Es fanden Durchsuchungen bei 19 Personen aus der sogenannten Reichsbürger-Szene aus mehreren Bundesländern statt, die teilweise aktive Polizeibeamte und Soldaten sind. Ihre Netzwerke sollen Fahndern nach der letzten großen Razzia Anfang Dezember durch die Auswertung von Kommunikationsdaten bekannt geworden sein. In Reutlingen soll eine betroffene Person auf die Beamten geschossen haben, sagte eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft.

Es waren große Mengen an Beweismitteln aus der Razzia im vergangenen Dezember ausgewertet worden. Vor allem Computer, Festplatten und Mobiltelefone, aber auch schriftliche Unterlagen. Man erkennt, dass das Netzwerk erhebliche Probleme hatte mit Geheimhaltungsmaßnahmen.

Die Presse veröffentlichte im Dezember Details zu dem mutmaßlichen „Reichsbürger“-Netzwerk, von dem kürzlich 25 Personen verhaftet wurden: Eine dreistellige Zahl von Verschwiegenheitserklärungen, haufenweise Goldbarren, ein Waffenhändler und der Plan für fast 300 Regionalkommandos.

Die Bundesregierung war nach der Razzia unter Druck, konkrete Tatsachen zu präsentieren. Einige Medien aus dem rechten Spektrum schienen geschlossen dieselben Talking Points zu berichten, die Gruppe bestünde aus tattrigen, verwirrten Greisen oder es seien nur Stammtisch-Parolen ausgetauscht worden.

Die Gruppe soll so groß gewesen sein, dass sich verschiedene Abteilungen um die Strategie stritten und es Meinungsverschiedenheiten gab, wer die Führungspositionen einnehmen soll. Laut Presse wurden Verschwiegenheitserklärungen in dreistelliger Zahl gefunden (wohl nach eigener Rechtsauffassung geschrieben), was zeigt, dass man ohne Bürokratie nicht auskam. In einem Schließfach sollen weitere Goldbarren in Millionenwert lagern. Man kann sich vorstellen, dass es interne Verteilungskämpfe und Ungeduld gegeben hat. Es ist oft so, dass Führungsleute sich nicht dazu durchringen können, die erste größere Aktion zu starten und damit die ganze, mühevoll aufgebaute Struktur zu gefährden. Man gefällt sich in der Führungsrolle und Rebellen-Rolle und zögert.

t-online berichtete, dass ein früherer Bundeswehr-Oberst mehr als eine Woche vor der Razzia von dem Landeskriminalamt Bayern im Zuge einer Gefährder-Ansprache kontaktiert worden sei. Darauf hin könnte er andere Personen aus dem Netzwerk gewarnt haben. Ein anderer Verhafteter war früher Fallschirmjäger-Kommandeur und geriet unter Verdacht, bis zu 165 Schusswaffen aus DDR-Beständen entwendet zu haben.

Die Bundesanwaltschaft ließ durchblicken, dass die Gruppierung irrigerweise davon ausging, mächtige Verbündete zu haben. Es gäbe eine „Allianz“; eine Art Geheimbund von Regierungsmitgliedern, Militärs und Nachrichtendienstlern verschiedener Staaten; darunter auch Russland. Diese szenetypischen Illusionen basieren teilweise aus gewöhnlicher Russenpropaganda, laut der beispielsweise der Krieg gegen die Ukraine eine Kampf gegen eine satanische Weltverschwörung sei. Teilweise basieren sie aus der QAnon-Bewegung, die in den USA als Marketing-Stunt zugunsten begonnen hatte und von mehreren Republicans angefeuert wurde. Diese Hinhalte-Taktiken, auf einflussreiche rechte Kreise zu warten, gab es schon in den 1960er Jahren von der „John Birch Society“ die Millionen-Bestsellerbücher über Verschwörungen veröffentlichte. Selbstverständlich gab es nie eine Rettung Amerikas wie versprochen.

Die Traumtänzerei hat eine beachtliche Wirkung bei der Rekrutierung von Personen für radikale Gruppen und Aktionen. Ohne die ganze Propaganda wären vielleicht manche der „Reichsbürger“ nicht so aktiv gewesen. Aber die Booster-Wirkung hat auch ihren Preis. Wenn (verdeckte) Ermittler genau wissen, was die Extremisten glauben und sich wünschen, kann man mit dem entsprechenden Auftreten und passenden Mittelsmännern die Kreise infiltrieren.

Wenn sich deutsche Behörden dann auch noch helfen lassen von ausländischen Agenten, lässt sich deren Agieren besser verschleiern. Ein britischer oder amerikanischer Agent könnte ein Geschäftsmann sein, ein Adeliger oder sogar russisch wirken.

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