Kommentar

Der russische Guru der neurechten Szene, Professor Alexander Dugin, feierte in einem neuen Beitrag in der Publikation „Geopolitica“ die „Seuchengötter“ aus der Antike und hofft auf einen Wandel.

Der Ausbruch im Westen sei wegen durchlässigen Grenzen und grenzüberschreitenden Handel so schnell vorangeschritten und deshalb müsste man sich stattdessen orientieren an dem Konzept eines „geschlossenen Staats“ und einer „geschlossenen Wirtschaft“ von dem deutschen Philosophen Johann Gottlieb Fichte.

Dass das russische Regime, dem er zuarbeitet, auf einen regen Austausch an Gütern angewiesen war mit Europa und dem Rest der Welt, und dass das Virus inzwischen auch in Russland wütet, erwähnt Dugin hier nicht. Es sollte ihm auch nicht entgangen sein, dass ausgerechte in seiner Heimat HIV/AIDS fast unkontrolliert wütete.

In Russland sieht es vielleicht bald so aus wie in der Produktion Epidemiya:

Den westlichen (und völlig greisen) Oligarchen George Soros, der Geld an linke Organisationen spendet, sollte laut Dugin „gelyncht“ werden, während man Johann Gottlieb Fichte ein Monument errichten solle. So einfach macht sich Dugin die Welt.

Fichte war früh von Talentsuchern aus Kreisen des Uradels bzw. Hochadels aus Sachsen entdeckt und gefördert worden. Er verlobte sich mit der Nichte des Dichters und Freimaurers Klopstock, der wiederum gefördert worden war durch den König Friedrich V. von Dänemark (Welfen). Der Welfen-Hochadel von Dänemark kontrollierte den eigentlichen Start des Freimaurertums in Schottland und die Welfen aus Hannover übernahmen dann 1717 das Freimaurertum und verpassten jenem einen neuen Gründungsmythos. Klopstocks Freund Johann Bode bewegte sich Welfen-Kreisen ( als sachsen-gothaischer Legationsrat sowie hessen-darmstädtischer Geheimrat), war eine führende Persönlichkeit im Freimaurertum und bei den Illuminaten, eine Tarnorganisation des britischen Reichs bzw. des Welfen-Adels. Der formelle Anführer der Illuminaten Weißhaupt hatte ebenfalls Förderer aus dem Welfen-Adel besessen.

Fichte trat in der Schweiz den Freimaurern bei und arbeitete in Deutschland an der der Reform der Großloge Royal York zur Freundschaft. Jene war damals eine der acht anerkannten Großlogen im Deutschen Reich. Am 27. Juli 1765 wurde der damals 26-jährige Herzog Eduard August von York, Bruder von Georg III., König von England, aufgenommen. Der Herzog befand sich auf der Durchreise in Berlin, übernahm die Rolle des Protektors der Loge, die ihm zu Ehren den Namen „Loge Royal York zur Freundschaft“ annahm. Diese enge Verbindung nach England führte am 24. Juni 1767 zu einem Anschluss an die Großloge von England.

Ein Monument für Fichte? Er verbreitete zusätzlich noch die typische Desinformation, die auch andere Figuren aus dem Welfen-Umfeld wie Luther zelebrierten:

Fast durch alle Länder Europas verbreitet sich ein mächtiger, feindselig gesinnter Staat, der mit allen übrigen im beständigen Kriege steht, und der in manchen fürchterlich schwer auf die Bürger drückt; es ist das Judenthum

Die Welfen von Hessen-Kassel benutzten die jüdische Familie Rothschild lediglich als Buchhalter, Dienstleister, und Ablenkung. Die volle Kontrolle blieb beim Adel, aber es wurde das Märchen geschaffen, die Rothschilds hätten nach der Schlacht von Waterloo ein Vermögen an der Börse zulasten der Oberschicht gemacht und ungehindert die City of London, Bank of England und generell das Britische Imperium übernommen.

Dugin, der sich in den letzten Jahren als russisch-orthodoxer Christ vermarktet, ist eigentlich ein glühender Okkultist, und in seinem Text findet sich seine Begeisterung wieder für antike Mysterienkulte:

Ich beginne zu verstehen, warum in einigen Gesellschaften die Pestgötter verehrt und angebetet wurden. Die Ankunft der Pest ermöglicht eine vollständige Erneuerung der Gesellschaften. Die Epidemie hat keine Logik und verschont weder die Edlen noch die Reichen noch die Mächtigen. Sie vernichtet jeden wahllos und bringt die Menschen zu der einfachen Tatsache des Seins zurück. Die Pestgötter sind die gerechtesten. Antonin Artaud schrieb darüber und verglich das Theater mit der Pest. Der Zweck des Theaters besteht laut Artaud darin, mit aller möglichen Grausamkeit den Menschen wieder zu der Tatsache zurückzuführen, dass er ist, dass er hier und jetzt ist, eine Tatsache, die er beharrlich und konsequent zu vergessen sucht. Die Pest ist ein existenzielles Phänomen. Die Griechen nannten Apollon Smintheus „den Mäusegott“ und schrieben seinen Pfeilen die Macht zu, die Pest zu bringen. Hier beginnt die Ilias, wie jeder weiß. Das würde Apollo tun, wenn er sich die moderne Menschheit anschauen würde – Banker, Blogger, Rapper, Abgeordnete, Büroangestellte, Migranten, Feministen… das war’s.

Selbstverständlich legt er den Fokus auf die simple Verschwörungshyothese, dass die links-jüdisch-amerikanische Weltverschwörung den Virus losgelassen hätte:

Die „Pestgötter“ mögen sich als ganz bestimmte Vertreter der globalen Finanzelite erweisen, die die „Grenzen des Wachstums“ längst erkannt hat. Aber selbst in diesem Fall – vor allem, wenn dies nicht der Beginn eines vollwertigen globalen Völkermords ist, sondern nur ein Test – ist die Schlussfolgerung dieselbe: Diejenigen, die vorgeben, für menschliche Gesellschaften verantwortlich zu sein, sind nicht das, was sie zu sein scheinen.

 

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