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Verhaftet: Pentagon-Leaker ist junger Rechts-Aktivist von Militärbasis

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Kommentar

Die Person hinter einem massiven Leak geheimer US-Militärdokumente, der 21-jährige Jack Teixeira, arbeitete auf einer Militärbasis in Massachusetts und wurde nun vom FBI verhaftet.

Teixeira ist erst seit 2019 in der Air National Guard und Verteidigungsbeamte sagten, er sei Mitglied der 102. Geheimdienstabteilung. Das heißt, er hatte erst seine Ausbildung hinter sich und ihm muss eingehämmert worden sein, wie wichtig Geheimhaltung ist und wie heftig Verrat bestraft wird. Außerdem sollte er als dermaßen junger Soldat keinen Zugang haben zu all dem Material, das er mutmaßlich gestohlen und ins Internet gestellt hat. Möglicherweise waren Sicherheitsregeln auf der Basis nicht befolgt worden oder es gelang ihm durch Hacking-Methoden, seinen Zugang zu Dokumenten unrechtmäßig zu erweitern. Er ist zu jung, um den Snowden-Skandal oder den Wikileaks-Skandal um die Quelle Bradley Manning (ein junger Soldat damals) bewusst miterlebt zu haben, aber dennoch war ihm zuzutrauen, zu verstehen, dass Leaks dieser Art keine elementaren Veränderungen nach sich ziehen und das Leben des Leakers zerstören. Vor wenigen Jahren gab es den Fall von Reality Winner, die unrechtmäßig Geheimdokumente kopierte und keiner sich mehr erinnert, das dort drin stand.

Der Großteil der mehr als 60 Dokumente, die bisher wegen Teixeira veröffentlicht wurden, scheinen vom Operations Center der Central Intelligence Agency und den Joint Chiefs of Staff des Pentagon zu stammen.

Der Leaker, der als einsamer junger Mann und Waffenliebhaber beschrieben wird, war Teil eines Chatrooms mit etwa zwei Dutzend Leuten auf Discord – einer bei Videospielern beliebten Social-Media-Plattform. Es wirkt wie Wichtigtuerei ohne konkrete Absicht: Der Leaker mit dem Spitznamen „OG“ (wahrscheinlich Teixeira) begann letztes Jahr, Nachrichten im Discord-Chatroom zu posten. In den darauffolgenden Monaten postete der Leaker Nachrichten, in denen er offenbar geheime Informationen aus US-Dokumenten abschrieb, heißt es in dem Bericht.

„Es handelte sich, so erinnerte er sich, um fast wörtliche Abschriften von geheimen Geheimdienstdokumenten, die OG nach eigenen Angaben von seiner Arbeit auf einer ‚Militärbasis‘ mit nach Hause gebracht hatte“,

berichtete die Post. OG behauptete, er habe einen Teil seines Tages Zugang zu einer sicheren Einrichtung, die dazu verwendet werden kann, die geheimen Informationen abzufotografieren. Was sollten irgendwelche gelangweilten Gamer auf einem Discord-Server, der anscheinend von „OG“ kontrolliert wird, anfangen mit Geheiminformationen? Der Discord-Chatroom verschwand aus dem Internet, nachdem die Nachricht von den Lecks letzte Woche bekannt wurde. Einige der Dokumente wurden anschließend von Discord-Benutzern auf einem anderen Server gepostet.

„Er ist fit. Er ist stark. Er ist bewaffnet. Er ist ausgebildet“,

sagte eines der Chatroom-Mitglieder. Er beschrieb ihn als „einen jungen, charismatischen Mann, der die Natur, Gott, Gewehre und Rennautos liebt“. In einem Video von der Washington Post ist der Mann mit einem großen Gewehr auf einem Schießstand zu sehen, der eine Schutzbrille und Ohrenschützer trägt. Der Mann schaut in die Kamera und brüllt rassistische und antisemitische Beleidigungen, dann feuert er mehrere Schüsse auf ein Ziel ab.

Dies deutet darauf hin, dass er seine Weltsicht bezieht von FOX News und „alternativen“ Medien, die oftmals pro-Putin sind. Manche Republicans und FOX-Moderatoren agitieren gegen die Waffenlieferungen an die Ukraine. Vielleicht beabsichtigte der Leaker, den Ukraine-Krieg damit zu beeinflussen.

Ein Unter-Kanal innerhalb der Chat-Gruppe hieß „Bear v Pig“ – eine Anspielung auf den russischen Krieg in der Ukraine – und auf diesem Kanal teilte OG die geheimen Dokumente.

„Es gibt einige regierungsfeindliche Stimmungen. Aber das ist bei den meisten Rechten keine Seltenheit.“

Joe Biden und die Democrats übernahmen die Rolle der vehementen Verteidiger der Ukraine. Die bedeutenden Republicans sind gegen Moskau, aber ein Teil der Abgeordneten spielt die Rolle der Russlandversteher. Das klassische Verschwörungsnarrativ lautet, dass die US-Oberschicht völlig gespalten sei in zwei hochgradig verfeindete Blöcke. Der „linke Deep State“ wolle eine Art rechte globale Allianz bekämpfen und zu diesem Zweck sei Russland irgendwie provoziert worden, die Ukraine anzugreifen.

In der Chatgruppe waren etwa 25 Personen, etwa die Hälfte davon im Ausland. Die Mitglieder kamen aus Europa, Asien und Südamerika. Es seien mehrere Russen und Ukrainer gewesen, sagte eines der Mitglieder. Der Teenager sagte, dass sie alle zu OG aufschauten, den er als „wie einen Onkel“ und eine Vaterfigur beschrieb. Er war beeindruckt von der Fähigkeit von OG, globale Ereignisse vorherzusagen, was seiner Meinung nach auf seinen Zugang zu Informationen zurückzuführen ist, die „nur jemand mit einer so hohen Freigabe“ kennen würde.

OG veröffentlichte jede Woche mehrere Dokumente und ärgerte sich darüber, dass die anderen im Kanal ihnen anscheinend keine Aufmerksamkeit schenkten.

„Er war verärgert und sagte bei mehreren Gelegenheiten, wenn ihr nicht mit ihnen interagieren werdet, werde ich aufhören, sie zu schicken“,

sagte das Mitglied. OG habe ursprünglich viele Stunden damit verbracht, die Dokumente zu transkribieren: Als die Gruppe desinteressiert war, wechselte OG „aus Wut“ dazu, stattdessen Fotos der Dokumente hochzuladen.

OG kritisierte das, was er als „Regierungsüberschreitung“ ansah, und „war kritisch gegenüber Waco und Ruby Ridge“. Die beiden Vorfälle drehten sich um Regierungsmaßnahmen gegen heikle rechte Aktivisten, die außer Kontrolle gerieten. Die meisten, die sich daran erinnern, sind Anhänger klassischer Verschwörungsmedien.

OG verbreitete auch aktuellere Narrative, die er aus dem Internet aufgeschnappt hatte, zum Beispiel, dass die Bundesregierung im Voraus gewusst habe, dass ein weißer Rassist vorhabe, Schwarze in einem Supermarkt in Buffalo, New York, zu ermorden.

Ein Mitglied der Chatgruppe sagte, dass die Dokumente mehrere Monate lang innerhalb der Chatgruppe verblieben seien. Wirklich sicher kann er sich allerdings nicht sein, da eben Russen und Ukrainer in der Chatgruppe waren.

„Die meisten Leute auf dem Server waren klug genug, um zu erkennen, dass sie nirgendwo anders gepostet werden sollten“,

sagte das Mitglied. Doch am 28. Februar teilte ein anderes Mitglied der Gruppe die Dateien in einem Chatroom, der von YouTuber „wow_mao“ gehostet wurde. Sie begannen dann, sich über das Internet zu verbreiten. Am 6. April – Stunden bevor die New York Times ihren ersten Bericht über das Leak veröffentlichte – kam OG „hektisch, was für ihn ungewöhnlich ist“, in den Chatroom, sagte das Mitglied.

„Er sagte, dass etwas passiert sei, und er betete zu Gott, dass dieses Ereignis nicht passieren würde. Aber jetzt liegt es in Gottes Hand.“

Es klingt sehr naiv und arrogant zugleich. Eine Weiterverbreitung war völlig abzusehen. Und dann die Verantwortung auf „Gott“ abzuschieben, ist billig. Anfang April veröffentlichte ein russischer Propaganda-Account auf der Social-Media-Plattform Telegram eine grob manipulierte Version eines der Dokumente neben einigen unbearbeiteten, was die Aufmerksamkeit der Medien und der US-Regierung auf sich zog. OG „schien sehr verwirrt und wusste nicht, was er tun sollte“, sagte das Chatgruppen-Mitglied.

„Er ist sich voll und ganz bewusst, was passiert und was die Folgen sein können. Er ist sich einfach nicht sicher, wie er diese Situation lösen soll. Er scheint ziemlich verstört darüber zu sein.“

OG schickte eine letzte Nachricht an die Gruppe, in der er sie aufforderte, sich zu verhalten und alle Informationen zu löschen, die sich möglicherweise auf ihn beziehen könnten. Die Gruppe, die erkannte, dass OG verschwinden musste, „schluchzte und weinte“, sagte das junge Mitglied.

„Es ist, als würde man ein Familienmitglied verlieren.“

John Sipher, ein ehemaliger hochrangiger CIA-Beamter und Experte für Russland, sagte, obwohl das Durchsickern geheimer Informationen „verabscheuungswürdig“ sei, glaube er nicht, dass es den Kriegsanstrengungen der Ukraine wirklich schadet. Die am besten geschützten und sensibelsten Geheimnisse der Geheimdienste landen normalerweise nicht in den Zusammenfassungen des Verteidigungsministeriums, sagte er.

Der ukrainische Präsidentenberater Mykhailo Podolyak beschrieb die Lecks in Bezug auf die Kriegsbewertungen als frei von tatsächlichen operativen Informationen und teilweise gefälscht. Die Strategie und Taktik der Ukraine werde vom Militärkommando entwickelt, und diese Arbeit sei nicht direkt beschädigt worden.

Sicherheitsvorkehrungen für Geheimdokumente werden oftmals nicht genügend befolgt. Schon die Wikileaks-Quelle Bradley Manning lud sich ganze Datenbanken in einer Militärbasis im Irak auf eine Disc und schrieb „Lady Gaga“ darauf als Tarnung, um sie herausschmuggeln zu können. Diese Datenbanken waren stark bereinigt und sehr viele Personen hatten Zugriff darauf. Manning vertraute sich einem Hacker namens Adrian Lamo an, der aber für eine Art Spitzel-Programm arbeitete. Lamo meldete den Vorfall den Behörden und starb später unter mysteriösen Umständen.

AlexBenesch
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