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Massenmobilisierung: 1 Million ukrainischer Kämpfer sollen wirtschaftlich essentielle Gebiete zurückholen

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Kommentar

Eine Million Soldaten sollen mobilisiert werden, um den Süden der Ukraine von den Russen zurückzuerobern. Die Ausrüstung dafür soll der Westen liefern.

Normalerweise müsste der Angreifer eine Übermacht aufbieten, oder zumindest adäquates Gerät benutzen im Zusammenspiel mit ausladenden Luftwaffen-Operationen. Der Kreml hat allerdings schon einen erheblichen Teil der eigenen Invasions-Streitkräfte ersetzen müssen und kramt Reservisten zusammen, ausländische muslimische Kämpfer und anscheinend sogar Kriminelle aus den Gefängnissen. Wie sollen 200.000 Russen mit der ukrainischen Massenmobilisierung zurechtkommen, ohne Generalmobilmachung, die erhebliche Risiken birgt? Die Alternative wäre der begrenzte Einsatz kleiner Atomwaffen.

Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksyj Resnikow erklärte in der britischen „Times“, dass Selenskyj den Befehl zur Rückeroberung gegeben hat. Gerade die Küstengebiete seien enorm wichtig für die Wirtschaft der Ukraine.

Dr. Jack Watling, Senior Research Fellow am Royal United Services Institute, warnte davor, zuviel dieser Zahl hineinzuinterpretieren.

„Es ist keine millionenstarke Truppe, die einen Gegenangriff durchführen wird.“

Der stellvertretende Ministerpräsident der Ukraine forderte am Sonntag Zivilisten in der von Russland besetzten südlichen Region Cherson auf, dringend zu evakuieren, weil dort ein Gegenangriff durchgeführt werden soll.

An dem großen russischen Feiertag über den Sieg gegen die Nazis erwarteten manche Beobachter die Ankündigung einer Großmobilmachung durch Putin. Man sah hingegen eher versteckte Mobilisierungsmaßnahmen und Rekrutierungen in Dagestan, Inguschetien und Kalmückien. Solche Kämpfer könnten eventuell ohne offizielle Anerkennung durch das russische Verteidigungsministerium agieren und sich in einer rechtlichen Grauzone bewegen. Der Nordkaukasus hat einige der niedrigsten Lebensstandards und Löhne.

Dies sind Bemühungen, die es dem russischen Militär ermöglichen, sich im Krieg zu behaupten, aber das grundlegende Defizit an Arbeitskräften nicht beheben“, schrieb Michael Kofman, Direktor für Russlandstudien bei CNA, einer Denkfabrik in Virginia, in einer Analyse Anfang Juni.

Rein Rechtlich gesehen dürfen Wehrpflichtige nicht in den Kampf geschickt werden, es sei denn, sie haben eine mindestens viermonatige Ausbildung absolviert. Es gab aber mehrere bestätigte Fälle, in denen unerfahrene Soldaten in den Kampf geschickt wurden.

FAILS

2009 trainierten insgesamt 33.000 russischen Soldaten bei den Manövern „Ladoga 2009“ und „Zapad 2009“, allerdings geriet die Sache zu einem völligen Fiasko: Nichts funktionierte wie erhofft und man war nur zu verhältnismäßig kleinen Scharmützeln fähig ohne den Einsatz kleinerer, sogenannter „taktischer“ Atomwaffen. Wikileaks veröffentlichte die geheime Einschätzung der NATO:

„Die Übung demonstrierte, dass Russland nur begrenzte Fähigkeiten zu gemeinsamen Operationen mit der Luftwaffe hat und weiterhin abhängig von alter und mangelhafter Ausrüstung ist.“

Exakt diese Schwachpunkte zeigten sich nun auch im Jahr 2022 in der Ukraine, wo gemäß dem standardmäßigen Vorgehen bei einer Invasion eine ausgedehnte Luftwaffen-Kampagne im Zusammenspiel mit den Bodenstreitkräften erwartet wurde. Sobald die „Lufthoheit“ erreicht ist, ließe sich fast jedes Ziel des Gegners beschießen. Stattdessen gab es aber nur wenig zu sehen von den russischen Flugzeugen und schon gar keine große Koordination, wie sie beispielsweise von den USA ständig geübt wird.

Die Russen konnten laut NATO-Bericht auch „nicht bei jedem Wetter operieren, es mangelt an strategischen Transportkapazitäten“. Die Logistik war auch in der Ukraine 2022 noch eine Katastrophe. Russland sei „nicht in der Lage, auf zwei kleinere Konflikte in verschiedenen Orten gleichzeitig zu reagieren“ und sei zu „großen konventionellen Operationen nicht fähig“.

2014 fiel dann auch noch die Rüstungsproduktion ukrainischer Betriebe weg wegen einem Exportembargo. Zwar gelang Russland damals die Einnahme der Krim und Teilen der Ostukraine, aber dennoch konnte man 2022 sehen, dass nur 200.000 Mann aufgeboten wurden, um ein Land einzunehmen, das so groß wie Frankreich ist. Die Munitionsdepots sind ziemlich leergeschossen und die Nachproduktion ist langsam.

Die NATO-Beobachter stellten fest, dass „Russland weiter vom Einsatz taktischer Nuklearwaffen abhängig bleibt, selbst in lokalen und regionalen Konflikten“. Die russische Übung in der Umgebung von Leningrad hatte zum Ziel, einen simulierten Angriff aus Polen und Litauen zurückzuschlagen, auch mit Hilfe von taktischen Atomwaffen. Die Vorstellung, dass Polen und Litauen Russland angreifen, ist natürlich absolut lächerlich.

Estland war ziemlich besorgt und bezog sich auf das streng geheime Nato-Dokument MC-161, laut dem „Russland weiter die Glaubwürdigkeit und den Zusammenhalt der Allianz testen wird.“

Schräge Depeschen

2010 veröffentlichte Wikileaks einen Berg an geheimen Botschafts-Depeschen, aus denen man herauslesen kann, dass die Amerikaner unbedingt einen „Neustart“ in den Beziehungen zu Russland suchten. Der Protest aus Staaten wie Polen wurden abgeblockt.

„Russische Medien und Beamte sind besorgt über die Kommentare des polnischen [Außenministers] Radoslaw Sikorski vom 4. November vor dem Zentrum für strategische und internationale Studien in Washington“,

heißt es in der Depesche.

„Insbesondere nahmen sie an Sikorskis Bitte Anstoß, dass US-Streitkräfte in Polen vor Ort sein sollten, um ‚vor russischer Aggression zu schützen‘.“

Inzwischen gilt es als Selbstverständlichkeit, dass die USA ihre militärische Präsenz in Polen aufstocken. Die neostalinistische Ideologie und Russlands Militäroffensive in Georgien seien große Fragezeichen, meinte Sikorski. Es sei fraglich, wie die USA ihrer Verpflichtung nachkommen würden, die NATO-Mitglieder gemäß Artikel 5 des Washingtoner Vertrags zu verteidigen.

„Da ist die jüngste Übung mit dem subtilen Namen Zapad-2009 an der polnischen Grenze, die größte russische Militärübung an der NATO-Grenze seit dem Fall des Kommunismus, mit 900 Panzern und dem Abschuss von drei nuklearfähigen taktischen Mittelstreckenraketen“,

sagte Sikorsky. Für konventionelle Kriegsführung im größeren Stil war Russlands Militär zu schwach, wie die NATO konstatierte, aber es blieb immer noch die nukleare Option. Dass die USA Polen atomar verteidigen ist jedoch unwahrscheinlich, denn im Verteidigungsbündnis gibt es eben Kernmitglieder und Mitglieder zweiter Klasse. Sikorski sah demnach die Gefahr, dass Polen zum Bauernopfer wird, indem die Amerikaner das Land im Ernstfall als Verlust abschreiben.

„NATO-Planer sagten immer, Gott habe Polen für den Panzerkrieg geschaffen“, sagte er. „Diese Panzer, die trainierten, waren 250 Kilometer flaches Gelände von unserer Hauptstadt entfernt. …

„Wie Zbig Brzezinski sagte (und er war nicht der einzige): Was Deutschland zum Beispiel während des Kalten Krieges wirklich beruhigte, war nicht Artikel 5, der bekanntlich ziemlich vage ist, sondern die Präsenz von 300.000 amerikanischen Soldaten in Deutschland, “ sagte Herr Sikorski.

AlexBenesch
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