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Wie die AfD ihre Top-Player absägte in Bayern und BaWü

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Kommentar

Die AfD sinkt Monate vor der Bundestagswahl wie ein Heißluftballon, dem der Brennstoff ausgeht und nähert sich von oben der 5%-Hürde an. Viele Wähler werden wohl zur CDU und CSU zurückspringen, um Rot-Rot-Grün zu verhindern.

Sogar die konservative Traditions-Zeitung Junge Freiheit muss sich lautstark beschweren über die jüngsten Vorkommnisse in der AfD:

Statt des über die Landesgrenzen bekannten Landesvorsitzenden Petr Bystron setzte eine Mehrheit einen außerhalb der eigenen Reihen kaum wahrgenommenen Gegenkandidaten auf Platz 1 der Landesliste für die Bundestagswahl. Für die Bayern-AfD, die mit der CSU im Bundestagswahlkampf einem härteren Gegner gegenübersteht, als ihn die Merkel-CDU für andere Landesverbände darstellt, ist das ein Desaster. 

Was war passiert? Bystron war doch der charmante Top-Player in Bayern? Er gehörte nicht unbedingt dem sogenannten rechtsnationalen Flügel an (gemeint ist das Sammelsorium an COMPACT-Leser-Opfern, neurechten Putin-Anbetern und Leuten, die eher in der NPD aufgehoben wären), sondern dem bürgerlich-konservativen Flügel. In einer Blitz-Aktion karrten die Sympathisanten von Höcke Unterstützer heran und schafften die Überraschung bei der Abstimmung. Bystron verlor, der schnorrige Martin Hebner gewann. Jetzt muss Bystron zittern, um überhaupt im Bundestag zu landen. Die Junge Freiheit konstatiert genervt:

Offenkundig ging es weniger um politische Grundsatzfragen als um interne Querelen und persönliche Animositäten. Mindestens so fatal wie die wählerabschreckenden Eskapaden des Thüringer Landeschefs und manche ungeschickte Reaktion darauf kann es sich auswirken, wenn in der Öffentlichkeit seriös und positiv wahrgenommene Zugpferde aus momentanen Stimmungen oder egoistischen Motivlagen heraus „abgestraft“ werden.

Da gleiche Spiel auch beim Landesparteitag der baden-württembergischen AfD, wo die Bundestags-Spitzenkandidatin Alice Weidel nicht auf den wichtigen Landessprecher-Posten gewählt wurde. Weil sie gegen den Höcke-Kurs war, sollte sie sogar komplett abgesägt werden. Die Attacken gegen sie werden weitergehen.

Bundesvorsitzende Frauke Petry fürchtete kürzlich bei ihrer eigenen Abstimmung auch einen Blindside und sieht sich der konstanten Feindseligkeit des sogenannten „rechten“ Flügels gegenüber, obwohl sie selbst beim besten Willen nicht „politisch korrekt“ agiert und spricht.

Das COMPACT-Magazin des ehemaligen Antideutschen Jürgen Elsässer, dessen Politikverständnis in der Praxis zu bemitleiden ist, stellt sich demonstrativ hinter Höcke, schießt gegen Petry und deren Unterstützer, und salbadert gleichzeitig logikwidrig gegen „Spalter“. Spalter sind für COMPACT also nur die anderen. Elsässer schrieb:

Noch eine Schlappe für die Spalter in der AfD: Die Petry-Vertraute Alice Weidel, eine der schärfsten Höcke-Ausschluss-Befürworter im Bundesvorstand, unterlag gestern bei den Landesvorstandswahlen in Baden-Württemberg. Autsch! Gewählt wurde stattdessen Ralf Özkara, der sich gegen den Parteiausschluss des Thüringers ausgesprochen hatte.

In den 90er Jahren schrieb Elsässer noch Bücher gegen die DVU und die hässlichen Deutschen. Heute meint er zu wissen, was gut für Deutschland und die AfD ist. Hat Elsässer denn repräsentative Meinungsforschung vorzuweisen, laut der Höcke und ähnliche Figuren der Partei keinen bedeutenden Schaden zufügen? Die Zahlen der letzten Jahrzehnte sind eindeutig: Die Wähler entschieden sich für CSU und CDU. Nur wenige Prozent der deutschen Wähler mögen Parteien wie die NPD oder die DVU. In Deutschland ticken die Uhren anders. Aber für Elsässer ist das Petry-Lager schuld, welches die Partei lieber bürgerlich-konservativ ausrichten und die Abgrenzung zu NPD betonen will:

Im Klartext hieße das: Petry riskiert lieber ein schlechteres Wahlergebnis für die AfD, als in ihrem Ausschlusswahn gegen Höcke nachlassen… Von dieser Arroganz, das persönliche Machtinteresse über das Interesse der Partei zu stellen, haben die Mitglieder die Nase voll.

Gewinnt der Petry-Flügel den Machtkampf, werden wohl die Höcke-Indianer sich gen Osten zurückziehen und ihren eigenen Laden aufmachen, quasi die ultra-konservativen patriotischen Ultra-Ultras mit COMPACT-Abos und COMPACT-Livestreams.

In einer Rundmail von AfD-Bundesvorstand Georg Pazderski wird beklagt, „dass sich fast 2 Mio. Wähler, die uns zum Jahresanfang noch freundlich gesonnen waren, von der AfD abgewendet haben“.

Fast alle Deutschen gehen inzwischen davon aus, dass rechtsextremes Gedankengut in der AfD weit verbreitet sei. Man will sich nun von Skandalnudel Björn Höcke, André Poggenburg und einigen weiteren Rechtsaußen trennen, um nicht wie die NPD, DVU oder Rep in der Bedeutungslosigkeit zu versinken.

Für einige Führungsmitglieder stehen auf Grund der sinkenden Umfragewerte auch ihre möglichen Bundestagsmandate auf dem Spiel. Allerdings dreht der rechte Flügel nur immer weiter auf und will nicht nur den parteiinternen Putsch, sondern auch heikle Äußerungen zur neuen Normalität machen. Aber diese Rechnung scheint laut Parteienforschern nicht aufzugehen, weil die Deutschen einfach keine Partei wählen wollen, die zu weit rechts steht. Pazderski beschwert sich:

„Nicht von den Altparteien oder der Linken droht uns die größte Gefahr, sondern aus den eigenen Reihen.“

Die ursprüngliche AfD-Führungsgarde wurde verjagt, weil sie in den Augen extremerer Mitglieder zu lasch waren. Die neue Führung war deutlich anders, wird nun aber auch wieder als zu lasch gebrandmarkt.

Gerade Linke werfen Höcke „Dog Whistling“ vor, also eine sprachliche Gratwanderung, die ihn möglichst nicht zu angreifbar machen soll, die aber gleichzeitig Leute am extrem rechten Rand begeistert. Der rechtsnationale Parteiflügel um Höcke macht anteilsmäßig etwa ein Drittel der Parteimitglieder aus, allerdings warnte der stellvertretende Vorsitzende Gauland, dass sich unter den Nationalen die aktivsten Parteimitglieder befinden. Die AfD hat Probleme mit der Zahlungsmoral der Mitglieder und vielen inaktiven Mitgliedern.

Die Linken beobachten mit Freude, wie jedes Mal nach einem größeren Skandal der innere Kampf in der AfD eskaliert und Spaltungen aufreten. Jeglicher Extremismus in der AfD ist eine Steilvorlage.

AlexBenesch
AlexBenesch
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