Kommentar

John McAfee, der schräge Pionier der populären Antivirensoftware für Computer, ist an dem Tag, an dem ein Gericht seine Auslieferung an die USA wegen Steuerhinterziehung genehmigte, an einem vermuteten Selbstmord in einem spanischen Gefängnis gestorben. McAfee, 75, wurde am Mittwochnachmittag in seiner Zelle im Gefängnis in Barcelona tot aufgefunden. Beamte sagten, dass die frühen Ermittlungen auf einen Selbstmord hindeuten, teilte das katalanische Justizministerium mit. McAfee hatte zu Lebzeiten allerhand hochtrabende Legenden gesponnen – so besäße er eine gigantische Datenbank mit belastendem Material über Korruption in den höchsten Ebenen der USA. Sein Framing lautete, falls er mal tot aufgefunden wird, stecke eine Mega-Verschwörung gegen ihn dahinter, weil er ein Held sei. Nun ist er tot und manche, die mit ihm assoziiert waren, spinnen diese Heldengeschichte entsprechend weiter.

McAffee erwartete nach der Auslieferung in die USA ein Gerichtsverfahren wegen diverser Steuerstraftaten. Wegen seinem hohen Fluchtrisiko wäre er in Untersuchungshaft geblieben und dann wohl zu Jahrzehnten an Haft verurteilt worden. Vor Gericht hätte auch sein Heldenmythos kollabieren können. Seine beste Chance wäre gewesen, zu gestehen und eine niedrigere Strafe zu akzeptieren. Selbst dann wäre die Haftzeit immer noch zu lange für ihn gewesen im Alter von 75 Jahren und zudem gab er an, vollkommen pleite zu sein.

McAfee wollte nicht länger im Gefängnis bleiben, sagte sein Anwalt Javier Villalba gegenüber Reuters. Kurz nach seiner Verhaftung im letzten Jahr veröffentlichte McAfees Twitter-Account einen düsteren Hinweis, dass im Falle eines scheinbaren Selbstmordes eine Verschwörung gegen ihn schuld wäre.

»Ich bin hier drin zufrieden. Ich habe Freunde. Das Essen ist gut. Alles ist gut. Wisse, dass es keine Schuld von mir ist, wenn ich mich à la Epstein erhänge“,

twitterte er. Er vermarktete sich als Opfer einer Kampagne, weil er sich als libertärer Politiker versucht habe. Dadurch gewann er an Popularität bei einem libertären Publikum, das ihm frisches Geld über fragwürdige Krypto-Investments verschaffen sollte. Er war berüchtigt für seinen Rockstar-Lebensstil mit jeder Menge Alkohol, Drogen, Prostituierten und zeitweise sogar einem Harem an Mädchen.

McAfee türmte nach Belize und besuchte eine Bar namens Lover’s, die auch ein Bordell war, in die er, wie er sagte, gehörte. Obwohl er eine Freundin hatte verschaffte ihm der Besitzer von Lover’s etwa 2010 herum ein 16-jähriges Mädchen.

McAfee konnte bis 2012 rechtlichen Problemen aus dem Weg gehen, als er als Person von Interesse bei dem Mord an seinem Nachbarn in Belize, Gregory Faull, genannt wurde. Faull wurde in seinem Haus neben McAfees Anwesen tot aufgefunden, mit einer einzelnen Schusswunde im Kopf. Die Staatsanwaltschaft in Belize vermutete, dass McAfee beteiligt gewesen sein könnte, weil er sich lange mit seinen Nachbarn über die Wachhunde auf seinem Grundstück gestritten hatte.

McAfee reagierte mit weitreichenden Drohungen, Informationen freizugeben, von denen er sagte, dass sie die Korruption auf höchster Ebene der CIA sowie anderer US-Behörden aufdecken würden.

„Wenn ich verhaftet werde oder verschwinde, werden 31+ Terrabyte belastender Daten an die Presse weitergegeben“,

sagte McAfee kürzlich in einem Tweet. Es ist nicht zu erwarten, dass tatsächlich eine große Enthüllung kommt. Nur wenige Minuten nachdem sein Tod gemeldet wurde, veröffentlichte sein offizieller Instagram-Account ein einfaches Bild des Buchstabens „Q“ in einem offensichtlichen Verweis auf die QAnon-Verschwörungstheorie. Das ist mal wieder Aktivisten-Futter, aber mehr nicht.

Ähnliche Beiträge

Ukraine-Konflikt wirft Pläne über Russengas und Ost-Atomkraft für Deutschland durcheinander

2ndAdmin

Mutation in Sibirien aufgetaucht, die eine „Anpassung“ des Impfstoffs erforderlich machen könnte

2ndAdmin

War der Hanau-Tatverdächtige hochgradig paranoid und schizophren?

2ndAdmin