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Chabad-Fakes im Ukraine-Krieg

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Kommentar

Im Ukraine-Krieg versuchten jüdische Netzwerke wie Chabad Juden zu retten aus der Ukraine und es gab ein par Vermittlungs-Versuche durch einflussreichere Figuren mit Verbindungen in Ost und West. Im Internet geisterten sofort Berichte umher, die Chabad gleichsetzten mit den (non-existenten) Weisen von Zion, um den Krieg zu erklären. Ma heißt es, der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj arbeite für die jüdische Weltverschwörung, weil er Jude ist und weithin das Märchen geglaubt wird, ein paar jüdische Kleinstfamilien hätten einst das britische Kolonialreich ungehindert gestohlen und dann auch noch die USA. Mal heißt es, selbst Putin arbeite für Chabad und die Weisen von Zion.

Radio Free Europe (also US-Medien) deckten auf, dass Selenskyj bei seinem politischen Aufstieg in den Jahren 2017/2018 mindestens 14 Mal erst zu Ihor Kolomojskyjs damaligem Wohnort im Exil nach Genf flog und dann nach Tel-Aviv. Ihor sieht aus wie Santa Claus, ist ein jüdischer Oligarch und für die selbsternannten Verschwörungsexperten damit automatisch einer der Weisen von Zion. Für wen er tatsächlich arbeitet, ist eine mühselige Ermittlung, weil im Bankengeschäft eben viel verschleiert wird und sich diverse internationale Geheimdienste gerne einmischen. „Seine“ Bank namens PrivatBank wurde bedeutend für die Stabilität der Ukraine.

Im Dezember 2016, also zwei Jahre nach Beginn der Ukrainekrise, wurde die PrivatBank verstaatlicht, um die Bank und das ukrainische Finanzsystem vor einem Zusammenbruch zu bewahren. Mit im Boot bei dem Firmengeflecht PrivatGroup ist der jüdische Oligarch Gennadiy Bogolyubov, der von London aus operiert. Hinter jedem Oligarchen und Politiker kann sich prinzipiell eine Mafiaorganisation oder ein Geheimdienst verbergen.

Die äußerst mächtige Adelslinie Hessen-Kassel baute gezielt das Rothschild-Bankhaus auf und benutzte es für imperiale Belange, wie etwa Geldtransport für Truppen gegen die Franzosen, sowie für den Handel mit Kriegs-Bonds. Propagandisten aus Frankreich, dem russischen Zarenreich, Deutschland und von den Angloamerikanern bastelten sich daraus ein Märchenkonstrukt zusammen, laut dem die Kleinstfamilie Rothschild einfach so das britische Kolonialreich und dann auch noch die USA übernommen hätte mit nichts außer dem Standard-Kreditgeschäft, das im Prinzip jeder durchführen konnte. Jüdische Banker hätten künftig die europäischen Adelshäuser gegeneinander ausgespielt und immer beide Seiten in Kriege verwickelt. In Wirklichkeit waren die Adelshäuser natürlich seit hunderten Jahren durchgehend verfeindet und verfügten über ausladende Spionagenetze. Für die selbsternannten Verschwörungsexperten mit Abschlüssen von der Youtube-Universität schafften jüdische Strukturen geheimdienstliche Wunder, während die seit 1000 Jahren operierenden Adelslinien es nicht geschafft hätten, Spionageabwehr zu betreiben gegen ein paar Emporkömmlinge aus dem Bankengeschäft. Auch in der Putin-Ära wurden die entsprechenden Märchen gepflegt, um das rechte Spektrum international damit anzusprechen, während das russische Regime dennoch konstant auf die Dienste von Bankhäusern wie Rothschild zurückgriff.

Ab und an traf sich Putin mit Rabbinern von Chabad; genauso wie er Vertreter unzähliger weiterer Gruppierungen trifft. Als Donald Trump US-Präsident war, heiratete seine Tochter ein Chabad-Mitglied.

kremlin.ru

Manche Familien haben eine lange Vergangenheit, die bis ins russische Zarenreich zurückgeht, dessen Herrscher zu den Adelsfamilien Hessen und Schleswig-Holstein bzw. Dänemark gehörten.

Für 0815-Verschwörungsautoren ist die Vorgehensweise bei jedem Thema die gleiche: Finde beteiligte Juden und damit ist dann die Beweisführung abgeschlossen, weil ja schließlich ein Rothschild nach der Schlacht von Waterlooo die Macht ergriffen hatte über das britische Kolonialreich (stimmt nicht) und die Protokolle genau die Zukunft vorhersagten (stimmt auch nicht). Dementsprechend wurde die kommunistische Revolution gewertet; eine Quote an Juden hatte sich beteiligt und die ein oder andere jüdisch geführte Bank im Ausland leistete Zahlungen. Dass unter Stalin dann die allermeisten Revoluzzer (ob jüdisch oder nichtjüdisch) weggesäubert wurden mit Schauprozessen und Gulags, verwirrte dann doch die selbsternannten Verschwörungsexperten. Ansonsten gelangen den Windmühlen von Zion doch Wunder in Serie. Aber dann auf einmal gelang gar nichts und schließlich hätte dann Wladimir Putin auch noch ein paar jüdische Oligarchen entmachtet. Obwohl die russischen Geheimdienste überall ihre Finger mit drin haben, wird aber nie etwas wirklich großes aufgedeckt über westliche Mächte. In einem heimlichen Kartell der Supermächte lebt es sich eben besser als im Dritten Weltkrieg.

Während Autoren die Windmühlen von Zion jagten (ohne sie natürlich jemals zu finden), vergaßen sie dabei, zu überprüfen, welche Rolle angloamerikanische und adelige Geheimdienste bei der russischen Revolution spielten.

Man sieht an den verschiedensten Stellen immer wieder die Einflüsse der klassischen Verschwörungsliteratur; so schreibt zum Beispiel Eggert in Band I von „Israels Geheimvatikan“ über Netzwerke wie Chabad:

„Allerdings tauchte ein freimaurerisches Dokument aus derselben Zeit auf, das […] viel, wenn nicht alles erklären könnte. Es handelt sich um den erst spät bekannt gewordenen Briefwechsel zwischen den Führern der italienischen und der amerikanischen Hochgradfreimaurerei: Giuseppe Mazzini und Albert Pike.“

Gemeint ist der Briefwechsel von 1871, der drei kommenden Weltkriege vorhersagen soll, der aber nie im Original auftauchte und nur als Mythos durch die Verschwörungsliteratur geisterte. Eggerts Quellenangabe ist das Buch „Die Absteiger“ von Des Griffin, der das Original selbst zu Gesicht bekommen haben will, was aber nicht den Tatsachen entspricht. Auch der Verschwörungs-Bestsellersautor William Guy Carr (der für das britische Imperium gearbeitet hatte) sprach in „Pawns in the Game“ über den Briefwechsel und nannte als Quelle ein noch älteres Verschwörungsbuch von Kardinal José Rodríguez aus Chile. Der Kardinal behauptete, dass diese Briefe im Jahr 1925 in der Bücherei des Britischen Museums einsehbar waren, während das Museum erklärte, diese Briefe nie besessen zu haben. Der Ursprung der ganzen Angelegenheit war eine Erfindung des bekannten Schwindlers Léo Taxil in seinem (unter Pseudonym veröffentlichtem) Buch „Le diable au XIXe siècle“ von 1894. Der Kardinal José Rodríguez, auf den sich Carr bezog, hatte sich einfach bei diversen Texten von Taxil bedient. Carrs zweite Quelle war Edith Starr Miller mit ihrem Buch “Occult Theocrasy” von 1933, die ebenfalls nur den Schwindler Taxil zitiert hatte.

Von Taxil stammt auch der Schwindel über einen „palladischen“ Freimaurer-Ritus, den Eggert erwähnt als mögliche Kreation von Albert Pike, um eine zentrale, versteckte Koordinierungsstelle für das gesamte Freimaurertum zu schaffen. Eggert zitiert noch Domenico Margiotta, der in vielen verschiedenen Logen war, zum Katholizismus zurückkehrte und fortan als Freimaurer-Kritiker agierte. Laut Margiotta habe diese Führung des Freimaurertums vier Standorte. Leider bezog sich Margiotta ebenfalls mehrfach in seinen Büchern auf den Schwindler Taxil. Ein weiteres Taxil-Fake landete gleich als nächstes in aller Ausführlichkeit in Eggerts Buch, nämlich das „Konkordat“ zwischen der jüdischen B’nai B’rith und dem schottischen Ritus des Freimaurertums. Als Fußnote gibt Eggert mehrere Verschwörungsbücher an, die dieses Konkordat behandeln, und die alle letztendlich die Fälschung von Taxil als Quelle benutzen, entweder direkt oder indirekt. Was steht in dem unechten Konkordat? Eine Art Bündnis und gegenseitige Anerkennung unter Oberaufsicht des ultrageheimen Palladiums:

„Das Oberste Dogmatische Direktorat der Universellen Freimaurerei anerkennt die Jüdischen Logen, so wie sie derzeit in den wichtigsten Ländern bestehen.“

Streicht man aus Eggert alles heraus, was auf unhaltbaren Quellen wie Taxil basiert, bleibt ein Traktat über Chabad übrig, das uns nicht viel sagt. Nur die Fakes sind der Klebstoff und liefern den Wow-Effekt für den Leser.

Eggert sieht England als „traditionell am stärksten dem Einfluß von Judentum und Loge ergeben“, was darauf hindeutet, dass Eggert wahrscheinlich die klassischen Mythen für real hielt, laut denen die Rothschilds ein Vermögen nach Waterloo machten, die City of London übernahmen sowie die Zentralbank und generell die Kontrolle erlangten über das britische Imperium, ohne von irgendwem aufgehalten zu werden. So schreibt Eggert auch, die jüdische Sassoon-Familie habe die Macht besessen, die englische Regierung zum Opiumkrieg gegen China zu veranlassen und es wird H.W. Armstrong zitiert mit der Ansicht, bei den englisch-sprechenden Eliten des britischen Imperiums und Commonwealth handle es sich um die „elf verlorenen Stämme Israels“.

Herbert W. Armstrong war ein fanatischer Christ und Freikirchenführer, der viel an Prophetie glaubte und an der Theorie des Anglo-Israelismus weiterstrickte, laut der die Briten und andere nordeuropäische Völker von den zehn verlorenen Stämmen Israels abstammen sollen. Diese verlorenen Stämme seien mit den Skythen identisch und gelangten bis nach Nordwesteuropa und von ihnen würden die Briten bzw. Angelsachsen abstammen. Nach Armstrongs Tod verwarf die von ihm geschaffene Kirche seine Britisch-Israel-Theorie. Es gab auch Versuche, die Theorie des Anglo-Israelismus umzudeuten. Der Rechtsanwalt Howard Rand und der Journalist William J. Cameron vom Dearborn Independent, einer antisemitischen Zeitung, die von 1919 bis 1927 von dem Industriellen Henry Ford herausgegeben wurde und die auch die Protokolle der Weisen von Zion abdruckte, machten die antijüdische Variante der Lehre in den 1920er und 1930er Jahren populär in den USA. Die rechtsradikale „Christian Identity“-Bewegung führte das Ganze auf die Spitze und dichtete noch hinzu, dass Juden entstanden wären, als Eva im Paradiesgarten Sex hatte mit dem Teufel. Alle möglichen Versatzstücke aus der klassischen Verschwörungsliteratur wurden dazu gemischt.

Eggert sieht „den Zionismus“ als treibende Kraft hinter den Kriegsvorbereitungen und Propagandakampagnen Großbritanniens, die gegen das Deutsche Reich gerichtet waren und zu dem Ersten Weltkrieg eskalierten. Die zentrale Rolle des weitverzweigten Welfen-Adels und seiner Geheimdienste bei der Koordination mit dem zaristischen Russland und den USA kommt praktisch überhaupt nicht zur Sprache.

Der britische König Edward VII. wird von Eggert erwähnt, wobei seine Mitgliedschaften in zahleichen Freimaurer-Logen und Riten wieder in den irreführenden Kontext gesetzt werden, das Freimaurertum sei jüdisch. Edward war aus dem Haus Sachsen-Coburg und Gotha und der älteste Sohn von Königin Victoria aus dem Haus Hannover. Unter dem Hannoveraner König George I. wurde das moderne Freimaurertum 1717 überhaupt erst geschaffen. Diese beiden Linien der Welfen sind eng verwandt mit der Landgrafschaft Hessen-Kassel, die den Rothschild-Clan gezielt aufbaute und dabei alle Möglichkeiten der Kontrolle besaß. König Edward, so Eggert, sei chronisch verschuldet gewesen bei „Kapitalisten hebräischer Herkunft“. Wieder einmal wird der Adel völlig unterschätzt, der das fraktionale Reserve-Banking System selbst aufbaute. Die Merchant Banks wie Barings oder Rothschild hatten der Krone zu dienen.

In der heutigen Zeit sorgt das Thema Zionismus für einige Verwirrung in der rechten (Verschwörungs-) Szene, denn es wurden große Hoffnungen auf US-Präsident Donald Trump gesetzt, den Islam und Linksliberalismus zurückzudrängen, aber Trump ist wie sein Vater bereits zuvor ein glühender Zionist und es wurden diverse Kontakte ersichtlich zwischen ihm, der Chabad-Gruppe und Russland. Das Mainstream-Magazin Politico veröffentlichte dazu im April 2017 den ausführlichen Bericht „The Happy-Go-Lucky Jewish Group That Connects Trump and Putin“. Trumps Schwiegersohn Kushner ist Mitglied von Chabad und auch seine Tochter wurde nach ihrer Konversion zum Judentum Teil von Chabad.

AlexBenesch
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