Katja Triebel / Legalwaffenbesitzer
Der Focus schrieb am 31.12.2012:
Säure-Opfer hatte Ex-Freund angezeigt – Polizei tat nichts
Nach dem Säureattentat liegt Reyhan K. aus Hilden mit schweren Verletzungen im Krankenhaus. Dass es so weit kommen könnte, hatte die junge Frau seit einiger Zeit befürchtet: Mehrmals hatte sie ihren Ex-Freund schon angezeigt – doch die Polizei tat nichts.
Die junge Frau hatte alles richtig gemacht (Anzeigen gestellt etc.) und trotzdem wurde ihr Leben zerstört. Hätte sich sich nicht rechtsstaatlich verhalten, hätte sie sich vielleicht wehren können. Doch dieser Weg sollte nicht der richtige sein. Richtig sollte es sein, sich rechtsstaatlich zu verhalten und sich selber schützen zu können.
Frauen müssen sich wehren dürfen. Wer sieben Mal zur Polizei geht (wie in diesem Fall hier) und keinen Schutz durch das Gewaltmonopol des Staates erhält, dem muss man Mittel zur Verfügung stellen, die ihm/ihr ermöglichen, sein/ihr Leben adäquat zu schützen.
80% der ermordeten Frauen in Deutschland werden von ihren (Ex-) Partnern oder Familienangehörigen getötet – nicht im Park oder auf der dunklen Straße. Gewalt in Deutschland an Frauen ist mehrheitlich kein Akt durch Fremde, sondern durch Menschen, die ihnen nahe stehen und die sie mit Gewalt “züchtigen” wollen bzw. ihre eigene “Ehre” wiederherstellen wollen oder ihnen “altruistisch” Leid ersparen wollen.
Doch wir leben in einem zivilisierten Land. Hier sind Arbeitslosigkeit und Verarmung keine Stigmata, aus denen man nicht mehr raus kommt. Kein Familienvater darf seine Familie auslöschen, weil er sein “Gesicht verliert” durch Arbeitslosigkeit/Schulden oder seine Wut dadurch bewältigen, dass er seine Partnerin schlägt/sexuell misshandelt.
Auch darf kein eifersüchtiger Stalker sich “Genugtuung” verschaffen, indem er die ihn abweisende/verlassende Partnerin tötet/misshandelt. Und die “Ehre” bestimmter Bevölkerungsgruppen darf kein strafmilderndes Urteil nach sich ziehen, sondern muss auf das Äußerste verachtet und strafrechtlich geahndet werden. Ich finde es unverantwortlich, dass dieser Staat Jahr für Jahr über 100 tote Frauen akzeptiert, die durch (z.T. mehrfacher) Gewalt ihrer (Ex) Partner getötet werden, ohne ihnen den Schutz zu geben, der ihnen zusteht.
In der Türkei, wo diese Zahl auf über 300 Frauen pro Jahr angestiegen ist, übernehmen mittlerweile Frauenhäuse die Kosten für die Erstanschaffung einer Waffe zzgl. der Schießausbildung. Und auch wenn die Zahlen in Deutschland weit niedriger ausfallen, sollte man wenigstens einmal darüber nachdenken, wie man diesen Frauen helfen kann. Eine Anzeige bei der Polizei und eine Trillerpfeiffe helfen jedenfalls nicht – auch wenn dies die Polizeiwachen per Web empfehlen.
In allen Polizeilichen Kriminalstatistiken seit 1991 steht dieser Satz: Mädchen und Frauen fallen besonders bei Mord und Totschlag, [neuerdings mit diesem Zwischensatz: aber auch bei sexueller Gewalt] Straftaten gegen die persönliche Freiheit und Körperverletzungen meist Verwandten oder Bekannten zum Opfer.