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Bhakdis angesprochene Einwände überzeugten unzählige Experten (auch im Ostblock) nicht genug, um die Pandemie zu ignorieren

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Kommentar

Die Fans von Sucharit Bhakdi (die überraschend selten sein aktuelles Büchlein überhaupt gelesen haben) sind schnell dabei, zu behaupten, Bhakdis Kritiker würden sich gar nicht mit seinen Thesen auseinandersetzen. Seine „Thesen“ sind im Prinzip alles, was er finden kann, was in die „Fake-Pandemie“-Hypothese passt und er behauptet tatsächlich, die ganze Welt hätte „sich vertan“. Er hat weder besondere Informationen noch Argumente, die nicht von zig anderen bereits zigmal durchgekaut wurden. Selbstverständlich befasse ich mich mit diesen Angelegenheiten. Das ist schon mal seltsam und paranoid, wenn COVID-Verharmloser den Vorwurf bringen, man würde diese ganzen Einwände usw. nicht würdigen oder beachten. Damit überhöht man Bhakdi automatisch zum Helden und die Kritiker/Andersdenkenden zu bösartigen Verschwörern.

Versprechen von Kontrolle

Von vorneherein muss man festhalten, dass Bhakdis Überzeugungen für die Menschen angenehmer klingen, weil sie eine komplexe Situation vereinfachen auf den Slogan „alles nur Fake“ und einen einfachen Ausweg in Aussicht stellen, nämlich dass man die Pandemie einfach mehr oder minder ignorieren soll. Dass wir die Pandemie wegquatschen und wegprotestieren könnten. Das wir so Kontrolle gewinnen könnten. Ich mag es genauso wenig, wenn die Altparteien eine Komplexe Situation wie die Finanzkrise auf simple Slogans reduzieren und den Menschen versprechen, dass man mit mehr EU und mehr Bailouts die Probleme aus der Welt bekäme. In einem Interview mit Boris Reitschuster beharrte Bhakdi darauf, dass zig verschiedene Länder (also auch Russland und China) „sich vertan“ hätten mit der Einschätzung des Virus, was extrem implausibel ist. Beim Ostblock war er sehr ausweichend und will, dass wir die Vorgänge dort ausblenden. Über biologische Waffen, die Möglichkeit dass SARS-Cov-2 jemandes Angriff war und dass weitere Angriffe kommen könnten, spricht er gar nicht.

Framing

Bhakdi wischt Einwände immerzu mit seinem Universal-Pseudo-Argument „Panik“ vom Tisch. Dadurch sollen unzählige Fachmeinungen von vorneherein diskreditiert werden als emotionale Reaktion statt einer rationalen. Die allermeisten Fachmeinungen, die Bhakdi widersprechen, sind nüchtern, sachlich und teilweise sogar recht optimistisch. Es gehört dazu, dass man bei einer solchen Situation auch ergründen muss, was die schlimmst-möglichen Szenarien sind. Typisch für Bhakdi-Fans ist es, seinen elitären Forscher-Hintergrund als postiv zu bewerten, aber widersprechende Forscher von ähnlich wichtigen Universitäten als korrupte Mitverschwörer zu brandmarken und den Bildungshintergrund als Negativmerkmal auszulegen.

Seine Universität distanziert sich von ihm

Hätte Bhakdi keinen wissenschaftlichen Hintergrund, würde er nicht im Internet diesen Anklang finden. Die Universität Kiel hat sich aber von Bhakdis Buch „Corona Fehlalarm?“ und seiner Koautorin Karina Reiß von der Klinik für Dermatologie der Uni Kiel – distanziert. Die Medizinische Fakultät erklärt in einer eher lauen professoralen Stellungnahme, die Behauptungen von Bhakdi/Reiß seien unbelegt und stünden im Gegensatz zu seriösen internationalen wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Sentinel-Tests

Bhakdi betont, dass SARS-Cov-2 in den sogenannten Sentinel-Tests nicht auftauchen würde. Bisher sind diese Sentinel-Zahlen aber überhaupt nicht aussagekräftig. Sie passen halt (noch) in Bhakdis Meinung. Es stimmt nicht, dass die Sentineltests des RKI belegen würden, dass es das Corona-Virus in Deutschland nicht mehr gibt. Er stellt das irgendwie so dar, als ob alle Kranken zu den Sentineltests gehen, und alle ohne Symptome, aber mit positivem Test in die offizielle Statistik des RKI wandern würden. Das ist einfach falsch. Da Sars-Cov-2 in normalen Sentinelproben aktuell nicht mehr nachgewiesen wird, behauptet er dann, dass aktuell niemand, der Corona hat, krank ist.

Er ist nicht spezialisiert

Bhakdi beschäftigte sich in seiner Karriere hauptsächlich mit Porenbildnern, die zur Schädigung von Zellen des Wirts führen. Dann noch Untersuchungen über Atherosklerose. Dann noch ein bisschen Malaria- und Denguefieber-Forschung. Nirgends erkennt man Arbeit an Coronaviren und Bekämpfung von Pandemien mit selbigen Viren. Insbesondere von Fledermäusen. Die COVID-Leugner wissen nicht, dass das in der Medizin total spezialisiert ist. Immunbiologe zu sein, reicht nicht. Drosten hat immer wieder darauf hingewiesen. Aber der gilt ja als Teufel oder als blöd, weil er nicht sagt, was die Truther hören wollen. Bhakdi war sein ganzes Leben an den elitärsten Unis des Welfen-Adels. Das ist das gleiche Umfeld, das die Medizin und die Impfungen per se dominiert. Soll heißen: Auch Drosten ist nicht gleich schuldig, nur weil er aus dieser Ecke kommt. Die COVID-Leugner lassen natürlich Bhakdis elitäres Umfeld (samt Stipendien und Diplomaten-Vater) unter den Tisch fallen. Denn er soll ja wirken wie ein Rebell, der gegen das Establishment kämpft. 1984 durfte er sein Hauptwerk (Porenbildner) bei der Royal Society vorstellen. Beim Denguefieber ging es nur um “vascular leakage”; nicht um die Eindämmung von Pandemien mit ansteckenden Grippeerregern. Gemausowenig dreht sich seine Malaria-Arbeit um die Eindämmung von Pandemien. Er hat sich praktisch nie ernsthaft mit dem Szenario beschäftigt, dass sich momentan abspielt. Er behandelte auch keine COVID-Patienten; auch nicht jene mit Langzeitschäden. Seine Anhänger-Lemminge halten COVID für einen harmlosen Schnupfen.

Cherry Picking

Bhakdi hielt lange fest an einer frühen Studie von John P. A. Ioannidis, einem Medizinprofessor der Stanford University. Laut Medienberichten wurde die Studie von Ioannidis jedoch von anderen Experten kritisiert.

Man kann nicht jeden Toten obduzieren; jedes Land muss Schätzungen vornehmen. Bhakdi stürzt sich auf Untersuchungen über Vorerkrankungen bei Menschen, die als COVID-Tote gelistet werden und tendiert dazu, Leute mit Vorerkrankungen nicht als COVID-Tote zu zählen, obwohl die Wechselwirkungen von COVID und Vorerkrankungen komplex sind, und einige Menschen jetzt wohl noch am Leben wären, hätten sie sich nicht den Virus SARS-Cov-2 eingefangen. So behauptete Bhakdi: Italien verkündete offiziell, dass 88 Prozent der Verstorbenen mit Covid-19 nicht an Corona gestorben seien. Die Quelle war war ein Interview des Professors Walter Ricciardi in der britischen Tageszeitung The Telegraph. Zeitweise fehlte es noch an Erfahrung mit den vielfältigen Symptomen und Wirkungen bei COVID und viele Forscher versuchten zu ergründen, wie es sich genau verhält. Man kann dabei aber nicht einfach kategorisch die Tödlichkeit von COVID verwerfen. Inzwischen ist bekannt, wie gefährlich COVID für das Herz-Kreislaufsystem ist. Jemand kann durch eine COVID-Erkrkankung Herzinfarkte und Schlaganfälle erleiden. Was schreibt man dann auf den Totenschein? Bhakdi und seine Fans machen es sich viel zu einfach und unterstellen der breiten Mehrheit der Experten weltweit Dummheit, Emotionalität oder gar eine Verschwörung. Kürzlich gab das CDC eine Einschätzung heraus, die von Bhakdi-Fans natürlich fehlinterpretiert wurde. Es hieß, nur 6% der COVID-Toten in den USA seien COVID-Tote. Sicherlich gibt es Totenscheine, wo man nichts außer COVID 19 als Todesursache draufgeschrieben hat. Aber man kann kann nicht die falsche Schlussfolgerung ziehen, dass weltweit aus „Panik“ oder böser Absicht eine Pandemie inszeniert wird, an der kaum jemand stirbt. Eine Fake-Pandemie in einer solchen Größenordnung wäre eine äußerst schlechte Taktik für Regierungen.

Bhakdi bezog sich auf die frühe Einschätzung des Hamburger Rechtsmediziners Klaus Püschel. Dieser gab sich anfangs noch optimistisch. In einem Hamburger Lagebericht vom 24. April heißt es aber: „Nach den Angaben des Robert-Koch-Instituts sind in Hamburg 122 Personen mit einer COVID-19-Infektion verstorben. Laut Angaben des Instituts für Rechtsmedizin konnte zum jetzigen Stand bei 116 Personen die COVID-19 Infektion als todesursächlich festgestellt werden.” Püschels ursprünglichen Aussagen widersprach dann eine breit angelegte Studie mehrerer deutscher Pathologenverbände. „In mehr als drei Viertel der Obduktionen konnte die Covid-19-Erkrankung als wesentli­che oder alleinige zum Tode führende Erkrankung dokumentiert werden“. Menschen mit Vorerkrankungen sterben anscheinend wegen COVID 10 Jahre früher, als sie sonst gestorben wären.

Die Gefährlichkeit

Nicht nur will Bhakdi kaum COVID-Tote gelten lassen, sondern er möchte zudem die dramatischen Krankheitsverläufe möglichst herunterspielen. SARS-Cov-2 verbreitet sich schneller und weiter als eine gewöhnliche Grippe und es gibt häufiger schwere Verläufe. Wenn durchschnittlich 20% der Erkrankten ins Krankenhaus müssen, und 5% eine künstliche Beatmung brauchen, dann gelangen Systeme schnell an ihre Belastungsgrenze. Aus dieser Perspektive würde auch ein theoretischer Angreifer denken, der möglicherweise SARS-Cov-2 als Waffe benutzt hat. Den betroffenen Ländern bleiben nur schmerzhafte, unbeliebte Kompromisse. Zunächst hatte Bhakdi schwammig von 99% an Fällen gesprochen, die nicht dramatisch wären. Jetzt rechtfertigt er sich, man hätte ihn (bewusst oder unbewusst) missverstanden:

„Ich habe nicht gesagt, daß 99 Prozent ohne Schäden ablaufen. Ich hab gesagt, daß von 100 Prozent Infizierten ungefähr ein Prozent schwerst krank werden und auf Intensivstationen behandelt werden müssen. Und dieses deckt sich fast genau mit den Zahlen, die das RKI vor einigen Wochen veröffentlicht hat. In Deutschland. Nämlich, dass die Zahl von Schwerstkranken 1,3 Prozent gewesen ist. Also, viel genauer kann man nicht sein, vier Monate zuvor.“

Jeder kann sich selbst ausrechnen, wenn 60% der Bevölkerung sich in einem relativ kurzen Zeitraum infizieren, 20% ins Krankenhaus müssen, 5% künstliche Beatmung brauchen und 1% die größtmögliche Behandlungs-Intenstät. In anderen Ländern sind die Gesundheitssysteme stark auf Kante genäht und unterfinanziert.

Interventionsparadox 

Je mehr die Maßnahmen greifen, je weniger Virenpartikel jemand abbekommt, umso weniger schwere Verläufe gibt es. Dann kann man aber nicht Rückschlüsse ziehen, dass man sofort alle Maßnahmen beenden könne und nie solche Maßnahmen gebraucht hätte.

So zeigt eine Metastudie, die 216 Studien aus der ganzen Welt überprüft hat, welche in “The Lancet” erschienen ist (Link) dass nach dem besten, aktuellem wissenschaftlichen Stand Masken ein wichtiger Baustein dabei sein können, die Ansteckungsgefahr deutlich zu reduzieren. Eine Studie, die knapp 200 Länder weltweit verglichen hat (Link) kommt ebenfalls zu dem Schluss, dass Länder mit Maskenpflicht bedeutend niedrigere Todesraten haben.

Jemand kommentierte: „Solche „Experten“ treten immer mitten in der Krise auf, behaupten, alles sei falsch. Wenn es dann am Ende nicht so schlimm kommt, wie befürchtet, stehen sie da und weisen bei jeder Gelegenheit darauf hin, dass sie ja Recht hatten. Wenn es dann doch schlimm kommt, denkt niemand mehr an die Wodargs dieser Welt, die nichts entscheiden mussten, sondern nur am Rand standen und vor sich hinplapperten.“

Sammelbecken

Die Internet-Bewegung, die sich um COVID gebildet hat, ist eine Art Sammelbecken. Die Mitglieder kultivieren eine klassische Echokammer, simple Gut-Böse-Schemata und bewerben sich als einzigen wirklichen Weg aus der Krise heraus. die großen Internetplattformen wie Youtube löschen immer wieder COVID-Videos und es gibt gewisse Beschränkungen von Demos, aber letztendlich können die Altparteien darauf verweisen, dass in den Medien hitzig diskutiert werden darf und dass Menschen zu Demos rennen können.

AlexBenesch
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