Kommentar

Spotify, ein Privatkonzern für Unterhaltung, hatte sich mit der „Joe Rogan Experience“ eine Unterhaltungssendung eingekauft. Es gibt hauptsächlich Sportler als Gäste, Musiker, Comedians und Joe’s seltsame Freunde wie Joey Diaz. Dann ab und an gibt es Gäste, die über ihre Suche nach Atlantis reden oder über Außerirdische, deren Anti-Gravitations-Maschinen sie angeblich beim Militär gesehen haben, sowie über vermeintliche Hochzivilisationen vor den mesopotamischen Imperien. Für Spotify ist sowas unterhaltsame, harmlose Kost für ein Publikum im Cannabis-Rausch.  

Existierende Musik zu lizensieren und über Server an die Abonnenten auszuliefern, können auch Tidal oder Amazon Music. Legendäre Musik zu produzieren ist teuer und langlebige Hits sind selten. Einzelne Musikstücke dauern 3 oder 4 Minuten. Ein Album dauert rund eine Stunde und die Künstler haben davon nicht unbedingt gleich 50 Stück und liefern auch nicht jede Woche nach. Ein Podcaster wie Rogan kann hingegen billig pro Woche zig Stunden Content produzieren für fast null Kosten. Deshalb wollten auch verschiedene große Firmen über die Jahre hinweg Deals mit Rogan, die er aber ablehnte, weil die angebotenen Verträge zu kompliziert waren und einen Teil des Podcasts regelrecht in Besitz nehmen wollten. Spotify hielt es simpel und bot Geld dafür, dass Rogan einfach das Gleiche macht wie zuvor bei Youtube. Sobald eine Firma aber auf Kultur-Podcasts setzt, sind Probleme schon vorprogrammiert, weil heutzutage leider alles politisierter Kulturkrieg ist.

Wegen ein paar Gästen aus dem politischen Bereich, und zwei heiklen Gästen zur Coronapandemie wurde Rogan zur großen Hoffnung für einige Republicans, obwohl er gar kein Republican ist. Für die Republican-Unterstützer macht es Sinn, Rogan dazu zu animieren, weiter zu provozieren und den Bruch mit Spotify herbeizuführen, sodass jener dann einen Vertrag unterschreibt mit einem pro-Republican-Medienkonzern. Weder wollte er in den letzten Jahren der neue Beklatscher sein für die Republicans, noch wollte er den Stress und die Extra-Arbeit, ein eigenes komplizierteres Medienunternehmen zu leiten.

113 Episoden wurden nun von Spotify entfernt. Einer dieser Gäste sprach negativ über das Regime in Saudi-Arabien, wo Spotify sein Business ausdehnen wollte. Kyle Kulinski steht politisch eher links:

Es geht also beileibe nicht nur darum, dass das vermeintlich linke Spotify rechte Gastauftritte verschwinden lässt. Weitere gelöschte Gastauftritte waren oftmals ziemlich belanglos:

  • Alex Jones: Dieser entzauberte sich bei seinen Auftritten selber indem er über angebliche geheime Experimente mit halluzinogenen Drogen beim Militär spricht, über die Geheimverhandlungen mit Außerirdischen oder interdimensionalen Wesen geführt werden. Im Gespräch mit Rogan, wenn der sich unbeeindruckt gibt, bleibt von Jones‘ Wirkung nichts mehr übrig. Jeder kann jederzeit auf Jones’ Seite gehen und sich endlos Content reindröhnen.
  • Gad Saad: Ein Professor für Marketing.
  • Michael Malice: Anhänger von Ayn Rands Objektivismus. Extremlibertär.
  • Owen Benjamin: Ein Comedian. Wurde immer erfolgreicher in gewöhnlichen Medien, dann tweetete er gegen Trangsgender-Therapie für Kids und benutzte heikle Begriffe für ethnische Gruppe auf der Bühne. Versank immer tiefer im alt.right-Trend, geriet in die Falle von antisemitischen Märchen. Glaubte, er kennt die Geschichte der Imperien und vor allem die Geheimdienstgeschichte der Imperien. Sprach auf Konferenz über Flacherde. Covid- Truther. Wurde an zig orten gesperrt und will jetzt einen Patriot Compound in Idaho hochziehen.
  • Theo Von: Comedian. Podcaster. Das Rogan-Modell wird endlos kopiert. Mehr Laberei.
  • Tom Segura: Podcaster. Comedian.
  • Sargon of Akkad: Neurechts. Unterwegs mit UKIP. Hatte Projekt mit Tommy Robinson.
  • Gavin McInnes: Neurechts.
  • Milo Yiannopoulos: Neurechts.
  • Chris D’elia: Comedian. Hat Vorwürfe an der Backe über minderjährige Mädchen.
  • Adam Kokesh: Verstrahlter radikal-libertärer Aktivist.

Mehr Gerede bedeutet nicht zwingend mehr Nutzen für das Publikum. Rogan ist zudem noch UFC-Kommentator und Comedian und Vater. Wieviel Zeit, denken seine Fans, hat er tatsächlich für Recherche? Es wird sich zeigen, ob er weitermacht mit Sportler-Gästen und anderen unverfänglichen Promis, ohne politische Comedians. Oder ob er Profis anheuert für Recherche, und gezielter Gäste auswählt zu wichtigen Themen. Es ist unwahrscheinlich, dass er den Spotify-Deal platzen lässt, auch wenn einige dies momentan hoffen. Er ist wohl zu schlau, um sich verleiten zu lassen zu platten Provokationen, die ihn weiter auf die radikale Schiene bringen würden. Er könnte zwar einen für ihn typischen Compound gründen in Texas, aber das wäre jetzt nicht so eine Art Ruby Ridge im Kampf gegen die Windmühlen von Zion so wie bei seinem Gast Owen Benjamin.

Ähnliche Beiträge

Elon Musk nennt George Soros einen „Super-Bösewicht“ der die Menschheit hasst

2ndAdmin

Republicans schwächer als erwartet bei den Midterms, DeSantis stärkt seinen Anspruch aufs Weiße Haus

2ndAdmin

Rockefeller-Treibstoff für die Kommunisten

2ndAdmin