Kommentar

Bei seiner Rede zum „Tag des Sieges“ in Moskau hat Russlands Präsident Putin weder offiziell einen Krieg verkündet (an Stelle einer Spezialoperation) noch die große Mobilmachung. Propagandistische Überraschungen gab es auch keine. Der Angriff auf die Ukraine sei ein präventiver Schritt gewesen, meinte er, als ob das schwache ukrainische Militär eine Großinvasion vorbereitet hätte gegen die Supermacht Russland. Nicht einmal die Unterstützung der NATO vermochte sonderlich viel auszurichten zugunsten von Kiew. Die Vorstellung, dass Ukrainer mit Javelin-Rakaten, zivilen PKWs und ein paar alten Panzern aus Sowjet-Zeiten auf russisches Territorium zumarschiert wären, ist ungefähr so realistisch wie die Idee, Wladimir Putin sei der wiedergekehrte Jesus.

Die Ukraine habe sich mit Waffen der NATO aufgerüstet und so eine Gefahr dargestellt für das Land, sagte Putin auf dem Roten Platz in Moskau. Welche Waffen? Javelins mit geringer Reichweite? Ein paar Fahrzeuge aus Deutschland? Kalaschnikow-Munition?

Es ist, als würde ein Bundeskanzler die Invasion Hollands anordnen, weil man sich von Holland existenziell bedroht fühle.

Besonders ironisch ist die jährliche Siegesfeier, weil massive amerikanische Lieferungen des Lend-Lease-Programms Stalins Sieg möglich gemacht hatten. Genau dieses Programm wird nun in den USA wieder reaktiviert, allerdings ist Kiew der Begünstigte und nicht Moskau.

Das fundamentale Problem bleibt für das Putin-Regime: Eine große Mobilmachung wäre unpopulär, aber der Mangel an frischen Truppen wird immer drastischer. Der Krieg kostet jeden Tag ein Vermögen und die NATO hat wesentlich mehr Geld. Die Sache hinauszuzögern, spielt eher Amerika in die Hände.

Moskau habe immer wieder versucht, ein Abkommen für eine internationale Sicherheitslösung zu erzielen, heißt es. 1997 erfolgte aber das Einverständnis, dass osteuropäische Staaten der NATO beitreten dürfen, solange keine bedeutenden Militärverbände daraus hervorgehen. Es ist also das uralte Argument, die NATO hätte ihre Zusagen gebrochen.

Wie zu erwarten kam noch der Verweis auf einen möglichen Weltkrieg, so als würde man alles riskieren für Territorium, von dem man schon mehr als genug hat.

„Der Tod jedes Soldaten und Offiziers ist für uns schmerzhaft. Der Staat wird alles tun, um sich um diese Familien zu kümmern.“

Es bleibt abzuwarten, ob auf diese Worte Taten folgen. Junge russische Soldaten aus verarmten Problemfamilien gibt es bei den Streitkräften zuhauf.

laut Umfragen des Levada-Zentrums glauben 68% der Russen, dass die Operation erfolgreich verläuft. Putins Popularität sei ebenfalls auf 82% gestiegen.

Der Kreml hat bestritten, dass er eine Mobilisierung plant, obwohl einige Russen Einberufungspapiere und staatliche Anordnungen im Zusammenhang mit einer möglichen Mobilisierung online geleakt haben. Eine Reihe von Rekrutierungsbüros wurden seit März Ziel von Brandanschlägen, darunter eines im abgelegenen Nischnewartowsk letzte Woche, als Gerüchte über eine bevorstehende Mobilisierung zunahmen.

Aber eine formelle Mobilisierung, die dazu führen könnte, dass Zehntausende von Reservisten aus ihren Jobs entlassen und die Grenzen für Männer im wehrfähigen Alter geschlossen werden, ist etwas, das Russland in der jüngeren Vergangenheit nie durchgeführt hat.

Einige ehemalige Supporter Putins im Westen wollen die Krise aussitzen und hoffen auf einen Führungswechsel in Moskau, sodass ein Neuanfang behauptet werden kann.

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