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Neil Young und Joe Rogan sind sich viel ähnlicher, als es den Leuten derzeit bewusst ist

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Bild: Dawid S Swierczek/Shutterstock.com

Der Musiker Neil Young lässt aktuell seine Musik vom Streamingdienst Spotify entfernen, weil Spotify den Podcast von Joe Rogan hostet, in dem Stimmung gegen die Coronaimpfung gemacht wird. Die Sache ufert mal wieder aus in einem Kulturkampf. Am Zweiparteiensystem wird sich jedoch nichts ändern durch die „Joe Rogan Experience“.

Rogan ist vor allem Entertainer und Experte für Kampfkunst. Seine Show ist ein großer Erfolg geworden und löst bei den einen Menschen große politische Hoffnungen und bei den anderen große Ängste aus.

Man muss sich natürlich nicht zwischen der Impfung oder der Stärkung des Immunsystems entscheiden. Mann kann beides tun. Neil Young unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht nicht allzusehr von Rogan. Beide sind Entertainer, sie haben sich beide lautstark gegen die Bush-Regierung und ihren Krieg gegen den Terror ausgesprochen. Sie sind beide keine Fans von Donald Trump. Sie hatten beide Sympathien für Bernie Sanders zum Ausdruck gebracht. Beide haben Geschäfte mit großen Konzernen: Rogan hat den Spotify-Deal, und Neil Young hat gerade einen großen Anteil an seiner Musik an Hipgnosis verkauft, das auf der britischen Insel Guernsey, einer Kronbesitzung mit besonderen Steuervorteilen, registriert ist. Sie sind beide sagenhaft reich, wollen aber die Sympathien des einfachen Mannes auf der Straße.

Rogan hat sich selbst als sozial-liberal beschrieben und gesagt, dass er die gleichgeschlechtliche Ehe, die Rechte von Homosexuellen, die Rechte der Frau, den Freizeitdrogenkonsum, die universelle Gesundheitsversorgung und das universelle Grundeinkommen unterstützt. Rogan sagte:

„Ich habe noch nie in meinem Leben rechts gestimmt. Ich habe Demokrat gewählt, ich habe unabhängig gewählt. Ich bin überhaupt nicht rechts.“

Er sagte auch: „Ich war mein ganzes Leben lang liberal, ich sehe einfach aus wie ein Republikaner.“

Vor der Pandemie hätten sich Joe Rogan und Neil Young anscheinend ziemlich gut verstehen können. Rogan bot an, eine vierstündige Debatte mit Trump und Biden zu moderieren, um eine Voreingenommenheit der Medien zu vermeiden. Das wäre interessant gewesen. Am Wahlabend gab Rogan bekannt, dass er für den libertären Kandidaten Jo Jorgensen gestimmt hatte.

Es ist schön, jemanden wie Rogan mit einem großen Publikum zu haben, der beide großen politischen Parteien und deren Präsidentschaftskandidaten kritisiert. Es ist schön, libertäre Slogans zu dreschen, wenn man mit den Republikanern oder den Demokraten nicht einverstanden ist. Aber wir bewegen uns nicht hinaus über das Zwei-Parteien-System und dieses 50:50-Gleichgewicht, das die Leute bei der Stange hält.

Joe Rogan war bereit, speziell hergestellte Antikörper und Medikamente aus der Pharmaindustrie zu nehmen gegen seine COVID-Erkrankung, äußerte sich jedoch skeptisch gegenüber den Impfungen. Es war nicht so schlimm wie vielen anderen große Medien, die eindeutig pro-republikanisch sind. Aber dann hatte er Robert Malone als Gast, und das wurde zu einem Problem. Malone hatte vor über 30 Jahren ein paar wichtige Arbeiten zur mRNA-Technologie geleistet. In der Wissenschaft sind drei Jahrzehnte eine wahnsinnig lange Zeit. Viele andere Wissenschaftler hatten zur mRNA beigetragen und besonders in den letzten Jahren gab es Durchbrüche. Es stellt sich auch die Frage, ob das Militär erhebliche verdeckte Beiträge geleistet hat oder nicht, denn Bioverteidigung ist ein massives Thema und Sie sollten neue Technologien erwarten, die die Bioverteidigung beschleunigen.

Malone wurde von der Zeitschrift Atlantic mit Kommentaren zitiert, die darauf hindeuten, dass er unglücklich darüber ist, dass seine ehemaligen Kollegen jetzt Geld scheffeln, wie Herr Kariko von der BioNtech Corporation. Malone erhob Vorwurf über Vorwurf gegen die Impfstoffe und er erhielt viel Aufmerksamkeit dafür, aber all sein Gerede hatte keine Substanz. Er hatte reichlich Gelegenheit, uns etwas Besonderes über die Pandemie zu erzählen. Aber er hatte nichts Besonderes zu sagen.

Von den Mainstream-Medien verteufelt zu werden, macht niemanden automatisch zu einem Helden-Underdog-Whistleblower. Meistens ist The Joe Rogan Experience eine Unterhaltungsshow. Manchmal will es viel mehr sein. Um das durchzuziehen, könnte Rogan theoretisch eine Gruppe von Experten in Vollzeit beschäftigen oder zumindest für Beratungen auf Abruf bezahlen. Dafür verdient er ja genug Geld. Aber dann müsste er die Art von Organisationsarbeit leisten, die er vermeiden möchte. Er sagte ja, dass er den Spotify-Deal annahm, weil er dort nichts Neues zu organisieren und verwalten hat. Er möchte die Sendungen aufnehmen, und danach Weed rauchen und Feierabend machen. In wenige Jahren ist er wohl in Ruhestand.

Die Show begann damit, dass Joe und seine Kumpels einfach vor Laptops saßen und über Zeugs redeten. Dies ist die Art von Format, das heutzutage unzählige Menschen verwenden. Ursprünglich war ein Videoredakteur und Angestellter eines Computergeschäfts namens Brian Redban der Produzent. Dann heuerte Rogan Jamie „Pull that up“ Vernon an. Es ist sehr einfach und billig, kontroverse Gäste anzuhauen. Es ist billig und einfach, ein paar Nachrichtenartikel aufzurufen. Es ist viel teurer, Fachleute einzustellen, wenn es um komplizierte Themen geht.

Wenn Sie eine Show moderieren, können Sie immer sagen, dass Sie einfach Gespräche führen, dass Sie nur zu einer größeren Diskussion beitragen und so weiter. Aber es gibt viele Influencer, die Rogan nicht mag, deren Ideen er nicht mag, die die gleichen Medientechniken verwenden wie er.

Rogans Erfolg lässt sich an seiner Zuschauerzahl messen. Einige messen es daran, wie sehr ihn die Mainstream-Medien angreifen. Aber: Welche Partei wählt sein Publikum? Republikaner? Demokraten? Das wird nichts ändern. Ich möchte nicht, dass die Joe Rogan Experience nur ein weiteres Stück politischer Unterhaltung und Standardaktivismus ist.

Es ist schön, beide Parteien zu kritisieren und libertäre Parolen zu verbreiten. Zu einer Änderung des politischen Zweiparteiensystems wird dies aber nicht führen. Die Anhänger der großen Parteien haben viel zu viel Angst davor, gegenüber der Gegenpartei an Boden zu verlieren. Dann gibt es den ideologischen Kulturkampf um alles und jeden. Die Menschen haben Angst davor, von der Denkweise ihrer Gruppe abzuweichen. Libertarismus ist ein bisschen paradox. Sie schätzen Individualität, aber unter Libertären sieht man viel Konformität. Es werden dieselben alten Autoren zitiert, es gab in den letzten Jahrzehnten keine nennenswerten Fortschritte und es ist oft zu simpel gehalten. Sie können verlangen, dass sich die Regierung aus (fast) allem heraushalten soll. Aber das hilft uns während einer aktiven Pandemie oder einem anderen komplexen Problem nicht viel. Das angloamerikanische Establishment ist nicht wirklich links oder rechts. Es kontrolliert gleichzeitig den Staat und die größten Konzerne. Es geht um Macht. Und wir Menschen sollen untereinander kämpfen und uns gegenseitig canceln und uns eine der Gruppen und Ideologien aussuchen. Große Konzerne hatten Hunderte einflussreicher libertärer und vermeintlich marktwirtschaftlicher Denkfabriken ins Leben gerufen. Große Unternehmen nutzen gerne Libertäre als eine Art PR-Front. Wenn es hart auf hart kommt und Libertäre die Linke fürchten, werden sie gerne die Republikanische Partei unterstützen.

Erinnern wir uns an die Daily Show mit Jon Stewart? Während der Bush-Jahre? Als es auf ungefähr 3 Millionen Zuschauer angewachsen war? 2008 gewann Obama die Wahlen und viele Zuschauer dachten, sie hätten endlich große Fortschritte gemacht. Hat sich das Imperium aber verändert? Nein. Hat es nicht. Joe Rogans Show könnte zu bedeutsamen Veränderungen führen. Es könnte die beiden Parteien schwächen und neue politische Projekte unterstützen. Aber es liegt nicht alles an ihm. Wie viele seiner derzeitigen Fans würden ihn verlassen, wenn er Dinge sagen würde, die sie nicht hören wollen?

AlexBenesch
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