Kommentar

Die AfD hat nur noch 30.000 Mitglieder. Der durchschnittliche Landesverband hat weniger Mitglieder als ein türkischer Verein. Und jetzt wollen sie noch den Ukraine-Krieg „erklären“ den sie eben noch für völlig ausgeschlossen hielten. Welcher Geniestreich folgt als nächstes?

Während der Flüchtlingskrise ritt man auf der Welle der Empörung wie auf einem fliegenden Teppich. Trump war Präsident, Putin hatte noch nicht die Ukraine überfallen und alles schien möglich. Ein paar Nobodys mit Revisionisten-Büchern im Regal waren sich totsicher, dass die Deutschen unbedingt eine Art NPD wählen möchten, die die Farbe blau statt rot benutzt. Dann flog der Teppich aber nicht mehr und die Herren saßen gestrandet in der Wüste. Trump war hinfort, die akute Flüchtlingskrise vorbei, und nun müsste man schon speziell dumm sein, um zu glauben, dass Putin den Deutschen gerne helfen würde, möglichst souverän zu werden.

Nun droht die neue Einstufung durch den Verfassungsschutz, und ausgerechnet der ausgetretene Meuthen wird eine Art Kronzeuge.

Selbst die AfD Sachsen-Anhalt hat nur 1366 Mitglieder (Stand 2020). Und wie viele von den 1366 sind überhaupt richtig aktiv abseits von Sprüchen und Geklicke im Internet? Praktisch NIEMAND will Mitglied der AfD Sachsen-Anhalt sein. Trotz der großen Luftblase in „alternativen“ Online-Medien. Wo ist der „Mut zur Wahrheit“ in den „alternativen“ Medien, mal auszusprechen, was man jahrelang falsch gemacht hat?

Zugegeben: Selbst die CDU hat nur 6335 Mitglieder in Sachsen-Anhalt. Aber man sieht recht deutlich, dass der AfD-Aktivismus im Internet eine Luftblase ist, trotz endloser (Schein-)Klicks, trotz Millionen an Budgets die die Partei bundesweit aufbieten kann. Wenn es darum geht, dass Leute mal mehr tun müssen als nur sitzen und klicken, dann passiert nichts.

In einschlägigen Chatgruppen wurde getönt über kommende „Machtergreifungen“. Aber entweder ist es den rund 240.000 AfD-Wählern in Sachsen-Anhalt zu viel Mühe, sich ein Parteibuch zu holen, oder man will nicht gesellschaftlich stigmatisiert sein und den Verfassungsschutz hinter sich her haben.

Noch ein paar Zahlen:

Zur Erinnerung: Höcke, der sich selbst wohl schon als Führer des kommenden Großdeutschen Reiches sieht, ist ein reiner Landespolitiker in Thüringen. Thüringen ist ein kleines Bundesland im Osten der Republik mit ca. 2,1 Millionen Bewohnern. Das sind nicht einmal 2,6 Prozent der Bevölkerung Deutschlands. Bei der thüringischen Landtagswahl 2019 holte Höckes AfD-Landesverband mit ihm als Spitzenkandidaten exakt 259.382 Landesstimmen (Wahlkreisstimmen waren es noch weniger). Wahlberechtigt sind in Deutschland ca. 61,7 Millionen Menschen. Von allen Wahlberechtigten in Deutschland haben 0,4 Prozent Höckes AfD-Thüringen gewählt. Und selbst von diesen 0,4 Prozent wollten mehr als drei Viertel der AfD-Wähler nicht Höcke als thüringischen Ministerpräsidenten. Nur 24 Prozent der AfD-Anhänger in Thüringen gaben in der Umfrage vom als AfD-nah geltenden INSA-Instituts im Auftrag des neurechten Magazins Neue Freiheit an, sie würden sich Björn Höcke als thüringischen Ministerpräsidenten wünschen. Das heißt, über 75 Prozent der AfD-Wähler haben die Partei auf keinen Fall wegen Höcke gewählt, sondern eher trotz Höcke. 24 Prozent von 259.382 Landesstimmen sind ca. 62.250 Personen in ganz Thüringen. Das ist Höckes Hausmacht. Mehr nicht. 62.250 Personen, das sind 0,1 Prozent aller Wahlberechtigten in Deutschland, einer von tausend.

https://juergenfritz.com/2020/05/24/meuthen-weist-26-prozent-hoecke-in-die-schranken/

Die Apelle zur „Geschlossenheit“ in der AfD kann man also getrost vergessen. Ein Viertel der Anhängerschaft konsumiert anscheinend einschlägige „alternative“ Medien und kopiert die dort vertretenen Ansichten vorbehaltlos. Rund 40% sind zwar beeinflusst von alternativen Medien, aber bleiben auch hier in gewissem Umfang skeptisch und offen. Mehr als ein Drittel der Anhängerschaft glaubt nicht die Narrative aus den alternativen Medien, so scheint es. Was fehlt, ist eine Ergebung oder Studie, wie viele gängige „alternative“ Medien die radikalen Positionen des AfD-Flügels vertreten und somit nur ein Viertel der AfD-Anhänger wirklich vorbehaltlos ansprechen.

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