Kommentar
J.D. Vance, ein Politiker der fast 40 Jahre jünger ist als Trump, ist der neue Vizekandidat.
Der Militär-Veteran hatte sich aus strategischen Motiven entschieden, sich der MAGA-Trendwelle anzuschließen. Es ist davon auszugehen, dass Trump nach einer weiteren verlorenen Wahl politisch keine große Rolle mehr spielen wird, oder nach einer weiteren Amtszeit zu alt ist.
Vance könnte dann das Erbe des Trump-Hype antreten und dieses Segment der Wählerschaft kultivieren und gleichzeitig, wie es üblich ist, gemäß den Plänen der alten Seilschaften der Partei agieren. Man brauchte die fanatischen Aktivisten als Wähler, die schnell beleidigt sind und nach Lust und Laune beurteilen, welcher Politiker als der große Retter gilt und wer als fieser Agent des „Deep State“.
Vances Kindheit war von Armut und Missbrauch geprägt, und seine Mutter kämpfte mit Drogensucht. Vance und seine Schwester Lindsey wurden hauptsächlich von seinen Großeltern mütterlicherseits aufgezogen. Dennoch brachte er es an die elitäre Yale Law School, eine Kaderschmiede der Oberschicht.
Er war Redakteur des Yale Law Journal und schloss sein Studium 2013 mit einem Juris Doctor ab. Damit ist beinahe garantiert, dass er einer der besonderen Studentenverbindungen wie Skull & Bones oder Scroll & Key beitrat. Ohne diese Netzwerke läuft nichts in Amerika und jene haben eindeutig britisch-aristokratische Wurzeln, die wohl bis heute anhalten.
Im März 2021 spendete Peter Thiel 10 Millionen Dollar an Protect Ohio Values, ein im Februar gegründetes Super PAC zur Unterstützung einer möglichen Kandidatur von Vance. Robert Mercer spendete ebenfalls einen nicht genannten Betrag.
Wir sehen also, dass etablierte Figuren Vance die Mittel zuschoben, um im Sinne der Seilschaften zu agieren.
Vance ist eine führende Persönlichkeit der neoreaktionären Bewegung. Er hat den politischen Theoretiker Curtis Yarvin, einen persönlichen Freund, als maßgeblichen Einfluss auf seine Überzeugungen genannt.
Yarvin argumentiert, dass die amerikanische Demokratie ein gescheitertes Experiment sei, das durch eine rechenschaftspflichtige Monarchie ersetzt werden sollte, ähnlich der Regierungsstruktur von Unternehmen.
Sein Vater, Herbert Yarvin, arbeitete als Diplomat für die US-Regierung. Hans-Hermann Hoppes Buch „Democracy: The God That Failed“ aus dem Jahr 2001 markierte Yarvins ersten Bruch mit der Demokratie.
Er beschrieb, was er als Mängel in der akzeptierten „Mythologie des Zweiten Weltkriegs“ empfand, und spielte auf die Idee an, dass Hitlers Invasionen Akte der Selbstverteidigung gewesen seien. Er argumentierte, diese Diskrepanzen seien von Amerikas „herrschenden Kommunisten“ vorangetrieben worden, die die politische Korrektheit als „äußerst ausgeklügelten Mechanismus zur Verfolgung von Rassisten und Faschisten“ erfunden hätten.
„Wenn die Amerikaner ihre Regierung ändern wollen“, sagte er, „müssen sie ihre Diktatorphobie überwinden.“
Hoppe ist wie eine Art Karl Marx der Radikallibertären. Wie Mark beschäftigt er sich hauptsächlich damit, die aktuellen Zustände zu verurteilen und präsentiert dann eine simple Zukunftsvision, ein staatenloses Utopia, in dem alles wunderbar funktioniert. Als eine Art Zwischenstufe bräuchte es eine erneute Aristokratie, ähnlich wie Marxisten-Leninisten eine „Diktatur des Proletariats“ forderten.
Radikallibertäre, pro-aristokratische Ideen wurden in Deutschland popularisiert durch den Milliardär August von Finck junior. Dessen Vater war ein wichtiger Nazi, was sich inzwischen herumgesprochen hat, aber kaum einer weiß, dass sein Großvater durch den deutsch-britischen Adel aufgebaut wurde.
JD Vance heiratete Usha Chilukuri, Tochter der indischen Einwanderer Krish und Lakshmi Chilukuri, die beide Professoren sind. Sie besuchte auch die Yale University und schloss ihr Bachelorstudium in Geschichte mit summa cum laude ab. Sie war Mitglied der Phi Beta Kappa.
Anschließend besuchte sie als Gates Cambridge Scholar die Cambridge University in England und erhielt 2010 einen Master of Philosophy. 2013 erwarb sie einen Juris Doctor an der Yale Law School, wo sie Executive Development Editor des Yale Law Journal und Mitglied des Yale Journal of Law & Technology war.