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Die Ukraine war genauso infiltriert wie Deutschland

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Kommentar

Die Briten und Amerikaner hatten in den 1920er und 1930er Jahren die Chance, einen vernünftigen ukrainischen Nationalismus zu fördern und damit den russisch dominierten Sowjetkommunismus einzudämmen. Die Anglo-Geheimdienste netzwerkten zwar mit ukrainischen, russisch-konservativen und weiteren solchen Organisationen, aber hintenrum verkaufte man den Russen alle mögliche Technologie, die direkt und indirekt Kriegskapazitäten förderte.

Die britische Herzogin Katharine von Atholl arbeitete mit Anatole Baykolov zusammen, der 1917 als Flüchtling aus Russland in Britannien angekommen war. Er hatte viele Kontakte in der Heimat und versorgte Winston Churchill und Sir Robert Vansittart mit Informationen. Aber das Ziel des britischen Empires und der Amerikaner war in Wirklichkeit gar nicht, den Anhängern der alten russischen Verhältnisse zum Sieg über die Kommunisten zu verhelfen. Britannien bot nur Hilfe an, um die Gegner der Kommunisten auszuhorchen.

Der britische Geheimdienst MI6 hatte in Paris, wohin viele Russen geflüchtet waren, Wilfred Dunderdale und Dick Ellis stationiert, um Kontakte zu knüpfen. Geld für die russischen Exilorganisationen kam entweder über zwischengeschaltete Stellen vom Geheimdienst oder über Geschäftsleute wie Sir Henry Deterding von Royal Dutch Shell.

Die britische Spionage war frühzeitig vorgewarnt vor Stalins Programm, um die Ukraine auszuhungern und zu unterwefen. Der naheliegende Plan, um die UdSSR einzudämmen, wäre gewesen, Getreide und Waffen an die Ukraine zu liefern und brauchbare Führungsleute dort zu finden. Auch das Nazi-Regime ab 1933 wäre so effektiv abgeschreckt worden. Stattdessen kam es zum Holodomor, zur Nazi-Besatzung und dann zur sowjetrussischen Besatzung.

In jeder Phase boten der britische Geheimdienst MI6 und die amerikanischen Dienste wie der OSS und die CIA ukrainischen Netzwerken „Hilfe“ an.

Lord Vansittart werkelte mit dem Geheimdienstchef Sir Stewart Menzies und Churchills Geheimdienstkoordinator Desmond Morton. Wie ein „Babysitter“ bearbeitete Vansittart die Exil-Organisationen gegen Ende des Zweiten Weltkriegs. Eigentlich hätte verhandelt werden müssen, dass Stalins UdSSR sich nicht nach Osteuropa ausdehnt, aber genau dies war das Ergebnis.

Gruppen wie die „Russischen Revolutions-Kräfte“ mussten sich damit begnügen, in München im Büro zu sitzen und Propaganda-Operationen gegen den Ostblock zu verwalten.

Einer von Lord Vansittarts wichtigsten Mitarbeiter war ausgerechnet Kim Philby, der Verräter der alle Infos über die Exil-Organisationen an Moskau verriet. Im Mai 1949 warnte der ehemalige SS-Offizier Werner Ohletz die Amerikaner, dass die ganzen Exil-Organisationen infiltriert waren vom sowjetischen Geheimdienst NKVD. Der MI6 und die CIA hatten immer noch die Hoffnung, dass man von Frankfurt aus signifikante Aktivitäten aus durchführen konnte mit Hilfe der Exilgruppen. Aber die zunehmenden Fehlschläge ließen nur den Schluss zu, dass man die Aktivitäten besser einstellen sollte.

Viele Exil-Aktivisten waren dermaßen antikommunistisch, dass sie bestimmte Ansichten beibehielten aus ihrer Zeit als Kollaborateure der Nazis. Manche ehemaligen Nazi-Netzwerke im Ostblock wurden an die Briten und Amerikaner weitervermittelt. Der britische Major John Fuller hatte bereits in den 1930er Jahren den Ober-Faschisten, Antisemiten und Okkultisten gespielt. Er war Mitglied der britischen Union of Fascists, im inneren Zirkel von Sir Oswald Mosley und besuchte sowohl Hitler als auch Mussolini. Er war Mitbegründer der Nordic League (White Knights of Britain) von der sich die Nazis wichtige Kontakte erhofften ins britische Establishment. Fuller war aber höchstwahrscheinlich ein MI6-Agent und Teil eines großangelegten Täuschungsmanövers gegen Nazideutschland. Die vermeintlichen pro-deutschen Sympathien lösten sich dann schnell in Luft auf. Fuller bearbeitete aber nicht nur frühzeitig die Deutschen, sondern auch rechte ukrainische Kreise wie die OUN vor und nach dem Zweiten Weltkrieg.

Bei einer Konferenz in Edinburgh unterhielt sich der Vertreter von Stefan Bandera mit Lord Vansittart. Die Mittelsmänner des Geheimdienstes MI6 für die Organisation ABN waren Auberon Herbert und Neil McLean. Die beiden reisten regelmäßig zum ABN-Hauptquartier in München. Ab 1951 bekam die ABN auch Geld von der westdeutschen Bundesregierung. Geholfen hatte es alles nichts. Moskau regierte mit eiserner Hand über Länder wie die Ukraine und kaufte durchgehend aus dem Westen wichtige Technologie ein.

Diverse ukrainische Kämpfer und Politiker waren nach dem Zweiten Weltkrieg in den Westen geflüchtet und organisierten von Städten wie München oder Paris aus diverse Aktivitäten. Der MI6 hatte zunächst große Hoffnungen, dass die Exil-Ukrainer über Kontakte in der sowjetisierten Heimat verfügten und man so an geheime Informationen gelangen könne. Bald wurde klar, dass die Exil-Aktivisten nur unnütze Berichte lieferten und ihre Quellen unterwandert waren vom Sowjetgeheimdienst. Die USA ließen Ukrainer ausbilden und sandten diese per Fallschirm in den Ostblock. Wegen Verrätern wie Kim Philby waren diese Kommando-Missionen samt und sonders Fehlschläge. Die Exil-Organisationen waren zerstritten und chaotisch. Aber der Zirkus ging den Kalten Krieg hindurch weiter.

Man mag sich oberflächlich darüber aufregen, dass rechtsextreme Figuren wie Stefan Bandera zu Status gelangten, und dass die Briten und Amerikaner keine Hemmungen hatten, mit ukrainischen Kräften zu kooperieren, die einst mit den Nazis kooperiert hatten. Aber letztendlich versuchten Ukrainer einfach verzweifelt wechselnde Bündnisse, in der Hoffnung, irgendwann ein halbwegs souveränes Land zu haben und relativ sicher zu sein. Die Briten und Amerikaner konnten so tun, als würden sie sich ernsthaft bemühen, die Ukraine oder andere Staaten des Ostblocks zu befreien, aber letztendlich waren die Exil-Organisationen allesamt Sammelbecken, die nur scheitern konnten. Führende Sicherheitsexpeerten wie Carroll Quigley fragten sich, ob es ein heimliches Kartell der beiden Supermächte gab. In diesem Fall wäre an der Spitze abgesprochen worden, dass sich Exil-Ukrainer abrackern ohne Ergebnisse.

Anfang der 1980er Jahren war Moskau klar, dass die UdSSR in der Form nicht lange weiterexistieren kann. Neue Leute mussten vom Geheimdienst rekrutiert und aufgebaut werden als künftige pseudo-demokratische Kräfte. Als die Ukraine schließlich auf dem Papier unabhängig wurde, standen die Agentennetzwerke bereit. Die Amerikaner und Briten hatten ihrerseits Netzwerke bereitstehen, die über Jahrzehnte hinweg kultiviert worden waren.

In der neuen Ukraine konnte man nie genau wissen, wer ein Spion war und für welche Seite. Es gab auch Doppelagenten und Selbstanbieter, die an mehrere Dienste ihre Informationen und Services verkauften. Plötzlich gab es neue Oligarchen in der Ukraine mit Geflechten aus Briefkastenfirmen. Diese Oligarchen rekrutierten neue Politiker.

Wie stark westliche Geheimdienste den Maidan-Aufstand unterstützten, ist geheim. Es kursiert immer noch die Falschinformation, Victoria Nuland hätte eine Summe von 5 Milliarden $ zugegeben. Es handelte sich um gewöhnliche Gelder, die im Verlauf von rund 20 Jahren geflossen waren. Hatten die Briten und Amerikaner ihren ukrainischen Kontaktleuten große Versprechungen gemacht? Auch nach den russischen Eroberungen 2014? Nach der Invasion vom Februar 2022 boten sich die Anglos erneut als Helfer und Retter an.

Deutschland

Deutschland war immer ein Flickenteppich gewesen aus verschiedenen Fürstentümern, Mini-Königreichen und Grafschaften. Manche davon zählten zu ebenjenen Hochadels-Linien, die Britannien (und wohl verdeckt auch die USA) kontrollierten. Über Jahrhunderte konnten Spionagenetzwerke aufgebaut werden, die in den 1800er dann die Szene der völkisch-rechten Organisationen aufbauten. Die vom britischen Geheimdienst orchestrierte Propaganda besagte, dass winzige jüdische Familien wie die Rothschilds die Kontrolle über Britannien, die USA und teilweise auch Deutschland ergriffen hätten. Britannien bot sich den Völkischen als Freund und Helfer an. Nach dem Ersten Weltkrieg hieß es dreist, die jüdische Weltverschwörung“ sei schuld an dem Konflikt gewesen. Hitler und ranghohe Nazis erwarteten, dass die Briten im Wesentlichen passiv bleiben würden bei einem deutschen Überfall gegen Polen. Auch die USA hätten keine Lust, sich noch einmal in Europa einzumischen; erst recht nicht wegen dem Schicksal Polens. Das Eindämmen des Sowjetkommunismus sei die höchste Priorität.

Sofort nach Kriegsende rekrutierten die britischen und amerikanischen Dienste nach Lust und Laune alte Nazi-Kader für die Politik und die Behörden der neuen Bundesrepublik. Auch reihenweise Kämpfer wurden versorgt als klandestines Stay-Behind-Netzwerk für den Fall einer kommunistischen Invasion. Die Anglos erklärten sich erneut zu Helfern und Rettern.

Der KGB und die Stasi konnten jedoch viele heikle Bereiche Westdeutschlands penetrieren. Bei der Wende wurden zwar Stasi-Agenten enttarnt, aber nicht die Strukturen des KGB und GRU. Helmut Kohl machte eine Traumkarriere mit Hilfe schwarzer Kassen, die aber letztendlich von einem Spion verraten wurden. Man einigte sich mit der DDR darauf, Stillschweigen über die Angelegenheit zu wahren im Tausch gegen frische Kredite.

Kanzler Schröder und Kanzlerin Merkel pflegten besondere Beziehungen zu Moskau, aber abgesegnet war dies wohl von London und Washington. Die Losung von oben hieß, dass die Anglos es am besten wissen. Es galt zu verhindern, dass Russland in mehrere Teile zerfällt und die Einzelteile dann kontrolliert werden von größenwahnsinnigen Diktatoren, die mit Atomwaffen drohen und andere Länder überfallen.

Das Ergebnis ist nun ein geschlossenes russisches Imperium mit einem größenwahnsinnigen Diktator, der mit Atomwaffen droht und andere Länder überfällt. Und natürlich boten sich die Anglo-Geheimdienste den Ukrainern erneut als Retter an.

AlexBenesch
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