Kommentar

Russlands beabsichtigte Machtdemonstration in der Ukraine ist zur Schwächedemonstration verkommen: Rückzüge, fehlende Lufthoheit, erhebliche Versorgungsmängel, 100.000 Truppen verloren und Führungschaos in Moskau. Ständig fallen hohe Funktionäre aus dem Fenster oder aben seltsame Herzinfarkte. Auf die Ankündigung, hunderttausende weitere Soldaten ins Feld zu schicken, wurde im Westen gekontert mit der Ankündigung, Kampfpanzer zu liefern.

Die Frage wird immer dringender, was geschieht, wenn Russland verliert und nicht auf Atomwaffen zurückgreift? Der Experte Martin van Crefeld spricht aktuell in der WELT von der „Angst vor einer Niederlage Russlands“.

China, so heißt es, würde mühelos russisches Gebiet übernehmen und sich ausdehnen. Die ethnisch-klassischen Russen würden weiter schrumpfen und in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Muslimische Nachbar-Nationen könnte die Gelegenheit nutzen, um Eroberungen zu machen. Ganze Regionen würden in Flammen aufgehen.

Van Crefeld meint, „dank der Teilung durch zwei Supermächte“ und der atomaren Bedrohung sei Mittel ubnd Westeuropa im Kalten Krieg stabil und friedlich gewesen. Kein normales Land wagte es, angesichts des Ost-West-Konflikts aus der Reihe zu tanzen. Nach dem Zusammenbruch der UdSSR setzte sich dieses Prinzip fort unter Jelzin und zeitweise unter Putin.

Im Prinzip verrät van Crefeld hier die Argumentation, warum Russland seit 100 Tagen westliche Technologie verkauft bekommt aus dem Westen und warum es immer wieder Appeasement gab: Ein inoffizielles Understanding an der Spitze der Supermächte sei dem üblichen Chaos vorzuziehen, wenn alle möglichen gewöhnlichen Länder Imperium spielen wollen; vor allem mit ABC-Waffen.

Der gegenwärtige Krieg in der Ukraine droht diese glückliche Zeit zu beenden, indem er alte Konflikte wieder aufleben lässt.

Was nicht verraten wird, ist das eine Art heimliches Kartell der Supermächte eigentlich nur dann funktionieren kann, wenn regelmäßig Stellvertreterkriege geführt werden wie in Vietnam oder Korea. Das heimliche Absprechen von solchen Stellvertreterkrieg mit Millionen Opfern mag theoretisch einer Situation vorzuziehen sein, in der viele Länder Kriege führen, ist aber trotzdem völlig illegal.

Im Kalten Krieg schrieb der Sicherheitsexperte Professor Carroll Quigley, dass er die Argumentation hinter einem heimlichen Kartell teilweise nachvollziehen kann, er aber den Eliten nicht genügend traut. Seltsame strategische Täuschungsmanöver der Briten und Amerikaner vor dem Zweiten Weltkrieg (inklusive massives Appeasement) liefen völlig aus dem Ruder.

Selbst einzelne Stellvertreterkriege können heute mehrere zehn Millionen Todesopfer fordern und sich unkontrolliert ausweiten.

Van Crefeld oder diverse hohe Politiker sagen es nicht laut und ganz deutlich, aber sie bevorzugen anscheinend einen länger gezogenen Stellvertreterkrieg in der Ukraine, bei dem Russland nicht als Verlierer, aber auch nicht als großer Gewinner hervorgeht. Putin sollte abgesägt und durch jemanden ersetzt werden, der das Zusammenspiel der Supermächte NATO und Russland aufrecht erhält.

Was ist aber, wenn Russland und China einen Mehrstufenplan seit vielen Jahren ausgeheckt haben und der Ukraine-Überfall nur die erste Stufe war? Was wenn Moskau seit der chinesischen Revolution die komplette Kontrolle über China ausübt? Was ist, wenn alle drei Supermächte in einem heimlichen Kartell sind? Was ist, wenn alle drei Supermächte gemeinsame Wurzeln haben?

Ähnliche Beiträge

Recentr NEWS (04.08.20) Die Techniken, um politischen Aktivismus zu Fall zu bringen

2ndAdmin

Die Influencer sind komplett gescheitert (und werden auch bei der nächsten Krise versagen)

2ndAdmin

SVB war schon länger eine Zombie-Bank

2ndAdmin