Kommentar
In den 1990er Jahren einigten sich die USA und Russland auf die NATO-Osterweiterung. Länder wie Polen durften dem westlichen Verteidigungsbündnis beitreten, aber nur unter der Bedingung, dass keine bedeutenden Streitkräfte aufgebaut werden. Die polnische Delegation fühlte sich überrumpelt und wusste, dass sie nur Mitglieder zweiter Klasse werden. Ob auch das wiedervereinigte Deutschland in einer heimlichen Zusatzvereinbarung massiv abrüsten musste, ist eine interessante Frage. Laut Medienberichten verfügen wir nur für Munition für ein bis drei Tage.
Viele deutsche Politiker schienen eine schnelle Niederlage der Ukraine in Kauf genommen zu haben, um die grundlegenden Beziehungen (und Geheimabmachungen?) mit Moskau zu bewahren. Als vor über 10 Jahren die Russen in einer Großübung den Kampf gegen Polen simulierten, platzte Radoslaw Sikorski, dem gut vernetzten ehemaligen Minister, der Kragen. Eine NATO-Mitgliedschaft auf dem Papier sei nicht genug; es bräuchte eine Präsenz von US-Truppen im Land.
Nach knapp 30 Jahren Leerlauf gehen die Polen nun also auf Einkaufstour. Über 600 Haubitzen, 1000 Kampfpanzer, spezielle Raketenwerfer und sogar Geschosse aus abgereichertem Uran. Letztere sind zwar ein Strahlenrisiko, verschaffen aber den Panzern die Durchschlagskraft, um vielleicht sogar die neuesten Armata-Panzer Russlands zu zerstören.
Vieles wird zugekauft aus Südkorea. Was aus den USA kommt, wird zum Teil auch von dort finanziert. Jaroslaw Kaczyński kündigte an, man werde bis zu 5% des Haushalts für Rüstung aufwenden.
„Wir wussten, dass in der Ukraine ein Krieg ausbrechen würde“, sagte der polnische Politiker Kaczyński von der regierenden Partei in einem Interview mit der rechtsgerichteten Wochenzeitung Gazeta Polska.
„Ich erkläre es so diplomatisch wie möglich: Es sah so aus, als ob sie (die Opposition) teilweise in den Plan (des Kremls) verwickelt war“.
Bei dem Flugzeugcrash von Smolensk vor über 10 Jahren wurde die konservative Führung Polens ausradiert. Der Hauptverdächtige war Russland, aber die westliche Politik und die Medien hielten sich völlig zurück.
Gemäß dem seit April 2022 geltenden Homeland Defense Act erlässt die Regierung jedes Jahr einen Erlass, der die Anzahl der Personen festlegt, die zum aktiven Militärdienst oder zu Militärübungen einberufen werden können. Anfang des Monats veröffentlichte das Verteidigungsministerium die Leitlinien für das nächste Jahr in einem Resolutionsentwurf.
Bis 2009 gab es in Polen eine Wehrpflicht für Männer, die jedoch zugunsten einer Berufsarmee abgeschafft wurde. In den letzten Jahren hat die wachsende Bedrohung durch Russland die Regierung jedoch dazu veranlasst, die Größe und Stärke der Streitkräfte zu erhöhen.
2017 wurde eine neue Territorial Defense Force gegründet. Das diesjährige Homeland Defense Act sieht eine Verdoppelung der Streitkräfte vor, von derzeit 143.500 Soldaten auf 300.000.