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Die sieben Todsünden des Björn H.

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Kommentar

Die AfD dümpelt insgesamt auf rund 14% herum. Seit Jahren stagniert die Partei und hat ihr oberes Limit erreicht, obwohl es in Deutschland in der Bevölkerung Mehrheiten gibt gegen Islamisierung, Massenmigration und Vieles weitere.

Für die Höcke-Fanboys sind immer nur andere Schuld an der Stagnation: Die Altparteien und die Massenmedien. Nie wagen sie es, ihren Führer Höcke zu kritisieren für dessen gigantische Fehlleistungen. Im Osten mag er über 20% holen, aber das ist nur ein statistischer Ausreißer. Im Osten leben ohnehin fünfmal weniger Menschen als im Westen.

Kritiker Höckes, die nicht aus dem Mitte-Links-Spektrum stammen, werden kurzerhand als Verräter und Angepasste abgestempelt. Wie in jeder billigen Sekte. Höckes Kurs sei alternativlos, denn man könne ja sowieso nichts mehr sagen, ohne als Nazi abgestempelt zu werden. Es ist dümmliches Framing; angeblich müsse man sich entscheiden zwischen entweder seinem Kurs oder totaler, feiger Angepasstheit. als ob sonst keine Möglichkeiten existieren würden.

Höckes Ruf hat nun in Thüringen die CDU und FDP in den Abgrund gerissen, denn die CDU verliert in Umfragen massiv Punkte und die FDP würde den Einzug in den Landtag verpassen bei Neuwahlen. Rot-rot-grün bekäme eine Mehrheit von 53% dank „Königsmacher“ Höcke.

Folgendes sind die sieben Todsünden Höckes:

Schund-Literatur für bare Münze nehmen und nicht kritisch hinterfragen

Es gibt maßgeschneiderte Schundliteratur für jede Zielgruppe, auch für Stalin-Fans und Mao-Anbeter. Sollen wir wirklich glauben, dass Höcke nicht die üblichen rechtsrevisionistischen Werke im Regal stehen hat? Garniert mit ein paar Klassikern aus der Verschwörungsliteratur?

Eine der größten Kontroversen um Björn Höcke betraf seine geforderte “erinnerungspolitische Wende um 180 Grad” und seine Unzufriedenheit mit der “dämlichen Bewältigungspolitik” und dem “Denkmal der Schande” in Deutschland. Natürlich folgte schnell das Dementi, er habe doch nur gemeint, dass man auf die positiven Aspekte der deutschen Vergangenheit fokussieren soll und dass uns die “Vergangenheitsbewältigung” lähmen würde. In einer parteiinternen Email hatte er noch gefordert, Holocaustleugnung zu erlauben. Die WELT verreißt gerade den Höcke-Sammelband des COMPACT-Magazins und macht sich lustig darüber, dass er so klingt wie ein Erstsemester-Student, der eine Handvoll gewöhnlicher Verschwörungs- und Revisionisten-Bücher gelesen hat: Es gebe „eine kleine Geldmachtelite“, und die trachte „ihre Interessen auf Kosten aller Völker der Welt durchzusetzen“. Am Werke seien da „wenige Dunkelmänner im Hintergrund“ von denen er nur den Juden George Soros erwähnt, die alle Völker auf der Welt und alle Traditionen auflösen möchten.

Leser von gewöhnlicher Verschwörungsliteratur und von gewöhnlichem Rechtsrevisionismus betrachten sich als aufgewacht, als wissend und “außerhalb der Matrix”. Aber genau wie in jedem anderen Bereich auch, waren die Geheimdienste schon vorher da. Egal, auf welchem ausgetretenen Pfad man wandelt, man befindet sich immer noch in der Matrix.

In einer extrem rechten Szene Kontakte knüpfen, ohne das Spionage-Risiko und generelle Risiko angemessen zu berücksichtigen

Höcke meinte, er sei irgendwie auf eine NPD-Demo gestolpert und hätte da einfach mal so herumgebrüllt: „Wir wollen marschieren!“ Thorsten Heise würde er gar nicht wirklich kennen. Die Landolf Ladig-Texte seien nicht von ihm, obwohl kein anderer Mensch auf der Welt in dem Stil schwafelt.

Noch nie hat Höcke in irgendeiner Veröffentlichung oder anderweitig zu erkennen gegeben, dass er auch nur die Grundlagen der Spionage und Spionageabwehr verstanden hat. Anscheinend reicht die „passende Gesinnung“, um an ihn anzuknüpfen. Seine Fans sind so ahnungslos, dass sie denken, der Status eines Beobachtungsobjekts des Verfassungsschutz sei nur eine Art Stempel. In Wirklichkeit öffnet es dem Verfassungsschutz Tür und Tor, um mit nachrichtendienstlichen Mitteln zu erforschen, ob irgendwelche AfD-ler heimlich Hitler geil finden. Dass auch ausländische Dienste in Deutschland die rechte Szene bearbeiten, das verdrängen die Höcke-Fanboys. Wenn Führungspersonal der AfD sich von Diensten erwischen lässt, ist die Partei natürlich ruiniert.

Sekten-Mentalität, man könnte auch sagen, Führerprinzip

Schuld sind immer die anderen, Gemäßigte seien „Halbe“ und angepasste Verräter, nur er sei wahr und rein. Er ist nicht viel mehr als ein Gymnasial-Lehrer, der ein paar Szenebücher gelesen hat, aber er maßt sich an, sogar über die Wirtschaft entscheiden zu wollen und einen patriotischen Solidarismus etablieren zu wollen. Wer ihm nicht huldigt in der Partei, scheint als Feind behandelt zu werden. Kaum hat er ein wenig Macht, läuft das schon aus dem Ruder. Ein solches Vorgehen kann kurzzeitige Höhenflüge ermöglichen, aber der Absturz ist vorprogrammiert. Die richtig Rechten betrachten ihn sowieso nicht als richtigen Führer, sondern nur als Platzhalter, bis jemand kommt, der mehr Format hat als er.

Vergiftete Provokationen

Es gab unendlich viele Möglichkeiten, provokante und ehrliche Statements in die Öffentlichkeit zu trage. Stattdessen forderte er eine Wende zum Holocaust-Gedenken, schwafelte von 1000 Jahren deutscher Zukunft und machte viele Anspielungen, sodass auch der letzte Depp im Zielpublikum aus dem Gezwinker schlussfolgerte, dass Höcke wahrscheinlich die gleichen Bücher im Regal stehen hat.

Was wäre Höcke ohne seine Provokationen? Ein Niemand. Er schafft es nicht, schriftlich irgendwelche widerspruchsfreien klaren, tieferen Gedanken zum Ausdruck zu bringen. Nur auf billige Knöpfe beim Publikum drücken kann er.

Landolf Ladig. So blöd. So blöd.

Es gab bereits ein Parteiausschlussverfahren in der AfD gegen Höcke; einer der Hauptgründe für das Verfahren war der Verdacht, er könnte früher unter dem Pseudonym Landolf Ladig rechtsextreme Texte veröffentlicht haben in den Magazinen seines Quasi-Nachbarn Thorsten Heise, ein Neonazi der schon mit wichtigen V-Leuten des Verfassungsschutzes über sehr heikle Dinge telefonierte.

Im Antrag des Parteiausschlussverfahrens gegen Höcke vor dem Landesschiedsgericht Thüringen schrieb der Anwalt des Bundesvorstandes im April 2017, anhand der vorliegenden Indizien seien vernünftige Zweifel daran, Höcke habe unter der Bezeichnung Landolf Ladig Texte veröffentlicht, nicht mehr möglich. Höcke streitet nach wie vor ab, Ladig gewesen zu sein.

Im Zweiten Weltkrieg, so Ladig, hätte sich mit dem Nationalsozialismus die erste Antiglobalisierungsbewegung entwickelt. Und die sei so erfolgreich gewesen, dass der NS-Staat überfallen worden ist. Begeisterung für die NS-Wirtschaftspolitik sei laut Ladig aber noch vorhanden, und demnächst bekämen wir eine Revolution, weil es bald kein Erdöl mehr gebe. Darauf müsse sich „die Nationale Bewegung“ vorbereiten, um dann die NS-Wirtschaftspolitik auf biologischer Grundlage wieder einzuführen.

Diverse Beobachter der Angelegenheit haben kommentiert, dass Heise mit seinem Wissen die wahre Person hinter dem Pseudonym Ladig theoretisch kontrollieren könnte. Es wurde zwar ein Mann namens Rigolf Hennig von Heise präsentiert als Urheber der Ladig-Texte, was aber kaum jemanden überzeugt. Heise ist wegen seinen zahlreichen Vorstrafen sehr verwundbar.

Vernichtungsfeldzug gegen Gemäßigte in der eigenen Partei

Sicherlich ist die AfD ingsgesamt ein schrecklich zerstrittener Haufen, der mehr mit sich selbst kämpft als gegen sonst irgendwen. Aber die Höcke/Kalbitz/Flügel-Fanboys schienen immer zur Stelle zu sein, wenn es darum ging, einen Gemäßigten durch einen Blindside aus dem Weg zu räumen. Angefeuert wurde das Ganze noch von außen durch ein verschworenes Netzwerk an Medien, die die Gemäßigten prinzipiell als angepasste Volksverräter verunglimpften. Man hat die entsprechenden Talking Points in die Leute eingehämmert, die sie ständig in den sozialen Medien abspulen, anstatt selber zu denken.

Auf eine Frage nach der Vergangenheit eines AfD-Politikers im Umfeld diverser rechtsextremer Organisationen kommt standardmäßig der Dreischritt aus Abblocken, Ablenken und Gegenangriff:

[penci_blockquote style=“style-2″ align=“none“ author=““]„Das sind bedeutungslose Jugendsünden. Es gibt keine extrem rechten Strömungen von Bedeutung. Die Linken/Muslime sind viel schlimmer. Und wer kritsch über rechtsextreme Kreise spricht, der ist ein Systemling/Feind/verdächtig.“[/penci_blockquote]

Was ist aber prinzipiell mit dem Problem, dass Geheimdienste Personen mit rechtsextremer Vergangenheit unter Druck setzen können mit Beweismitteln? Je rechtsextremer, umso leichter ist es für den Geheimdienst, jemanden zu rekrutieren. Und üblicherweise wird der Rekrutierte angewiesen, weiter zu hetzen. Dieses Thema wird konsequent abgeblockt mit einem Talking Point:

[penci_blockquote style=“style-2″ align=“none“ author=““]„Man kann ja jetzt nicht überall Verfassungsschutz-Leute vermuten und paranoid sein. Sonst ist man ja total gelähmt.”[/penci_blockquote]

Mit diesen Sätzchen drückt man sich um die Verantwortung, Spionageabwehr zu betreiben. Das ganze Thema wird einfach ignoriert, bzw. es wird der Dreischritt verwendet und der Gegenangriff gestartet, die Gemäßigten in der AfD bzw. die Flügelkritiker seien wahrscheinlicher V-Leute des Verfassungsschutzes.

Am wohlsten fühlen sich Flügel-Fans mit der begrenzten Sichtweise, der Verfassungsschutz würde hauptsächlich der AfD von außen unfairerweise einen Stempel namens “rechtsextrem” aufdrücken zugunsten der Altparteien. Zwar kontrollieren die Altparteien tatsächlich den Geheimdienst, aber jener nutzt natürlich die Steilvorlagen, die der Flügel bietet und er versucht, die Partei zu infiltrieren, also Agenten oder V-Leute reinzuschicken bzw. V-Leute darin zu rekrutieren.

Die Frage nach weiteren, internationalen Geheimdiensten, die die AfD unterwandern wollen, wird meist komplett ignoriert, weil kein Talking Point dafür verfügbar ist oder sie wird abgeblockt mit dem Standardsatz, man dürfe nicht paranoid sein.

Russen-Sympathien

Björn Höcke ist einer der großen Russland-Sympathisanten in der Partei: Die Krim-Annexion anerkennen, Sanktionen aufheben, aus der Nato austreten.

In der „Welt“ meinte er:

[penci_blockquote style=“style-2″ align=“none“ author=““]„Wenn sich die Nato-Strategie nicht umgehend und grundsätzlich ändert, wovon in der jetzigen bündnisinternen Machtkonstellation nicht ausgegangen werden kann, muss Deutschland, um den Frieden in Europa zu sichern, auch zu einem unkonventionellen Schritt bereit sein. Und dies hieße in letzter Konsequenz, bei festgestellter Reformunfähigkeit, den Austritt aus einem ehemaligen Verteidigungsbündnis.“[/penci_blockquote]

Höckes Verständnis für militärische Realitäten scheint noch schlechter als das der Schüler, die er früher unterrichtet hat. Deutschland braucht sich nicht entscheiden zwischen zwei Supermächten. Russland ist ohnehin schon viel zu mächtig und jeder weitere Machtzuwachs Russlands macht auch die USA wiederum stärker, die sich immer weiter aufblähen kann.

AlexBenesch
AlexBenesch
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