Kommentar

Der neue Werbespot für Russia Today Deutsch ist reinster Hipster-Dreck:

So als hätten autistische Russen in den 1990er Jahren versucht, eine Art MTV für Nachrichten zu basteln. Chefredakteurin Dinara Toktosunova schmarrt mit dickem Akzent, dass es „immer etwas zu tun geben wird“, untermalt von Videobildern über Demonstrationen gegen die Ramstein-Basis, für Tierrechte und Umweltschutz und für Julian Assange. So könnte auch ein Sender aussehen von DIE LINKE. Dann kommt Programmdirektor Alexander Korostelev ins Bild gewackelt, der übertrieben auf seine Armbanduhr starrt beim Vorbeilaufen, und das „volle Programmm“ verspricht. Kreative Slogans verspricht er verständlicherweise nicht, denn er hat keine. Dann kommt die Social Media-Ressortleiterin Maryna, die einen Fuß vor den anderen setzt mit ausgestreckten Armen wie bei einem Alkoholtest. Lautet die Message etwa, dass es sich um eine trockene Redaktion handelt? Eine Kein- Vodka-Regel? Oder doch alle autistisch wie bei Rain Man? Stefan, der Social Media-Redakteur wirkt sterbenslangweilig, verspricht aber „viel Aufmerksamkeit“. Die hat er wohl bisher in seinem Leben nicht bekommen. Dann: Bühne frei für den tanzenden Igor, der sich stilmäßig an 90er-Jahre-Boybands orientiert und mit seinem Ohrring in Russland wohl in Lebensgefahr schweben würde. Dann kommt Sebastian, der „Endredakteur“ der aussieht wie Jaws, der „Beißer“ in den alten James Bond-Filmen, alias Zbigniew Krycsiwiki aus dem sowjetischen Polen.

Beißer, ich meine natürlich, Sebastian der Endredakteur, verspricht „Adrenalin pur“. Das ist das erste, was man der RT-Crew abkaufen könnte. Bei dem Redakteur Alireza handelt es sich wohl um Seyed Alireza Mousavi, den Politikwissenschaftler. Bei eigentümlich frei schwafelte er, „Deutsche Patrioten sehen Russland als Bündnispartner“.

Vor ein paar Jahren wollten die Russen bereits einen deutschen Ableger des „Nachrichtensenders“ Russia Today (RT) in Deutschland starten und per Satellit ausstrahlen, aber die westlichen Wirtschaftssanktionen hatten wohl die Einnahmen des russischen Staats wegbrechen lassen und so reichte es nur für eine deutsche Webseite und ein paar Youtube-Sendungen. Jetzt soll es bis Ende des Jahres endlich klappen und die alteingesessenen deutschen Medien befürchten einen Rückgang ihres Einflusses und ihrer Einkünfte. Notfalls springen im Westen natürlich irgendwelche Regierungen und „Stiftungen“ von Milliardären ein, um alteingesessene Medien zu subventionieren. Dann gibt es noch die Öffentlich-Rechtlichen. Und natürlich könnten Behörden und Gerichte den Russen bei RT einen Strich durch die Rechnung machen mit dem Kernvorwurf, es handle sich bei RT um keine normale Presse, sondern den verlängerten Arm der Abteilung für psychologische Kriegsführung der russischen Geheimdienste.

So fragte der SPIEGEL bei RT nach, ob der Chefredakteur Alexander Korostelev irgendwelche Geheimdienstverbindungen hat, weil er ja am „Staatlichen Moskauer Institut für Internationale Beziehungen“ studiert hat, „das dem Moskauer Außenministerium untersteht“.

Die Antwort von Korostelev ist ein standardmäßiger Gleichschritt aus Abblocken, Ablenken und Gegenangriff:

„Da dem Gründer des Spiegel Rudolf Augstein die Ehrendoktorwürde der MGIMO, meiner Alma Mater, verliehen wurde, werden Sie in Ihrem Artikel sicherlich thematisieren, ob und in welcher Form Herr Augstein mit dem Auswärtigen Amt der Russischen Föderation und/oder den russischen Geheimdiensten (FSB, SWR etc.) zusammengearbeitet hat.“

Er weicht der eigentlichen Frage nach seinen Verbindungen komplett aus (Abblocken), spricht stattdessen über Rudolf Augstein (Ablenken) und fragt nach dessen Geheimdienstverbindungen (Gegenangriff).

Wir können auf jeden Fall festhalten, dass er in irgendwelchen „Sonderseminaren“ oder in „Semesterferien“ nichts Substanzielles gelernt hat über Stil, sonst hätte er jetzt nicht diesen grässlichen TV-Spot zu verantworten.

Es heißt, die neue Führung hat in den vergangenen Wochen begonnen, den Sender RT umzubauen. Man will weg vom Image des „Putin-Sprachrohrs“ und eher ein breiteres Publikum bedienen, was aber die deutschen Hardcore-Fans bitter enttäuschen könnte, die sich Berichterstattung wünschen, laut der COVID ein Fake sei und Björn Höcke der Retter des deutschen Volkes. Der autistische Werbespot deutet ja an, dass man auch ein linkes Publikum und die Mitte umwerben möchte.

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