Kommentar
Nigel Farage, berühmt durch seine Brexit-Kampagne, hat sich einen massiven Skandal eingefangen durch Kommentare während eines BBC-Interviews. Irgendwie sei der Ukraine-Krieg natürlich Putins Schuld, aber irgendwie auch die Schuld der Europäer wegen der Aufnahme neuer NATO-Mitglieder.
Damit positioniert er sich ungefähr in der Mitte zwischen komplettem Russenstuss und der objektiven Sichtweise, dass gemäß des Vertrags von 1997 Russland eben keinem Land vorschreiben darf, welchem Verteidigungsbündnis es beitritt.
Farage übernimmt nicht die Extremposition, der Westen und die Ukraine seien 100% oder 90% schuld. Aber seine engsten Berater und Kollegen scheinen so extrem zu denken.
Jonathan Mappin, der an diesem Wochenende eine „Reform“-Kundgebung veranstaltete, hat gesagt:
„Mit Putin befreundet zu sein, ist sehr klug. Wir lieben ihn.“
Mappin hat viel Geld geerbt und ist praktizierender Scientologe, hatte Farage zuvor im Beirat seines Unternehmens Dutch Green Business beschäftigt. Im EU-Parlament früher war Farage bekannt für seine leidenschaftlichen Tiraden gegen Politiker. Inzwischen scheint er abscheuliche politische Positionen übernehmen zu müssen, um an Geld zu kommen und wieder in der Politik Fuß zu fassen.
Mappin gehört das Drei-Sterne-Hotel Camelot Castle in Tintagel, Cornwall, in dem die Reformkundgebung am Freitag stattfand, und der Saal „jubelte“, als sie Farages Kommentare bei der BBC hörten.
Nach Putins Invasion in der Ukraine sagte Mappin, es sei ein „Geschenk für die Freiheit der Welt“ und er stehe an der Seite des „russischen Bären“.
Und im vergangenen Juni nahmen Mappin und seine Frau Irina an einer privaten Veranstaltung teil, die von Andrey Kelin, dem russischen Botschafter in London, in dessen Residenz in Kensington ausgerichtet wurde, und sagten später:
„Wir wurden äußerst herzlich empfangen.“
Eine Zeitung hat außerdem ein belastendes Dossier über 22 Reformkandidaten zusammengestellt, die Sympathien für Putin und seine Invasion geäußert oder falsche Behauptungen unterstützt haben, die sich auf die Seite der Moskauer Propagandamaschine stellen.
Andrew Husband, der in North Durham kandidiert, hat Präsident Selenskyj als „böse und korrupt“ und „einen Diktator“ bezeichnet. Er hat auch fälschlicherweise behauptet, die Ukraine sei „die Hauptstadt des Kinderhandels in Europa“ und das Land habe einen achtjährigen „Völkermord“ an russischsprachigen Menschen begangen. In einem anderen Beitrag teilte er falsche Behauptungen, Alexei Nawalny, der verstorbene russische Oppositionsführer und schärfste Kritiker Putins, sei an einem Blutgerinnsel gestorben, das durch den Covid-Impfstoff verursacht wurde.
Angela Carter-Begbie, die in Queen’s Park und Maida Vale kandidiert, hat gesagt: „Putin will Frieden – der Westen will ihn nicht“, dass „die Ukraine zuerst schrecklich zu den Russen war“ und dass „Putin sein Volk an die erste Stelle gesetzt hat“.
John Clark, der in Bangor Aberconwy kandidiert, beschrieb Putin als „vernünftig “. Er sagte auch, die Unterstützung der Ukraine liege „nicht im Interesse Großbritanniens“, und antwortete auf Lord Camerons Unterstützung für die Ukraine mit den Worten: „Sie plündern unser Land, um die Ausweitung des Imperiums Ihrer globalistischen Freunde zu finanzieren.“
Hamish Haddow behauptete in Chipping Barnet fälschlicherweise, Boris Johnson habe „die Ukraine-Friedensgespräche auf Ersuchen von [Joe] Biden abgebrochen“ und sagte, „jeder ukrainische Tod geht eindeutig auf Boris‘ Kappe“.
Teresa DeSantis in Chichester sagte, Boris verhalte sich „wie Selenskyjs Strichjunge, der für den Krieg wirbt“, während Jack Aaron in Welwyn Hatfield Putins Gewaltanwendung in der Ukraine als „legitim“ bezeichnete und ihn mit Churchill verglich.
Malcolm Cupis in Melksham and Devizes verglich Forderungen, ukrainische Flüchtlinge in Großbritannien von der Kfz-Zulassungsgebühr zu befreien, mit „ethnischer Säuberung“.
Peter Morris in Melton and Syston behauptete, der Krieg sei „um den US-Verteidigungshaushalt“ gegangen, während Jack Brookes in Birmingham Erdington behauptete, Boris habe „den Krieg am Laufen gehalten“.
Farage beteuert:
„Ich bin und war nie ein Apologet oder Unterstützer Putins. Sein Einmarsch in die Ukraine war unmoralisch, empörend und nicht zu rechtfertigen.“
Es scheint aber, als wären seine Kollegen und finanziellen Unterstützer fanatische Kreml-Vatniks und die billigste Sorte Verschwörungstheoretiker. Hätte Farage ohne dieses Klientel überhaupt noch eine Chance, in der Politik zu bestehen?