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Vor über 100 Jahren war Deutschland Vorreiter in der Virologie, heute versagen wir bei einer Pandemie

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In dem Buch „The Great Influenza: The Story of the Deadliest Pandemic in History” von John M. Barry (ein New York Times Bestseller) erfährt man, wie das katastrophale Medizinwesen in den USA mit deutschen Experten runderneuert werden musste, rechtzeitig vor der Spanischen Grippe.

Hätte man diese Aufholjagd nicht geschafft, wäre das für die USA verheerend geworden. In den 1800er Jahren gab es zwar eine Explosion in den USA beim Ingenieurwesen, aber die Medizin war völlig vernachlässigt: Kaum Labors, fast keine Forschung, keine Mikroskope, keine Ahnung von Dosierungen. Jeder Tölpel mit Geld konnte Medizin studieren und einen Abschluss machen. Gruppen wie Skull and Bones und die Rockefellers brachten die Medizin in den USA rechtzeitig an die Weltspitze mit Hilfe deutscher und britischer Forscher. Die Wissenschaft war dominiert von adeligen Gesellschaften wie der Royal Society und verwandten deutschen Organisationen.

Experten warnen seit vielen Jahren, dass eine Pandemie früher oder später auftreten wird. Trotz unzähliger Übungen und Planspiele in verschiedenen Ländern mangelte es in Deutschland an Schutzausrüstung und Möglichkeiten zur Kontaktverfolgung.

Der bekannte Virologe Alexander Kekulé kritisierte früh das deutsche Gesundheitsministerium, den Ernst der Lage nicht richtig einzuschätzen. Der Coronavirus sei rund zehnmal tödlicher als die gewöhnliche Grippe. Kekulés Vorfahre war Mitglied der Royal Society und der Royal Society of Edinburgh, die führenden Wissenschaftsorganisationen des Welfen-Hochadels. Ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist die Influenza-Pandemieplanung. In seinem Text “Schutz der Bevölkerung vor neu auftretenden Influenzaviren. Bericht der Schutzkommission” von 2006 heißt es:

Für ein Worst-case-Szenario nach dem Vorbild der „Spanischen Grippe“ von 1918 existieren bisher keine adäquaten Planungen. Eine Pandemie vom Typ der „Spanischen Grippe“ (1918) würde – ohne Schutzmaßnahmen – zu 80.000 bis über 1 Mio. Todesopfern in Deutschland führen, also eine Katastrophe im Sinne des Bevölkerungsschutzes darstellen.

In diesem Zusammenhang wird auch die Planung von Maßnahmen zur Abschwächung von Kollateraleffekten auf die Infrastruktur dringend empfohlen, da hierdurch (etwa durch Ausfälle des Transports, der Lebensmittel- oder Energieversorgung) eine größere Gefährdung der Bevölkerung ausgehen kann als durch die Influenza selbst.

Die Umsetzung der im Nationalen Pandemieplan empfohlenen Maßnahmen kommt nach Ansicht der Arbeitsgruppe auf Länderebene teilweise zu langsam voran und ist nicht vollständig. Nur wenige Bundesländer haben ihre Pandemiepläne weitgehend fertig gestellt. Die dringend empfohlene Einrichtung von Schwerpunktklinken wurde aus Kostengründen kaum realisiert. Auch die Beschaffung von erforderlicher Ausstattung sowie Ausbildung und Übung sind auf der operativen Ebene nicht genügend realisiert.

Inzwischen ist man mit den Vorbereitungen weitergekommen, allerdings war die Zielsetzung nur, sich auf eine gewöhnliche Pandemie einzustellen, nicht auf ein Worst Case-Scenario:

Der Nationale Pandemieplan (RKI) basiert auf folgenden Kennzahlen:

Erkrankungsrate: 15-50 %

Zusätzliche Arztbesuche: 6-21 Mio.

Klinikeinweisungen:180.000 – 600.000

Tote: 48.000 – 160.000

Diese Zahlen werden für die Hauptwelle der Pandemie („Peak“) von 8 Wochen angenommen. Diese Schätzungen, welche die Basis aller nachgeordneten Pandemieplanungen darstellen, sind jedoch unvollständig und basieren z. T. auf nicht realistischen Annahmen.

Für die Abschätzung eines Szenarios nach Art der „Spanischen Grippe“ sind diese Zahlen zu optimistisch. Beispielsweise geht der Nationale Pandemieplan für alle Szenarien von einer Letalität von 0,4 % aus, obwohl die Letalität der Spanischen Grippe bei 2,5 % lag (einige Quellen gehen bis 8 %). Für das Szenario mit 50 % Erkrankungen würde dies maximal über eine Million Todesopfer in Deutschland bedeuten, wogegen der Nationale Pandemieplan maximal 160.000 erwartet. Die Zahlen für zu erwartende Arztbesuche und Klinikeinweisungen verhalten sich entsprechend.

Der Nationale Pandemieplan sieht die Influenza als isoliertes Geschehen an und fokussiert ausschließlich auf medizinische Maßnahmen. Im Hinblick auf den Zuständigkeitsbereich des BMG erscheint dies nachvollziehbar. Aggravierende Sekundär- und Kollateraleffekte, die den Verlauf einer „Katastrophe“ entscheidend mitbestimmen, wurden jedoch nicht berücksichtigt. Hierzu gehören:

  • Beeinträchtigung der allgemeinen medizinischen Versorgung (für Influenza und andere Erkrankungen), etwa durch krankheits- oder panikbedingten Ausfall von Medizinpersonal.
  • Beeinträchtigung von staatlicher und kommunaler Infrastruktur (z. B. Versorgungsbetriebe, Datennetze, Verkehr).
  • Versorgungsengpässe durch Beeinträchtigung von Unternehmen (z. B. Lebensmittel, Medikamente, Kraftstoffe, Heizstoffe).
  • Panikreaktionen der Bevölkerung (z. B. Hamsterkäufe, Flucht aus Ballungsräumen, Gewalttätigkeiten)

In „Pandemic: Tracking Contagions, from Cholera to Ebola and Beyond” erklärt Sonia Shah, dass in den vergangenen 50 Jahren mehr als 300 Infektionskrankheiten neu entdeckt oder wiederentdeckt wurden, und das auch an Orten, wo sie noch nie zuvor zu finden waren. Der Virologe Stephen Morse von der Columbia University gab zu, dass er sogar die Möglichkeit in Betracht zieht, dass die Viren vom Weltall auf die Erde gelangen. 90 Prozent der Experten erwarteten eine neue Pandemie. Bis zu 1 Milliarde Erkrankte und 165 Millionen Tote seien zu erwarten. Militärische Analysten rechnen auch mit einer Kombination aus (Hacker-)Sabotageattacken auf die Stromversorgung und biologischen Waffen, wo die Menschen aus ihren Behausungen herausgelockt werden, wo sie sich leichter anstecken. Das Buch „Crisis in the Red Zone“ von Richard Preston ist der Nachfolger eines Bestsellers aus den 90er Jahren, der als Inspiration herhielt für die Filme Outbreak und Contagion. Es ist im Prinzip eine Aneinanderreihung von Einzelschicksalen mit groben Erklärungen zu Ebola und anderen Erregern.

AlexBenesch
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