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„Ein Biowaffenlabor in Berlin-Buch“ zu DDR-Zeiten?

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In der DDR war Prof. Dr. Erhard Geißler einer der führenden Molekularbiologen der DDR. Er arbeitete zunächst am Institut für experimentelle Krebsforschung der Deutschen Akademie der Wissenschaften in Berlin-Buch und promovierte und habilitierte sich an der Humboldt-Universität. Danach war er Direktor des Instituts für Mikrobengenetik und Ordinarius für Genetik an der Rostocker Universität. Von dort führte sein Weg zurück nach Berlin-Buch, wo er Abteilungsleiter am Zentralinstitut für Molekularbiologie der DDR-Wissenschaftsakademie wurde, das er 1987 verließ. Er befürchtete das Missbrauchspotenzial der Wissenschaft für biologische Waffen.

Er schrieb: Schon 1946 nahm die UdSSR sowohl defensive als auch offensive BW-Aktivi­täten wieder auf. Im gleichen Jahr beauftragten die Sowjets Stefan Winkle, dem Direktor des Hygienischen Instituts der Friedrich-Schiller-Universität, in Jena ein Laboratorium zur Psittacose-Diagnostik einzurichten und statteten dieses großzügig apparativ aus. Gleichzeitig versuchten sie, sich in den Besitz von Erregern der Papageienkrankheit (Chlamydo­phila psittaci) zu setzen, was von Winkle zunächst erfolgreich verhindert werden konnte. Winkle hatte den nicht unbegründeten Verdacht, dass Psittakose-Erreger als biologische Kampfmittel genutzt werden könnten und dass sich die Sowjets deshalb diese Chlamydien beschaffen wollten. Der Ausbau des Psittacose-Laboratoriums wurde daraufhin wieder gestoppt und seine Einrichtung wieder abtransportiert.

Winkle arbeitete von 1940 bis 1945 als Seuchenhygieniker am Robert Koch-Institut in Berlin und am Zentralhygienischen Institut in Belgrad. Die Amerikaner interessierten sich ebenfalls für Psittacose und arbeiteten daran im US Army Medical Research Institute of Infectious Diseases in Fort Detrick.

Der führende deutsche Virologe Eugen Haagen ließ sich von Winkle mit dessen Gesprächs­partner von der Thüringer Verwaltung der Sowjetischen Militäradministration (SMA) in Weimar, Major Winogradow, bekannt machen und meinte, ihm sei es gelungen, die Rickettsie auch in Ostsee-Möwen nachzu­weisen. Er hatte zuvor im KZ Natzweiler-Struthof unter anderem Fleckfieberversuche an Häftlingen durchgeführt. Davor war er Assistenzarzt an der Berliner Charité. Er wurde noch 1944 Mitglied in der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina Von 1928 bis 1929 absolvierte Haagen einen Gastaufenthalt am Rockefeller-Institut in New York und wurde dort 1930 Regierungsrat und zudem außerordentlichen Mitglied bei der Gesundheitsabteilung der Rockefeller-Stiftung. Die Rockefellers überschnitten sich immer wieder mit dem US-Biowaffenprogramm und förderten Figuren wie General Doolittle.

Die Sowjets waren begeistert von Haagens Vorschlägen:

Winogradow verständigte sofort das Hauptquartier der SMA in Berlin-Karlshorst. Dort wurde unverzüglich entschieden, Haagen ein Forschungslabor im ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Institut für Hirnforschung in Berlin-Buch einzurichten.

Haagen wurde schließlich nach Westberlin gelockt, verhaftet und machte in der BRD Karriere.

Die 1952 gegründete „Bundesforschungs­anstalt für Viruskrank­heiten“ Tübingen, der west­deut­sche Ableger der Forschungsanstalt für Tierseuchen Insel Riems unter ihrem Gründungs-Präsidenten, dem ehemaligen Riemser Vizepräsidenten Erich Traub, gewährte ihm Gast­recht und die Deutsche Forschungsge­mein­­schaft (DFG) unterstützte seine Untersuchungen.

Die DDR schätzte die Gefahr durch biologische Angriffe als ernst ein und wollte die Pflichtimpfungen dementsprechend anpassen.

Gewährleistung des Infektionsschutzes in der NVA war – neben Aus- und Weiterbildung militärmedizinischer Kader – auch die Hauptaufgabe des 1963 gegründeten Instituts für Biologischen Schutz, später Institut für Feldepidemiologie und Mikrobiologie genannt, der Militärmedizinischen Sektion der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. Mitarbeiter des Greifswalder Instituts waren auch – gemeinsam mit Experten der Mili­tärmedizinischen Akademie Bad Saarow – an der Ausarbeitung vertraulicher bezie­hungs­­weise geheimer Dienstanweisungen beteiligt, die biologische Kampf­mittel und entsprechende Kriegführung betrafen, sowie am Handbuch der Militärmedizin.

1968 begann die die sogenannte Hongkong-Grippe, die mehrere Millionen Todesopfer forderte. Die DDR verbesserte ihre Pandemiepläne drastisch. Im Oktober 1981 fand im Kreis Zittau eine streng ge­heime Übung „Virus 81“ statt.

https://www.berliner-zeitung.de/zeitenwende/warum-die-ddr-lange-vor-der-bundesrepublik-und-der-who-einen-pandemieplan-hatte-li.81307

Das Plenum der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin behauptete, “dass in den letzten Jahren westdeutsche Regierungsstellen unter Bruch der nach dem 2. Welt­krieg für Deutschland getroffenen Regelungen ein ganzes System der Erforschung, Erprobung und Produktion von chemischen und biologischen Kampfstoffen etabliert haben”.

AlexBenesch
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