Kommentar
Für viele Putin-Supporter im Westen war das Thema Ukraine reines Gerede, in der Hoffnung dass sich eine neue Marionettenregierung in Kiew findet und sich damit die „konservative Sphäre“ ausdehnt und auch abstrahlt auf Westeuropa. Jetzt fliegen die Kalaschnikow-Geschosse und Raketen durch die Luft, die Menschen verkriechen sich in Bunker und Putin droht, bei einem schleppenden Fortschritt seiner Militärkampagne thermobarische Waffen oder sogar taktische Nuklearwaffen einzusetzen. Jetzt ist es real, und nicht mehr nur politisches Gerede.
Viele machten einen echten Rückzieher und wollten auf gar keinen Fall assoziiert sein mit einem Krieg, der immer weiter eskalieren kann. Einige machten einen strategischen Rückzieher, nannten die Invasion völkerrechtswidrig, grummelten gleichzeitig über westliche Politiker und warten nun darauf, bis die Kampfhandlungen stoppen und man die neuen Propaganda-Talking Points abkopieren und verbreiten kann.
Schon vor der Corona-Pandemie wussten zig Experten weltweit, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis so etwas kommen wird. Es gab viele Planspiele, nicht nur diejenigen, die später breit angesprochen wurden. Ich hatte vor der Pandemie ein ganzes Buch veröffentlich über Seuchen und Supermächte. Die Bevölkerung war völlig blank und gerade diese Ahnungslosigkeit macht am meisten Angst. Deshalb klammerten sich die Steuerzahler entweder an die (gefährlichen) Regierungen oder an die Influencer-Bauernfänger, die versprachen, sie könnten gegen Bezahlung die Pandemie wegreden und wegdemonstrieren. Genauso blank sind die Bürger jetzt angesichts von Krieg in Europa und der Auseinandersetzung zwischen Russland und den USA als führende NATO-Macht. Wie funktioniert Krieg eigentlich? Wie sind die Russen eigentlich? Wie kann sich so etwas ausweiten? All dieses Wissen schien dem Steuerzahler komplett unnütz. Und nun kommen die Bauernfänger von der Politik, den westlichen Massenmedien und den „alternativen“ Medien und wollen alles erklären und versprechen Beruhigung. Man müsste jetzt den USA alle Wünsche von den Lippen ablesen, um die Welt zu retten. Oder die Ukraine solle sich einfach ausliefern und man müsse Zar Putins Wünsche erfüllen. Die Massenmedien hatten seit 1991 genügend Zeit um angemessen zu berichten über die Zerstörung von Freiheit in Russland, die Zerstörung von Dissidenten wie Anna Politkowskaja, die Mafia-Methoden, die Spionage gegen den Westen, das Gedeihen des alten KGB auf den internationalen Märkten und an Finanzplätzen wie der City of London. Aber nein, es ging um 9/11 und jedes andere Thema unter der Sonne.
Genau das was wir jetzt sehen, erwarte ich in einem ausführlichen Buch aus dem Jahr 2015. Allerdings erwartete ich die Eskalation für 2020. Es kam die Pandemie dazwischen. Ich verfügte über keinen staatlichen Behördengeheimdienst, kein weltumspannendes Korrespondenten-Netz.
Was ich in der Folgezeit auch noch herausfinden konnte, ist dass die großen politischen Ideologien von klassischen Imperien nach Vorbild des alten Römischen Reichs aufgebaut wurden. Leider wurde auch unsere im Westen hochverehrte Aufklärungsbewegung vom Hochadel bezahlt. Die Amerikanische Unabhängigkeit war eine Finte des britischen Geheimdienstes, um die Franzosen in die Pleite zu treiben und der Welt vorzugaukeln, die neuen USA und Britannien seien getrennt. Es ist kein Zufall, dass die Regierungsgebäude der USA genauso wie Römische Tempel aussehen wie diejenigen in Britannien, Österreich, Frankreich oder Russland.
Die sozialistische Bewegung war tief infiltriert von adeligen Geheimdiensten und sollte in Russland benutzt werden, um den gewöhnlichen russischen Adel endlich loszuwerden. Das Vermögen des letzten Zaren wurde rechtzeitig außer Landes gebracht; in die City of London zur engsten Verwandtschaft aus dem Hochadel.
Die russischen Bauern kannten ihr ganzes Leben lang die Leibeigenschaft in einem Regime das von Ost-Rom inspiriert war. Selbst die russische Ikonografie ist ost-römisch. Unter der sozialistischen Ordnung ging die Leibeigenschaft de facto weiter. Besitzer des Ackers war auf dem Papier nicht mehr ein Adeliger, sondern die Allgemeinheit. Stalin herrschte wie ein Zar und weitete das Imperium zum Teil stärker aus als die Zaren vor ihm.
Nach dem Ende der sowjetischen Phase nahmen ehemalige KGB-Granden 700 Millionen Dollar aus Offshore-Konten, um den Kreml zu renovieren, der von den Kommunisten in Sachen Pomp zurückgestutzt worden war. Der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl meinte bei einem Besuch: „Und diese Leute wollen Geld von uns haben?“ Bei der Amtseinweihung von Putin, der übrigens in einen Palast aus der Zarenzeit von einem Romanow-Großfürsten eingezogen war, strahlte der Kreml in größtmöglichem Glanz. Übrigens handelte es sich um denselben Großfürsten, dessen Frau als Märtyrerin gegen die Kommunisten später heiliggesprochen wurde, eine Statue bekam und angesprochen wurde von Putin in seiner Rede vor dem deutschen Bundestag. Falls Putin nun zu brutaleren Techniken greift, um die Ukraine unter Kontrolle zu bringen, müsste er nur noch das neue Zarenreich ausrufen; eine konstitutionelle Monarchie die sich auf dem Papier nicht groß unterscheiden soll von derjenigen von Großbritannien. Er kann verkünden, dass es sich um über 1000 Jahre russische Tradition handelt, dass er adelige Abstammung aufweist, dass es in der römischen Tradition ist und dass die Europäischen Mächte genau solche Monarchien waren.
Aber die USA seien doch ganz anders, wird man hören. In den USA wählt man alle vier Jahre einen symbolischen Zaren/Präsidenten und der Steuerzahler (Leibeigener mit Flachbildfernseher und etwas Freizeit) darf und soll sich lauthals beschweren über die Zustände. Alles was er wirklich tun kann, ist für einer der beiden Kartellparteien zu stimmen (Democrats und Republicans).
Der westeuropäische Steuerzahler betrachtet sich als „Team Aufklärung“, Russland sei „Team Mittelalter“ und China „Team Kommunismus“. Nun prallen angeblich zwei Teams in Osteuropa aufeinander und Grenzen werden verschoben durch Gewalt, als handle es sich um einen Kriegsschauplatz vor dem 20. Jahrhundert.
Der Steuerzahler weiß nichts über Russland oder die USA, was er nicht im Fernsehen oder dem Internet oberflächlich aufgeschnappt hat. Die aktuelle Krise zeigt Dinge, die der Steuerzahler gar nicht wahrnehmen kann: Die Supermächte sind weit schwächer und anfälliger, als die meisten ahnen. Russlands verpfuschte Militäraktion verrät massive Schwierigkeiten bei der Produktion wie etwa die dringend benötigten Raketen. Die Logistik ist schlecht. Die Invasion findet gerade deshalb statt, weil man die Industriekapazitäten der Ukraine erobern muss, die unter den Sowjets aufgebaut worden waren. Zuhause werden reihenweise Menschen verhaftet, die gegen den Krieg demonstrieren. Das Regime ist so wackelig, dass man nicht einmal Demos zulassen kann, die sich sofort zu einem Flächenbrand entwickeln würden. Das Nuklearwaffenarsenal, das nun in Alarmbereitschaft versetzt um zu drohen, ist in desolatem Zustand. In der Ukraine hätten die Raketen gewartet werden sollen; von dort stammen die Lenksysteme. Ein ukrainischer Industriekomplex soll Berichten zufolge 2014 den Russen gedroht haben, die Codes für 85% des russischen Atomwaffenarsenals an die NATO zu verraten.
Die Chinesen wären heute, ohne den jahrelangen Aufbau durch die Amerikaner, ein primitiver Bauern-Staat. Das chinesische Militär hat viele Soldaten, die man kaum mehr als ein paar Meter von dem jeweiligen Stützpunkt hinwegbewegen kann. Man kauft sich zwar eine Marine zusammen, versteht aber nichts davon. Die USA haben den Vorsprung durch Technik, könnten sich aber ohne massive Täuschungen nicht behaupten. Würden die Bürger die Offshore-Wirtschaftsmafia hochnehmen, wäre das Spiel vorbei. Wegen dieser Schwächen ist es für die Supermächte so wichtig, ein heimliches Kartell zu formen und gemeinsam zu koordinieren und immer wieder Stellvertreterkriege zu führen. Ohne dieses Schauspiel würden die Supermächte erschlaffen, kollabieren und den Anschluss verpassen an viele andere aufstrebende Länder.
