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Achgut.com ködert sein Publikum mit unqualifiziertem Corona-Aktivismus und Verachtung ggü. denjenigen, die die Pandemie ernst nehmen

Datum:

Kommentar

Man könnte Die „Achse des Guten“ (Achgut.com) inzwischen fast mit einem Querdenker-Ableger verwechseln in seinen Browser-Tabs. Die Achgut-Autoren betrachten sich selbst als Helden und verfolgte Märtyrer, während all jene, die die Pandemie ernst nehmen, als angepasste Feiglinge und niederträchtige Denunzianten gelten. Die eingebildeten Helden von Achgut liefern ihren Lesern aber nur 12 Monate alte Slogans, die einfach nur nach Wodarg, Bhakdi und FOX News während der Trump-Administration klingen. Das leere Versprechen, man könne die Pandemie einfach mit Aktivismus wegreden. Und wenn das nicht klappt, sind die bösen Bürger dran schuld, die sich nicht am Aktivismus beteiligt hätten.

Du kannst deine Angehörigen und Freunde (sofern vorhanden) angiften gemäß der Anleitung, die dir Achgut vorlegt. Wunder dich aber nicht, wenn das dann nichts bringt und dich nur isoliert. Mit der gleichen Bauernfängerei arbeitete auch die QAnon-Sekte. Die waren felsenfest überzeugt, ihr Aktivismus brächte bald den Endsieg. Leute verstießen selbst ihre engsten Angehörigen, weil die nicht an den Q-Müll glaubten.

Heute gibt es bei Achgut die Schlagzeilen: „Warum kommt Südostasien so gut durch Corona?“, „Die Lust an der Angst“, „Lockdown für die Panikmacher!“

Südostasien

Der Artikel/Kommentar lässt sich auf einen einzigen Satz reduzieren:

„Persönlich bin ich der Meinung, dass die wahrscheinliche Erklärung, die Sinn macht, darin besteht, dass sehr ähnliche Viren wie SARS-CoV-2 schon seit Menschengedenken in dieser Region zirkulieren; und dass eine sehr weit verbreitete Grundimmunität/Kreuzimmunität eine pandemische Katastrophe ganz von alleine sehr effektiv verhindert haben könnte; die unterschiedlichen Lockdowns haben dann wahrscheinlich nur marginale Unterschiede gemacht.“

Das ist im Prinzip nichts anderes als das, was vor einem Jahr schon wild gemutmaßt wurde, dass SARS-Cov-2 nur ein belangloser Virus sei. Es klingt wie Wodarg im Frühjahr 2020. Selbstverständlich zirkulieren Viren in der Region bei Fledermäusen, die zu 95% identisch sind zu SARS-Cov-2, aber der Unterschied auf 100% ist eben das, worauf es ankommt, nämlich die Fähigkeit, aggressiv menschliche Zellen anzugreifen. Es ist gut dokumentiert, wie asiatische Länder früh mit Kontaktverfolgung und anderen Maßnahmen eingriffen und es ist bekannt, dass gerade in Asien seit langem befürchtet wird, dass Viren aus dem Tierreich auf Menschen überspringen. Der Achgut-Autor klingt so, als hätte er begonnen mit der Haltung, SARS-Cov-2 sei belanglos und mutmaßt sich dann alles so zurecht, wie es in diese Haltung hineinpasst.

Die im Artikel angesprochenen Taiwanesen nahmen den Virus ernst und akzeptierten die Maßnahmen. Man hatte vor Jahren ein „Nationales Gesundheits-Kommando-Zentrum“ (NHCC) geschaffen, eine „Zentrale Kommandozentrum für Epidemien“ (CECC), das „Kommandozentrum für biologische Pathogene“, das „Kommandozentrum für Bioterrorismus“ und das „Zentrale medizinische Notfall-Operationszentrum“. Aber der Achgut-Autor meint einfach, der Virus sei belanglos. Warum sollen dann zig unterschiedliche Länder überhaupt Maßnahmen ergriffen haben? Wegen „Panik“?

https://jamanetwork.com/journals/jama/fullarticle/2762689?utm_source=For_The_Media&utm_medium=referral&utm_campaign=ftm_links&utm_content=tfl&utm_term=030320

So lautet die nächste Schlagzeile auch „Die Lust an der Angst“. Der Autor scheint ebenfalls von vorneherein den Virus als relativ belanglos zu betrachten und erklärt sich dann mit Hilfe von etwas Küchenpsychologie die Maßnahmen als Reaktionen wegen „Angst“. Das ist auch ein alter Käse, der schon vor einem Jahr zirkuliert wurde. Schon beim ersten Lockdown verbreiteten Figuren wie Ken Jebsen Panik wegen den Maßnahmen und zogen Nazi-Vergleiche. Aber die Virologen, hieß es, würden Panik verbreiten, wenn sie trocken ihre Fachmeinung kundtun.

Es bricht auch bei Achgut die Verachtung durch für Menschen, die die Pandemie ernst nehmen:

Jeder kann mit entsprechendem Verhalten, das staatlicherseits goutiert wird, die drohende Katastrophe verhindern. Dazu muss er sich nur an die vorgegebenen Regeln halten, noch besser, er verharrt in vollkommener Passivität. Der Held von heute bleibt, wie die permanente Aufforderung schon sagt, zuhause und macht exakt NICHTS. Das ist das Bild des neuen Bürgers, ein heroischer Sofahocker, der im Nichtstun geradezu eine übermenschliche Anstrengung vollbringt.

Die gewöhnlichen Bürger hatten in den letzten 12 Monaten Extra-Anstrengungen zu tragen, ob nun Kurzarbeit, oder Extra-Schichten, Homeschooling der eigenen Kindern usw. Nur weil die Bürger keine massenhafte Begeisterung zeigen für die Bauernfängerei der Corona-Aktivisten, sind diese Bürger keine passiven Sofahocker. Es wirkt wie Projektion; der Achgut-Autor betrachtet sich anscheinend wie viele andere Corona-Aktivisten-Influencer als Held dafür, dass er ein Jahr alte Meinungen aufwärmt, auf seinem Stuhl hockt und in die Tasten klappert. Und natürlich betrachtet er sich ein bisschen als verfolgten Märtyrer:

Umgekehrt wird jeder leidenschaftlich gehasst, der auf den Wunsch nach normalen Aktivitäten (Berufsausübung, Sport, gemeinsame Essen, Theaterbesuche) pocht oder leise Kritik an den staatlichen Verordnungen äußert. Der Kritiker, ich spitze zu, kann nicht Teil der Corona-Volksgemeinschaft sein, die den Abweichler nicht erträgt. Deshalb auch das gute Gewissen bei der Denunziation des Nachbarn, der zwei Freunde zum Skat eingeladen hat, tut man doch das einzige Richtige für die Rettung der Welt. Dafür darf man sich täglich auf die Schulter klopfen, wie toll „wir“ das doch machen, wären da nicht die Uneinsichtigen.

Also diejenigen, die die Pandemie ernst nehmen, seien nicht nur angepasste Sofahocker, sondern niederträchtige Denunzianten und wirken laut der Beschreibung im Artikel fast schon wie Stasi-Spitzel. Schon wieder haben wir den Fall eines Influencers gegen Corona-Maßnahmen, der zum irrationalen Streit aufruft in der gewöhnlichen Bevölkerung. Verachte deinen Nachbarn, weil er nicht auf Achgut-Linie ist. Der Achgut-Influencer und jeder, der das nachplappert, sei ein Held und verfolgter Märtyrer. Wer das nicht nachplappert, ein dreckiger Unterstützer des Regimes. Es wirkt wie in einer Sekte. Die Mitglieder müssen schräge Dinge vertreten und wenn sie dann negative Reaktionen ernten, heißt es: Siehst du, die Ungläubigen sind feindselig und dumm.

Es ist wie eine Ansammlung von einfachen Talking Points, die seit über 12 Monaten einfach immer abgespult wird.

Dann folgt der Vergleich mit der Klimawandel-Propaganda, was den Sack zumachen soll beim anvisierten Zielpublikum. Es ist der Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Eine Pandemie berührt ein komplett anderes Wissenschaftsfeld, und es gibt keinen Knopf, den jemand mit bösen Absichten drücken kann, um den Planeten mal eben schnell im Schnitt um 2 Grad zu erhöhen. Hingegen kann eine Pandemie, besonders wenn es sich um einen Laborunfall handelt, innerhalb von Wochen um die Welt gehen. Es gibt inzwischen künstlich verschärftes Ultra-Smallpox, neue hämorrhagische Fieber-Erreger bei denen du ausblutest und sogar Chimären, also neuartige Kreuzungen.

In „Lockdown für die Panikmacher!“ scheint abermals der Autor von vorneherein den Virus als relativ belanglos zu betrachten und arbeitet sich dann argumentativ rückwärts. Am Schluss kommt im letzten Absatz das Glaubensbekenntnis, das man so schon vor 12 Monaten bei Wodarg und Konsorten gehört hat:

Es ist wie eine mittlere Grippewelle, mit ein paar medizinischen Besonderheiten. Es ist nicht alles schön, aber es ist alles normal. Die Viren sind längst endemisch und für die nicht-ganz-so-Alten (nicht erheblich Vorerkrankten) nicht besonders gefährlich. Mutationen sind normal, seit Anbeginn der Menschheit. Unsere Immunsysteme machen ihren Job, wie immer schon.

Nein, es ist ein ekliger Fledermaus-Virus, der möglicherweise im Labor so verbastelt wurde, dass er menschliche Zellen befallen kann. In Deutschland gibt es zig Millionen Menschen, die über 60 sind und/oder Übergewicht und Diabetes haben. Der Autor versteht das Interventionsparadox nicht, das auch seit rund 12 Monaten genau erklärt wurde: Maßnahmen dämmen die Pandemie ein, sodass die Notwendigkeit von Maßnahmen dem Normalbürger nicht sofort ins Auge sticht.

Die Achtgut-Autoren betreiben billige Bauernfängerei, um sich aufzuwerten, die Stimmung aufzugreifen und in Aufmerksamkeit für sich selbst umzumünzen. Man verspricht, was man nicht halten kann: Eine Lösung des Pandemieproblems durch Geschwafel, durch Aktivismus. Dass man die Pandemie nicht wegschwafeln kann, wird einfach übertüncht mit der simplen Methode der Anschuldigungen gegen diejenigen, die die Pandemie ernst nehmen. Nur weil diese niederträchtigen, angepassten Bürger nicht mitmachen beim Aktivismus, gäbe es noch Maßnahmen und die ganzen Probleme. Hasse deinen Nachbarn. Der sei schuld an den Lockdowns. Diese miese Masche benutzten auch schon die Republicans in den USA, um einen unpolitischen Virus zu politisieren.

AlexBenesch
AlexBenesch
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