Eine Pressemitteilung, in der positive Zwischenergebnisse einer Coronavirus-Impfstoffstudie bekannt gegeben werden, werden in den Medien aufgeblasen zu einer Sensation. Die Rede ist von 90% Wirksamkeit.

Der Impfstoff, der von BioNtech in Mainz mitentwickelt wird, besteht aus molekularen Anweisungen – in Form von Boten-RNA (mRNA) – für menschliche Zellen, um das Spike-Protein des Coronavirus, das Hauptziel des Immunsystems für Coronaviren, herzustellen.

Auch wenn sich der Impfstoff nach Abschluss der Studie und Auswertung aller Daten möglicherweise nicht mehr als so wirksam erweist, wird seine Wirksamkeit wahrscheinlich deutlich über 50% liegen, sagt Eric Topol, Kardiologe und Direktor des Scripps Research Translational Institute in La Jolla, Kalifornien. Dies ist die Schwelle, die nach Angaben der US Food and Drug Administration für die Zulassung eines Coronavirus-Impfstoffs für den Notfalleinsatz erforderlich wäre.

Verhindert der Impfstoff also vielleicht 55% der Erkrankungen? Und verhindert er hauptsächlich mittelschwere Erkrankungen? Unklar ist auch, ob der Impfstoff Menschen, die keine oder nur sehr leichte Symptome von COVID-19 zeigen, an der Verbreitung des Coronavirus hindern kann. Ein die Übertragung blockierender Impfstoff könnte das Ende der Pandemie beschleunigen. Ob dies mit dem Impfstoff von Pfizer oder anderen, die sich noch in der späten Erprobungsphase befinden, erreicht werden kann, wird schwer zu sagen sein, denn dazu müssten die Studienteilnehmer routinemäßig getestet werden.

Ein weiteres fehlendes Detail ist, wie gut der Impfstoff in verschiedenen Gruppen von Studienteilnehmern wirkt. Wir wissen noch nicht, ob der Impfstoff in der Bevölkerung, die ihn am dringendsten benötigt, nämlich bei älteren Menschen, wirkt. Wegen der geringen Zahl der Fälle, die bis zum Ende der Studie auftreten werden, ist es unwahrscheinlich, dass die Pfizer-Studie die Wirksamkeit des Impfstoffs in Untergruppen wie den über 65-Jährigen oder Afroamerikanern abschließend bestimmen kann.

Eine wichtige unbeantwortete Frage ist, wie lange die Wirksamkeit der Impfstoffe anhält. Es ist die Hauptfrage, wie es sechs Monate später oder sogar drei Monate später aussieht.

Eines ist bei Pfizers Impfstoff sicher: Die Behörden werden bald entscheiden, ob er für die Markteinführung bereit ist. Das Unternehmen teilte mit, dass es etwa in der dritten Novemberwoche eine Notfallgenehmigung der FDA beantragen werde. Zu diesem Zeitpunkt werden die Teilnehmer im Durchschnitt zwei Monate lang beobachtet worden sein – eine Sicherheitsanforderung der FDA für COVID-19-Impfstoffe.

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