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Bosch-Technik und andere deutsche Teile in Russlands Militärfahrzeugen

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Bild: Danila2332/Shutterstock.com

In der Talkshow „Anne Will“ beklagte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba, dass Deutschland nur zögerlich Waffen liefere an die Ukraine, aber Bauteile aus deutscher Produktion in russischen Einsatzfahrzeugen zu finden seien. Genannt wurden Mercedes und der Automobilzulieferer und Maschinenbauer Bosch; allerdings sei die Liste an Firmen sei sehr lang.  

„Es tut mir leid, das sagen zu müssen“, sagte der Politiker.

„Aber Sie haben dazu beigetragen, die aktuelle Macht von Russland mit aufzubauen. Wir haben in eines dieser Fahrzeuge hineingeschaut und gesehen, dass eines der Hauptkomponenten, die das Fahrzeug mit antreiben, tatsächlich von Bosch geliefert wurde.“

Schnell kommentierte der Konzern Bosch, dass die genannten Komponenten nicht von Bosch direkt an den Fahrzeughersteller geliefert worden seien.

„Für die Belieferung von russischen Automobilkunden ist in den lokalen Verträgen grundsätzlich geregelt, dass Bosch-Produkte ausschließlich für zivile Anwendungen eingesetzt werden“

hieß es in dem Statement laut der Deutschen-Presse-Agentur (dpa). Dazu müsste man fragen, wer sich zuständig fühlt, die Einhaltung der Vertragsbedingungen zu überwachen, zu überprüfen und Verstöße zu ahnden.

Kuleba hatte bei «Anne Will» gesagt, der ukrainische Armee seien vor ein paar Tagen russische Infanterie-Fahrzeuge in die Hände gefallen. Es gibt verschiedene Fahrzeuge und es ist nicht ganz klar, welche gemeint sind und ob die Bosch-Teile in größerem Umfang verbaut wurden.

Kuleba habe mit der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock „eine Liste an Fällen besprochen, wo deutsche Unternehmen Russland tatsächlich Produkte zur Verfügung gestellt haben, damit diese als Militärausrüstung Verwendung finden konnten“.

Das Argument lautet, es sei gerechtfertigt, wenn Deutschland nun bedeutendere Militärgüter an die Ukraine liefert. Der Geländewagen „Patriot“ des russischen Herstellers UAZ soll eine Traktionskontrolle und Offroad-ESP von Bosch verwenden.

Der Euro5-Dieselmotor des Fahrzeugs läuft laut online verfügbaren Ersatzteillisten mit Bosch-Einspritztechnik. Der Patriot-Geländewagen ist nicht nur ein ziviles Produkt, sondern wird auch für militärische Kunden beworben und ist beim Ukraine-Feldzug im Dienst. Als leicht gepanzerte Version dient er laut Bildern ukrainischer Militärs als Spähfahrzeug.

Der Lkw-Hersteller URAL verbaut das Treibstoffsystem des YaMZ-536-Dieselmotors von Bosch.

In der Ukraine fahren URAL 4320-Lastwagen mit Bosch-Einspritzdüsen und Motorsensoren. In Ersatzteillisten des Herstellers sind die entsprechenden Teile aufgeführt. Bosch kann auf seine Verträge verweisen, aber es handelt sich eben um Dual Use-Technologie.

Sogar das gepanzerte Geländefahrzeug Tigr M benutzt Bosch-Technik: Als Motor ist ein YaMZ-534-Diesel im Einsatz, der mit Bosch-Motorsteuerung gebaut wird. Der Hersteller wirbt aktiv mit der gemeinsamen Motor-Entwicklung mit Bosch.

Der Konzern betont, (vorerst) keine Neuaufträge mehr aus Russland anzunehmen. Bestehende Aufträge seien gestoppt, das Zentrallager in Moskau werden nicht mehr bestückt. Falls Putin aus dem Amt verschwindet und Russland einen Neuanfang vortäuscht, könnten die Verkäufe weitergehen. Genauso könnten chinesische Betriebe ähnliche Teile, oder dreiste Kopien liefern.

Besonders heikel ist auch die Verbindung des Dax-Konzerns Daimler Truck mit dem russischen Nutzfahrzeughersteller Kamaz. Der Kamaz-Konzern, größter Lkw-Bauer in Russland, stellt auch Panzerfahrzeuge für das Militär her.

Wie gehabt

Es erinnert an den Vietnamkrieg, als die Kommunisten durchgehend Technologie benutzten, die von westlichen Firmen an die Sowjetunion geliefert worden war.

Der Brückenschlag der Vereinigten Staaten zu den Sowjets begann schon im Jahre 1918 un­ter Präsident Wilson, noch bevor die Bolsche­wiken die effektive Kontrolle über mehr als einen Bruchteil Russlands erlangt hatten. Soweit feststeht, kam die Anregung von Ed­win Gray, damals Mitglied der Kriegs-Handels­kornmission der Vereinigten Staaten, später Dekan der „Harvard Business School“ und lang­jähriges Mitglied des „Council on Foreign Re­lations“.

Im Juni 1944 fasste W. Averell Harri­man in einem Bericht an das Staatsdeparte­ment einen Teil eines Gesprächs mit Stalin zusammen:

„STALIN LOBTE DIE HILFE DER USA AN DIE SO­WJETISCHE INDUSTRIE VOR DEM KRIEG UND WÄHREND DESSELBEN. ER SAGTE, CA. ZWEI DRITTEL ALLER GROSSEN INDUSTRIEN IN DER UDSSR SEIEN MIT DER HILFE ODER MIT DEM TECHNISCHEN BEISTAND DER USA GEBAUT WORDEN.

Stalin könnte beigefügt haben, das verblei­bende Drittel der großen Industrie- und Rü­stungsbetriebe der Sowjetunion sei mit deut­scher, französischer, britischer, schwedischer, italienischer, dänischer, finnischer, tsche­choslowakischer und japanischer Hilfe gebaut worden, und es hätte gestimmt.

Institutionen wie das „Committee on Foreign Relations“ (CFR) oder das „Committee for Eco­nomic Development“ (CED) spielen eine diskre­te, aber wichtige Rolle in der Ausarbeitung
der Richtlinien und in der Rekrutierung von hohen Beamten für Regierungsstellen.

In den dreißiger Jahren waren es wiederum amerikanische Firmen, welche die grössten so­wjetischen Industriekomplexe der ersten Fünf­jahrespläne errichteten. Präsident Roosevelt schloss mit der UdSSR ein Abkommen und fand dann heraus, dass seine Partner ihre politi­schen Versprechen wenige Monate später schon gebrochen hatten – aber die Unterstützung durch die USA ging weiter.

Die amerikanische Hilfe überstand den spa­nischen Bürgerkrieg, der in Universitätskrei­sen der USA massive Proteste gegen die faschi­stische und nationalsozialistische Einmischung in Spanien brachte; eigenartigerweise wandte sich niemand gegen die ebenso massive und rücksichtslose Einmischung der Sowjets und der Kommunisten vieler Länder in den interna­tionalen Brigaden. Im Gegenteil, die Idee der Entspannung mit der UdSSR war in der amerika­nischen Administration so stark, dass ein Ge­heimabkommen zwischen Stalin und Roosevelt zustandekam, vom dem in den USA nur vier Per­sonen Kenntnis hatten; das Abkommen ging von der Voraussetzung aus, dass das demokratische Amerika und die totalitäre Sowjetunion eine exklusive Interessengemeinschaft seien.

Die erste große konventionelle Offensive 1972 in Vietnam brachte den T-54-Panzer so­wjetischer Herkunft zum Einsatz. Dieser hat eine abgeänderte Christie-Federung amerikani­schen Ursprungs. Die GAS-Lastwagen auf dem Ho-Chi-Minh-Pfad stammten aus den von Ford gebauten Gorkij-Werken. Die SIL-Lastwagen ka­men aus den von Brandt gebauten Fabriken. Und während der Vietnamkrieg in vollem Gange war, wurden beide Werke durch weitere Handelslie­ferungen der Vereinigten Staaten mit neuen Maschinen ausgerüstet. Der Amphibienpanzer PT-76 stammte aus einer Fabrik in Wolgograd, an deren Errichtung achtzig amerikanische Firmen mitgearbeitet hatten. Das ist „fried­licher Handel“ im Wörterbuch der „Mystiker“ in Washington.

Schon in den frühen sechziger Jahren schäl­te sich aus der Unmenge von Fakten, die ich zusammengetragen hatte, eine vorläufige Hypo­these heraus, die heute beweisbar ist: Seit 1917 bezieht die Sowjeunion ihre Technologie aus westlichen Ländern mit freier Wirtschaft. Grob geschätzt sind 90% der heutigen Sowjet-­Technologie westlichen Ursprungs.

Bis 1968 wurden nur 34% der Schiffsrümpfe in der UdSSR gebaut, und Motoren rein sowjetischer Herkunft gab es überhaupt keine. Die Sowjets lieferten 80% des Nachschubs der Nordvietnamesen; die schwer­sten Güter, die über Land nicht hätten beför­dert werden können, kamen auf dem Seeweg. Es ist somit aus amerikanischer Sicht durch­aus korrekt zu sagen, dass 50’000 Amerikaner in Vietnam ihr Leben ließen, weil mit Waffen auf sie geschossen wurde, die dem Gegner zum grössten Teil nicht zur Verfügung gestanden wären, hätte der Westen der Sowjetunion nicht so fleissig Schiffe und Schiffsmotoren gelie­fert.

Dieselbe Beweisführung, sofern die Beweise erhältlich sind -darüber später mehr-, gilt für ein weites Spektrum von Technologie, von Metallurgie bis zu Chemie, von Überlandtrans­porten bis zur Waffentechnologie, für die der Westen den Sowjets praktisch alle Grundkennt­nisse, die sogenannten „inputs“, verkauft hat und heute noch verkauft.

Bis gegen Ende der sechziger Jahre war die direkte Ausfuhr von amerikanischen Computern in die Sowjetunion durch die Exportkontrolle sehr erschwert. 1965 wurden nur für 5000 Dollar elektronische Bestandteile auf diese Weise ausgeführt, im Jahre 1966 sogar nur für 2000 Dollar. 1967 jedoch stieg der Wert der direk­ten Exporte auf 1’079’000 Dollar und hielt sich seither auf dieser Höhe. Angaben über die Anzahl Computer, welche die amerikanische Fir­ma International Business Machines Corporation (IBM) seit dem zweiten Weltkrieg in kommunistische Staaten geliefert hat, werden in Wa­shington vertraulich behandelt. Es ist jedoch bekannt, dass diese Geschäfte nach Kriegsende fast ausschließlich über westeuropäische Tochtergesellschaften der IBM abgewickelt wur­den. Ende 1969 wurde geschätzt, dass westliche Firmen, größtenteils europäische Tochterge­sellschaften amerikanischer Konzerne, jährlich für rund 40 Mio. Dollar Computer in kommuni­stische Staaten lieferten. in Computer unterscheidet nicht zwischen einer zivilen und einer militärischen Aufgabe, und es ist westlichen Gesellschaften oder Regie­rungen nicht möglich, die Sowjets am Einsatz der Computer für militärische Zwecke zu hin­dern. Auf alle Fälle war die UdSSR, mangels eigener Computer-Technologie, auf importierte Rechenautomaten oder mindestens auf importier­te Produktionsverfahren für Computer angewie­sen, um neue Waffen zu entwickeln.

AlexBenesch
AlexBenesch
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