Kommentar

In einer Stellungnahme an die AfD-Parteichefs schreibt Petr Bystron, er habe „zu keinem Zeitpunkt“ von einem Mitarbeiter des Internetportals Voice of Europe „oder irgendeinem Russen“ Geldzahlungen oder Kryptowährungen bekommen. So richtig wohl fühlt sich die Parteispitze damit nicht. Die tschechischen Medien behaupten, es gäbe eine belastende Audioaufnahme. In Zeiten von Stimmenmanipulation durch künstliche Intelligenz wäre selbst dies nicht genug. In der Presse hieß es allerdings, mehrere westliche Geheimdienste seien an der Überwachung beteiligt gewesen. 2016 erklärte der scheidende US-Geheimdienstaufseher Clapper offen, alle europäischen Parteien mit Sympathien für Moskau zu durchleuchten. Wenn das FBI (das auch ein Inlandsgeheimdienst ist) beispielsweise eine Überwachungsoperation durchführt, braucht es mehrere Audio- und meist zusätzlich Videoaufzeichnungen, um einen Richter zu überzeugen. Die CIA als Auslandsgeheimdienst war äußerst kreativ und bissig, wenn es darum ging, elektronische Abhörmaßnahmen durchzuführen. Die AfD-Parteispitze sitzt also im Dunkeln mit Bystron. Kommen in der Öffentlichkeit keine schlagenden Beweise, hat man Glück gehabt. Kommt doch etwas, dann wird es ernst, denn Russland-Unterstützung im größeren Stil wirkt sich aus auf ein mögliches Parteienverbot.

Normalerweise würde man bei Bystron auch jetzt schon hart durchgreifen, weil er das Risiko schlicht nicht wert ist. Zu viele AfD-Politiker gleichen sich fast bis aufs Haar. Dummerweise kann man kaum durchgreifen weil Bystron (mit Hilfe der COMPACT und anderen Medien) bereits das Framing vorgegeben hat: Es handle sich um eine Kampagne der großen westlichen Verschwörung. Wenn der Parteivorstand durchgreift, gibt es interne Kämpfe und jeder könnte über jeden irgendwas enthüllen.

Als der ehemalige Star-Journalist Hubert Seipel erwischt wurde, 600.000€ von Russen kassiert zu haben für ein einziges pro-Putin-Buch, reagierten die „alternativen“ Medien mit der Haltung, es sei ihnen komplett egal.

Bystron wurde in der kommunistischen Tschechoslowakei geboren und scheint als Teenager bei dem „Vertrieb“ von verbotenen Liedern und mit einem verbotenen Verein ertappt worden zu sein vom Geheimdienst StB. Ignorieren wir für einen Augenblick die Tatsache, dass der Kommunismus auch nach 1991 nie wirklich unterging und Putin und seine Genossen aus dem KGB stammen.

Bystrons Rebellion mag auf den ersten Blick wirken wie Antikommunismus. Aber der führende deutsche Rechtsextreme früher, Rainer Sonntag, war einst auch ein junger Rebell gewesen in der DDR, der in der Haft von der Stasi als Informant angeworben worden war. Sonntag wurde in die Bundesrepublik geschickt und schaffte es zur Nummer zwei hinter Kühnen. Sein Führungsoffizier agierte wohl direkt im Auftrag von Putin selbst, der für den KGB in Dresden saß.

Es liegen keine Hinweise vor, dass Bystron angefangen hatte, für den StB zu arbeiten. Als er 16 war, reiste er mit seinen Eltern in den Westen; wie er selbst sagt, mit einem Pass, und erhielten politisches Asyl.

Als Mitarbeiter wählte er später Figuren aus der rechten Szene, etwa einen ehemaligen Kopp- und Sezession-Autor, ein ehemaliger NPD-Autor und ein Kollaborateur der DVU. Wie stark kann er diesen Herren vertrauen?

Andrej Babis, der tschechische Ministerpräsient, soll in den 1980er Jahren als Agent beim tschechoslowakischen Geheimdienst tätig gewesen sein. Das Nachrichtenportal Seznamzpravy.cz veröffentlichte eine mutmaßliche Karteikarte des StB. Er meint, er sei ohne sein Zutun gelistet gewesen. Die Karteikarte trägt den Stempel „Agent“. Er räumte bisher nur die Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei (KSC) ein.

Aus Tschechien zu flüchten war alles andere als leicht. Mit gefälschten Grenzübergängen lockte die tschechische Geheimpolizei in den vierziger und fünfziger Jahren Hunderte unliebsame Bürger in die Falle. Es gab sogar eine falsche Grenzlinie mit scheinbaren Grenzer-Häuschen.

https://www.welt.de/regionales/bayern/article152425510/Der-AfD-Chef-Bayerns-ist-anerkannter-Asylbewerber.html

https://www.rnd.de/politik/andrej-babis-tschechischer-ministerprasident-bestreitet-vergangenheit-als-agent-im-geheimdient-JTBPJQY4NU5WVZ5O52MBJV4WMQ.html

https://www.spiegel.de/geschichte/falsche-grenze-zur-tschechoslowakei-a-951283.html

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