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Drosten zwischen dreister Rechthaberei und dunklen Befürchtungen zum Corona-Ursprung

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Kommentar

Christian Drosten ist für die deutsche Corona-Protestbewegung das Gesicht und das Symbol schlechthin geworden für Unterdrückung durch Eindämmungsmaßnahmen. Im Ausland kennt ihn fast niemand in der generellen Bevölkerung und es sollte jedem sofort klar sein, dass weder Drosten noch Lauterbach oder Anthony Fauci den Russen, oder den Iranern oder den Türken befehlen kann, Maskenpflicht und Impfstoffe einzusetzen. Genauso wenig verlässt sich die russische Supermacht auf die Mutmaßungen von Droten, Lauterbach, Fauci oder der WHO über den Ursprung der Pandemie. Jeder, der sich anmaßt, über das Thema Ursprung zu reden, sollte genügend Bildung besitzen zu Bio Defence, biologischer Kriegsführung und Geheimdiensten.

Aktuell verlinkt Drosten ein Paper auf Twitter, einen Artikel von Technology Review und eine Kurzfassung von einem Interview in der Süddeutschen Zeitung zu der Kontroverse um die öffentliche Debatte zum Pandemie-Ursprung. Die einen werfen Drosten eine Vertuschung vor. Die anderen wähnen eine politisierte Attacke auf die Wissenschaft.

Zunächst: Jede staatliche Gruppe an Fachleuten für Sicherheit hat vom ersten Moment an begonnen, in alle möglichen Richtungen zu ermitteln, auch wenn die öffentliche Diskussion nur begrenzt geführt wurde. War es Schlamperei in einem Labor? Unfälle geschehen schließlich überall und die Problematik ist gut erforscht. War es einfach nur Pech und mangelnde Schutzvorkehrungen in chinesischen Pelzfarmen und/oder Fleischmärkten? Gut möglich. War es ein gezielter Angriff durch islamische Terroristen aus Pakistan, oder anderswo, mit Zugang zu dem Erreger? War es das Ziel der Terroristen, in Wuhan loszuschlagen, um die Chinesen schlecht aussehen zu lassen und auch die Amerikaner, die mit den Chinesen dort Virenforschung betreiben? Steckt ein staatlicher Akteur hinter der Pandemie, der die Supermächte ausbremsen möchte? Es ist vollkommen normal, solche Hypothesen aufzustellen und in diese Richtungen ergebnisoffen zu ermitteln. An dieser professionellen Standard-Verfahrensweise hatten wir von Recentr uns von Anfang an orientiert bei der Berichterstattung über die Pandemie. Die einzige Hypothese, die wir aus guten Gründen verwarfen, ist die bei Aktivisten so beliebte These einer Fake-Pandemie. Wer wie genau in bis zu 200 Ländern ein solches Fake inszenieren soll, können die Aktivisten bis heute nicht erklären. Wenn ein böswilliger Akteur die Freiheit der Menschen beschneiden möchte, dann kann er ganz einfach und billig einen Virus loslassen, den man nicht ignorieren kann, sondern den man nur mit Impfungen und diversen nicht-pharmakologischen Maßnahmen eindämmen kann.

Als die Publikation „The Lancet“ eine Art offenen Brief veröffentlichte, gutgeheißen auch von Drosten, in dem die Labor-Ursprungs-Hypothese in die Ecker dämlicher Verschwörungstheorien gerückt wurde, fanden wir das dreist und unprofessionell. Die Wissenschaftler hätten einfach erklären können, dass der Ursprung ungeklärt ist und vielleicht nie geklärt werden kann, und dass niemand sich auf eine Hypothese versteifen sollte aus fadenscheinigen politischen Motiven. Es herrschte immerhin Präsidentschaftswahlkampf in den USA und Donald Trump bezeichnete SARS-2 als „China-Virus“. Weder Drosten noch andere Wissenschaftler sind spezialisiert auf geheimdienstliche oder militärische Analysen, und sie verfügen auch über keine dahingehenden Ermittlungskapazitäten. Die WHO schlussfolgerte nach einer ersten, oberflächlichen Untersuchung in China, dass man einen möglichen Labor-Ursprung gar nicht weiter verfolgen sollte. Kurz darauf wurde diese Einschätzung wieder revidiert. Die WHO ist beauftragt, nach natürlichen Ursprüngen zu suchen. Alles andere ist Aufgabe von Nationalstaaten und deren Geheimdiensten. Bei Anthony Fauci, der in hitzigen Diskussionen mit Fachleuten aus aller Welt gesprochen hatte, darunter auch Drosten, sieht es schon wieder anders aus. Nach internen Telefon/Video-Konferenzen versuchten die Wissenschaftler dann, in der Öffentlichkeit, die Diskussion um den Ursprung zu begrenzen. Bei den US-Geheimdiensten, wie ja später bestätigt wurde, lief natürlich die ganze Zeit eine breite Untersuchung zu allen möglichen Ursprungs-Hypothesen. Fauci und NIAID und das NIH sind beauftragt mit Bio Defence, wobei sich eben Wissenschaft mit Militär und Geheimdiensten überschneidet. Das meiste daran unterliegt der Geheimhaltung.

Es hilft nicht, wenn Drosten nun ein Paper von 2021 verlinkt auf Twitter, in dem Wissenschaftler ihren alten Lancet-Brief schönreden. Der Titel lautet „Wissenschaft, nicht Spekulation, ist essentiell um zu bestimmen, wie SARS-Cov-2 zum Menschen gelangte“. Eigentlich müsste man längst kapiert haben: Geheimdienste sind essentiell, um diese Frage zu klären. Die Wissenschaftler framen ihre Haltung als Solidarisierung mit ihren hart arbeitenden Kollegen weltweit; auch in China. Es schwingt der falsche Umkehrschluss mit, dass die Laborursprungs-Hypothese irgendwie niederträchtig sei und die Wissenschaftler per se in ein schlechtes Licht rückt. Laborunfälle passieren nun einmal; ob es einem Drosten gefällt oder nicht.

Die Sichtweise, so die Wissenschaftler in dem von Drosten verlinkten Paper, dass die Pandemie natürliche entstanden sei, basiere auf einer Untersuchung der Genetik von SARS-2. Was fehlt? Eine geheimdienstliche Untersuchung. Entweder sind die Wissenschaftler betriebsblind und glauben ernsthaft, dass sie die Frage nach dem Ursprung mit ihrer rein genetisch-medizinischen Untersuchung beantworten können, oder aber sie halten sich an die ungeschriebene Regel, die Diskussion in der Öffentlichkeit zu begrenzen. Dummerweise nahmen die Massenmedien, Politiker und sogar Konzerne wie Facebook die Sichtweise der Wissenschaftler her als scheinbaren Beweis, dass es keinen Laborursprung gegeben hätte. Alles was in Richtung Laborursprung geht, sei unzulässige Verschwörungs-Spekulation.

Die Labor-Ursprung-Hypothese teilt sich weiter auf in die Unterhypothesen „gebastelt“ und „nicht gebastelt“. Es ist denkbar, dass chinesische Forscher frühzeitig bei regelmäßigen Proben aus Fledermaushöhlen, bei Pelzfarmen und Fleischmärkten auf SARS-Cov-2 stießen oder auf einen sehr nahen, direkten Vorläufer. Ohne große Bastelei könnte der Virus untersucht worden sein in Labors der Sicherheitsstufe 2 und 3, wo dann Sicherheitsvorgaben missachtet wurden, worauf der Virus dann nach draußen gelangte. Keine noch so ausladende Analyse des Genoms von SARS-2 kann die Möglichkeit ausschließen oder als völlig unwahrscheinlich einstufen, dass die Chinesen den Virus einfach gefunden hatten und dieser dann unbeabsichtigt das Labor verließ. Gegen was sich die Wissenschaftler, und auch Drosten, wiederholt ausgesprochen hatten, war die Hypothese, dass SARS-2 in einem Labor zusammengebastelt worden war und dann erst seinen Weg aus dem Labor herausfand und die Pandemie auslöste.

Schuldzuweisungen haben und werden die internationale Zusammenarbeit und Zusammenarbeit nicht fördern. Neue Viren können überall auftauchen, daher bietet die Aufrechterhaltung von Transparenz und Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern überall ein wesentliches Frühwarnsystem.

Wenn die Wissenschaftler tatsächlich zukünftige Pandemien verhindern wollen, dann müssten sie eben jetzt auch bereit sein, den erheblichen Transparenzmängel der Chinesen und der amerikanischen Einrichtungen zu benennen und den Anreiz zu benennen, dass Fehler vertuscht werden. Es hört sich an wie schlechte, manipulative Krisen-PR: Wer unsere Zunft kritisiert, ist ein schlechter Mensch und macht alles nur schlimmer. Ist den Herren und Damen nicht bekannt, dass der chinesische Komplex der Bio Defence eng verzahnt ist mit dem kommunistischen Militär?

Der Interessenkonflikt wurde besonders deutlich, als „The Lancet“ einen Zusatz-Hinweis veröffentlichte zu dem offenen Brief, dass der Autor Peter Daszak und die Organisation EcoHealth Alliance Geld bekam für heikle Forschungen in China an neuartigen Coronaviren.

In der Süddeutschen Zeitung betont Drosten, dass in der freien Natur seiner Fachmeinung zufolge sehr wohl ein Virus wie SARS-2 entstehen kann mit Besonderheiten wie der Furin-Spaltstelle. Warum wurde aber nie ein sehr naher Vorläufer entdeckt mit 99% oder 98% identischem Genom? Warum scheinen die Chinesen nicht gründlich gesucht zu haben auf Pelzfarmen usw. nach Ausbruch der Pandemie?

„Es wurden in Wuhan durchaus Sachen gemacht, die man als gefährlich bezeichnen könnte. Aber dabei hätte nicht das Sars-CoV-2-Virus herauskommen können.“

Meint er, alles genau überblicken zu können, was im Wuhan-Labor und anderen chinesischen Labors entwickelt wird? Dann wüsste er ja mehr als zig Geheimdienste auf der Welt. Wohl kaum. Es ist interessant, dass er nur die These entkräften will, SARS-2 sei gebastelt worden und dann entkommen. Was ist mit der These, die Chinesen fanden SARS-2 oder einen sehr nahen Vorläufer in der Natur, hielten den Fund geheim und dann ist der Virus entkommen?

Er fragt sich, wo die ausführlichen Untersuchungen der Chinesen über Pelzfarmen sind, und meint resigniert, nur China könne letztendlich Klarheit schaffen. Immerhin gibt er das zu. Aber korrekt ist es trotzdem nicht. Denn es besteht ja die Möglichkeit, dass ein unbekannter Angreifer den Virus eingesetzt hatte in Wuhan, um China schlecht aussehen zu lassen. Wie soll in dem Fall China für Klarheit schaffen, wenn die chinesischen Geheimdienste dabei versagen, den Täter zu ermitteln?

Kommen wir zum Schluss noch zu dem von Drosten verlinkten Artikel auf Technology Review zur chinesischen Wissenschaftlerin Shi Zhengli: Man erfährt Details, wie schwer und langwierig die Arbeit ist, neuartige Viren aus Fledermaus-Proben zu isolieren und zu verstehen. Das allermeiste landet in einer Datenbank und erregt wenig Interesse. Aber RaTG13 sei anders gewesen und zu 96% identisch zu SARS-2. Das hört sich nach viel an, aber ein paar Prozent können immer noch Welten bedeuten. Von RaTG13 sei leider keine physische Probe mehr vorhanden, sondern nur ein Datensatz.

Zhengli bastelte an neuartigen Viren herum, um zu sehen, welche Kombination tatsächlich gefährlich werden könnte für Menschen:

Als die Pandemie ausbrach, hatte ihr Team insgesamt etwa ein Dutzend chimäre Viren geschaffen, indem es den Spike von WIV1 mit seinem Gegenstück aus neu identifizierten Sequenzen von Fledermaus-Coronaviren austauschte, von denen nur eine Handvoll menschliche Zellen in einer Petrischale infizieren konnte.

Das Ergebnis von der Bastelei war eine wichtige neue Erkenntnis:

Die Ergebnisse genetischer Studien in den Labors von Baric und Shi – beide in Zusammenarbeit mit der in New York ansässigen EcoHealth Alliance – haben überzeugende Beweise dafür geliefert, dass das Spike-Protein nicht der einzige Faktor dafür ist, ob ein Virus ein Tier krank machen kann, sagen Forscher.

Diese Erkenntnis sei nicht einmal etwas gewesen, das man so erwartet hätte. Der „Funktionsgewinn“ war eine Überraschung. Keine der Basteleien, so heißt es zumindest aus China, sei SARS-Cov-2 gewesen oder auch nur ein enger Verwandter.

Technology Review gibt sogar die Problematik zu mit Laborunfällen und Schwächen bei der Umsetzung von Sicherheitsstandards. Das ist etwas, über das Drosten sehr ungerne direkt selbst spricht. Über tausende Kilometer hinweg gäbe es Menschen, die in ländlichen Räumen nahe von Fledermäusen leben, im Pelzhandel arbeiten, oder Wildtiere jagen und verkaufen. Man findet bei solchen Personen immer mehr immer neue Viren. Aus diesen Umständen heraus sei wohl SARS-2 entstanden, wird vermutet. Offen seien aber nach wie vor alle Möglichkeiten. Nicht explizit genannt wird die Möglichkeit, dass böswillige nichtstaatliche oder staatliche Akteure, ob nun in Pakistan oder in tropisch-asiatischen Gebieten, SARS-2 oder einen engen Vorläufer in freier Wildbahn fanden und ihn dann in Wuhan einsetzten um die Chinesen schlecht aussehen zu lassen.

Der Artikel im MIT Technology Review endet mit einer schnulzigen Note: Shi Zhengli hätte eigentlich den Westen bewundert, aber die Medien und die Politik hätten sie und ihre Arbeit schlechtgeredet und dabei spielten Vorurteile eine Rolle, weil sie chinesisch sei. Soll das heißen, kritische Untersuchungen wären jetzt rassistisch?

AlexBenesch
AlexBenesch
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