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Der billige Trick von Dr. Ioannidis: Wie man mit schwammigen Prophezeiungen hinterher immer behaupten kann, Recht zu haben

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Kommentar

Der Forscher John Ioannidis hat sich die Sache so hingedreht, dass er hinterher immer behaupten kann, Recht gehabt zu haben. Schaffte es ein Land, früh die Pandemie einzudämmen mit Kontaktverfolgung und Massentests, brauchte es keinen so restriktiven oder langen Lockdown, bis die Risikogruppen geimpft sind, und Ioannidis kann in dem Fall so tun, als sei das eine Bestätigung für seine Sichtweise, dass Lockdowns unnütz und schädlich seien. Geht die Sache aber schief in einem Land, und es gibt zu viele Infizierte und Tote, kann er behaupten, die Menschen hätten Social Distancing nicht genügend betrieben und man hätte die älteren Menschen nicht genügend „geschützt“ bzw. isoliert. Nicht ein Mangel an Lockdowns sei das Problem gewesen. Sind irgendwann genügend Risikogruppen geimpft, sinken die Infektionszahlen und Krankenhausaufenthalte trotz Verringerung der Lockdown-Maßnahmen und Ioannidis kann wieder behaupten, Recht gehabt zu haben; dass die Lockdowns keinen größeren Effekt gehabt hätten. Egal wie es ausgeht, er kann sich im Recht fühlen.

Dieses billige Strickmuster sehen wir auch bei unzähligen Journalisten und Influencern. Sie dreschen ein paar Slogans gegen Lockdowns, um sich beim frustrierten und verunsicherten Publikum einzuschmeicheln. Und können nach der akuten Pandemie den Effekt von Lockdowns und Impfungen einfach weglügen. Verschiedene Regierungen (Putin, Bolsonaro, Erdogan, Trump) hatten lange genug proklamiert, man könne die Sache weitestgehend einfach laufen lassen, weil Social Distancing und allerhöchstens noch Masken und Abstand zur Oma reichen würden. Alle sind damit gescheitert und mussten härtere Beschränkungen akzeptieren. Einer Umfrage zufolge lehnten 64% der Brasilianer die Art und Weise ab, wie Bolsonaro mit der Pandemie umgegangen war, während 44,8% seine Amtsenthebung unterstützten, ein Allzeithoch. Sind erst einmal genügend Brasilianer aus den Risikogruppen geimpft, kann Bolsonaro einfach behaupten, er hätte die Sache gut gelöst, und man wäre sogar noch besser gefahren mit weniger restriktiven Maßnahmen.

Die krasseste Form dieser Masche ist die Fake-Prophezeiung, die bewusst schwammig gehalten oder an zig Bedingungen geknüpft wird, die auftreten können oder eben auch nicht. Genauso arbeiteten Wunderheiler oder der Erfinder der „Germanischen Neuen Medizin“. Geht die Sache schief und der Patient stirbt, heißt es, der Patient sei schuld, weil er die Methode nicht richtig angewandt hatte und böse Schwingungen zuließ. Klappt es aus Zufall oder anderen Grünen, verbucht der Wunderheiler den Erfolg für sich und seine Methodik.

John Ioannidis ist inzwischen bekannt dafür, die Gefährlichkeit von SARS-Cov-2 auf Biegen und Brechen herunterzurechnen und den Kurs zu predigen, der beispielsweise in Brasilien zur Katastrophe führte und gefährliche neue Mutanten hervorbrachte.

Im Interview mit der WELT AM SONNTAG wird er mit eigenen Aussagen vom vergangenen Mai aus einer britischen Zeitung konfrontiert, Lockdowns, Kontaktverfolgung und Massentests seien nicht notwendig. Social Distancing und Masken seien ausreichend. Wir sollen also gar nicht wissen, wer infiziert und ansteckend ist und irgendwie soll man einfach hoffen, dass die Leute genügend Abstand halten, weil ansonsten wären das ja „drakonische Maßnahmen“. Darüber hinaus müsse man „die Risikogruppen schützen“, was längst als Fata Morgana entlarvt wurde. Dieses Sätzchen sagt sich so einfach daher, bringt einem in der Realität aber nichts.

Lockdowns seien schädlich, insbesondere Ausgangssperren, weil „in der begrenzten Zeit sind dann mehr Leute gleichzeitig im öffentlichen Raum unterwegs. Sie stecken sich so vermehrt an und sitzen anschließend vermehrt in geschlossenen Räumen zusammen.“ Was für einen Sinn das machen soll, erschließt sich nicht. Seine Kritiker seien zumeist „Anfänger“. immerhin gibt er das zu, was die ganz harten Corona-Aktivisten nie zugeben würden:

Ein perfektes Rezept habe ich allerdings nicht. Wir müssen wachsam bleiben.

Und er ist nicht erfreut darüber, dass Laien-Aktivisten oder fachfremde Ärzte ihn benutzen:

Das ist wirklich ein Problem, in den sozialen Medien liest man ja die verrücktesten Ansichten. Nicht jeder, der meine Arbeiten diskutiert, tut das in meinem Sinne. Ich würde nie bestreiten, dass dieses Virus eine Bedrohung ist, die wir einfach ignorieren können.

Ioannidis beklagt die „absurden Vorstellungen“, dass die Pandemie eine Verschwörung sei, „um eine neue Weltordnung herzustellen“. Das heißt im Klartext, die Corona-Aktivisten beziehen sich auf einen Mann, der nichts von ihnen und ihrer Haupt-These hält.

Sein langjähriger Forschungskollege Ulrich Dirnagl von der Berliner Charité meinte:

„Ioannidis hat methodische Fehler gemacht, und zwar genau die, die er zuvor bei anderen immer kritisiert hat.“ Und, was noch schwerer wiege: „Er hat nie zugegeben, dass er Fehler gemacht hat, auch nicht im persönlichen Gespräch. Das ist mir wirklich unverständlich.“

AlexBenesch
AlexBenesch
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