Die französische rechtsextreme Kandidatin Marine Le Pen, deren Präsidentschaftskampagne in den letzten Tagen an Dynamik gewonnen hat, hat am Montag in einer Meinungsumfrage zu einer potenziellen Stichwahl gegen Emmanuel Macron 48,5% der Stimmen erzielt. Harris Interactive sagte in einer Umfrage für Business Weekly Challenges, dass ein Sieg von Macron – den Meinungsforscher in den vergangenen Monaten als fast ausgemachte Sache betrachteten – jetzt innerhalb der statistischen Fehlertoleranz liegt.
LePen und ihre Partei, sowie deren Vorläufer, suchten bewusst die Nähe zu Russland und entsprechenden Wahlkampf-Krediten. Immer mehr Details landeten in der Öffentlichkeit über geheime Meetings mit Mittelsmännern. Allerdings gibt es eine breite Reihe an internationalen Geheimdiensten, die die rechte Szene Europas unterwandern.
Die Front National (FN) wandelte sich von einer kleinen Faschisten-Partei zu einer Massenbewegung. Gegründet worden soll sie sein von François Duprat und der Organisation Ordre Nouveau auf Befehl von Jacques Foccart Anfang der 1970er Jahre. Jean-Marie Le Pen wurde erst 1978 nach dem Attentat auf Duprat der Parteivorsitzende. Duprat war ein Söldner in Afrika. Jacques Foccart der Direktor der Geheimdienste Frankreichs unter der Herrschaft der Gaullisten. Die Geheimdienste wollten mit der Gründung der FN womöglich die faschistischen Verlierer aus dem Zweiten Weltkrieg einfangen und deren politische Betätigung lenken.
Extrem rechte Agenten aus der FN sollen auf Wunsch von Präsident Mitterand in Tschetschenien zugunsten von Putins Regime die Islamisten infiltriert haben. Die Agenten in der Front National gingen zurück auf das alte GLADIO-Programm der NATO, bei dem im Falle einer drohenden linken Machtübernahme oder sowjetischen Invasion ein Netz aus Widerstandskämpfern aufgeboten werden konnte. Die Nachfolger der alten französischen GLADIO-Zirkel zählen aber heute zu den vehementesten Unterstützern einer Annäherung an Russland und der Idee eines eurasischen Großreichs von Lissabon bis Wladiwostik. Die interessante Frage ist, ob heute die leitenden, mächtigen Ultra-Rechten Frankreichs ihre Russlandliebe nur vortäuschen.
Frankreich ist ein zerrissenes Land, insbesondere seit dem zweiten Weltkrieg. Die Kommunisten waren wegen ihrem Kampf gegen die Nazis und die Vichy-Regierung recht beliebt und gruben sich tief in die Gesellschaft ein, lähmten die Industrie mit Massenstreiks und räumten ab bei den Wahlen. Wegen ihrer Nähe zu Moskau entschloss sich die US-Regierung, ein massives Netzwerk an Antikommunisten aufzubauen und großzügig zu versorgen. Rekrutiert wurden insbesondere Faschisten, Großindustrielle, Aristokraten, Militäroffiziere und Personal der Polizei- und Geheimdienstbehörden.
Eine der wichtigsten Figuren des sogenannten GLADIO-Systems war Francois de Groussouvre, der ehemalige Oberjägermeister und Verantwortlicher für nationale Sicherheit unter dem französischen Präsidenten Mitterand. Der Präsident hatte einst unter dem faschistischen Vichy-Regime gedient, wechselte dann ins Lager der Résistance.
Nach dem zweiten Weltkrieg sahen die übrig gebliebenen Faschisten in Westeuropa keine andere Wahl mehr, als widerwillig mit den Kriegsgewinnlern aus Amerika und Großbritannien zu kooperieren. Die Amerikaner lieferten Geld, Waffen, Aufklärung. Man machte sogar verschollen geglaubte oder beschlagnahmte Nazi-Gelder wieder frei. Jedenfalls zerplatzten nach 1990 mit der Sowjetunion gleichzeitig viele Träume der Euro-Faschisten. Es gab erst einmal keinen großen Feind mehr im Osten, von dem man Europa eines Tages “befreien” könnte. Die Gelder und die andere Unterstützung der Amerikaner wurde drastisch zurückgefahren. Unmut machte sich breit.
Russland wurde währenddessen faschistisch: Gewaltige (Staats-)konzerne wurden geformt, eine neue Einheitspartei geschaffen die nur wenig verhüllt war durch einen fassadenhaften Scheinparlamentarismus. Der Staat wurde erneut zum Gott, der Militarismus hochgezüchtet, ein Personenkult um Putin gezüchtet. Nachbarländer überfallen. Die christliche Kirche stärker benutzt, um das Volk zu lenken. Eine Aristokratie aus alten KGB-Kumpanen bezog Zarenschlösser und baute sich neue Paläste. Die Ultra-Rechten in Westeuropa müssen außerordentlich neidisch und begeistert gewesen sein über die Entwicklungen im Osten. Alte Geheimdienstkontakte wurden aufgefrischt und es wurde klar, dass die Eurofaschisten eine gänzlich neue Fassade brauchten.
Einer der bedeutendsten Vordenker der “Achse Paris-Berlin-Moskau” ist ausgerechnet Henri De Groussouvre, Sohn des alten GLADIO-Chefs Francois de Grossouvre.
Wer ist dieser Grossouvre? Zunächst ein französischer Unternehmensberater in wien. Parvulesco teilt über diesen Herrn mit, daß er „ohne Zweifel zu verantwortlichen Aufgaben in europäischem Maßstab berufen wird, im Kader einer Geopolitischen Gemeinschaft Frankreich-Deutschland-Rußland, die gegenwärtig im Entstehen ist.“ – Alexander Dugin und die rechtsextremen Netzwerke, Seite 69
Parvulesco ist ebenfalls ein pro-russicher Eurasien-Fanatiker. Der alte Henri De Grossouvre wird in Verbindung gebracht mit Luc Jouret, Begründer des Sonnentemplerordens, sowie und Jean Thiriart, der kurz vor seinem Tod noch den Eurasien-Chefdenker Alexander Dugin in Moskau besuchte. Der Autor Bruno Fouchereau glaubt, die von Thiriart geleitete nationalbolschewistische Splittergruppe sei ein Element von Gladio gewesen. In einer österreichischen Gladio-Dokumentation werden weitere Verbindungen von Thiriart aufgezeigt.
Eine faschistische Internationale, die an Gladio beteiligt gewesen sein soll, traf sich regelmäßig:
1970: Beginn der Beziehungen mit Verona, Treffen mit Soffiati, Besutti und Maggi, Ordine Nuove und geheime Verbindung mit Franzosen, Begiern von Tiriat [gemeint ist Thiriart], Giovane Europa, mit den Österreichern von Bort und den Deutschen vom Widerstand.