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Geheimdienste verdächtigen Marsalek von Wirecard, wie sein Großvater Russen-Spion gewesen zu sein

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Als das Unternehmen Wirecard im Juni 2020 kollabierte, weil zwei Milliarden US-Dollar in der Bilanz nur der Fantasie der Firmenleitung entsprungen waren, bestieg der Chief Operating Officer Jan Marsalek einen Privatjet in Österreich. Nach einer Landung in Weißrussland wurde er mit dem Auto nach Moskau gebracht, wo er unter falschem Namen einen russischen Pass erhielt, berichtet aktuell das WallStreetJournal.

Westliche Geheimdienst- und Sicherheitsbeamte sagen nun, sie seien zu dem beunruhigenden Schluss gekommen, dass Marsalek wahrscheinlich fast ein Jahrzehnt lang ein russischer Agent gewesen sei. Er habe Wirecard dazu genutzt, russischen Spionagediensten dabei zu helfen, Geld zur Finanzierung verdeckter Operationen auf der ganzen Welt zu überweisen.

Die Söldnerorganisation Wagner von Jewgeni Prigoschin habe davon profitiert. Von seinem neuen Wohnsitz in Dubai aus würde Marsalek weiterarbeiten, sagen westliche Geheimdienste.

Wirecard begann mit der Abwicklung von Zahlungen für Pornografie-Websites und Glücksspiel und entwickelte sich durch Marketing-Hype und erfundene Profite zu einem Schein-Giganten im Internet-Finanzwesen. Man wurde über den Aktienwert kurzzeitig höher bewertet als jede andere deutsche Bank.

Er war auch besessen von der Welt der Spionage und deutete oft an, er habe Verbindungen zu Geheimdienstoffizieren. Lange wurden diese Behauptungen als Geschwätz abgetan oder als unwichtige Kontakte.

Laut zwei Personen, die das Büro besuchten, stand auf seinem Schreibtisch eine Statuette von Wladimir Putin. Britische Staatsanwälte sagen, dass Marsalek von 2020 bis 2023 eine Gruppe von fünf in Großbritannien ansässigen Bulgaren leitete, die angeblich für Russland spioniert haben, und sie anwies, Informationen über Menschen zu sammeln, um dem Kreml bei ihrer Entführung zu helfen. Beamte sagen, Marsalek sei von russischen Geheimdiensten als Mittelsmann eingesetzt worden.

Obwohl er auf der Fahndungsliste von Interpol stand, gelang es Marsalek im Jahr 2021, unter seinem eigenen Namen ein britisches Unternehmen zu gründen, und zwar mit einem tschechischen Pass. Das Beratungsunternehmen mit Sitz im Norden Londons, das letztes Jahr geschlossen wurde, wurde möglicherweise dazu genutzt, Zahlungen für den Spionagering weiterzuleiten, wie aus Akten und Beamten hervorgeht.

Westliche Geheimdienstmitarbeiter sagen auch, dass Marsalek Dubai besucht und mit einem dort ansässigen pensionierten russischen Geheimdienstoffizier zusammengearbeitet habe, der Waffen für Moskau beschafft habe.

Marsaleks deutscher Anwalt reagierte nicht auf Anfragen nach einer Stellungnahme.

Westliche Beamte vermuten, dass Marsalek Informationen über Kunden von Wirecard sammelte, über den deutschen Geheimdienst BND und das Bundeskriminalamt und diese an Moskau übergab.

Marsaleks Großvater väterlicherseits, Hans Marsalek, war ein tschechischer Kommunist und Widerstandskämpfer, der ein Konzentrationslager der Nazis überlebte, und Mitbegründer des späteren österreichischen Geheimdienstes.

Anfang des Jahres entdeckten der österreichische Historiker Thomas Riegler und andere Personen Hinweise aus Staatsarchiven, die ihrer Meinung nach zeigten, dass Hans wahrscheinlich ein Doppelagent war, der für die Sowjets arbeitete.

Laut einer parlamentarischen Untersuchung genoss Wirecard in Deutschland ein solches Ansehen, dass sich die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel beim chinesischen Staatschef Xi Jinping dafür einsetzte, dem Unternehmen den Zugang zum chinesischen Markt zu ermöglichen. Später teilte Merkel dem Gesetzgeber mit, dass das chinesische Angebot von Wirecard im Interesse der deutschen Regierung liege.

Zu Marsaleks Kunden, die Wirecard-Dienste nutzten, gehörten Personen und Organisationen, die mit russischen Geheimdiensten verbunden sind, so westliche Geheimdienstmitarbeiter.

Wirecard habe diesen Menschen und Organisationen Kreditkarten und Bankkonten zur Verfügung gestellt und Geld zwischen Europa und Konfliktgebieten im Nahen Osten und in Afrika verschoben, hieß es.

Der deutsche Auslandsgeheimdienst BND sowie das BKA, teilten dem Parlament im Rahmen einer öffentlichen Untersuchung mit, die von September 2020 bis Juni 2021 lief, dass sie Wirecard-Kreditkarten und Bankkonten für ihre Agenten im Ausland genutzt hätten sowie zur Bezahlung von Informanten im In- und Ausland. Hochrangige deutsche Geheimdienstmitarbeiter bestätigten dies gegenüber dem Wall Street Journal.

Man muss befürchten, dass sämtliche Informationen bei den Russen gelandet waren.

Das BKA verließ sich besonders stark auf Wirecard. Zum Zeitpunkt des Zusammenbruchs wickelte das Unternehmen ein Drittel der Kreditkartenzahlungen ab, mit denen BKA-Beamte Informanten bezahlten, teilte das BKA mit.

Ein hochrangiges Mitglied des deutschen Geheimdienstes sagte, die Dienste nutzten Wirecard, weil es zugänglicher sei als viele andere westlich regulierte Banken, die oft zögern, mit Geheimdiensten zusammenzuarbeiten.

Die Misere ist nicht entschuldbar, weil es Reportern, wie aus Britannien, leicht möglich gewesen war, Wirecard frühzeitig zu enttarnen als Schwindel. Mit Flugtickets und etwas weiteren Auslagen konnten die Reporter die Orte in Asien besuchen, wo angeblich die tollen Profite erwirtschaftet wurden. Sie fanden stattdessen Schein-Büros. Die deutschen Behörden hätten dies ebenso herausfinden können und müssen. Selbst in dem hypothetischen Fall, dass von der Regierung entschieden worden war, den Schwindel zu tolerieren, um den Zahlungsdienstleister für Geheimdienstzwecke zu benutzen, hätte klar sein müssen, dass auch die Russen den Schwindel leicht bemerken werden. Wirecard bewarb sich bei Russland um ein Riesenprojekt für die Moskauer Metro, bekam aber eine Absage.

Die CIA und das FBI sagten, sie hätten keine Aufzeichnungen über eine Beziehung zwischen den Behörden und Marsalek.

AlexBenesch
AlexBenesch
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