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Léo Taxil

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Der Franzose Marie Joseph Gabriel Antoine Jogand-Pagès (alias Taxil) war als Kind noch von Jesuiten erzogen worden, verließ aber später den Katholizismus und veröffentlichte eine Reihe an sensationalistisch aufbereiteten Fake-Enthüllungen über die Kirche. Er versuchte es erfolglos bei den Freimaurern, kehrte 1885 wieder in die Kirche zurück und begann Ende der 1890er Jahre, in seinen Schriften mit allerhand erfundenen Gräuelgeschichten über Teufelsanbetung das Freimaurertum zu verdammen. Das erste Enthüllungsbuch, das Taxil veröffentlichte, war eine vierbändige Geschichte der Freimaurerei, die fiktive Augenzeugenberichte über ihre Beteiligung am Satanismus enthielt. Auffällig ist, dass Taxils Geschichten immer absurder wurden, obwohl er damit seine Glaubwürdigkeit unnötig sabotierte. Die besseren Fälschungen von Taxil wirkten noch relativ plausibel, wie man an dem folgenden Beispiel erkennen kann:

Bevor ein Mann zu den höheren Graden zugelassen wird, werden ihm die Augen verbunden und er wird in einen Raum gebracht, in dem ein lebendes Schaf auf dem Boden liegt. Maul und Füße des Tieres sind gesichert und es ist sauber rasiert, so dass sich seine Haut bei Berührung wie die eines Menschen anfühlt. Neben dem Tier wird ein Mann platziert, der schwer atmet, zappelt und gegen imaginäre Feinde kämpft. Dem Kandidaten wird zu verstehen gegeben, dass der Körper des Schafes der eines illoyalen Freimaurers ist, der die Geheimnisse des Ordens verraten hat und nach einem alten Gesetz sterben muss, wobei der Kandidat zum Henker gemacht wird, als Warnung. Dann wird ihm ein großes Messer gegeben, und nach einer Zeremonie wird er überredet, den Verräter zu ‚töten‘, d.h. das Messer wiederholt in den Körper des Schafes zu stechen, den er für den Körper eines ihm unbekannten [freimaurerischen] Bruders hält. So ist jeder Freimaurer zumindest im Geiste ein Mörder, wenn nicht sogar tatsächlich, denn manchmal nehmen verräterische Freimaurer den Platz des Tieres ein.

Diese Fälschung kommt ohne übernatürliches Brimborium aus und klingt spannend. Auch das Zitat, das er Albert Pike unterschob, einem wichtigen Mitglied des schottischen Freimaurer-Ritus, ist eine recht gute Fälschung:

Ihnen, Souveräne Große Generalinspektoren, sagen wir dies, damit Sie es den Brüdern vom 32., 31. und 30. Grad wiederholen können: Die freimaurerische Religion muss von uns allen, die wir Eingeweihte der hohen Grade sind, in der Reinheit der luziferischen Lehre bewahrt werden.

Taxil benutzte mehrere Pseudonyme, um seine Aktivitäten besser zu tarnen. Seltsamerweise erfand Taxil immer absurdere Geschichten von schwebenden Tischen und Menschen, die sich in Krokodile verwandeln. Der Vatikan biss den Köder an und verlieh Taxil einen hohen Orden. Seine fiktive Quelle für Insiderinformationen war „Diana Vaughan”, eine Aussteigerin aus dem (non-existenten) „Kult der Palladisten“ die im Kontakt mit Dämonen gestanden haben und magische Kräfte besessen haben soll. 1896 flog der Schwindel auf, als die Kölnische Volkszeitung über ihn berichtete, und so blieb ihm nichts anderes übrig, als ein Jahr später sein Publikum mit dem Geständnis zu schockieren, dass seine Arbeit ein absichtlicher Schwindel war, es sich bei Diana Vaughan nur um seine Sekretärin handelte und er nur zum Schein wieder Katholik geworden war. Taxil behauptete, er hätte all die Lügen nur aus Spaß und wegen Geld erzählt, und das Publikum hätte ihn zu immer hochtrabenderen Lügen getrieben. Es besteht der Verdacht, dass Taxils Werke Auftragsarbeiten waren, die möglicherweise den Vatikan und Kritiker der Freimaurer bloßstellen sollten. Taxils zahllose Lügen hatten sich längst verbreitet in allen möglichen weiteren Verschwörungsbüchern, wurden mit viel Fantasie weitergesponnen und oftmals mit völlig anderen Quellenangaben versehen.

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