Es gab in der gesamten Geschichte der Bundesrepublik noch nie irgendwelche bedeutenden rechten Strukturen, die nicht gründlich von Geheimdiensten und Spitzeln bzw. Agenten von Polizeibehörden infiltriert waren. Egal ob Parteien, Aktivistengruppen oder richtiggehende Terror-Strukturen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein neues Projekt in kurzer Zeit von den Behörden infiltriert ist, insbesondere wenn es in den terroristischen Bereich geht, liegt bei 100%.

Viele (Terror-)Gruppen und Spionagefälle sind heute längst vergessen in der öffentlichen Wahrnehmung und selbst im rechten Spektrum selbst. Es gab auch keinerlei Entwicklung in der Szene im Hinblick auf geheimdienstliches Know-How und die tatsächlichen Strukturen der Supermächte und der Bundesrepublik. Gut und Böse werden genauso anhand ideologischer Übereinstimmungen bewertet wie die Frage danach, wer vielleicht ein Agent oder Spitzel ist. Es werden keine professionellen Kriterien beurteilt. Widerspricht man Aktivisten in ihren Ansichten, und sei es nur bei einem oder ein paar Themen, wird man betrachtet als „Bazahlschreiber“, „Desinformant“ oder gar Agent der Windmühlen von Zion. Solange die Szene auf diesem Niveau Agiert und die Opposition zu der gängigen hohen Politik vereinnahmt, wird sich an den zuständen nie etwas ändern.

Im Kalten Krieg gab es eine gewisse Duldung spezieller, gewaltbereiter Netzwerke im Rahmen der Stay-Behind-Pläne der NATO, damit man bei einer Invasion Westeuropas durch sowjetische Streitkräfte schnell auf Partisanen zurückgreifen kann, die dann mit Waffen und Sprengstoff gegen die Invasoren kämpfen. Die antikommunistische Rhetorik eines US-Präsidenten Reagans stieß in deutschen rechten Zirkeln auf Wohlwollen, und die gängige amerikanische Verschwörungsliteratur wurde reihenweise ins Deutsche übersetzt oder zitiert für populäre deutsche Verschwörungsbücher. Diese amerikanischen Bücher waren Millionen-Bestseller und dies schuf den Eindruck einer internationalen Bewegung. Die US-Organisation hinter den Bestsellern, die John Birch Society, hatte superreiche Spender aus der Industrie wie die Kochs und waren eine Art Hinhalte-Taktik. Die Leser sollten Aktivismus frönen und ansonsten warten auf die große Rettungsaktion, die natürlich nie eintraf.

Im Internetzeitalter wurden die Themenbandbreite viel größer, die Möglichkeiten der Rekrutierung neuer Mitglieder, und die Illusion von internationalen mächtigen Strukturen. Klassische Neonazi-Inhalte alleine genommen hätten heute viel zu wenig Anziehungskraft. Gewöhnliche Verschwörungsideologie wurde anteilig viel viel größer und dann, ab 2008, erhöhten die US Republicans und die Russen ihren Einfluss erheblich.

Bei den letzten beiden großen Razzien in der rechten Szene fanden sich auch ehemalige Bundeswehr-Offiziere und sogar ein Prinz. Die Personen versuchten über den Ex-Ehemann von Sahra Wagenknecht, den Kontakt zu hohen Kreml-Funktionären herzustellen, und schienen auch sehr große Erwartungen zu haben in Donald Trump. Die Marketing-Strategen verwandelten die Wahrnehmung der Republicans und Russen von Verschwörern der „Neuen Weltordnung“ und einer kommunistischen Langzeitstrategie in die großen Retter. Dadurch ergab sich eine gewaltige Anziehungskraft.

Mehr Aktivisten, vor allem diejenigen die nicht nur Prügel-Neonazis aus zerrütteten Verhältnissen sind, hatten immer größere Ambitionen, und waren trotzdem leichte Beute für die Geheimdienste. Das Internet machte es möglich, immer neue Leute zu finden und zu beeinflussen, ganz ohne die klassischen Methoden über schräge Skinhead-Gruppen und Rechtsrock-Konzerte.

Thomas Starke

Starke spionierte bereits als 18-jähriger für die Stasi der DDR die rechten Skinheads und Hooligans aus, um herauszufinden, ob jene eine Bedrohung darstellen für den Staat. In der wiedervereinigten Bundesrepublik diente er verschiedenen Behörde in der gleichen Funktion. Der Anlass, um herumzureisen und ständig Leute zu treffen, waren die Konzerte von Bands wie Kraftschlag, Noie Werte, Oithanasie und Störkraft.

Bei einem Oithanasie-Konzert in Thüringen traf er auf die jungen Aktivisten Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Das Trio, das später für die NSU-Mordserie verantwortlich gemacht wurde. In bierseliger Stimmung machte Starke von den drei Fotos, die er wohl an die Behörden weiterreichte.

Die DDR und Stasi gingen zwar unter, aber es ist fraglich, wie stark die Bundesrepublik diverse alte Spitzel-Netzwerke dieser Art (auch unter dem Antifa-Banner) übernommen hat. Man kann sich heutzutage in der rechte Szene einfach nie sicher sein, wer den Behörden zuarbeitet. Umgekehrt können Rechtsextremisten die Behörden nur geringfügig ausspionieren über sympathisierende Beamte. Aber sind diese Beamten nicht vielmehr Doppel-Agenten? Russland konnte immer wieder deutsche Behörden infiltrieren und vermag es, dadurch die deutsche rechte Szene mit Informationen zu versorgen. Aber dieser Faktor wird ausgeglichen durch das Wirken amerikanischer, britischer oder israelischer Dienste auf deutschem Boden.

Nationalistische Front und die Nationalen Einsatzkommandos

Die Nationalistische Front (NF) war eine 1985 gegründete Partei, die 1992 als verfassungswidrige Organisation verboten wurde. Nach der Wende nutzte man die Kontakte in die DDR-Skinhead-Szene, die aber von der Stasi unterwandert war. Von 1983 bis 1985 war Norbert Schnelle als V-Mann des nordrhein-westfälischen Landesamtes für Verfassungsschutz tätig gegen die NF. Er warnte seine Kameraden vor Hausdurchsuchungen. Ab März 1991 war der V-Mann Bernd Schmitt auf die NF angesetzt. Der V-Mann Michael Wobbe bracht es zum Sicherheitschef der NF.

1992 ermittelt die Bundesanwaltschaft gegen das „Nationale Einsatzkommando“ (NEK) die sich an der linken RAF orientieren wollte, um Attentate und andere Anschläge zu begehen. Die Gruppe wurde verraten von einem verdeckten Ermittler des Bundeswehr-Geheimdienstes „Militärischer Abschirmdienst“.

KKK

Der ursprüngliche Ku Klux Klan in den USA hatte noch eine elitäre Führung, die angelehnt war an rechte Südstaaten-Freimaurer-Logen. Nach dem Untergang des Klans formten sich eine Reihe an Nachfolgeorganisationen, die nie wieder zu großer Bedeutung kamen und die gründlich infiltriert wurden von der Bundespolizei FBI, die im Rahmen des COINTELPRO-Programms zu schmutzigen Tricks griff. Der KKK-Trend schwappte über auf Westdeutschland und die wiedervereinigte Bundesrepublik. Der amerikanische Aktivist Dennis W. Mahon war zunächst in der KKK-Gruppe von David Duke und bei der National Alliance von William Pierce. Schließlich machte Mahon seinen eigenen Laden auf und netzwerkte mit deutschen Extremisten wie Carsten Szczepanski, ein V-Mann des Verfassungsschutzes, der auch der NPD beitrat.

Ermittler hatten die Wohnung von Szczepanski durchsucht und fanden Materialien zum Bombenbau. Im Verhör sprach er davon, sich verrant zu haben und es zeigte sich, dass er keine professionelle Herangehensweise hatte. Seine Inspiration, der Amerikaner Mahon, wurde von einem Spitzel der amerikanischen Bundespolizei FBI verraten und bekam wegen eines Anschlags eine 40-jährige Haftstrafe. Die deutschen Behörden kennen schnell das gesamte deutsche KKK-Netzwerk.

Szczepanski schuf eine Plattenfirma für Rechtsrock, organsierte Konzerte und knüpfte Kontakte nach Britannien zu dem Blood&Honor-Netzwerk von Ian Stewart.

Die Asozialen

Skinheads wie Sven Rosemann oder Uwe Böhnhardt stammten aus zerrütteten Verhältnissen und verbrachten Zeit in den gruseligen Heimen der DDR. Solche Personen waren Intensiv-Straftäter, klauten Autos, begingen Einbrüche und erpressten Geld von Teenagern. Immer wieder kam die Polizei solchen Tätern auf die Schliche und die Täter belasteten sich gegenseitig. Ausgerechnet aus diesen kompromittierten Kreisen beteiligten sich Leute wie Rosemann an Wehrsportgruppen.

Karriere-Schnüffler

Christian Menhorn wurde bereits nach seinem Abitur auf die Geheimdienst-Schule des Bundes geschickt und bearbeitete dann jahrzehntelang die rechte Szene. Er hatte im März 1997 mit der Operation Rennsteig die Verwaltung des „Thüringer Heimatschutzes“ (THS) übernommen.

Der THS hatte zeitweise bis zu 170 Mitglieder. Cheforganisator des THS war bis zu seiner Enttarnung als Mitarbeiter des Verfassungsschutzes Tino Brandt. In der gesamten Zeit erhielt Brandt für seine Mitarbeit über 200.000 DM. 2007 wurde bei einer Hausdurchsuchung die Aufzeichnung eines Gesprächs zwischen Brandt und Thorsten Heise gefunden. Im Gesprächsverlauf spricht Brandt offen über seine Tätigkeit als V-Mann. Es gibt viele Spekulationen darüber, inwiefern sich Heise und Björn Höcke von der AfD kennen. Im Dezember 2014 wurde Brandt vom Landgericht Gera wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen, Beihilfe zu sexuellem Missbrauch und Förderung von Prostitution in 66 Fällen zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt. In 91 weiteren Verdachtsfällen wurde das Verfahren eingestellt, da das Gericht sich auf die schwereren Verdachtsfälle konzentrierte.

Die NSDAP-Aufbau- und Auslandsorganisation (NSDAP-AO)

Die NSDAP-AO wurde in Amerika gegründet, weil es dort legal war. Es gab ein Wirrwarr aus verbandelten Gruppen wie etwa „Werwölfe“, die Waffen stahlen.

Der Extremist Michael Kühnen bekam von einem ehemaligen NPD-Mitglied namens Hans-Dieter Lepzien eine Bombe überreicht, der für den Verfassungsschutz und für die Stasi spitzelte. Die Behörden machte die Verhaftungen, bevor diese Kreise ihre hochtrabenden Pläne umsetzen konnten. Die anvisierten Aktionen erinnerten stark an die RAF. 1980 gelang es Rechtsextremisten dennoch, 18 Menschen umzubringen.

Kühnen wurde schnell zum führenden Kopf der militanten deutschen Neonazi-Szene. Zu seinen damaligen Anhängern gehörten u. a. Gottfried Küssel aus Österreich, der eine Art Mentor war für Martin Sellner (später „Identitäre Bewegung“). Ein 2016 aufgetauchter Bericht der Stasi enthält Indizien dafür, dass zur Zeit von Kühnens Haftentlassung 1982 ein Kontakt zum niedersächsischen Verfassungsschutz bestand.

Der Verfassungsschutz hatte in der NSDAP-AO und dem Umfeld mehrere Quellen wie Werner Gottwald. Von 123 Rechtsextremen aus dem Netzwerk waren rund 10% Spitzel.

Manche der inhaftierten Terroristen aus den 1980er Jahren kamen in den 90ern wieder frei. Aber die Behörden hatten in der NSDAP-AO schon wieder einen neuen Spitzel namens Thomas Richter (Deckname Corelli). Nachdem bei seinem Förderer Meinolf Schönborn, einem Anhänger der Reichsbürgerbewegung, für den er ab 1993 arbeitete, bei einer Feier 1993 sämtliche Einrichtung zerstört wurde, bot er sich der Polizei als V-Mann an, um die Schäden bezahlen zu können. Später wurde er an das Bundesamt für Verfassungsschutz weitergereicht. Er ermittelte gegen die Gruppe European White Knights of the Ku Klux Klan und reiste dafür sogar in die USA. Viele Aktivitäten liefen in Schwäbisch Hall/Heilbronn. Das NSU-Trio soll Heilbronn die Polizistin Michèle Kiesewetter ermordet haben. Im September 2012 wurde bekannt, dass eine Thüringer Polizistin, die Aktivitäten von Neonazis gedeckt bzw. unterstützt hatte, Kiesewetter kannte. Zwei Bereitschaftspolizisten in Kiesewetters Einheit waren bis 2002 Mitglieder der Anfang der 2000er Jahre in Schwäbisch Hall bestehenden Ku-Klux-Klan-Sektion European White Knights of the Ku Klux Klan. Ebenfalls war der Vorgesetzte von Kiesewetter Mitbegründer von Uniter und wurde vom NSU-Untersuchungsausschuss des thüringischen Landtags vernommen.

Kommando Omega

Aus Kreisen der NSDAP-AO und rechtsextremen Franzosen formte sich das Kommando Omega. Friedhelm Busse wurde zum Verhängnis, dass er einen Untermieter hatte, der mit Drohen handelte und dem Verfassungsschutz Bayerns Informationen lieferte über einen geplanten Banküberfall der Rechtsextremisten. Das SEK stoppte den Wagen der Bankräuber und es gab eine Schießerei. In Busses Garage fanden sich Waffen und Sprengstoff. Busse und einer der Mistreiter kamen an schweren Strafen vorbei, anders als der Rest der Truppe, was zu entsprechenden Verdächtigungen führte.

Hepp-Kexel-Gruppe

Odfried Hepp, Ex-NPD-Mitglied und zeitweise Mitglied der NSDAP-AO, diente gleich mehreren Geheimdiensten. Die HVA der Stasi bezahlte ihn, um in Westdeutschland Strukturen aufzubauen. Mit Banküberfälle wurden über 600.000 Mark erbeutet. Es gab Anschläge gegen Autos von US-Soldaten. Hepp floh schließlich in die DDR, wurde weitervermittelt an die PLO und die PLF im Nahen Osten, und verkaufte Informationen an die amerikanische CIA. Die Stasi vermutete später, dass er auch Zuträger war für den Verfassungsschutz. Der andere Mitbegründer der Terrorgruppe, Walther Kexel, wurde einen Tag nach dem Urteil gegen ihn erhängt in seiner Zelle gefunden.

Michael See

Die Bundesanwaltschaft ermittelte gegen Michael See wegen des Verdachts auf Gründung einer terroristischen Vereinigung. Bei ihm wurden Briefwechsel gefunden mit dem rechtsextremen Chemiker Peter Naumann. 1978 hatte Naumann mit Heinz Lembke einen Bombenanschlag verübt in Italien. Man sprengte auch Sendemasten und Strommasten. Lembke verfügte über rund 30 geheime Lager für Waffen und Sprengstoff. Lembke hatte Kontakte zu Odfried Hepp. Lembke stellte in Aussicht, gegenüber der Bundesanwaltschaft umfassend auszusagen. Am 1. November 1981, einen Tag vor seiner Vernehmung durch einen Staatsanwalt, wurde er jedoch mit einem Kabel erhängt in seiner Lüneburger Gefängniszelle aufgefunden. Die Ermittlungen wurden bald nach seinem Tod eingestellt und Lembke als Einzelgänger dargestellt, der die Waffendepots aufgrund seiner Furcht vor einer sowjetischen Invasion angelegt habe. Woher er die Waffen erhalten hatte, blieb ungeklärt. In Akten des Ministeriums für Staatssicherheit wurden abgehörte Funksprüche aufgefunden, in denen der Bundesnachrichtendienst eine Gruppe 27 anwies, „Materialverstecke“ anzulegen. In Spurenakten zum Oktoberfestattentat steht der Vermerk „Erkenntnisse über Lembke sind nur zum Teil gerichtsverwertbar“. Solche Vermerke kommen normalerweise nur bei V-Leuten oder Mitarbeitern von Geheimdiensten vor.

Michael See bot sich 1994 als Spitzel beim Verfassungsschutz an und diente unter dem Decknamen „Tarif“.

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