Dogmen geben den Menschen das trügerische Gefühl von Gewissheit, Kontrolle, Sicherheit, Identität und Besonderheit. Wenn man sich einlässt auf typische Dogmen, entfernt man sich aber von der Realität anstatt sie zu (be-)greifen, man verliert Kontrolle statt sie zu gewinnen, man begibt sich in Gefahr statt sicherer zu werden und man verliert seine individuelle Identität und ersetzt jene durch eine künstliche Gruppenidentität. Menschen erfinden sich regelrecht neu durch Dogmen. Sie sind nach dem Radikalisierungsprozess nicht mehr nur der latent depressive “Max Mustermann”, sondern sie halten sich dann für “Max Mustermann, der erleuchtete Krieger des Lichts, auf besonderer Mission zur Rettung der Menschheit vor den satanischen Kräften des Bösen”. Sie fühlen sich besonders, sie haben eine Mission, einen besonderen Grund zu existieren. Aber ihre neue Identität ist äußerst brüchig und wackelig. Sie ist auf Sand gebaut und auf tönernen Füßen.