Geheimdienste

Der adelige NPD-Gründer war wohl ein Spitzel für die Briten

Adolf von Thadden entstammt einer alten Adelsfamilie. Sein Verwandter Johannes von Thadden war von 2004 bis 2007 Bundesgeschäftsführer der CDU und hatte als Mutter die Gräfin Mensdorff-Pouilly (Querverbindung zu Sophie von Sachsen-Coburg-Saalfeld, Tante von Queen Victoria und Schwester des ersten belgischen Königs). Aus dem Thadden-Clan stammte auch eine Geliebte Bismarcks und Eberhard von Thadden, Judenreferent im Auswärtigen Amt unter Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop.

Adolf von Thadden trat 1939 in die NSDAP ein. Im Krieg wurde er mehrfach verwundet und ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse.

1946/47 war er für die britische Militärregierung landwirtschaftlicher Treuhänder. Möglicherweise war er bereits zu diesem Zeitpunkt vom britischen Geheimdienst rekrutiert worden. Er zog 1947 nach Göttingen. In den 1960er und der ersten Hälfte der 1970er Jahre war von Thadden Herausgeber des NPD-Parteiorgans Deutsche Nachrichten. Ab 1975 war er Chefredakteur der rechtsextremen Deutschen Wochenzeitung.

Diese Deutsche Wochenzeitung startete als „Deutsche Soldaten-Zeitung“. In einem amerikanischen Internierungslager waren der ehemalige NSDAP-Kreisleiter und Landrat Helmut Damerau, der Wehrmachtsoberst und Landrat Heinrich Detloff von Kalben, der SS-Standartenführer der Waffen-SS Joachim Ruoff und der General der Waffen-SS Felix Steiner 1950 übereingekommen, eine Publikation zu gründen, die für einen „antibolschewistischen deutschen Verteidigungsbeitrag“ werben sollte. Vor dem Hintergrund des Koreakrieges, des sich verschärfenden Kalten Krieges und der Diskussion über die deutsche Wiederbewaffnung fand das Vorhaben finanzielle Unterstützung durch die CIA.

1964 gründete von Thadden gemeinsam mit Fritz Thielen (Deutsche Partei), Wilhelm Gutmann (GDP), Heinrich Fassbender (DNVP) und anderen die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) als Sammlungspartei nationaler bzw. rechtsextremer Politiker.

Nach dem Tod von Thaddens wurde bekannt, dass er Informant des britischen Geheimdiensts MI6 war, auch während seiner gesamten Zeit als Bundesvorsitzender der NPD. Ein Artikel im britischen Guardian berichtete über die Enttarnung.

Hans-Christian Ströbele von den Grünen fragte die Bundesregierung über weitere Informationen. Als Antwort hieß es:

Die Akte enthält jedoch mehrere Stücke, in denen Adolf von Thadden der Zusammenarbeit mit verschiedenen ausländischen Nachrichtendiensten verdächtigt wurde. Vage Hinweise für eine mögliche Zusammenarbeit mit dem britischen Dienst ergeben sich aus einem Urteil des Landgerichts Hannover vom 9.Februar1971. In einem Verfahren Adolf von Thaddens gegen den NPD-Mitbegründer und ersten Parteivorsitzenden Friedrich Thielen wird Letzterem die Behauptung untersagt, Adolf von Thadden sei „mit dem größten Deutschenhasser und britischen Geheimdienstler, Sefton Delmer, persönlich befreundet gewesen“.

Sefton Delmer hatte als „Journalist“ die NS-Führung infiltriert. Durch seine Verbindung zu Ernst Röhm wurde er der erste britische Reporter der Hitler im April 1931 interviewen durfte. 1932 flog er mit Hitler in dessen Privatflugzeug. Er hielt alle möglichen Notizen fest über die Partei. Die NS-Führung hielt ihn für einen MI6-Agenten, störte sich aber nicht daran, weil gehofft wurde, Bindungen zu knüpfen zu adelige-konservativen britischen Kreisen. Hinterher stellte sich heraus, dass die Briten dahingehend ein gigantisches Täuschungsmanöver betrieben hatten (siehe Lou Kilzer).

Am September 1940 arbeitete Delmer für die psychologische Kriegsführung der Briten. Nach dem Krieg wurde er der leitende „Reporter“ des Daily Express fürs Ausland.

Laut einem Bericht der Kölner Tageszeitung Kölner Stadt-Anzeiger arbeitete von Thadden während der vier Jahre, in denen er die NPD leitete, von 1967 bis 1971, für den britischen Geheimdienst. Ein ehemaliger hochrangiger Beamter des deutschen Geheimdienstes sagte dem Guardian, er sei über eine viel länger bestehende Verbindung zwischen Von Thadden und dem britischen Geheimdienst informiert worden. Nach Angaben des Kölner Stadt-Anzeigers traf der Neonazi-Anführer seinen britischen Kontaktmann in einem Hotel in Hamburg.

Hans Josef Horchem, damals Präsident des Landesamtes für Verfassungsschutz in Hamburg, erinnert sich daran, dass MI 6 seine Operationen wie eine alte Kolonialmacht auch in der Bundesrepublik weiterführte – allen Gesetzen und Abmachungen zum Trotz. Kam etwas von solchen Geheimdienst-Aktionen ans Tageslicht, wurde das jedes Mal mit Rücksicht auf bilaterale Beziehungen „auf Dienstebene zwischen den Nachrichtendiensten“ beigelegt.https://www.ksta.de/redaktion/der-braune-schlapphut-127295

Zuständig für die Betreuung von Adolf von Thadden sei der britische Erste Sekretär im Generalkonsulat in Düsseldorf, später in Hamburg gewesen, unter der üblichen Tarnung eines Diplomaten. Die Kommunisten hatten vergeblich versucht, Thadden anzuwerben und tarnten sich dabei, wie so oft, als Briten.

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