spot_img

Die ganz großen Gewinner- und Verlierer-Strategien für Aktivisten

Datum:

Kommentar

Politische Aktivisten sind keinen Schritt weiter als sie in der Trump-Ära waren, der Obama-Ära, der Bush-Ära, der Clinton-Ära und der Reagan-Ära. Eine große Krise nach der anderen vergeht, von der die Regierungen profitieren, die Aktivisten hingegen nicht. Corona ist nicht mehr im Mittelpunkt, sondern der Ukraine-Krieg und die Energieversorgung, an der die Wirtschaft und Inflation hängen. Der „Wutwinter“ wird für die Aktivisten die nächste Schlappe werden, es sei denn, die Regierung schanzt den Leuten ein paar kleine Siege zu, um sie bei der Stange zu halten. Es ist ein bisschen wie im Casino oder beim Beten: Ab und zu bekommt man was man will, und das motiviert einen, weiterzumachen, auch wenn man bei den nächsten 100 Fällen nur Nieten zieht.

Querdenken-Gründer Michael Ballweg ist immer noch in Haft wegen Verdachts auf Beiseiteschaffen von Spenden, Bodo Schiffmann und seine Frau nerven sich gegenseitig in Afrika und werden in Deutschland angeklagt, Attila Hildman scheint in seinem türkischen Exil isoliert und ruiniert, Xavier Naidoo hat sich schwammig von der Szene distanziert und ekelt sich vor der dort allgegenwärtigen Russlandhörigkeit, und Oliver Janich wurde eben erst in den Philippinen verhaftet, was irgendwann wohl zu einer Auslieferung führt und zu einer erneuten Verhaftung auf deutschem Boden, weil er auf Telegram von „Tribunalen“ und Erschießungskommandos schrieb.

Es sind Niederlagen, auf die die Szene stur reagiert mit noch mehr von der gleichen Sorte Aktivismus. Jede staatliche Verfolgung wird interpretiert als Willkür oder als Zeichen dafür, dass „das System“ wanken würde. Und das sind nur die etwas bekannteren Gesichter. Alleine in der Corona-Ära kamen hunderte, wenn nicht tausende Intensiv-Aktivisten hinzu, die Telegram vollballerten, mit falschen Masken- und Impf-Attesten dealten, auf Demos mitmischten, mit dem Gesetz zigfach in Konflikt gerieten und teils richtiggehend ihr Leben ruinierten.

Ich kenne praktisch niemanden von den Figuren, die nun anlässlich der Verhaftungs- und Fluchtwelle im Hinblick auf Ballweg, Schiffmann oder Janich Aktivismus machen in stundenlangen Livestreams und Einzel-Kommentarvideos. Inhaltlich sind die Aktivisten meistens kaum voneinander zu unterscheiden, finden aber doch immer wieder Anlässe, um sich untereinander zu zerstreiten. Jeder teilt alles an Content auf Telegram, was in Frage kommt.

Hatten die Herren und Damen sich überhaupt eingelesen in Fachliteratur zu Biowaffen und Spillovers? Nein. Wie sieht es aus mit historischen Widerstandsbewegungen und Revolutionen? Leider nein. Die Entwicklung der Supermächte? Auch nicht.

Der Staat hat wiederum neben erheblichem Budget die entscheidende Expertise: Die führenden Experten für Recht, Strafverfolgung, nachrichtendienstliche Spionage und Zersetzung, sowie Psychometrie. Man greift zurück auf internationale Expertise von Leuten mit einem IQ jenseits der 140, und die gesammelte Expertise aus rund 10.000 Imperialismus seit den ersten richtigen Reichen in Mesopotamien. Das heißt nicht, dass man es mit Übermenschen zu tun hat. Imperien machen ständig Fehler, aber sie lernen daraus und probieren ständig Neues und nehmen sich die notwendige Zeit.

Die Telegram-Revoluzzer sind gekennzeichnet durch Dinge wie Faktenresistenz, Qualifikationsmängel, psychische Störungen, Cancel Culture und einer Copy&Paste-Mentalität. Gerade bei dem QAnon-Phänomen, das einfach als Wahlkampf-PR der US-Republicans begonnen hatte und dann ein Eigenleben als handfeste Sekte entwickelte, ließ sich beobachten, dass Aktivisten die Aufgabe massiv unterschätzen, die sie sich vorgenommen haben. Auf der Basis schwammiger Postings eines gewissen Q ließ man sich einreden, dass Donald Trump und ein Geheimteam aus ranghohen Konservativen kurz davor stünden, den „linken Deep State“ zu verhaften.

Die fix und fertige Revolution, der man sich nur noch anzuschließen brauche. Leute ließen sich einreden, man könne das offizielle Präsidentschafts-Wahlergebnis 2020 kippen durch Aktivismus und durch ein Erstürmen des US-Kapitols. Trump würde dann die Kavallerie schicken und Amerika sei gerettet. Wie in einem kitschigen Hollywood-Film. Alex Jones lügt seinem Publikum vor, dass er und andere „Patrioten“ die Republikanische Partei übernommen hätten. Und empfiehlt dann Ron DeSantis als neuen Anführer, ein Yale-Absolvent der eindeutig dieselben Kreise repräsentiert, aus denen George W. Bush entsprang.

So einfach sei die Revolution: Republicans wählen und Republican-Aktivismus machen. Im Netz ablästern über schräge Woke-Videos auf TikTok. Man findet im Netz gerade die Luxus-Immobilien, mit denen Jones handelte. Das Geld stammte natürlich von seinen Followern.

In Wirklichkeit ist die Republican Party nach wie vor nur ein Arm des Zwei-Parteien-Kartells. Es gibt weder eine nennenswerte politische Vertretung für konservative Patrioten, noch gibt es für sie überhaupt kompetente und ehrliche Medien. Die Menschen stehen unnötig mit leeren Händen da, weil man hunderte Millionen in Trump, Jones und ähnliche Figuren investiert hat, anstatt etwas Sinnvolles und Effektives mit dem Geld aufzubauen. Jones hat in 20 Jahren keinen einzigen nennenswerten, unabhängigen Politiker etablieren können. Jesse Ventura zählt nicht, weil er sich aus der Politik zurückgezogen hat. Ron Paul zählt auch nicht, weil er zweimal nur vortäuschte, US-Präsident zu sein und anderweitig den Russen und Chinesen zuarbeitet.

Gewöhnliche Aktivisten sollten sich angewöhnen, erst einmal realistische Ziele zu wählen und diese dann zu erfüllen: Politiker etablieren, die etwas taugen und anschlussfähig sind. Strukturen aufbauen die nicht pathologisch und inkompetent sind. Nicht jedem Stuss hinterherlaufen. Sich elementare Fehler abgewöhnen. Die ständig gemacht werden:

  • Die Aktivisten haben versagt, die Pandemie und Pandemiemaßnahmen realistisch einzuschätzen. Man legte sich zu früh fest auf die Vorstellung, SARS-2 sei harmlos und die Pandemie fake. Man blieb fanatisch bei der Position, suchte nur noch Bestätigung und cancelte wie in einer Sekte jeden, der diese Sicht nicht teilte.
  • Aktivisten folgten unqualifizierten HNO-Ärzten, Musikanten, Saft-Verkäufern und Eso-Trullas.
  • Aktivisten folgten blind Talking Points der Russen und US-Republicans.
  • Aktivisten zeigten regelrechte Paranoia und Cancel Culture gegen jeden, der ihnen widerspricht und Kritik übt.
  • Aktivisten verteidigen blind führende Influencer, die in selbstverschuldete Schwierigkeiten gerieten.
  • Aktivisten vertrauten blind den manipulativen klassischen Verschwörungs-Narrativen, anstatt sich echte Bildung anzueignen über die Imperien und deren Geheimdienste.

Aktivisten können durch Telegram und Videodienste allgegenwärtig wirken, aber ihr tatsächliches Leben bleibt den Zuschauern verborgen. Manche erinnern etwas an Stalin und Hitler und wollen nach ihrer erträumten Machtergreifung sogleich ein eisernes Regime etablieren und an Russland angliedern. Bis dahin werben sie natürlich mit Worten wie „Demokratie“ und „Frieden“ und „Freiheit“.

Ein klassisches Regime wie das der DDR kann seinen Bürgern nur eine einzige Sorte Aktivismus erlauben bzw. vorschreiben. Jeder andere Aktivismus ist streng verboten. In modernen Gesellschaften darf man sich verschiedene Sorten (gesteuerten) Aktivismus heraussuchen. Die Absicht ist nicht, klassischen irreführenden Verschwörungsaktivismus komplett zu verbieten. Es muss nur ab und zu das Bremspedal dafür stärker betätigt werden. Abgesehen von expliziten Gewaltaufrufen dürfen sich die Aktivisten abstrampeln, bis sie blau im Gesicht werden. Sie scheitern immer wieder an den altbekannten Gründen bzw. an sich selbst.

99% des gängigen Verschwörungsaktivismus ist überhaupt keine Bedrohung für die herrschende Oberschicht, sondern die Kultivierung eines letztendlich impotenten Sammelbeckens. Aus Sicht der Regierung ist es eine simple Rechnung: Bürger haben pro Woche ein bestimmtes Kontingent an Zeit und Geld für Aktivismus. Gelingt es, dass die Bürger ihr Kontingent verblasen an den falschen Stellen, sind sie in ihrer Eigeninteressenvertretung gescheitert, und die Rechtsstaatlichkeit ist offiziell gewahrt.

AlexBenesch
AlexBenesch
Senden Sie uns finanzielle Unterstützung an: IBAN: DE47 7605 0101 0011 7082 52 SWIFT-BIC: SSKNDE77 Spenden mit Paypal an folgende Email-Adresse: [email protected]
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img

Related articles

Auch im Kalten Krieg bandelte Deutschlands extreme Rechte mit den Chinesen an

Maximilian Krah oder Alice Weidel von der AfD sind beileibe nicht die ersten aus dem rechten Lager, die...

Dugin bewirbt im Tucker-Interview seinen National-Bolschewismus

Kommentar Tucker Carlson macht falsch, was man falsch machen kann. In seinem Interview mit Putin verstand er nicht einmal,...

Krah (AfD) liefert dünne Ausreden und setzt auf das China-Konzept von Henry Kissinger

Kommentar Maximilian Krah (AfD) hat noch etwas Rückhalt bei seinem Zielklientel und natürlich bei dem Compact-Magazin. In einem neuen...

Friends & Enemies (04/28/24) Vietnam War

Full show with Jeff Nyquist and Alex Benesch on the Vietnam war, the traitors and the controlled student...