Kommentar

Der Fall Nawalnij wird nicht unbedingt das Pipeline-Projekt „Nord Stream 2“ stoppen, könnte aber ganz andere Konsequenzen haben. Wenn Russlands Dissidenten laufend im Gefängnis landen, von Unbekannt erschossen und vergiftet werden, könnten westliche Geheimdienste nach dem Prinzip „tit-for-tat“ zurückschlagen mit mehr oder weniger subtilen Zersetzungsmaßnahmen gegen Putin-Propagandisten. Im Kalten Krieg liefen knallharte Programme wie CHAOS oder PHOENIX, bei denen auf sowjetische Agenten und Sympathisanten abgezielt wurde.

Die vehementesten Verteidiger des Putin-Regimes liefern den westlichen Geheimdiensten genau die Vorwände und juristischen Trigger, die gebraucht werden, um harte Bandagen anzulegen. Boris Reitschuster kommentiert aktuell:

„Was mich aktuell im Fall Nawalnij, den ich persönlich kenne und durchaus kritisch sehe, besonders wundert: Wie viele Menschen und gerade Kollegen plötzlich Russland-Fachleute sind und sich zutrauen, eine kompetente Einschätzung abzugeben. Ich würde mich zum Beispiel über die USA, die Türkei oder andere Länder, die ich kaum kenne, nur extrem zurückhaltend äußern. Bei Russland und Putin fehlt sehr vielen leider diese Zurückhaltung völlig. Obwohl sie nicht die Landessprache kennen, Medien nicht im Original kennen und zu einem großen Teil gar nicht oder nur kurz im Lande waren. Mangelnde Kompetenz kompensieren sie mit Lautstärke und Überzeugung. Auch das führt zu einer massiven Verzerrung in der Wahrnehmung.“

Ähnlich verhielt es sich im Kalten Krieg mit den westlichen Linken, die sich äußerst verständnisvoll verhielten gegenüber der Sowjetunion und dies einbauten in ihre „Counter Culture“ gegen das als rechts bezeichnete West-Establishment. Heutige Kreml-Fans zeigen Verständnis für Putins Polizeistaat oder leugnen ihn ab, fangen aber das heulen an, wenn sie mal auf Facebook gesperrt werden.

Reitschuster verwendet das treffende Argument, dass es einen generellen Trend in Russland gibt, der im Ganzen betrachtet werden muss:

„Was ich aber klar sagen kann: Putin hat die volle politische Verantwortung. Weil er ein System geschaffen hat, in dem Mörder im Parlament sitzen und ausgezeichnet werden. In dem politische Morde nicht verfolgt werden. In dem Gegner entmenschlicht und als “Faschisten” dargestellt werden. In dem Nawalnij nach der Vergiftung zunächst nicht ins Ausland gelassen wurde, und nicht einmal seine Frau zu ihm durfte. In dem eine Notlandung des Flugzeugs verhindert werden sollte. In dem jetzt absurde Unterstellungen verbreitet werden. Wie die von der Vergiftung in Berlin. Erschreckend auch, wie viele Claqueure Putin in Deutschland hat, die das treu nachplappern.“

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