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Mögliche pro-russische ideologische Motivation des mutmaßlichen Verräters beim Bundesnachrichtendienst (BND)

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Kommentar

Nach der Verhaftung von Carsten L., einem leitenden Beamten des Auslandsnachrichtendienstes BND, ging auch der deutsch-russische Geschäftsmann Arthur E. ins Netz. Dieser hat nun laut Presseberichten gestanden, als Kurier Informationen von Carsten L. nach Moskau gebracht und in einem Restaurant an den FSB übergeben zu haben. Dafür gab es Geld. Dennoch soll E. darauf beharren, im Glauben gewesen zu sein, im Sinne des BND gehandelt zu haben. Bei seiner Rückkehr von der zweiten Moskau-Reise habe ihn nicht Carsten L. empfangen, sondern jemand anderes vom BND, der aber womöglich nicht wissentlich an einem Verrat beteiligt war. E. hat eine russische Frau.

Laut einer Recherche von „Zeit Online“ und dem ARD-Magazin „Kontraste“ hätte Carsten L. im Dezember 2015 und im Dezember 2016 jeweils 100 Euro an die Partei AfD gespendet. Er soll zudem fundamentale Kritik an der Bundesregierung geäußert haben.

L. scheint zu schweigen, während E. behauptet, von L. getäuscht und benutzt worden zu sein.

Die öffentlich bekannten Details lassen viele Rückschlüsse noch nicht zu. Allerdings ergibt sich das Bild eines ideologisch zerrissenen und irregeleiteten Behördenapparats. Die AfD war 2015/2016 angesichts der Flüchtlingskrise deutlich nach rechts gerückt und der neue US-Präsident Trump äußerte Sympathien für Russland. Dies nährte die stark vereinfachte Weltsicht, es gäbe eine finstere linke Weltverschwörung und eine gute, christlich-konservative Weltallianz.

Möglicherweise war Carsten L. über die Bundesregierung erbost, fühlte sich in seiner Position machtlos und wollte selbst an der Bundesregierung vorbei tätig werden. Wie viele Leute im Behördenapparat denken ähnlich wie er? Hatte er sich aus dem Internet „informiert“? Wie qualifiziert war er, das russische Regime und dessen Verhältnis zum Westen wirklich kompetent einzuschätzen?

L. wurde zum Verhängnis, dass ein anderer westlicher Geheimdienst einen Datensatz im russischen Apparat entdeckte, der eindeutig dem BND zuzuordnen war. Die Daten enthielten Erkenntnisse über Russland. Erst nach der Warnung aus dem Ausland gelang es dem BND, Carsten L. als mutmaßlichen Maulwurf zu identifizieren.

An der Spitze

Am 8. Oktober 1968 beging der westdeutsche Admiral Hermann Lüdke, ehemals bei der Logistik am NATO-Hauptquartier in Europa und somit vertraut mit den Standorten von rund 1000 Atomwaffen, Selbstmord. Er hatte anscheinend mit einer Minox-Kompaktkamera streng geheime Dokumente fotografiert. Gegen 16:30 Uhr wurde Lüdkes Leichnam in einem Forst in der Nähe der Ortschaft Immerath/Eifel aufgefunden, nachdem Dorfbewohner gegen 15:00 Uhr einen Schuss gehört hatten. Möglicherweise wurde er ermordet.

Am gleichen Tag erschoss sich Lüdkes Freund, der stellvertretende Leiter des Bundesnachrichtendienstes (BND) Generalmajor Horst Wendland. Offiziell tat man es als tragischen Vorfall ab, aber der KGB-Überläufer Oleg Gordiewski verweist darauf, dass Wendland laut einem tschechischen Überläufer für den Dienst StB spioniert hatte.

Wendland war auch für eine deutsche Stay-behind-Organisation (F-Netz) zuständig. Wendland litt seit Ende 1966 unter Depressionen und nahm sich am 8. Oktober 1968 in seinem Dienstzimmer in Pullach mit einer Pistole das Leben. Am selben Tag starb der unter Spionageverdacht stehende Flottillenadmiral Hermann Lüdke durch eine Kugel. Da es im Oktober 1968 noch vier weitere Todesfälle im Umfeld Bonner Ministerien gab und sieben Wissenschaftler in die DDR flüchteten, wurde spekuliert, dass verschärfte Sicherheitsüberprüfungen Agenten in den Selbstmord bzw. die Flucht getrieben haben könnten.

Am 29. Oktober gab der Generalbundesanwalt Ludwig Martin die Verhaftung von sechs Agenten aus dem Gebiet des Warschauer Pakts bekannt, die im Verdacht standen, eine Bundeswehrrakete entwendet und nach Moskau transportiert zu haben. Aufgrund von Lüdkes Tod wurden die Ermittlungen eingestellt.

Innerhalb von zwei Wochen gab es Selbstmorde von Oberstleutnant Johannes Grimm aus dem Bundesverteidigungsministerium und von Hans-Dietrich Schenk aus dem Wirtschaftsministerium.

AlexBenesch
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