Kommentar
Britannien als Empire steuerte von oben herab die eigene Phase der „Aufklärung“. Über die Geheimdienste, die Fabian Society und die hohen Universitäten als Kaderschmieden ließen sich neue Politiker heranziehen, die dem System treu ergeben waren. Das beinhaltete auch die britische Sorte von „Sozialdemokraten“.
Vor 20 Jahren sagte der junge Menschenrechtsanwalt Keir Starmer einem Dokumentarfilmer, er habe es „seltsam“ gefunden, den besonderen Titel und Status eines Kronanwalts zu erhalten, da er früher oft die Abschaffung der Monarchie vorgeschlagen hatte.
Nun ist Starmer Vorsitzender der britischen Labour Party und wohl der nächste Premierminister. 2014 kniete er vor Charles, dem damaligen Prinzen von Wales, der ihm mit einem Schwert auf die Schulter klopfte und ihn zum Ritter des Orders of the Bath schlug. Starmer wurde am 19. Juli 2017 in den Kronrat des Vereinigten Königreichs vereidigt. Dies geschieht mit Personen, denen man absolut vertraut und die man unter Kontrolle hat.
Charles stand lange unter dem Einfluss von Lord Louis Mountbatten, der äußerst verdächtige Beziehungen zur UdSSR pflegte.
Starmer absolvierte ein Studium am St. Edmund Hall in Oxford und schloss sein Studium 1986 an der Universität Oxford mit einem Bachelor of Civil Law (BCL) ab. Von 1986 bis 1987 war Starmer Herausgeber von Socialist Alternatives, einer radikalen trotzkistischen Zeitschrift. Die Zeitschrift wurde von einer gleichnamigen Organisation herausgegeben, die den britischen Zweig der International Revolutionary Marxist Tendency (IRMT) vertrat.
Es wird vermutet, dass das Blatt aus den Kreisen der „Socialist Society“ stammt. Hervorzuheben ist dabei Raymon Williams, der an Cambridge studierte und der Kommunistischen Partei Britanniens beigetreten war. Dann noch der Soziologe Ralph Miliband von der „neuen linken“ Bewegung, die sich öffentlich von der UdSSR abgrenzte. Seine beiden Söhne, David und Ed Miliband, wurden nach dem Tod ihres Vaters hochrangige Mitglieder der Labour Party. David war von 2007 bis 2010 britischer Außenminister, während Ed Minister für Energie und Klimawandel wurde und später zum Parteivorsitzenden gewählt wurde. Er amtierte von 2010 bis 2015.
2008 wurde Starmer Leiter des Crown Prosecution Service. Starmer unterstützt die Aufrechterhaltung des britischen Atomwaffenarsenals als nukleare Abschreckung und stimmte für die Erneuerung des Trident-Programms.
Im Vorfeld der russischen Invasion in der Ukraine traf sich Starmer mit NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, um das „unerschütterliche“ Bekenntnis der Labour-Partei zur NATO zu bekräftigen. Er sagte, sein Vorgänger Jeremy Corbyn habe „falsch“ daran gelegen, die NATO zu kritisieren.
Starmer forderte „umfassende und harte“ Wirtschaftssanktionen gegen Russland. In einem Kommentar für The Guardian kritisierte er auch die Stop the War Coalition und schrieb, die Mitglieder der Gruppe seien „keine wohlwollenden Stimmen für den Frieden“, sondern „bestenfalls sind sie naiv, schlimmstenfalls unterstützen sie aktiv autoritäre Führer“ wie den russischen Präsidenten Wladimir Putin, „die Demokratien direkt bedrohen“.
Im Februar 2023 traf er den ukrainischen Präsidenten Wolodomyr Selenskyj und versprach der Ukraine Unterstützung während der russischen Invasion des Landes. Starmer sagte, sollte er Premierminister werden, werde sich an der britischen Position zum Krieg in der Ukraine nichts ändern. Er forderte auch, russische Führer, darunter Putin, in Den Haag wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor Gericht zu stellen.
Wenn Sir Keir Starmer bei den Parlamentswahlen nächste Woche in die Downing Street 10 einzieht, wie Umfragen vermuten lassen, könnte er politisch mehr auf einer Linie mit Charles stehen als die letzten beiden konservativen Premierminister.
Wenn er zum Premierminister gewählt wird, würde Herr Starmer wöchentlich ein Treffen mit Charles abhalten, dessen Inhalt streng geheim zwischen ihnen bleibt.
Auf dem Parteitag der Labour-Partei im Jahr 2022, nach dem Tod der Königin, wurde die Nationalhymne Mal gespielt. Starmer, der Mann, der einst von der Abschaffung der Monarchie sprach, erhob seine Stimme und sang „God Save the King“.