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Schlechte Verschwörungsmedien nützen Verschwörern

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Kommentar

Praktisch jeder aus dem Bereich der Verschwörungsmedien stilisiert sich zum rebellischen Helden und zum Experten für Verschwörungen. Angesichts der Pandemie durch SARS-Cov-2, den Lockdown-Bestimmungen und den ungewissen finanziellen Folgen überrascht es nicht, dass misstrauische Menschen bei den klassischen Verschwörungsmedien nach Antworten suchen. Der wichtigste Grund, warum schlechte Verschwörungsmedien florieren, ist und bleibt die Obrigkeitshörigkeit der Massenmedien

Was dem Verschwörungs-Publikum nicht bekannt ist, ist dass diverse Großmächte die Ideen aus den Verschwörungsmedien seit über 200 Jahren in wesentlichen kontrollieren. Im Grunde soll diese Kontrolle zwei Aufgaben leisten: Erstens die Ablenkung von den eigenen Geheimdiensten der jeweiligen Großmacht und zweitens die Verhinderung der Heranbildung einer echten Wissenschaft über Verschwörungen.

Das erste moderne Bestseller-Buch im Bereich Verschwörungs-Medien stammte aus den 1790er Jahren und wurde geschrieben von dem Wissenschaftler und Freimaurer John Robison, der dem britischen König treu ergeben war und als erster Generalsekretär der elitären Wissenschaftsvereinigung Royal Society of Edinburgh diente. Der Weltöffentlichkeit war bekannt geworden, dass französische Freimaurerlogen an der französischen Revolution beteiligt waren, sowie deutsche Illuminaten-Logen deren interne Dokumente der Polizei in die Hänge gefallen war. Britische Geheimdienste zählten zu den Hauptverdächtigen bei der Einmischung in die Vorgänge, die in der französischen Revolution resultierten. Logen sind nur eines von zahllosen, fast beliebig auswählbaren Vehikeln, die man für Spionage nutzen kann, aber wegen ihrem mystischen Brimborium bekamen sie die meiste Aufmerksamkeit. John Robisons „Enthüllungsbuch“ war nichts weiter als eine Auftragsarbeit des britischen Geheimdienstes, in der nur französische und deutsche Logen beschuldigt wurden, während kein einziges Wort verloren wurde über den Hauptverdächtigen: Britanniens Geheimdienste.

Seit den 1790er Jahren gab es eine Reihe an Bestseller-Büchern von Personen aus dem britischen Empire (Carr, Webster, usw.) voll mit Fake-Quellen und Fake-Interpretationen. Aus dieser Literatur speisten sich die ersten Verschwörungsmedien im Radio und schließlich im Internet. Die neueren Generationen an Verschwörungsmedien-Machern holten sich ihre „Bildung“ fast ausschließlich aus dem Internet.

In den 1990er Jahren und in der ersten Hälfte der 2000er spielte Russenpropaganda keine nennenswerte Rolle. Mittlerweile kontrollieren russische Geheimdienste im wesentlichen die Ideen in den westlichen Verschwörungsmedien, aber auch im muslimischen Raum.

Bei der aktuellen Pandemie hätten die Sozialen Medien von vorneherein eine breite Löschungs-Welle betreiben können, aber stattdessen ließ man die Verschwörungs-Kanäle weitestgehend publizieren. Diese Kanäle haben keine besondere Recherche, Bildung oder Logik anzubieten, sondern nur das Gimmick, „anders“ zu sein als die Massenmedien, die sich bei allen möglichen Themen diskreditiert haben. „Anders“ ist aber nicht gleichbedeutend mit „besser“.

Jemand aus dem klassischen Verschwörungs-Publikum mag zehn Jahre oder zwanzig Jahre lang Verschwörungsmedien konsumiert haben, ist aber dennoch unfähig, elementare Einschätzungen vorzunehmen. Nicht einmal Personen wie Donald Trump oder Wladimir Putin werden realistisch eingeschätzt. Es gelten meistens unwissenschaftliche Kriterien für „wahr“ und „unwahr“:

  • Wenn die Massenmedien etwas erklären, dass missfällt, wird es als unwahr abgetan. Das, obwohl Massenmedien durchaus auch mit zutreffenden Informationen arbeiten, wenn dies bestimmten Zielen dient.
  • Wenn die russischen Medien oder Figuren wie Putin etwas erzählen, dann gilt es prinzipiell als wahr und wird nicht in Frage gestellt.
  • Wenn sich diejenigen Verschwörungsmedien mit der größten Reichweite auf bestimmte Standpunkte festgelegt haben, dann gelten diese als wahr.
  • Wenn ein Fachmann etwas sagt, dass der eigenen Agenda zu nützen scheint, dann gilt er als Autorität. Wenn ein Fachmann etwas sagt, dass der eigenen Agenda zuwiderläuft, gilt er als obrigkeitshöriger Lügner
  • Auf Fachliteratur reagieren Verschwörungsmedien-Macher in aller Regel allergisch. Stattdessen gilt als wahr, was in den Verschwörungsbüchern steht, die sie gelesen haben

Es überrascht nicht, dass angesichts solcher Zustände die Berichterstattung der Verschwörungsmedien über SARS-Cov-2 bisher eine Katastrophe war. Und es überrascht nicht, dass daraus Steilvorlagen entstanden für die Massenmedien:

Man lässt die Verschwörungs-Youtuber bisher den sprichwörtlichen Strick wickeln, an dem sie dann später vielleicht sprichwörtlich aufgehängt werden.

AlexBenesch
AlexBenesch
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