laut ukrainischen Geheimdienstquellen kostet Putins Krieg mit der Ukraine die russische Wirtschaft rund 18 Milliarden Euro pro Tag. Es soll auch Probleme geben bei der Produktion von Raketen.

Go Big

Als die USA vor Jahrzehnten Waffen lieferten an die Mudschahedin im sowjetisch besetzten Afghanistan, waren dort nur 100.000 sowjetische Truppen im Einsatz. Die Waffenlieferungen waren jedoch begrenzt, weil die Sorge herrschte, dass Moskau dann die Geduld verliert und einen Großangriff einleitet, der sich auch auf Pakistan erstreckt.

Ähnlich sieht es heute aus: Russland bot kaum 200.000 Soldaten auf für den Kampf in der Ukraine, wohingegen 500.000 angemessener gewesen wären; vor allem wenn man auf brutale Einschüchterungstechniken verzichten will. Liefern die NATO-Länder zu viele Güter an die Ukraine, könnte Russland eine Großinvasion anordnen, die ggf. Polen, das Baltikum und Finnland miteinschließt. Russland hat seinen engen arktischen Nachbarn Schweden und Finnland mit „militärischen Konsequenzen“ gedroht, sollten sie der NATO beitreten. Finnland hat eine 1.340 Kilometer lange Landgrenze zu Russland – die längste gemeinsame Grenze zwischen einem Mitgliedsstaat der Europäischen Union und Russland. Polen ist derzeit militärisch nicht in der Lage, einen russischen Angriff solange abzubremsen, bis nennenswerte Hilfe eintrifft. Das Baltikum kann in kürzester Zeit überrollt werden, wie Planspiele immer wieder gezeigt haben.

Die Russen sind Sparkurs gewöhnt: Bei der Besatzung Afghanistans im Kalten Krieg bot man nur 100.000 Truppen auf. In Osteuropa stationierte man 565.000 Mann. 75.000 in der Mongolei 30.000 in Ländern der Dritten Welt. Die Amerikaner leisteten sich auf dem Höhepunkt des Vietnamkriegs 500.000 Truppen im Einsatz. Und Vietnam ist nur ein Fünftel so groß wie Afghanistan. 

Der potenzielle Gewinn für Russland in der Ukraine kann die Kriegskosten deutlich übertreffen:

Sonder-Truppen

Moskau könnte Reservisten und erfahrene Truppen aus verschiedenen Teilen des Imperiums herankarren, um die Entscheidung zu erzwingen. Der zynische Spruch „Krieg ist die Gesundheit eines Staates“ gilt auch für Russland. Zu rüsten und in Manövern zu üben wie Zapad oder Kavkaz in den letzten Jahren ersetzt keine echte Kriegserfahrung. Die Militäraktion gegen Georgien war verhältnismäßig klein. Der letzte Tschetschenienkrieg ist lange her und das Land ist mit 15.647 Quadratkilometern winzig. Die Ukraine hingegen ist ungefähr so groß wie Frankreich. Der Krieg verändert sich auch laufend durch den technologischen Fortschritt. Eine Entwicklung wie die tragbare Javelin-Rakete kann alle möglichen herkömmlichen Strategien aus den Lehrbüchern teil-obsolet machen.

Fiese Waffen

Cluster-Bomben, Phosphor-Bomben oder thermobarische Vakuum-Bomben: Wenn die herkömmlichen Methoden scheitern, können ziemlich fiese Waffensysteme eingesetzt werden, um die Ukraine zu erschüttern.

Gelingt es, mit minimalem Truppeneinsatz und begrenztem Blutvergießen Kiew zu erobern und eine Marionettenregierung einzusetzen, ließe sich die negative Außenwirkung des Kriegs in Grenzen halten. Zieht sich der Konflikt in die Länge, kann Russland nur noch mit deutlich höherer Brutalität gewinnen, was der NATO die benötigten Greuelbilder liefern, um damit weltweit politische Entscheidungen zu beeinflussen. Thermobarische Waffen und Einschüchterungsaktionen wären verheerend in der Außenwirkung. Bereits im Tschetschenienkrieg kam Russland nicht aus ohne Internierungslager, Entführungen und Folter zur Einschüchterung.

Blackout

Cyberkrieg ist billiger als andere Formen der Kriegsführung. Man muss damit rechnen, dass Sabotage-Netze über ganz Europa verteilt wurden an neuralgischen Punkten. Geräte der Ukraine-Krieg ins Stocken, könnte zu der Cyber-Option gegriffen werden. Das Risiko ist jedoch ein Cyber-Gegenschlag. Russlands Stromnetz bezog drei Viertel seiner Hardware und 100% seiner Software aus dem Ausland von Firmen wie GE und Siemens. Wie schnell kann die NSA Russlands Netz schrotten?

Kiew in Geiselhaft

Es wäre eine bittere Ironie, wenn ausgerechnet unter Putins Kommando eine Großstadt wie Kiew umstellt, belagert und in Geiselhaft genommen wird. Es ist Putins Trauma, im teilzerstörten und traumatisierten Leningrad aufgewachsen zu sein. Für die Nazis war eine brutale Belagerung günstiger und schneller. Beide Eltern Putins waren deshalb beinahe gestorben, was ausschlaggebend wurde für seinen Wunsch bereits als Schüler, eines Tages zum KGB zu gehören und gegen die Deutschen zu arbeiten.

Koordination mit China

Startet China nun eine Aktion gegen Taiwan und eskaliert die Situation um Nordkoreas Atomprogramm wird sofort der Verdacht aufkommen, dass China sich mit Russland koordiniert um die Kapazitäten des Westens an unterschiedlichen Schauplätzen zu binden.

Diplomaten erwarteten, dass Peking gemeinsam mit Russland gegen den von den USA gesponserten Antrag im UN-Sicherheitsrat stimmen würde, aber wie die Vereinigten Arabischen Emirate und Indien enthielt es sich der Stimme und ließ Russland allein beim Einsatz seines Vetorecht als ständiges Mitglied des Sicherheitsrates.

Die chinesischen Ölkäufe aus Russland im Dezember übertrafen ihre Käufe aus Saudi-Arabien. Sechs Tage vor Beginn der Militärkampagne kündigte Russland einen jahrelangen Vertrag über den Verkauf von 100 Millionen Tonnen Kohle an China an – ein Vertrag im Wert von mehr als 20 Milliarden US-Dollar. Und Stunden bevor Russland begann, die Ukraine zu bombardieren, erklärte sich China bereit, russischen Weizen zu kaufen, trotz Bedenken wegen Pflanzenkrankheiten.

Nordkorea bestätigte im Januar, dass es eine ballistische Rakete gestartet hat, die die US-Basis auf Guam erreichen kann. Der Start der Rakete war der siebte Test, den Nordkorea in diesem Monat durchgeführt hat, und das erste Mal seit 2017, dass eine nuklearfähige Rakete dieser Größe gestartet wurde.

Als Nordkorea erfolgreich einen Satelliten ins All geschossen hatte, fielen Bruchstücke der Trägerrakete ins südchinesische Meer. Die Südkoreaner schnappten sich den Müll, analysierten ihn und stellten fest, dass die Bauteile aus China stammten, bzw. dass es westliche High-End-Bauteile und europäische Softwareprodukte waren, die von chinesischen Distributionsfirmen nach Nordkorea gebracht wurden. Europäische Technologie landete auch in chinesischen High-End-Fräsmaschinen und schließlich in Nordkorea. Damit kann man auch Zentrifugen herstellen für die Anreicherung von Uran.

Nukleare False Flag

Der schnellste Weg um eine Kapitulation der Ukraine zu erzwingen, sind begrenzte Einsätze von Atomwaffen. Russland könnte einen Vorwand schaffen: Indem man sich selbst trifft mit einem alten Atomsprengkopf aus sowjetischen Beständen, und den Eindruck erweckt, die Ukraine hätte ihn eingesetzt, wäre Russland in der Opferrolle. Aus dieser Position heraus ließen sich kleinere, taktische Atomwaffen einsetzen, um den Krieg für sich zu entscheiden und eine bedingungslose Kapitulation zu erzwingen.

Vor ihrem Zusammenbruch im Jahr 1991 produzierte die Sowjetunion mehr als 27.000 Atomwaffen sowie genug waffenfähiges Uran und Plutonium, um dreimal mehr Waffen zu bauen. Irgendwie ließe sich behaupten, dass böswillige Kräfte ein paar Sprengköpfe beiseitegeschafft hätten für die spätere Verwendung.

Die Nuclear Threat Initiative (NTI) veröffentlichte im September 1997 einen Bericht, der den ehemaligen russischen nationalen Sicherheitsberater Alexander Lebed zitierte, der behauptete, das russische Militär habe mehr als 100 nukleare Kofferbomben aus den Augen verloren. Lebed, der seine Behauptungen in der CBS-Nachrichtensendung Sixty Minutes aufstellte, meinte, dass jede der Waffen so stark sei wie ein Sprengkopf von einer Kilotonne, der bis zu 100.000 Menschen töten und von einer einzigen Person zur Detonation gebracht werden könne. Russland entgegnete jedoch, dass Lebed sich irrt und „kleine Dummy-Trainingsgeräte“ möglicherweise mit echten Waffen verwechselt hat.

AlexBenesch
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