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Gary Allens “None dare call it conspiracy”

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Allens Buch war ein Mega-Bestseller international und wärmte genau wie Skousen die Ideen deutlich älterer Verschwörungsbücher auf, ohne wirklich einen einzigen neuen, eigenen Gedanken anzufügen:

„Der Kommunismus ist keine Bewegung der unterdrückten Massen, sondern eine Bewegung, die von machtsuchenden Milliardären geschaffen, manipuliert und genutzt wird, um die Kontrolle über die Welt zu erlangen … zuerst indem sozialistische Regierungen in den verschiedenen Nationen gegründet und dann alle konsolidiert werden durch eine „große Fusion“ zu einem allmächtigen sozialistischen Weltsuperstaat, wahrscheinlich unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen.“

Diese grobe Beschreibung ist nicht unbedingt falsch, denn in Untersuchungsausschüssen mussten die Stiftungen der US-Großkonzerne wirklich eingestehen, dass man den Sozialismus im Westen fördere, um die drei Supermächte anzugleichen. Aber wirklich verstanden hat Allen die Geschichte und die großen Geheimoperationen nicht. Er kopierte einfach nur ältere Verschwörungsliteratur:

„Seit Jahrhunderten können internationale Banker viel Geld mit der Finanzierung von Regierungen und Königen verdienen. Solche Akteure sind jedoch mit bestimmten heiklen Problemen konfrontiert. Wir wissen, dass kleinere Bankgeschäfte sich durch Sicherheiten schützen lassen, aber welche Art von Sicherheiten können Sie von einer Regierung oder einem König erhalten? Was ist, wenn der Bankier [mit Forderungen] angelaufen kommt und der König sagt: „Schlagt ihm den Kopf ab“? Der Prozess, durch den man Schulden von einer Regierung oder einem Monarchen einzieht, wird an den Business Schools unserer Universitäten nicht unterrichtet, und die meisten von uns, die noch nie Könige finanziert haben, haben sich nicht viel Gedanken über das Problem gemacht. Aber es gibt ein König-Finanzierungs-Business, und für diejenigen, die die Rückzahlung sicherstellen können, ist es in der Tat lukrativ. Der Wirtschaftsprofessor Stuart Crane stellt fest, dass es zwei Mittel gibt, um Kredite an Regierungen und Könige zu besichern. Immer wenn ein Unternehmen viel Geld leiht, erhält der Gläubiger eine Stimme im [Regierungs-] Management, um seine Investition zu schützen. Genau wie ein Unternehmen kann eine Regierung nicht viel Geld leihen, wenn sie nicht bereit ist, dem Gläubiger ein gewisses Maß an Souveränität als Sicherheit zu übergeben. Sicherlich haben internationale Banker, die den Regierungen auf der ganzen Welt Hunderte von Milliarden Dollar geliehen haben, einen erheblichen Einfluss auf die Politik dieser Regierungen.“

Wer ist dieser zitierte Wirtschaftsprofessor? Von 1955 bis 59 war Crane ein bezahlter Koordinator für die John Birch Society. In den Jahren 1972 und 1973 hatte Crane jedoch eine Obsession mit dem Thema Freimaurer und schimpfte, der JBS-Gründer Robert Welch sei ein ranghoher Freimaurer. Auch anderen Personen war aufgefallen, dass eine Reihe an JBS-Gründern Freimaurer waren, was den Verdacht erregte, die JBS sei nur eine kontrollierte Scheinopposition und arbeite in Wirklichkeit FÜR die Verschwörung der „internationalen Banker“.

https://freemasonry.bcy.ca/anti-masonry/anti-masonry01.html

Es scheint, dass die Bibliothek von Robert Welch eine Reihe von Büchern über Freimaurerei enthielt und auf Seite 14 des Bulletins der John Birch Society vom Oktober 1973 versicherte Welch seinen Lesern, dass „amerikanische Freimaurer genauso patriotisch sind wie Sie oder ich“. Welch erwähnt eine Reihe von Gelegenheiten, bei denen er sich in freimaurerischen Logen gegen den Kommunismus aussprach. Am 20. Dezember 1972 schrieb Andrew Lane aus den JBS-Büros in Belmont als Antwort auf die Bedenken von Stuart Crane über Freimaurer in der JBS:

„Die JBS hat keine Position zur Freimaurerei. Die Maurer sind heute für gewöhnlich die herausragenden und soliden Bürger ihrer Gemeinden.“

Am 20. Februar 1973 schrieb Andrew Lane erneut:

„… Ich kenne viele Ordensmitglieder, habe im Laufe der Jahre mit vielen von ihnen an einem Buch gearbeitet, die alle von unbestrittenem Patriotismus sind und Loyalität haben zu allem, was in amerikanischen und christlichen Traditionen ist.“

Eine Reihe von Führern der John Birch Society waren Freimaurer:

  • Ratsmitglied Robert D. Love
  • Gründungsmitglied T. Coleman Andrews
  • Ratsmitglied Ralph E. Davis
  • Frank E. Masland Jr.
  • Cola Godden Parker
  • Joseph Bracken Lee
  • Robert Bartlett Dresser

Welch war tatsächlich beeinflusst von den manipulativen Schriften von John Robison und Augustin de Barruel, die ich in meinem Buch „Der Geführte“ genau analysiere.

http://www.themasonictrowel.com/masonic_talk/more_light/files/more_light_335.htm

Gary Allen dachte also, die Könige verloren ihre Macht an „internationale Banker“. Wie jeder Verschwörungsautor machte er sich nur Gedanken darum, welche Sicherheitsmechanismen Banker in ihre Geschäfte einbauen konnten, und keine Gedanken darum, welche breit gefächerten Sicherheitsmechanismen der Adel hatte, um Banker aufzubauen und zu kontrollieren. Der Begriff „internationale Banker“ klingt wie ein Ersatz für den Begriff „Judenbanker“. Wie Skousen oder die Autoren der Protokolle von Zion dachte Allen, dass diese Banker problemlos in der Lage waren, Kriege loszutreten, wie es ihnen gerade jeweils in den Kram passte:

„Der ultimative Vorteil des Gläubigers gegenüber dem König oder Präsidenten besteht jedoch darin, dass der Bankier den Feind oder Rivalen [des Königs oder Präsidenten] finanzieren kann, wenn der Herrscher aus der Reihe tanzt. Wenn Sie also im lukrativen Königsfinanzierungsgeschäft bleiben möchten, ist es ratsam, einen Feind oder Rivalen in den Startlöchern zu haben, um jeden König oder Präsidenten, dem Sie Kredite gewähren, absetzen zu können. Wenn der König keinen Feind hat, müssen Sie einen erschaffen. Herausragend bei diesem Spiel war das berühmte Haus Rothschild. Sein Gründer, Meyer Amschel Rothschild (1743-1812) aus Frankfurt, ließ einen seiner fünf Söhne zu Hause, um die Frankfurter Bank zu leiten, und schickte die anderen nach London, Paris, Wien und Neapel. Die Rothschilds wurden im neunzehnten Jahrhundert unglaublich reich, indem sie Regierungen finanzierten, um gegeneinander zu kämpfen.“

Wenn die Rothschilds aus der Reihe getanzt hätten, wären sie verhaftet oder einfach ermordet worden. Die Rothschilds sind als Juden natürlich für Allen das Aushängeschild schlechthin für „internationale Banker“. Der komplexe Kampf der großen, konkurrierenden europäischen Adelslinien wird von Allen reduziert auf die Idiotenformel, dass ein paar Judenbanker einfach Krieg veranstalten konnten, wie sie wollten, und die Macht übernahmen, ohne irgendwie aufgehalten zu werden.

„Professor Stuart Crane sagte: Wenn Sie auf jeden Krieg in Europa im 19. Jahrhundert zurückblicken, werden Sie feststellen, dass er immer mit der Schaffung eines neuen Kräfteverhältnisses endete. Immer gab es dann ein Kräfteverhältnis, bestimmt von dem Haus Rothschild in England, Frankreich oder Österreich. Sie gruppierten Nationen so, dass ein Krieg ausbrechen würde, wenn ein König aus der Reihe tanzte, und entschieden, auf welche Weise die Finanzierung verlief. Die Untersuchung der Schuldenpositionen der kriegführenden Nationen zeigt für gewöhnlich, wer bestraft werden sollte.“

Allen hat keine Ahnung wie die Welt damals funktionierte und die Geheimdienste. Er machte sich gar nicht die Mühe, überhaupt darzulegen, wie denn genau ein paar Juden das Unmögliche geschafft haben sollen. Man bekommt nur ein paar lausige Zeilen vorgesetzt, die klingen wie aus den Protokollen von Zion. Selbstverständlich distanzierte sich Allen von antisemitischen Vorstellungen, die „gesamte Verschwörung“ sei jüdisch. Aber in seinen Darstellungen spielen Juden immer die erste Geige, während sich andere Familien wie Rockefeller oder Morgan untergeordnet hätten. Den internationalen (Juden-)Bankern sei das gleiche Wunder wie in Britannien auch noch in den USA gelungen. Die Erläuterung klingt identisch zu anderen Verschwörungsbüchern wie von Des Griffin und zahlreichen weiteren Autoren:

„Von Anfang an waren sich die US-Gründerväter der Versuche [von Ausländern] bewusst gewesen, Amerika durch Geldmanipulation zu kontrollieren, und sie führten einen laufenden Kampf mit den internationalen Bankiers. Thomas Jefferson schrieb an John Adams: ‚… Ich glaube aufrichtig, dass Bankinstitute gefährlicher sind als stehende Armeen.‘ Aber obwohl Amerika keine Zentralbank hatte, nachdem Präsident Jackson sie 1836 abgeschafft hatte, gelang es den europäischen Finanziers und ihren amerikanischen Agenten, ein hohes Maß an Kontrolle über unser Währungssystem zu erlangen. Gustavus Myers enthüllt in ‚History of The Great American Fortunes‘: ‚Unter der Oberfläche hatten die Rothschilds lange Zeit einen starken Einfluss auf das Diktieren amerikanischer Finanzgesetze. Die Gesetzesunterlagen zeigen, dass sie Mächte in der alten [Zentral-] Bank der Vereinigten Staaten waren [abgeschafft von Andrew Jackson]‘

Der Mann, der die wichtigste Rolle bei der Zentralbank in Amerika spielen sollte, war Paul Warburg, der zusammen mit seinem Bruder Felix 1902 aus Deutschland in die USA eingewandert war.

Wieder mal Juden, Juden, Juden. In Wirklichkeit waren die glorifizierten „Gründerväter“ der USA hochgradig korrupt und hatten große Mühe, die ganzen gierigen Verwandten und Freunde zu zügeln, die an den ersten beiden Zentralbanken beteiligt gewesen waren. Die feindseligen Sprüche gegen Banken waren billiger Populismus, keine Kampfansage an die Rothschilds. Allen will den Eindruck erwecken, als seien die frühen USA ein Wunderland gewesen, das untergraben wurde durch die satanischen Judenbanker mit Hilfe von Zentralbanken. Diese Geschichtsfälschung dient in der Patriotenszene u.a. dazu, auch die dritte Zentralbank, die Federal Reserve, gemäß der Protokolle von Zion zu interpretieren. Eine von Allens Quellen ist ein Russe, der daran beteiligt war, die Protokolle von Zion in den Westen zu bringen.

„Eine der besten Informationsquellen zur Finanzierung der bolschewistischen Revolution ist ein russischer General namens Arsene de Goulevitch, der in Frankreich die ‚Union der unterdrückten Völker‘ gründete. In diesem auf Französisch verfassten und anschließend ins Englische übersetzten Band stellt de Goulevitch fest: ‚Die Hauptlieferanten der Revolution waren jedoch weder die verrückten russischen Millionäre noch die bewaffneten Banditen Lenins. Das tatsächliche Geld stammte hauptsächlich von bestimmten britischen und amerikanischen Kreisen, die vor langer Zeit die russische revolutionäre Sache unterstützt hatten.‘ „

Der General hatte selbstverständlich die Juden im Verdacht. Die Roundtable-Gruppen Britanniens waren für Gary Allen unter Kontrolle der Rothschilds. Eine Infografik zeigt Rothschild ganz oben, darunter Milner, dann die Roundtable-Gruppen und den CFR. Von dort aus gehen dann erst die Pfeile alle möglichen Richtungen. Die JBS war die seriöser wirkende Einstiegsdroge für ganz radikale Narrative, auf die schon die Nazis hereinfielen. Und Allen empfiehlt natürlich, seine Hoffnungen zu setzen in einflussreiche rechte (Unternehmer-) Kreise:

„Man muss unterscheiden zwischen wettbewerbsfähigem freien Unternehmertum, dem moralischsten und produktivsten System, das jemals entwickelt wurde, und Kartellkapitalismus, der von Industriemonopolisten und internationalen Bankiers dominiert wird. Der Unterschied besteht darin, dass der private Unternehmer Produkte und Dienstleistungen auf einem wettbewerbsorientierten freien Markt anbietet, während der Kartellkapitalist die Regierung nutzt, um die Öffentlichkeit zu zwingen, mit ihm Geschäfte zu machen. Diese Unternehmenssozialisten sind die tödlichen Feinde wettbewerbsfähiger privater Unternehmen.“

Und schon erfüllten die JBS-Leute und Anhänger das Feindbild der Linken. Die Linken dachten, die JBS gehöre zu einer rechten Weltverschwörung.

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