Kommentar
Trotz der großen Bestürzung, die von westlichen Politikern und Medien geäußert wird über den Krieg in der Ukraine, muss beiden Supermächten, den Angloamerikanern und den Russen, bewusst sein dass Stellvertreter-Kriege Business as usual sind und benötigt werden, damit man den Status einer Supermacht behalten kann.
Nach dem Ende der Sowjetunion kollabierte der russische Verteidigungshaushalt um 96%. Russland erschlaffte und als nächstes drohte die NATO zu erschlaffen. China war noch lange nicht zur Supermacht geworden.
Stellen wir uns vor, dieser Prozess des Erschlaffens hätte dazu geführt, dass verschiedenste Nationen die Gunst der Stunde nutzen, um unabhängiger und verteidigungsfähiger zu werden: Japan und Südkorea hätten sich aus dem Griff der Amerikaner befreien können. Japan hätte ein begrenztes Atomwaffenprogramm starten können, um den Erzfeind Russland abzuschrecken. Die Türkei unter Erdogan hätte versucht, ein neues Khalifat zu errichten; die erste muslimische Supermacht seit rund 100 Jahren. Weitere islamische Nationen hätten sich abgesondert von den Angloamerikanern. Frankreich wäre eigene Wege gegangen. Afrika. Südamerika.
Es ist unmöglich zu sagen, ob eine solche Welt zwingend per se friedlicher gewesen wäre, allerdings hätte ein breites Gleichgewicht unterschiedlicher Mächte die Attraktivität des Kriegs drastisch verringert.
Die USA benötigten laut dem neokonservativen Think Tank PNAC ein „neues Pearl Harbor“, ein schockierendes Event um Amerikas Status und Militär zu wahren. Dies wurde mit 9/11 erfüllt und so kam es zum „Krieg gegen den islamischen Terror“ als Zwischenspiel; solange bis Russland sich erholen und China zur Supermacht aufsteigen konnte.
Russland könnte sich nun gleichzeitig während der Ukraine-Invasion das Baltikum holen und Polen überrennen. Die einzelnen NATO-Mitgliedsstaaten in Europa sind relativ schwach und so schlägt die Stunde der EU und vor allem der USA. Nur die USA als Supermacht könne uns schützen vor den Russen. Niemand weist darauf hin, dass die Supermächte wohl längst ein heimliches Kartell bilden und miteinander koordinieren, wie die schwächeren Nationen unten gehalten werden.
Diverse Kreise an Unterstützern des russischen KGB-Regimes, ob nun gewöhnliche naive Bürger, Agenten, Rechtsextremisten oder versprengte Sozialisten die sich die UdSSR zurückwünschen, halten sich momentan rhetorisch zurück und warten auf den richtigen Moment, wenn beispielsweise die Kampfhandlungen beendet sind und Russland eine neue Ordnung etabliert in der Ukraine. Dann können die Putin-Fans loslegen mit einer Breitseite an Beschönigungen, dass es den Menschen dort nun viel besser erginge und die Welt nun insgesamt sicherer sei. so manche Extremisten wittern auch die Gunst der Stunde und erhoffen sich, dass inmitten des Chaos etwas für sie herausspringt. Vielleicht sogar eine Abspaltung östlicher Bundesländer von Deutschland. Sie sollten aber bedenken, dass es der NATO automatisch nützt, wenn Russland stärker wird und dramatische Eroberungen macht. Außerdem kann die NATO den Zugewinn an Stärke ausnutzen, um rigorors gegen die Putin-Unterstützer vorzugehen. Wer nach aktuellen Gesetzen mithilft, einen Überfall Russlands zu planen und vorzubereiten, kann lebenslang inhaftiert werden. Falls die frustrierten Putin-Fans einfach in den Ostblock überlaufen, ist die NATO sie los und in ihrem neuen Zuhause merken die Fans dann, dass sie den schlimmsten Fehler ihres Lebens begangen haben. Russland ist berüchtigt dafür, Leute für Revolutionen zu rekrutieren und sie danach abzuservieren.