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„Verrat von oben“: Ist Bundeswehropfer Marcel Claus auf Nuoviso echt?

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Nuoviso erlebte kürzlich erst ein Fiasko mit dem Interview eines angeblichen KSK-Soldaten, der nun „geheime Wahrheiten“ auspacken wollte, womöglich aber nur ein erfolgloser Musikproduzent ist. Auf Facebook geistert ein Rechtfertigungsversuch herum, der von Grell stammen soll:

„Bei NuoViso hat keiner einen militärischen Hintergrund. Insofern konnten wir nicht einschätzen, ob seine Geschichte insgesamt glaubhaft ist.“

Wenn ich einen Whistleblower aus der Blumenindustrie interviewen will, muss ich auch kein Botaniker sein. Journalist reicht. Es gehört zum Berufsbild, die Glaubwürdigkeit von Personen und Geschichten einzuschätzen. Interessant auch, dass Nuoviso ständig über Kriegsthemen berichtet, aber anscheinend Probleme eingesteht, militärische Sachverhalte einzuschätzen. Der angebliche KSK-ler soll unter einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden, deshalb könne er Fakten durcheinanderbringen.  Seltsam, dass einige echte Veteranen mit PTSD sich genau an Orte, Namen und Daten erinnern können. Warum zeigt er nicht das PTSD-Attest eines Facharztes? Ich vermute mal, dass er keines vorzeigen kann, sondern erneut eine Verschwörung behauptet, wegen der er nicht ordnungsgemäß diagnostiziert wurde.

Während sich der Scoop als Rohrkrepierer erwies, sammelte man mit einem anderen “Bundeswehrsoldat” über 200.000 Klicks: Marcel Claus, der bei einem deutsch-französischen „Lehrgang“ verheizt worden und dann entlassen worden sei.

Google scheint Marcel Claus praktisch nicht zu kennen, abseits der Postings des Nuoviso-Interviews, insbesondere die Nachrichtensuche nicht. Hat sich vorher nicht eine einzige Zeitung oder ein einziges TV-Magazin dem Fall angenommen? Es werden bei dem Nuoviso-Video keine Bilder eingeblendet aus seiner angeblichen Militärkarriere, keine Scans von beweiskräftigen Dokumenten. Warum ist dies unterblieben?

Ist das jetzt echt oder nicht? Der Zuschauer weiß es nicht wirklich. Man kann es glauben oder nicht. Ist Nuoviso überhaupt in der Lage, die Glaubwürdigkeit des Herrn einzuschätzen? Das Lieblingsthema von Nuoviso ist trotzdem der Krieg.

Die Leidensgeschichte von Marcel Claus dreht sich um einen deutsch-französischen „Lehrgang“:

  • Er habe Unterlagen und Instruktionen in einer nicht von ihm beherrschten Sprache (französisch) erhalten. Dies ist schwer vorstellbar.
  • Er hätte ein „französisches Maschinengewehr“ erhalten, das überhaupt nicht funktioniert habe. Schwer vorstellbar, dass man ihm keine einsatzfähige Waffe besorgen konnte. Ein Soldat würde hier außerdem definitiv den Begriff „Sturmgewehr“ oder „Gewehr“ verwenden. Nicht „Maschinengewehr“, denn dieser Begriff bescheibt ein schweres MG.
  • Das Ziel sei gewesen, bestimmte Leute „kaputt zu machen“. Es wurde „selektiert in der ersten Woche“. Bei militärischen Auswahlverfahren ist es üblich und im Vorfeld bekannt, dass nur ein kleiner Prozentsatz das Auswahlverfahren erfolgreich und unverletzt durchsteht. Solche Prozedere sind international standardisiert und die Ausbilder überwachen ständig die Verfassung der Probanden. Wenn sich einer verletzt, ist das Berufsrisiko. Selbst Edward Snowden erklärte, einst an einem harten Auswahltraining teilgenommen und sich beide Beine gebrochen zu haben. Herr Claus jedoch lamentiert, er selber als Ausbilder habe die Philosophie, dass alle Probanden einen Lehrgang bestehen sollen. Jeder echte Soldat bei der Bundeswehr weiß, dass es einige Disziplinen gibt, deren Auswahlverfahren hart sind und wo nur wenige bestehen, wie etwa Einzelkämpfer, Scharfschützen, KSK etc.
  • Er habe vier körperliche Schäden. U.a. posttraumatische Belastungsstörung und ein kaputter Nerv am Arm (den er im Video trotzdem normal bewegen kann). Warum blendet man nicht Scans von medizinischen Unterlagen ein? Untauglichkeitsbescheinigungen usw.? Er sei praktisch am Sterben gewesen, aber keiner hätte sich gekümmert. Schwer vorstellbar.
  • Er sei 2009 entlassen worden. Es hätte „keine Behandlungen gegeben, nur Diagnostizierungen.“ Er sei von einem Bundeswehrarzt „in der BRD-GmbH“ zum nächsten geschickt worden. Scans von Dokumenten werden keine eingeblendet oder in die Kamera gehalten. Sein Dienstherr wollte nicht die Kosten übernehmen. Er habe sich eine „zivile Ärztin“ gesucht, die ihm geholfen hätte. Warum werden hier keine Dokumente gezeigt? Es wird behauptet, Claus hätte seine Entlassungsurkunde zurückgeschickt, weil er sie nicht mehr haben wollte, bekam sie dann wieder zurück. Der Moderator liest einen Schrieb vor, bei dem es um den deutschen Bundespräsidenten geht. Sehen kann das Publikum den Schrieb nicht. Ich werde einfach bei der Pressestelle anfragen, ob der Vorgang und die Person Claus bekannt sind. Außerdem werde ich bei der Bundeswehr selbst nachfragen. Es wäre für Herrn Claus selbstverständlich, sich einen Anwalt zu suchen um gegenüber der Bundeswehr vertreten zu werden. Demnach müsste der Rechtsanwalt bzw. die Kanzlei den Vorgang bestätigen können.

Ich bin gespannt, was meine Anfragen bei den zuständigen Stellen ergeben werden.

AlexBenesch
AlexBenesch
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