Am vergangenen Mittwoch sagte Frankreichs Macron im französischen Staatsfernsehen, die russische Invasion habe die Debatte um eine sogenannte EU-Armee verändert. Auf dem Verteidigungsgipfel am 10. März soll diskutiert werden, wie die EU vorerst eine Truppe von 5.000 Soldaten aufstellen könnte, die kurzfristig weltweit eingesetzt werden könnte.

Macron fügte hinzu, dass der Krieg in der Ukraine „die Ära verändert“ habe und die EU auf eine solche „beispiellose Veränderung“ reagieren müsse. Bislang kam das Projekt EU-Armee nur schleppend und indirekt voran; etwa mit der Fusion von Rüstungsherstellern, Koordination von Rüstungsentwicklungen und gemeinsamen Manövern. Nun ist alles anders; selbst die militär-müden Deutschen wollen nun ein Vermögen investieren.

Sogar der deutsch-französische Aachener Vertrag von 2019, den Merkel begrüßte als Schritt in Richtung EU-Armee, enthielt noch keine expliziten Schritte zur Bildung einer EU-Armee. Nur Frankreich und Großbritannien sind Atommächte und beide beäugen misstrauisch jede deutsche Aufrüstung. Die beiden ehemaligen Kolonialreiche sind notorisch dafür gewesen, ihre Eroberungen mit Zähnen und Klauen zu verteidigen, wie etwa in Indien oder Algerien. Beide betrachteten sich als legitime Nachfolger des Römischen Reichs. Ähnlich wie Russland sich mittlerweile als „drittes Rom“ vermarktet.

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung schrieb über eine angestrebte Mittelmeer-Union:

Der Union für den Mittelmeerraum gehören 43 Regierungen an, die mehr als 700 Millionen Menschen repräsentieren: Neben den 28 EU-Mitgliedsstaaten gehören alle Mittelmeeranrainerstaaten (außer Libyen) und Jordanien und Mauretanien zur UfM. (Die Teilnahme Syriens ist seit 2011 ausgesetzt).

Die WELT argumentierte 2013: „Um den Strom der Bootsflüchtlinge zu zähmen, müsse die Mittelmeerregion wieder eins werden – wie in der Antike“. Der Wunsch ist eine Neuauflage des römischen Imperiums:

„WÄHREND DER RÖMISCHEN KAISERZEIT WAR DER GESAMTE MITTELMEERRAUM VON DER SPANISCHEN PROVINZ BAETICA BIS ZUR PROVINZ JUDÄA GEPRÄGT DURCH DIE INSTITUTIONEN EINES EINZIGEN GROSSREICHES, ES HERRSCHTE DAS GLEICHE RECHT, ES GAB EINE GEMEINSAME AMTSSPRACHE UND WÄHRUNG.

Das alte Rom verteidigte seine Grenzen mit dem Limes, dem Hadrianswall, dem pontischen Limes an der Ostgrenze der Türkei und mit einer Befestigung in Nordafrika. Dies, so heißt es in der Springerpresse, war der  „Schengenraum der Antike“. Im selben Jahr hieß es in der WELT:

„IN ZEITEN DES RÖMISCHEN REICHES HIESS DAS MITTELMEER MARE NOSTRUM: UNSER GEMEINSAMES MEER. ES WAR KEINE FLÄCHE DER LEERE, SONDERN DAS MEDIUM, DAS EUROPA MIT AFRIKA VERBAND. DIE UM DAS MEER HERUM GELAGERTEN VÖLKER TRENNTE ETLICHES, ES VERBAND SIE ABER AUCH VIEL. UND ES WAR DIESE REGION, AUS DER EUROPAS KULTUR UND SEINE WERTE HERVORGEGANGEN SIND.

Die Augsburger Allgemeine interviewt den Ägyptologen Dietrich Wildung:

„DIE MODERNE GEOGRAFISCHE AUFTEILUNG IN EUROPA, ASIEN, AFRIKA IST HISTORISCH GESEHEN QUATSCH. ES IST EINE WELT. EINE MITTELMEER-UNION WÄRE EIN KONZEPT, DAS UNS IN ERINNERUNG RUFT, DASS ALLE ANRAINERSTAATEN DES MITTELMEERS – DIE AFRIKANISCHEN, DIE ASIATISCHEN UND DIE EUROPÄISCHEN – GEMEINSAME KULTURELLE TRADITIONEN UND AUCH GEMEINSAME KULTURELLE WERTE HABEN.“

Der SPIEGEL meldete 2008:

„NACH MONATELANGEM STREIT HABEN SICH FRANKREICHS STAATSPRÄSIDENT NICOLAS SARKOZY UND BUNDESKANZLERIN ANGELA MERKEL (CDU) AUF DIE KÜNFTIGE MITTELMEERPOLITIK DER EUROPÄISCHEN UNION (EU) VERSTÄNDIGT. BEI EINEM TREFFEN AM MONTAGABEND IN HANNOVER VEREINBARTEN SIE DIE BILDUNG EINER MITTELMEERUNION, DIE FÜR ALLE 27 EU-MITGLIEDER OFFEN SEIN SOLL.“

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