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Stanley Kubricks Lebenswerk drehte sich um den Adel, Imperien und das Böse

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Stanley Kubricks Filme haben ein gemeinsames, verbindendes Element: Sie analysieren den Adel, Imperien und das menschliche Böse. Seine Herangehensweise bestand aus Geschichtsforschung und Psychologie; also ein eher wissenschaftlicher als künstlerischer Ansatz. Er war bekannt als akribischer Bücherleser.

Die Figuren in Kubricks Filmen sind eingebunden in die Ordnungs-Hierarchie von Imperien, wo man belohnt wird für unmoralisches Verhalten und Diskretion. Manchmal sind die Hauptfiguren unmoralisch und scheitern dabei, in die Oberschicht aufzusteigen, zu der sie dazugehören wollen. Manchmal sind die Hauptfiguren moralisch, können aber nicht allzu viel erreichen gegen die Oberschicht.

Die Kernbotschaft lautet: Das Böse und die aristokratischen Strukturen haben sich nie wirklich verändert. Deshalb ist auch in vielen Kubrick-Filmen, selbst in dem fururistischen 2001 A Space Odyssey, klassische Musik zu hören.

Furcht und Begierde

In dem Filmdrama, das in einem fiktiven Krieg spielt, befinden sich vier Soldaten – geführt von Lieutenant Corby – in einem kleinen Wäldchen. Nach kurzer Zeit stellt sich heraus, dass sie hinter feindliche Linien gelangt sind. Um wieder in sicheres Territorium zu kommen, wollen sie in der Nacht mit einem Floß einen Fluss hinunterfahren.

Sie beobachten in der Ferne ein Haus mit einem feindlichen General, an dem ein Flugzeug landet. Später, während sie das Floß bauen, entdecken sie ein kleines Haus mit einer Handvoll feindlicher Soldaten. Sie beschließen, sie zu töten, um an Essen zu kommen. Als es dabei zu einem Schusswechsel kommt, haben sie Angst, entdeckt zu werden, und flüchten wieder in den Wald. Am nächsten Morgen stolpert ein Mädchen über die Soldaten, und die Männer beschließen, es an einen Baum zu fesseln. Sidney, der auf das Mädchen aufpassen soll, versucht, das Mädchen zu beeindrucken, und macht Witze, doch es reagiert nicht. Er will, dass das Mädchen ihn gern hat, und als er dies nicht erreicht, versucht er, es auszuziehen. Dabei flüchtet das Mädchen, und Sidney schießt ihm in den Rücken. Der Film ist eine Aneinanderreihung von moralischen Dilemmas.

Wege zum Ruhm

Zwei Jahre nach Beginn des Ersten Weltkriegs überbringt General Broulard seinem Untergebenen, dem Divisionskommandeur Mireau, den Befehl, einen Überraschungsangriff auf eine bislang von den Deutschen gehaltene Schlüsselstellung, den sogenannten Ameisenhügel (in der deutschen Fassung „Höhe 19“), zu starten. Mireau erklärt das Vorhaben für aussichtslos und verweist auf den schlechten Zustand seiner durch zahlreiche Kämpfe erschöpften Männer. Als ihm Broulard eine Beförderung nach erfolgreich ausgeführtem Befehl in Aussicht stellt, ändert Mireau allerdings rasch seine Meinung. Nach dem endgültigen Scheitern des Angriffs befiehlt Mireau, als Exempel 100 zufällig ausgewählte einfache Soldaten des 701. Regiments wegen „Feigheit vor dem Feind“ hinzurichten. Dax stellt sich vor seine Leute und argumentiert, wenn ein Exempel statuiert werden solle, könne man ebenso gut ihn, Dax, als Befehlshaber des Regiments hinrichten. Broulard kann Mireau beschwichtigen und erreicht, dass nur drei Männer angeklagt werden. In Frankreich sah man in Wege zum Ruhm einen Angriff auf die Ehre der französischen Armee, weshalb der Film dort bis 1975 nicht gezeigt wurde.

Spartacus

Der Sklave Spartacus im Römischen Reich landet in einer Gladiatoren-Schule und zettelt einen Aufstand an, der sich zu einer Sklaven-Rebellion erweitert gegen die römische Obrigkeit. Nachdem Spartacus in Megapontum zwei römische Legionen besiegt hat, lassen ihn die von Tigranes versprochenen Schiffe im Stich, weil Crassus die Piraten bestochen hat. Crassus, auf dessen Seite Caesar mittlerweile gewechselt ist, bietet dem Senat seine Legionen im Kampf gegen die Sklaven an und bekommt als Gegenleistung nun endlich seine lang angestrebte politische Machtfülle.

Praktisch alle europäischen Adelslinien und Großmächte betrachten sich als legitime Nachfolger des Römischen Reichs.

Lolita

Basierend auf der berühmte Romanvorlage dreht sich der Film um Pädophilie und gesellschaftlichen Status. Der Literaturwissenschaftler Humbert verliebt sich in die 12-jährige Lolita, deren Mutter er geheiratet hat. Er spielt mit dem Gedanken, Lolitas Mutter zu ermorden, aber ein Autounfall erledigt diese Angelegenheit für ihn. Lolita brennt schließlich durch mit dem wohlhabenderen und anziehenderen Pädophilen Clare Quilty, der mit ihr Pornofilme drehen wollte. Sie flüchtet und heiratet einen anderen Mann, landet jedoch in bitterer Armut. Humbert findet schließlich Quilty und ermordet jenen.

Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben

Der Film schildert, wie der geistesgestörte US-Air-Force-General Jack D. Ripper auf eigene Faust versucht, einen Atomkrieg gegen die Sowjetunion auszulösen, indem er den ihm unterstellten B-52-Bombern auf dem Luftwaffenstützpunkt Burpelson den Befehl zum Angriff erteilt. Ripper ist von einem sowjetischen Geheimplan überzeugt, dem er zuvorkommen will;

2001: Odyssee im Weltraum

Der Film beschreibt die Forschungsreise von fünf Wissenschaftlern zum Planeten Jupiter, nachdem ein mysteriöser schwarzer Monolith entdeckt worden ist, der die menschliche Evolution beeinflusst hat; gesteuert wird das Raumschiff mithilfe des Bordcomputers HAL 9000. Zu Beginn des Films wird implizit erklärt, dass die USA und Russland nach wie vor die dominierenden Supermächte sind und dass die Raumfahrtprogramme im Grunde militärische Unterfangen sind. HAL stellt sich als psychopathische künstliche Intelligenz heraus, die die Astronauten töten will. Der Astronaut Bowman kann HAL deaktivieren, stößt auf den nächsten Monolithen und erlebt eine psychedelische, unverständliche Reise. Man sieht ihn in einem Raum im Stil des französischen Königs Ludwig XVI. (Regierungszeit: 1774–1792).

Uhrwerk Orange

Die junge Hauptfigur Alex DeLarge ist ein psychopathischer, narzisstischer Bandenführer, der sich kleidet und benimmt wie der Adel: Er raubt und vergewaltigt, wie es ihm beliebt und genießt klassische Musik. Allerdings stammt er aus sehr einfachen Verhältnissen und es fehlt ihm an Professionalität und an Schutzpatronen, um zu einem echten Gangster-Boss aufzusteigen. Irgendwann verraten ihn seine Bandenmitglieder, er landet im Gefängnis und wird zur Versuchsperson in einem Gehirnwäsche-Experiment. Als Details der Öffentlichkeit bekannt werden, umwirbt ihn die Politik.

Barry Lyndon

Der junge irische Landadelige Redmond Barry meldet er sich als Freiwilliger zur britischen Armee, die an der Seite Preußens im Siebenjährigen Krieg kämpft. Er wird von dem preußischen Offizier von Potzdorf (Hardy Krüger) entlarvt und zum Dienst in der preußischen Armee gezwungen. Potzdorf will Barry als Spion einsetzen, aber Barry hintergeht Potzdorf. Schließlich heiratet Barry die reiche Gräfin Lyndon kennen und beginnt ein Verhältnis mit ihr. Nach dem Tod ihres älteren und gesundheitlich angeschlagenen Ehemanns heiraten die beiden. Ihm fehlt jedoch ein echter, höherer Adelstitel, den er zu erlangen versucht durch Geldgeschenke im Umfeld des Königshofs. Wegen eines Gewaltausbruchs vor Publikum verliert Barry jedoch die Gunst des englischen Adels und stürzt komplett ab.

Shining

In der Romanvorlage verarbeitete Stephen King seine eigenen, schwierigen Erfahrungen als aufstrebender, drogen- und alkoholsüchtiger Romanautor. In Kubricks Verfilmung ist die Hauptfigur Jack Torrance hingegen die pure Definition der narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Er beklagt vehement seine berufliche Erfolglosigkeit und macht sinnwidrig seine Ehefrau für diesen Umstand verantwortlich. Zu keinem Zeitpunkt ist erkennbar, dass Jack irgendein Talent fürs Schreiben besitzt. Er bekommt nichts zu Papier, möchte jedoch gerne ein erfolgreicher, gefeierter Autor sein, der Umgang pflegt mit der High Society, die normalerweise das Overlook-Hotel frequentiert, in dem er den Winter über als Hausmeister dienen soll. Die Hausmeister-Tätigkeiten erfüllt seine Frau, während er völlig ergebnislos vor der Schreibmaschine sitzt. Er hat alle Zeit und alles Papier der Welt, um etwas Anständiges zu schreiben. Aber er kann es einfach nicht und ihm wird klar, dass er immer ein Verlierer bleiben wird. Genau an dem Punkt dreht er durch. Seine Mordlust ist das erste Spektakuläre, das er im Leben unternommen hat. Beobachten Sie genau, wie Jack Torrance die typischen Verhaltensweisen aufweist, wie er seinen schlagfertigen Charme einsetzt, um den Job im Overlook-Hotel zu bekommen, wie er zusammenbricht, wenn er während der Isolation kein Publikum hat und den Sinn für die Realität verliert. Die Geschichte handelt nicht wirklich von einem Mann, der von Geistern zur Gewalt getrieben wird, sondern von einem narzisstischen Mann, der mit seinen zerbröselnden Fantasien über Geld und Ruhm nicht umgehen kann. Das Overlook-Hotel wurde auf einem alten Indianer-Friedhof gebaut und die High Society, die in dem Hotel verkehrt, profitiert von dem psychopathischen Verhalten der US-Oberschicht aus den vergangenen Jahrhunderten.

Full Metal Jacket

In der Ausbildung bei Marine Corps wird den Rekruten die Menschlichkeit ausgetrieben. Private Lawrence dreht durch und erschießt seinen Ausbilder. Später im Einsatz in Vietnam stößt ein Trupp Soldaten auf einen Scharfschützen und verliert die Kontrolle. Der Scharfschütze entpuppt sich als Frau mit einer Kalaschnikow.

Eyes Wide Shut

Der New Yorker Arzt Bill Harford und seine Frau Alice besuchen die Weihnachtsparty des gemeinsamen Freundes Victor Ziegler. Jener ist Mitglied eines geheimen Zirkels, der in Schlössern um die Weihnachtszeit Sex-Kult-Aktivitäten frönt, die auf die Antike zurückgehen. Bill, der gesellschaftlich aufsteigen möchte, aber nicht wirklich zur Oberschicht gehört, gelingt es, sich in die okkulte Party einzuschleichen und wird erwischt. Eine der Frauen erklärt, sich für ihn zu opfern. Bill darf gehen und erfährt später, dass ein Model in ihrem Hotelzimmer tot aufgefunden wurde. Bei seinen Ermittlungen kommt Bill nicht sonderlich weit und wird von Ziegler subtil bedroht. Schließlich liegt eine Maske aus der okkulten Party auf Bills Bett, was signalisiert, dass die Verschwörer jederzeit Bill und dessen Familie aus dem Weg räumen könnte. An der Stelle des Films, an der Bill eine Maske und eine schwarze Robe ausleiht, beobachtet er, der Kostümverleiher seine minderjährige Tochter erwischt mit zwei Männern. Diese Männer werden eingesperrt, aber später sieht man, dass sie sich mit dem Kostümverleiher arrangiert haben. Der Verdacht ist, dass der Kostümverleiher und seine Tochter regelmäßig Personen in die Falle locken und dann erpressen.

Eyes Wide Shut ist der letzte und provokanteste Film von Kubrick. Der Regisseur verstarb bald nach Fertigstellung, was als sehr suspekt gilt.

AlexBenesch
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