Ohne moderne Mikrochips könnte Russland einpacken, aber selbst verfügt das Land praktisch über keine Produktion. Trotz EU-Sanktionen landen von niederländischen Unternehmen hergestellte Mikrochips immer noch in Russland. Viele Millionen westlich hergestellter Chips sind seit Beginn der groß angelegten Invasion in der Ukraine bis Dezember 2022 über Zwischenunternehmen nach Russland gegangen, berichtet NOS.
Eine kleine Gruppe chinesischer Unternehmen beschafft die niederländischen Chips und exportiert sie Monat für Monat nach Russland. Außerdem steht ein solches Unternehmen „auf der US-Sanktionsliste für Lieferungen an die russische Rüstungsindustrie“. Trotz der immer strengeren Sanktionen gab es in den letzten Monaten keinen Rückgang der Exporte.
Den Ermittlern zufolge erhielten drei russische Unternehmen mit Verbindungen zum Verteidigungssektor mehrere hundert Lieferungen von niederländischen großen Chipherstellern wie NXP und Nexperia. „Holländische“ Chips wurden in erbeuteten russischen Waffen gefunden – einer russischen Panzerhaubitze, einem Marschflugkörper und einem Kampfhubschrauber.
Frühere Untersuchungen haben bereits Chips von NXP und Nexperia in russischen Drohnen gefunden, und laut NOS wurde ein NXP-Chip in einer iranischen Kamikaze-Drohne gefunden.
Die Unternehmen betonen, dass sie sich an die Sanktionsregeln halten und keine direkten Geschäfte mit Russland machen, während ihre Kunden auch keine Chips nach Russland verkaufen dürfen.
Ein noch größerer Strom von Mikrochips, die von Unternehmen außerhalb der Niederlande hergestellt werden, landet bei russischen Importeuren.
„Allein für den Monat November gibt es mindestens 2 Millionen Chips, die auf Dutzende von Unternehmen verteilt sind“,
schrieb NOS. James Byrne, der Direktor der Open-Source-Intelligenz- und Analyse-Forschungsgruppe bei der britischen Denkfabrik RUSI, sagte, dass NXP-Chips in 10 der 27 russischen Waffensysteme gefunden wurden, die RUSI im vergangenen Sommer auf Ersuchen der Ukraine untersucht hatte.
Laut NOS werden die EU-Sanktionen gegen Russland massiv umgangen, etwa durch kleine Firmen, die Chips per Paketpost nach Russland versenden.
Es gibt auch meist asiatische Händler, die niederländische Chips erwerben und die Produkte ungehindert von Sanktionen mit hohen Gewinnspannen nach Russland weiterverkaufen. Nach den Daten, die NOS und Nieuwsuur vorliegen, ist der größte Zwischenhändler für niederländische Chips das von den USA sanktionierte chinesische Unternehmen Sinno Electronics, das immer noch nicht unter die EU-Sanktionen fällt.
Die Platine des T-72-Panzers enthält 14 Komponenten: 13 amerikanische und 1 chinesische. Kein einziges Element russischen Ursprungs.
Laut einem Bericht des Royal United Services Institute (RUSI), der Denkfabrik für Verteidigung und Sicherheit, wurden mehr als 450 im Ausland hergestellte militärische Hardwarekomponenten in russischer Militärausrüstung entdeckt. Die weltgrößten Hersteller von Halbleiterchips, darunter Intel, haben alle Verkäufe in Russland, einschließlich Chips, eingestellt. Russland hat jedoch Grauimporte genehmigt und sieht darin eine wirksame Maßnahme, um die Folgen einer Versorgungsunterbrechung abzumildern. Die Russen beziehen Chips in großen Mengen über Hongkong, das globale „Hub“ der Mikroelektronik, und lokale Vertriebsfirmen.
