Bild: Martin Falbisoner/CC BY-SA 3.0

Kommentar

Wenn man schon eine Großdemonstration plant und die Stimmung im Vorfeld hochpeitscht mit leeren Behauptungen über Dominion-Wahlcomputer sowie mit unrealistischen Erwartungen über ein Kippen des Ergebnisses der Präsidentschaftswahlen, sollte man dann nicht unbedingt vorab breite Maßnahmen ergreifen, um peinliche Randale von Anhängern und möglichen Provokateuren zu verhindern? Die Maßnahmen waren anscheinend sehr zögerlich und ungenügend. Auch tat man nichts, um die Anhänger zu schulen, was man unbedingt vermeiden sollte und was realistisch zu erwarten ist. Trump und seine Leute haben mal wieder versagt, aber schieben die Schuld im Nachhinein wieder auf die vermeintliche linke Weltverschwörung. Linke Antifa-Provokateure hätten angeblich randaliert. Die Associated Press forschte 120 Kapitol-Stürmern nach und identifizierte tatsächliche Trump-Supporter, die anscheinend in ihrer Echokammer sehr schlecht beraten wurden.

Lonnie Leroy Coffman, ein 70 Jahre alter Großvater aus Alabama, fuhr nach Washington zu Trumps „Save America Rally“ in einem roten GMC Sierra-Pickup, der mit einem M4-Sturmgewehr, mehreren geladenen Magazinen, drei Handfeuerwaffen und 11 Einmachgläsern mit hausgemachtem Napalm gefüllt war, laut Gerichtsakten. Die Anwaltskosten können alle seine Ersparnisse aufbrauchen und er landet ggf. im Gefängnis. Was hatte er sich erwartet? Dass er mit Napalm um sich wirft und mit seinem Gewehr ballert und dann das offizielle Wahlergebnis gekippt wird? Hatte er die QAnon-Propaganda geglaubt und daraus geschlussfolgert, dass Trump das Militär mobilisieren werde im Kampf gegen die linke Weltverschwörung?

Gover Meredith Jr. schrieb Textbotschaften mit seinem Handy, laut denen er Nancy Pelosi erschießen und mit dem Auti überfahren wollte. Selbst wenn es sich nur um prahlerisches Gerede handelt, so lieferte er den Behörden Beweismittel.

Die Liste geht immer so weiter und weiter. Manche der Kapitol-Stürmer attackierten Polizisten und wollten sich anscheinend den Weg vorwärts kämpfen zu Politikern der Democrats. Für sich genommen, ist der Kapitol-Sturm natürlich nicht der Weltuntergang, allerdings handelt es sich nur um die Spitze eines Eisbergs. Trump war immer ein beispiellos schlechter Anführer und die Pro-Trump-Medien boten ihrem Publikum entweder nur die alten Narrative der John Birch Society, oder drifteten ab in Fantasien á la QAnon.

Die AP fragte Angehörige der Kapitol-Stürmer und bekamen zu hören, dass man mit denjenigen, die nun verhaftet und angeklagt wurden, kaum noch wirklich sprechen konnte. Was in der Echokammer erzählt wird, gilt als die Wahrheit und Widerspruch wird nicht mehr akzeptiert. Die Linken brauchen deshalb nur den Druck erhöhen, sodass einzelne aus dem rechten Lager immer weiter durchdrehen und immer neue schockierende Schlagzeilen liefern.

https://apnews.com/article/us-capitol-trump-supporters-1806ea8dc15a2c04f2a68acd6b55cace

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